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Lavinia Halbritter
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Nie wieder lügen, oder nicht mehr existieren. Was würdet ihr wählen?

Beitrag von Lavinia Halbritter »

Das ist keine rein hypothetische Frage. Ich kann nicht mehr lügen, sonst bin ich nicht mehr ich selbst.

Aber wie soll ich damit leben? Als Pädo?
Meinen Job bin ich los (da gehört lügen zur Stellenbeschreibung). Aber weiter? Irgendwann wird die Frage kommen und dann werde ich nicht "Nein" sagen können.

Ich kann es aufschieben. Nicht drüber nachdenken. Aber wenn jemand fragt der mir wichtig ist werde ich nicht nein antworten können.
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Arrowhead
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Re: Nie wieder lügen, oder nicht mehr existieren. Was würdet ihr wählen?

Beitrag von Arrowhead »

Hast du es nicht vorher auch geschafft, zu lügen und dabei trotzdem du selbst zu bleiben? Weil du geschrieben hast "nicht mehr".

Die Frage, die sich mir stellt, lautet daher:
Was ist passiert?
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Mitleser
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Re: Nie wieder lügen, oder nicht mehr existieren. Was würdet ihr wählen?

Beitrag von Mitleser »

Job verloren klingt nicht schön. :( Was mit Kindern? Magst Du uns davon erzählen?

Mit dem Lügen ist das so eine Sache. Ich sage einfach nichts, und genieße stattdessen im Stillen. Sollen die anderen sich ihren Teil denken, mir egal.
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Luna
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Re: Nie wieder lügen, oder nicht mehr existieren. Was würdet ihr wählen?

Beitrag von Luna »

Hallo Lavinia Halbritter,

Manchmal tut es auch gut einen Job zu beenden der einem nicht gut tat, weil man immer z.B. Lügen musste. Und dann etwas neues machen! Ich empfehle dir aber auch eine Auszeit zu nehmen. Dir steht Arbeitslosengeld 1 zu. Das ist weniger als das was du verdienst hast aber so kannst du dich neu sammeln. Ich habe ein halbes Jahr fast nur geschlafen! Erst danach wusste ich das es so Richtig war. Bei mir war es am Ende so schlimm geworden das ich Lähmungserscheinungen hatte und Morgens nicht mehr aufstehen und zur Arbeit konnte. Alles psychisch.

Irgendwie klingt das so als ob du geoutet bist. Ich hoffe nicht. Fühl dich gedrückt!

Das mit dem Lügen ist das so ne Sache, manchmal muss man leider Lügen. Aber bitte nicht, wenn deine Gesundheit auf dem Spiel steht.

Die staatliche Vernichtung von Puppen muss sich für ihre Besitzer wie die Ermordung eines geliebten Familienmitgliedes anfühlen. Konsequent gegen die politische Verfolgung und Inhaftierung von unschuldigen Menschen!

Meine TeleGuard-ID: YHB6PWGT9
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Arrowhead
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Re: Nie wieder lügen, oder nicht mehr existieren. Was würdet ihr wählen?

Beitrag von Arrowhead »

Wenn ich das richtig verstanden habe, ist der Job-Verlust nichts, was schon passiert wäre, sondern das, was bevorstünde, wenn er nicht mehr lügen würde.

Ich hoffe, ich habe das richtig verstanden... :|
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Lavinia Halbritter
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Re: Nie wieder lügen, oder nicht mehr existieren. Was würdet ihr wählen?

Beitrag von Lavinia Halbritter »

Danke, dass ihr euch Sorgen macht, so war das nicht gemeint.
Job hab ich noch und geoutet bin ich auch nicht. Lügen kann ich auch noch. Ich will es bloß nicht mehr.

Später kann ich mehr erklären.
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Girllover75
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Re: Nie wieder lügen, oder nicht mehr existieren. Was würdet ihr wählen?

Beitrag von Girllover75 »

Na, so richtig weiß ich jetzt nicht um was es geht. Also würdest du dich gerne outen, was sich aber nicht so einfach machen lässt aufgrund der Konsequenzen?

