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Lap

Kognitive Verzerrung und Lolita

Beitrag von Lap »

In Anlehnung an das mir nicht zugängliche Thema im internen Bereich "Vladimir Nabokov: Lolita" ein Hinweis auf Brunos Beitrag.
Er stellt sie heimlich mit Schlafmittel ruhig, damit er unbemerkt sexuelle Handlungen an ihr begehen kann.
Nur mit viel kognitiver Verzerrung sind Kommentare wie folgend zu erklären.
Auch wenn am Ende beide gewissermaßen Opfer waren.
Lolita mag bisweilen ihren Spaß daran gehabt haben, Humbert zu verführen.
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Arrowhead
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Re: Kognitive Verzerrung und Lolita

Beitrag von Arrowhead »

Da hast du meine Worte ja schön aus dem Kontext gerissen. Aber ich sehe trotzdem, auch isoliert betrachtet, nicht wirklich, was an diesen Sätzen falsch sein soll.

Auch wenn am Ende beide gewissermaßen Opfer waren.
gewissermaßen =! gleichermaßen

Und natürlich ist Humbert gewissermaßen ein Opfer. Ein Opfer seiner Triebe, ein Opfer der Gesellschaft, ein Opfer seiner Besessenheit... ja, in diesem Kontext auch ein Stück weit Opfer von Lolita. Die Figur des Humbert wäre ja schrecklich eindimensional und langweilig, wenn man das nicht mehr anerkennen dürfte.

Entschuldigt das sein Handeln? Heißt es, dass er eigentlich gar keine Verantwortung trug? Nein.
Habe ich das behauptet? Nein, ich habe das Gegenteil behauptet.

Lolita mag bisweilen ihren Spaß daran gehabt haben, Humbert zu verführen.
mag bisweilen gehabt haben =! "die hatte doch ihren Spaß dabei!"

Bei mir ist die Lektüre schon etwas länger her. Wenn für dich aus ihr eindeutig hervorgeht, dass Lolita niemals auch nur einen Funken Spaß dabei hatte - okay. Das würde mich aber etwas wundern. Führe dir nochmal die Situation vor Augen: Da ist ein Mädchen, grade einmal 12 Jahre alt oder so, und es merkt, dass es unglaublich viel Macht über einen Erwachsenen hat. Viel mehr Macht, als ein Kind sonst über einen Erwachsenen hat. Es liegt doch nahe, dass dieses Kind das dann vielleicht auch irgendwie cool findet, vielleicht auch "spielerisch" die Grenzen testen wird, schauen wird, wozu es diesen Erwachsenen bringen kann.

Irgendwann wird das sicher aufgehört haben. Und es änderte auch nichts daran, dass Lolita Humbert unfreiwillig ausgeliefert war und vieles nicht gewollt haben kann. Aber auch hier habe ich ja nichts anderes behauptet.
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Rumpelstilzchen
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Re: Kognitive Verzerrung und Lolita

Beitrag von Rumpelstilzchen »

der an so was Ähnlichem wie chronischem u. unheilbarem Unglücklichsein leidende Hum ist eine recht ambivalente Figur, Täter und Opfer zugleich, und das Geniale an Nabokovs literarischem Meisterwerk ist für mich, daß er diesen Zwiespalt, dieses innere Zerrissensein des Protagonisten so exakt, fast mit diabolischer Schärfe beobachtend, herausarbeitet. Und auch in Lolita ist diese Ambivalenz, denn letzten Endes ist sie es, die Hum in dem Hotel der "verzauberten Jäger" verführt, sie gibt den letzten Anstoß zu dem vollzogenen Geschlechtsakt.
Wenn man das Buch u. vielleicht auch besonders Kapitel 29 aufmerksam liest, dann leidet Humbert an einer letztlich unerfüllbaren, wahren, wenn auch (von was oder wem auch immer) verbogenen und verdrehten Liebe, jedenfalls habe ich es so verstanden.
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Arrowhead
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Re: Kognitive Verzerrung und Lolita

Beitrag von Arrowhead »

Es ist immer fraglich, wo uns Humbert als Erzähler anlügt, wo er beschönigt, wo er tatsächlich die Wahrheit sagt. Auch ganz ohne kognitive Verzerrung ergibt sich ein breiter Interpretationsspielraum.
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