Perma hat geschrieben:
Es sollte entscheidend sein, was das Kind will, nicht was die Eltern wollen. Es gibt sicherlich Kinder, die Interesse an Kampfsportarten und Wettkämpfen haben. Aber bei den dort gezeigten Kinder hege ich doch ernste Zweifel daran, daß die Kinder das wollen.
Ich stimme dir zwar inhaltlich voll zu.
Allerdings hege ich noch an etwas anderem Zweifel: Daran, dass die Eltern hier fair dargestellt wurden.
Denn eins ist völlig klar und leicht zu merken: Die Journalisten hatten hier ein klares ideologisches Ziel, nämlich, bei den Zuschauern genau die negativen Reaktionen gegenüber den Eltern hervorzurufen, die sie hier im Forum auch hergerufen haben. Und ich erkenne, mit Ausnahme fehlender Verpixelung, keinen äußerlich leicht erkennbaren Unterschied zur üblichen Anti-Pädo-"Dokumentation".
Aus solchen Filmchen etwas über wirkliche Menschen erfahren zu wollen scheint mir daher in etwa genauso schwer wie aus Jud Süß etwas über Juden erfahren zu wollen.
Wie geht man mit solchen Filmchen um? Kann man aus solchen "Dokumentationen", die ein klares ideologisches Ziel haben, überhaupt etwas über die Realität entnehmen? Ich denke, trotz allem, ja. Aber das geht wohl nur, wenn man sich von vornherein auch emotional dagegen wappnet, vereinnahmt zu werden, und die bekannten Manipulationstechniken im Geiste umkehrt.
Und dies muss man auch dann machen, wenn man von vornherein solchen manipulativen Eltern gegenüber voreingenommen ist. Was ich bin. Und erst recht, wenn ein Typ präsentiert wird, von dem schon ein Fotoportrait bei mir nur Abscheu hervorruft, wie bei dem Vater von dem Mädchen.
Für ein faires Urteil muss man ja zumindest beide Seiten anhören, man hört aber nur eine Seite. Die andere Seite glaubt man ja nur zu hören. Denn man hört nur ein paar kurze, sekundenlange, Ausschnitte aus möglicherweise stundenlangen Aufnahmen. Ausschnitte, die die Journalisten gezielt ausgewählt haben, um die andere Seite bloßzustellen, und selbstverständlich normalerweise ohne jede Rücksicht auf den Kontext oder sowas.
Und auch eine neutrale, wissenschaftliche Meinung hätte man ja gerne gehört. Und man bekommt natürlich auch eine vorgesetzt. Nur, man gehe besser davon aus, dass dies nur zwei Varianten der Darstellung derselben Ideologie sind. Eine Variante der "guter Bulle/ böser Bulle" Technik.
Das ist nichts, was irgendwie beim Thema Pädophilie gewissermaßen ein Ausrutscher wäre, nein, das ist einfach nur übliche Technik ideologischer "Dokumentationen".
Was also müsste man tun, um diese Manipulationstechniken auszutricksen? Es bleibt faktisch nichts anderes übrig, als sich selbst zum Anwalt der jeweils negativ Dargestellten zu machen. Zu überlegen, wie eine Szene anders erklärbar ist, sich einen positiveren Kontext um die Bilder und Sprüche herum zu erfinden, in dem die Angeklagten besser wegkommen. Die Arbeitsteilung zwischen neutral und wissenschaftlich tuendem "Experten" und moralisierendem Kommentator als das zu verstehen, was sie ist, nämlich eine Manipulationstechnik, und beide als, als Vertreter einer Seite, zu verstehen.
Tauge ich als Anwalt für manipulierende Eltern? Kaum. Ich halte mich da für denkbar ungeeignet, reagiere ja schon auf ein "das wollen wir doch nicht, oder" allergisch. Auch habe ich gar keine Lust dazu. Der fette Glatzkopf ist mir einfach physisch zuwider. Ganz abgesehen von der Gefahr, dass mancher Mitleser aus so einer Verteidigung schließen würden, ich würde ähnlich mit Kindern umgehen. Gott bewahre.
Trotzdem, wenn ich sehe, wie die Eltern am Ring nur schreien, klingeln bei mir die Alarmglocken: Schreiende Eltern wirken schließlich aggressiver als leise mitbangende Eltern. Da bietet es sich doch geradezu an, sie bei allen Kämpfen die ganze Zeit aufzunehmen und dann die Szenen rauszuschneiden, in denen sie am lautesten, aggressivsten schreien.
Und noch eins: Wenn es überhaupt ein Gebiet gibt, wo Manipulation gerechtfertigt ist, dann dürfte das die Ansprache des Trainers in der Kampfpause sein. Da geht es ja wirklich darum, das Letzte herauszuholen, die Angst und Schwäche zu unterdrücken.
Das politische Ziel hinter solchen "Dokumentationen" ist letztendlich nichts anderes als bei denen über uns auch: Ausweitung staatlicher Kontrolle - vor solchen bösen Eltern müssen die armen Kinderchen unbedingt geschützt werden. Und überhaupt, einen anderen hauen, darf man denn einem
Kind sowas beibringen?