Ich bleibe hier mal an deiner Seite. Verstehen könnte ich es ja.
Testergebnis= Pädo-positiv :herz: :herz: :herz:
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Arrowhead
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Re: Nie wieder lügen, oder nicht mehr existieren. Was würdet ihr wählen?

Beitrag von Arrowhead »

Lavinia Halbritter hat geschrieben: 09.07.2022, 21:32Später kann ich mehr erklären.
Sehr gerne. Vielleicht auch unter Fragen-Probleme-Selbsthilfe, wenn es dir dort lieber wäre?

Ich würde dir gerne irgendwie helfen. Finde es aber schwierig, mich in diese Situation reinzudenken. Also: Klar, ich lüge jetzt auch nicht wahnsinnig gerne, ich habe auch etwas Zeit gebraucht, um quasi Strategien zu entwickeln, wie ich das vor mir selber rechtfertigen kann, und ich könnte das nun ausführen... Aber ich weiß nicht, ob das an der Stelle zielführend wäre. Denn für dich scheint es ja schon ganz fest entschieden zu sein, dass das keine Option mehr ist. Und das kann ich gerade schlecht nachvollziehen - wie es jetzt "plötzlich" dazu gekommen ist, dass das so feststeht.
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Leni
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Re: Nie wieder lügen, oder nicht mehr existieren. Was würdet ihr wählen?

Beitrag von Leni »

Ich finde nicht, dass das, was du machst, lügen ist. Ich finde, das ist ganz normaler, gesunder Selbstschutz, der einfach manchmal sein muss.

Wenn es so wäre, wie du es empfindest, hätte auch ich jetzt jahrzehntelang gelogen, da ich außer meinem Mann niemandem erzählt habe, wer meine erste große Liebe war.

Ich habe es nicht erzählt aus Selbstschutz. Wer hätte das auch verstanden? Hätte es Sinn gemacht, es zu erzählen? Nein!
Du allein warst mein Beschützer, Inhalt meines Lebens.
Du warst mir ein Freund und Vater. Ich liebe dich.
:herz:
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Horizonzero
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Re: Nie wieder lügen, oder nicht mehr existieren. Was würdet ihr wählen?

Beitrag von Horizonzero »

So ähnlich sehe ich das auch, eine Lüge wäre es nur wenn Du gefragt würdest ob Du Pädophil bist und das dann verneinst. keiner ist verpflichtet seine Empfindungen offen vor sich her zu tragen.
darüber hinaus haben die Wissenschaftler ja herausgefunden das dies völlig normales Verhalten ist.
Psychologie: Ein Loblied auf die Lüge
Menschen lügen. Tagein, tagaus. Zum Glück, denn Lügen halten die Gemeinschaft zusammen, meinen Forscher. Ohne Flunkerei und Täuschung könnten Gesellschaften nicht funktionieren.
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Salted Tears
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Re: Nie wieder lügen, oder nicht mehr existieren. Was würdet ihr wählen?

Beitrag von Salted Tears »

hehe - dazu fällt mir ein T-Shirt ein - Pinoccio unter einer Fau, die ihm zuruft "und jetzt lüg ..."

Ernsthaft existiere ich zu gerne um nie mehr zu lügen.
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Lavinia Halbritter
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Re: Nie wieder lügen, oder nicht mehr existieren. Was würdet ihr wählen?

Beitrag von Lavinia Halbritter »

Gestern habe ich erfahren wie es ist sich ganz und gar der Realität zuzuwenden - was es heißt wach zu sein, voll hier und ganz ich selbst.

Vielleicht waren auch 100 µg von irgendeiner Substanz im Spiel :mrgreen: Die Erfahrung war aber authentisch, denn ein guter Teil davon hält noch an.
Es hat damit angefangen, dass ich irgendwann verwirrt im Bett lag und nach nach einem klaren Geist gesucht habe, irgendjemanden der die Kontrolle hat. Da war aber niemand, kein Selbst, niemand der die Gedanken denkt. Also haben die Gedanken beschlossen, dass sie sich selbst denken müssen. Sofort hat sich alles geordnet und war vollkommen klar. Damit sind aber auch die Illusionen, Träume, Lügen, Geschichten weg die ich mir über mich selbst erzählt habe. Und ich kann meine blinden Flecken sehen - Dinge die ich auszublenden gelernt habe.

