Bücher für GLs.

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Arrowhead
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Re: Vladimir Nabokov: Lolita

Beitrag von Arrowhead »

Naja. Also auch wenn Lolita beinahe schon Jugendliche war und nicht mehr Kind - die Verantwortung trug in meinen Augen dennoch Humbert. Damit ist auch er es, der die Schuld trägt. Auch wenn am Ende beide gewissermaßen Opfer waren.

Ich mag das Buch eigentlich. Finde es schön geschrieben und auch sehr spannend. Aber es ist mit Vorsicht zu genießen. Vor allem sollte man als Pädo auch aufpassen, Humbert nicht zu sehr als Identifikationsfigur zu betrachten. In dem Kontext erinnere ich immer wieder gerne daran, dass er eine Zeit lang Pläne schmiedete, wie er die Mutter wohl am besten umbringen könnte... Wäre sie dann nicht kurz später bei einem Unfall gestorben, dann hätte Humbert einen dieser Pläne wahrscheinlich auch in die Tat umgesetzt. Und als wäre das nicht schon verwerflich genug: Er hat sich in dieser ganzen Zeit nie die Frage gestellt, wie es Lolita wohl gehen würde, wenn sie ihre Mutter verliert.

Lolita mag bisweilen ihren Spaß daran gehabt haben, Humbert zu verführen. Aber das, was sie aus ihm gemacht hat, das kann sie unmöglich kommen sehen oder gar gewollt haben.
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Leni
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Re: Vladimir Nabokov: Lolita

Beitrag von Leni »

Dass er mal drauf und dran war die Mutter zu töten hatte ich jetzt garnicht mehr auf dem Schirm, sorry. Das ist natürlich übel und zeugt davon, dass er doch nicht der bemitleidenswerte Mann ist, für den ich ihn gerade gehalten habe.

Aber schau dir doch mal das Ende an (mir fällt grad nur der Film ein), wo sie ihn zu sich lockt. Sie ist schwanger und manövriert mal schnell ihren Mann aus dem Haus, sagt ihm, dass "der alte Trottel" oder so da ist und dass sie nun Geld von ihm bekommen. Er sitzt danach in seinem Auto, total fertig.

Und Sie? Sie fällt lachend ihrem Mann in die Arme, ihr gehts gut. :twisted:

Ich hasse es grundsätzlich, wenn Menschen andere Menschen ausnutzen und hinter deren Rücken über deren Schwäche lachen.
Du allein warst mein Beschützer, Inhalt meines Lebens.
Du warst mir ein Freund und Vater. Ich liebe dich.
:herz:
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Arrowhead
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Re: Vladimir Nabokov: Lolita

Beitrag von Arrowhead »

Mh, das Ende vom Buch habe ich etwas anders in Erinnerung (ist aber auch bei mir schon etwas her).

Ich glaube, das war so, dass Lolita nach einigen Jahren Humbert eben kontaktiert, weil sie einfach total in Geldnöten ist. Sie haust später ja in so einer Bruchbude, erwartet ein Kind. Und Humbert hatte immer Geld, er konnte ja allein von seinen Büchern leben.

Dann kommt es zum Wiedersehen und Humbert gibt ihr Geld, ohne Bedingungen daran knüpfen zu wollen. Aber Lolita versteht das so, dass er jetzt wieder sexuelle Gefälligkeiten von ihr dafür erwarten würde.

Auf dieses Missverständnis hin bricht Humbert schließlich zusammen, weint, ist völlig losgelöst.

Für mich eine der großen Schlüsselszenen. Ich interpretiere das so, dass Humbert in diesem Moment klar wird, wie unterschiedlich er und Lolita auf ihr Verhältnis (zurück)blicken.
Aus seiner Sicht: bedingungslose Liebe, er hat alles für Lolita getan, würde immer noch alles für sie tun.
Aber aus Lolitas Sicht: schlichtweg ein sich gegenseitiges Nutzen und Ausnutzen.

Man kann Lolita an der Stelle eigentlich keine Vorwürfe machen. So hat sie das eben erlebt und so hat sie das eben empfunden. Die große Liebe, die Humbert meinte ihr zu geben, kam bei ihr jedenfalls nicht an.

Es ist schon eine verdammt tragische Geschichte. Aber wie gesagt, ich finde, Humbert hat es sich eigentlich selbst zuzuschreiben. Er hätte schon viel früher erkennen müssen, was er da eigentlich tat und wie weit das von aufrichtiger Liebe und den Interessen von Lolita entfernt war.
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Horizonzero
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Re: Vladimir Nabokov: Lolita

Beitrag von Horizonzero »

Der Abhängige war der Mann.
Ein sicherlich vielen Pädophilen bekanntes Phänomen ...,
allerdings beruhen auch "normale Beziehungen" sehr oft auf Abhängigkeiten.
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Sascha
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Re: Vladimir Nabokov: Lolita

Beitrag von Sascha »

Leni hat geschrieben: 09.02.2021, 11:31 Zu sehen/lesen, wie sehr sich dieser Mann zu einem seelischen Krüppel machen läßt, sein ganzes Leben kaputt machen läßt von dieser heimtückischen, frühreifen Hexe, ist einfach nur schrecklich.
Dafür 100 Punkte von mir. Hab ich zwar nicht ganz so gesehen, aber trotzdem ...

Für mich hatte das Buch nur am Anfang was mit Pädophilie zu tun. Der größte Teil war für mein Gefühl eine ganz normale Heten-Beziehungsgeschichte, in der das Alter der weiblichen Heldin keine wirkliche Rolle mehr spielte.
Lakar567
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Re: Vladimir Nabokov: Lolita

Beitrag von Lakar567 »

Ob Humbert Lolita geliebt hat? Nein natürlich nicht. Er war bereit seinen "Schatz" mit Medikamenten ruhig zu stellen um ihr köperliche Nähe sein zu können. Wenn er Lolita wirklich geliebt hätte, hätte er seine Vaterrolle akzeptieren können/müssen. Vielleicht wären seine köperlichen Begierden nicht gestillt worden aber wenn man liebt muss man halt manchmal auf Dinge verzichten.
Ich würde mich über eine Kontaktaufnahme freuen. Ich hätte gerne einen Girlloverkumpel mit dem ich über Girls schwärmen kann.
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Horizonzero
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Re: Vladimir Nabokov: Lolita

Beitrag von Horizonzero »

Liebe und Sex können Hand in Hand gehen - tuen es aber nun mal nicht immer. Dennoch kann es gut sein das er sie, trotz der Medikamenten Nummer, liebt sich aber halt der Trieb durchsetzt.
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Pan Tau
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Re: Vladimir Nabokov: Lolita

Beitrag von Pan Tau »

Etwas verschroben gedacht sind die Medis ja Ausdruck seiner Liebe - ohne Betäubung hätte es ja vermutlch dem Mädel weh getan.
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