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Wolfgang
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Solidarität & Gesetz

Beitrag von Wolfgang »

Die neue, moralisierende Gesellschaft, wird im Zuge von Cancel Culture dafür sorgen, dass immer mehr Gefühle in Gesetze gefasst werden. Ekel ist ein sehr starkes Gefühl. Zudem erfüllt man das Bild vom triebgesteuerten Pädophilen, der auf Dauer nicht in der Lage ist sein Verlangen unter Kontrolle zu halten. Und damit immer potenzieller Täter. Ein erfolgreiches Mittel: Begriffe verändern. Neudeutsch: Framing. Das Betrachten von Posingbildern wird genauso bezeichnet wie eine Vergewaltigung. Beides unter dem Begriff Gewalt gegen Kinder summiert. Greif man diese Form der Stigmatisierung an, wird man oberlehrerhaft über feine Unterschiede belehrt, die aufzeigen sollen, das man sehr wohl unterscheide. Die Absicht verschleiernd, das man genau dies nicht will.

Pädophile, die heute anderen Pädophilen vorwerfen, mit ihren Forderungen nach Entkriminalisierung das Bild von Pädophilen in der Öffentlichkeit zu beschädigen, werden schon bald selber Kriminelle sein. Man muss nur genug verbieten um eine Minderheit zu kriminalisieren. Und ihnen Taten zuschreiben, die andere begehen (Jugendliche, Ersatztäter, nicht pädophile Erwachsene). Dabei immer ein Ohr an der Stimmung im Volk und ggf. diese mit widerlichen Berichten für den Boulevard und „fachlichen“ Symposien für die Bildungselite anheizen.
Genau das passiert gerade (wieder). Und es ist eben nicht das Ende sondern der Anfang. Es geht um maximale Stigmatisierung. Das Bauchgefühl des Volkes als letzte Instanz. Die Vorstellung, ein Mann onaniert zu Kinderbildern, ist einfach nur ekelhaft. Auch dann, wenn es sich um ein vollkommen normales Bild handelt. In logischer Folge muss man diese Handlung verbieten. Das bedeutet, dass es für eine Strafbarkeit nicht mehr auf das Bild ankommt sondern auf den Besitzer. Allen, denen diese Vision zu abstrus ist: Wer hätte ernsthaft geglaubt, das Posingbilder oder Puppen verboten werden könnten? Das es verboten werden könnte, überhaupt über sexuelle Fantasien zu sprechen. Nur wenige konnten sich 1937 vorstellen, was im November 1938 dann Wirklichkeit wurde. Die Reichspogromnacht. Selbst danach glaubten noch viele Juden, ein angepasstes Verhalten würde Schlimmeres verhindern.

Die Uneinigkeit der Pädophilen trägt zu ihrem Verhängnis bei. Wenn schon innerhalb der Gruppe unterschiedliche Meinungen nicht diskutiert werden können, dann macht man es den Gegnern leicht. Es ist vollkommen irrelevant, ob ich für oder gegen die Nutzung von Kinderpornografie bin. Das ich mir als GL nicht vorstellen kann, wie man BL sein kann. Es spielt keine Rolle, ob ich einvernehmliche sexuelle Kontakte mit Kinder für möglich oder unmöglich halte. Das ich mir nicht vorstellen kann, dass man sich in eine Puppe verliebt. Es kommt darauf an, das ich eine andere Meinung aushalte. Das ich meine Ansicht vertreten kann ohne dem anderen zu unterstellen, er ist ein schlechter Mensch. Demokratie bedeutet eben auch Auseinandersetzung. Und klar: die braucht Raum und Regeln. Dabei sollten Regeln die Form bestimmen. Nicht den Inhalt.

Pädophile sind Opfer von Vorurteilen, Verächtlichmachung, Desinformation und Framing. Die Idee, das dieses Bild besser wäre, wenn nur alle sich brav an die Vorgaben der Mehrheit hielten, verschiebt die Verantwortung der Mehrheit auf einzelne Menschen der Minderheit. Das verkennt die Mechanismen der Unterdrückung. Gerade das aktuelle Puppenverbot zeigt exemplarisch, dass es überhaupt nicht auf das Verhalten der Gruppe oder Einzelner ankommt. Hass, Rassismus und Pädophobie brauchen keinen realen Anlass für weitere Unrechtsgesetze. Es wird Zeit, dass sich die Pädophilen ihrer tatsächlichen Situation bewusst werden und mit den wenigen, verbliebenen Kräften gemeinsam für das Recht kämpfen als Teil der Gesellschaft anerkannt und geschützt zu werden. Mit all ihren Widersprüchen, Anpassungen, Hoffnungen und Forderungen. Pädophile sind keine homogene Gruppe. Werden es nie sein. Das muss man als Pädophiler aushalten. So wie die Gesellschaft Unterschiede aushalten muss. Auch in der sexuellen Orientierung. Oder eben gerade da.
Das Schicksal der Minderheit ist die Zukunft der Mehrheit.
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