Wir alle kommen unwissend auf die Welt, werden mit Sinneseindrücken geflutet und bilden uns langsam ein Weltmodell daraus um als Wesen interagieren zu können. Wir leben nicht in der Welt selbst, sondern in unserem Modell, und vergleichen nur ab und zu. Es ist uns aber auch möglich das Weltmodell unseren Wünschen anzupassen und das tun wir alle unbewusst. Wir blenden Teile aus die wir nicht mögen und verschönern was nicht schön ist. Wir halten uns zum Beispiel für klüger als wir sind und ignorieren dass das Leben irgendwann endet.
Wenn die Illusion weg fällt, dann steht man der Realität nackt gegenüber und muss sich mit all diesen Dingen auseinandersetzen. Das befreit aber auch ungemein.

Bei mir war (ist?) es so, dass ich aus Angst mich zu outen (als pädo, trans, als komisch) einen Filter aufgebaut habe. In jeder sozialen Situation ist er angesprungen und hat wie ein Wachmann aufgepasst, dass ja nichts persönliches über mich herauskommt. Mein wahres Selbst wurde unterdrückt, während der Wachmann schauspielt.

Gestern dann, als ich jeden Atemzug wahrgenommen habe, alles so angenommen habe wie es ist, kam zufällig mein Vater kurz zu Besuch. Ich konnte live beobachten wie der Filter immer wieder angesprungen ist und mich mit Gewalt in die Dunkelheit gedrückt hat. Ich musste mich dann immer konzentrieren um wieder zurück zu kommen.
Das ist die Lüge der ich entkommen will. Andere Menschen belüge ich durch den Filter, und alleine flüchte ich mich in Träume. Nie aber stelle ich mich der Wahrheit. Und das schränkt mein Leben massiv ein.

Daraus kam die Erkenntnis, dass ich nicht gleichzeitig lügen und ich selbst sein kann. Weil ich mich aber daran klammer, komme ich zum Schluss, dass ich nicht mehr lügen kann - aus Angst mich selbst wieder zu verlieren.
Ich habe auch einen Zettel geschrieben:
"Ich lüge nicht mehr.
Und wenn doch, dann schrei mich an und sag:
Setzt dich in und meditier bis du wieder du selbst bist!"
Nur wie wird mein Leben dann aussehen? Auf der Arbeit muss ich täglich mit Leuten verhandeln und das funktioniert nicht wenn ich ehrlich bin. Und im persönlichen Umfeld wird irgendwann die Sprache auf Mädchen kommen. Und wenn mir mein gegenüber wichtig ist, dann werde ich auch ehrlich antworten. Von der sozialen Angst unter der ich leide wäre ein Outing das schlimmste überhaupt. Aber ich habe mir gesagt, wenn es dann irgendwann kommt, dann muss ich mich der Angst stellen. Wenn ich mich der Angst sowieso stellen muss, dann mach ich das am besten gleich jetzt, sonst weiß ich nicht ob ich es kann.
Es war wirklich schwer, ich habe geheult und dann irgendwann einen Waffenstillstand ausgehandelt.

Nun hab ich einen guten Rat gefunden: Das erste mal, dass man sowas erlebt soll man als Geschenk betrachten. Egal wie schön, wenn man versucht es festzuhalten oder zu erzwingen wird es einem entweichen. Wenn man los lässt kommt es langsam zurück.

Das war genau mein Fehler. Ich werde wohl in Zukunft noch lügen, aber ich arbeite daran öfter ich selbst zu sein.
Ich werde mir aber einen anderen Job suchen, und irgendwann werde ich mich auch meinen Eltern gegenüber outen können.
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MattHeb1114
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Re: Nie wieder lügen, oder nicht mehr existieren. Was würdet ihr wählen?

Beitrag von MattHeb1114 »

Ich muss Dir recht geben, als ich zu mir selbst mit Hilfe meines Therapeuten vor etwa 18 Monaten gesagt habe „Ich bin pädophil“, das wahr wahnsinnig befreiend. Aber, es war beim Therapeuten im sicheren Umfeld. Seither habe ich mit dem „Coming Out“ sowohl gute, als auch schlechte Erfahrungen gemacht, und rate allgemein zur Vorsicht.
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naylee
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Re: Nie wieder lügen, oder nicht mehr existieren. Was würdet ihr wählen?

Beitrag von naylee »

Lavinia Halbritter hat geschrieben: 10.07.2022, 22:50 Bei mir war (ist?) es so, dass ich aus Angst mich zu outen (als pädo, trans, als komisch) einen Filter aufgebaut habe. In jeder sozialen Situation ist er angesprungen und hat wie ein Wachmann aufgepasst, dass ja nichts persönliches über mich herauskommt. Mein wahres Selbst wurde unterdrückt, während der Wachmann schauspielt.
Das hast du sehr schön geschrieben, mit dem Modell unserer Wahrnehmung und unserer Wünsche, in dem wir leben.

Der Wachmann, den du hier beschreibst, auf den kannst du wirklich stolz sein. Den haben nämlich nur die wenigsten Menschen, die nicht etwas grundlegendes zu verbergen haben. Der Wachmann macht dich eigentlich erst zu dir selbst, da er dir die nötige Fähigkeit zur Selbstreflexion gibt. (Ich nehme bei pädophilen Menschen generell eine recht hohe Selbstreflexionsfähigkeit wahr, sowohl im RL als auch online.) Sicherlich, der Wachmann legt dir oft genug auf eine Wahrheit zu verschweigen, einen Blick eher verstohlen zu riskieren und auf direkte Fragen mit einstudiertem, ungläubig-schockiertem Gesicht zu reagieren (ich selbst habe mir solche Situationen sehr oft vorgestellt und bei mehreren konkreten Nachfragen so stets mein Geheimnis verteidigen können) - diese Lügen sind allerdings keine böswilligen Unwahrheiten, sondern sie stärken deine geheime Identität. Eine Identität, die du nur in seltenen Fällen preisgeben kannst und trotzdem mit negativen Konsequenzen rechnen musst.

Lavinia Halbritter hat geschrieben: 10.07.2022, 22:50
Nie aber stelle ich mich der Wahrheit. Und das schränkt mein Leben massiv ein.
Du selber stellst dich schon der Wahrheit. Es sind die anderen, die du davor schützt. Denn könnten sie mit dieser Wahrheit besser umgehen, dann müsstest du dich nicht verstecken. Da sie dazu aber nicht in der Lage sind, schützt du sie davor, dich ungerechtfertigt zu verdammen.

Lavinia Halbritter hat geschrieben: 10.07.2022, 22:50 Daraus kam die Erkenntnis, dass ich nicht gleichzeitig lügen und ich selbst sein kann. Weil ich mich aber daran klammer, komme ich zum Schluss, dass ich nicht mehr lügen kann - aus Angst mich selbst wieder zu verlieren.
Stimmt, da hast du Recht. Du verlierst dich selbst, wenn du dich verleugnest. Einerseits.
Andererseits aber kannst du dir Räume schaffen, in denen du die Wahrheit sagst, oder zeigst.
Ich zum Beispiel zeige im Umgang mit Kindern meine Pädophilie ganz offen. Jeder kann sie sehen, doch nur die wenigsten können meine Blicke, Berührungen, Handlungen, meine Sprechstimme und Worte deuten. Erwachsene, die früher selbst mit Pädophilen Kontakt hatten, die durchschauen mich. Und Kinder natürlich. Die merken es vom ersten Augenblick an. Ich liebe es, wenn fremde Kinder meinen Blick zuerst schüchtern-scheu und dann neugierig und immer aufgeschlossener erwidern. Und sobald ein zartes Lächeln am Horizont erscheint, haben wir einen gemeinsamen Moment erschaffen, der in uns fortlebt. Vielleicht nur die nächsten zwei Minuten, vielleicht aber auch ein Leben lang.

Lavinia Halbritter hat geschrieben: 10.07.2022, 22:50 Nur wie wird mein Leben dann aussehen? Auf der Arbeit muss ich täglich mit Leuten verhandeln und das funktioniert nicht wenn ich ehrlich bin.
Danke, dass du das schreibst. Mich selbst würde es auch so dermaßen ankotzen, auf Arbeit irgendeine Rolle einnehmen zu müssen.

Lavinia Halbritter hat geschrieben: 10.07.2022, 22:50 Und im persönlichen Umfeld wird irgendwann die Sprache auf Mädchen kommen. Und wenn mir mein gegenüber wichtig ist, dann werde ich auch ehrlich antworten.

...

Von der sozialen Angst unter der ich leide wäre ein Outing das schlimmste überhaupt. Aber ich habe mir gesagt, wenn es dann irgendwann kommt, dann muss ich mich der Angst stellen. Wenn ich mich der Angst sowieso stellen muss, dann mach ich das am besten gleich jetzt, sonst weiß ich nicht ob ich es kann.
Überlege es dir bitte genau. Sehr genau. Selbst wenn nach dem Outing alles in Ordnung ist, die Zeit wird dein größter Feind werden. Beziehungen zwischen Menschen verändern sich. Es kann alles gut bleiben, oder aber auch nicht. Und mit einem Outing machst du dich so unendlich verletzbar. Du hängst an der Gunst eines anderen. Deine sozialen Ängste werden, wenn es blöd kommt, noch größer und du wirst dich noch stärker zurückziehen. Du wirst jedes Augenzwinkern mehrfach analysieren und hinter jedem scheinbar zögerlich erwidertem Gruß Doppeldeutigkeit sehen. Dabei weißt du nicht, wer noch davon wissen könnte und die Wahrscheinlichkeit, dass du dir einen komplett neuen Freundeskreis aufbaust, wird sehr hoch sein. Und du wirst stets darauf bedacht sein, deinen alten Freundeskreis komplett aus deinem neuen Freundeskreis herauszuhalten. Selbst bei wenigen Freunden kein leichtes unterfangen.

Lavinia Halbritter hat geschrieben: 10.07.2022, 22:50
Das war genau mein Fehler. Ich werde wohl in Zukunft noch lügen, aber ich arbeite daran öfter ich selbst zu sein.


Ich werde mir aber einen anderen Job suchen, und irgendwann werde ich mich auch meinen Eltern gegenüber outen können.
Was war dein Fehler? Zu beschließen weniger zu lügen?

Du kannst du selbst sein, auch mit der Lüge. Schwierig wird es m. E. nur in einer Beziehung und unter Umständen vor den eigenen Eltern.

Mich meinen Eltern gegenüber zu offenbaren war ein notwendiger Schritt nach einem BKA-initiierten und Pädophilie-bedingten Job- und damit Perspektivverlust. Es hat ein halbes Jahr gedauert, bis ich es schaffte die drei entscheidenden vier Worte über die Lippen zu bringen. Zig mal habe ich es an dem Tag versucht, aber jedesmal wenn ich es aussprechen wollte, war meine Kehle zugeschnürt und mein Mund wieder verschlossen. Frage nicht. Horror. Danach allerdings war die Erleichterung grenzenlos.

Meine Eltern werden die letzten erwachsenen Menschen gewesen sein, denen ich mich in meinem Leben bewusst und ohne Not outen werde.
Wie nur kann ich derjenige sein, vor dem die Kinder dieser Welt gewarnt werden, von dem sie sich fernhalten sollen, wenn sie doch meine Gegenwart ganz und gar erbaulich finden?
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Leni
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Re: Nie wieder lügen, oder nicht mehr existieren. Was würdet ihr wählen?

Beitrag von Leni »

Ich habe selten etwas so dermaßen Gutes gelesen, naylee!

Ich hoffe sehr, dass Lavinia sich das zu Herzen nimmt und für sich übernehmen kann, denn ich finde es sehr hilfreich, was du schreibst.

Nur eines verstehe ich nicht:
die drei entscheidenden vier Worte


Hm? :roll:
Du allein warst mein Beschützer, Inhalt meines Lebens.
Du warst mir ein Freund und Vater. Ich liebe dich.
:herz:
Antworten