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rambler
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Registriert: 31.08.2009, 09:00

Gabriel Marquez' Verfilmung in Schwierigkeiten

Beitrag von rambler »

Gabriel García Márquez Verfilmung stößt auf Widerstand.

Die Verfilmung des neuesten Romans des Nobelpreisträgers Gabriel García Márquez "Memories of My Melancholy Whores" ("Erinnerung an meine traurigen Huren") trifft in Mexiko auf Widerstand.

Der Roman erzählt die Geschichte eines Junggesellen, der zu seinem 90. Geburtstag beschließt, sich selbst das Geschenk einer Nacht der "wilden Liebe mit einer jugendlichen Jungfrau" macht.

Eine Anti-Prostitutions Gruppe befürchtet, dass der Film die Kinderprostitution fördert. Die regionale Gruppe hat Anfang der Woche eine Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft in Mexiko eingereicht.

Der Co-Regisseur und Produzent, Ricardo del Rio, sagte einer mexikanischen Zeitung in einem Interview, die Klage sei ungenau und unfair. "Sie haben den Film zensiert, ohne das Skript oder die Vision des Regisseurs zu kennen".

Er informierte die Presse, dass der Drehbeginn, eigentlich für Ende Oktober geplant, verschoben worden ist, weil die Regierung in dem mexikanischen Bundesstaat Puebla die Mittel für den Film im Hinblick auf die Klage zurückgezogen hat.

08.10.2009
http://www.updatefilm.de/news/2009-10-0 ... widerstand


Wie verschieden schon der Roman beurteilt wurde, geht aus den beiden Rezensionen hervor:

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.02.2005
Dieser Roman ist für Rezensentin Elke Heidenreich an Widerwärtigkeit kaum zu überbieten. Sie verbannt ihn mit spitzen Fingern flugs in die "Reihe der Altherrenfantasien", wo große alte Männer der Literatur von Nabokov bis Updike "noch mal die Sau" rauslassen, sprich: beschreiben, wovon sie unter der Bettdecke träumen. Immer gehe es um "strammes junges Fleisch" und immer sieht sich Rezensentin Heidenreich zum Ausruf genötigt "Großer Gott, so genau hab' ich es doch gar nicht wissen wollen!" Marquez' Geschichte fasst sie so zusammen: ein lüsterner Alter, sein Leben lang Bordellkunde, will zu seinem neunzigsten Geburtstag eine Jungfrau haben. Die Bodellbesitzerin hat jedoch nur "Gebrauchtware" im Sortiment und liefert nach kurzer Recherche eine unterernährte Vierzehnjährige. Heidenreich spart nicht mit schlüpfrigen Details, mit denen sie Marquez die Lüsternheit des Greises als große Literatur feiern sieht. Für die Rezensentin ist das jedoch nicht mehr als verhohlene Kinderpornografie. Auch die Kritiken, die den Roman als "virtuose Feier der Liebe und somit des Lebens" hochgelobt haben, betrachtet sie als "höchst verlogene Angelegenheit".



Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.12.2004
Der alte Mann und das junge Mädchen, das die erotische Phantasie beflügelt, die müden Lebensgeister weckt, die Illusion nährt, ein erfülltes, aktives Leben verlängern zu können - man kann dieses Thema anstößig oder widerwärtig finden, gesteht Kirsten Knipp ein. Aber man muss nicht, schiebt Knipp gleich hinterher - kein Grund zur Aufregung. Für Knipp ist der jüngste Roman des Literaturnobelpreisträgers Gabriel Garcia Marquez eher eine Meditation über das Alter, das Sterben, den Tod und zeugt von der Unlust des Autors, "von dieser Welt Abschied zu nehmen". Das ist eher anrührend, und offenbar haben Knipp die vielen Bilder angesprochen, die Marquez gefunden hat, Sinnbilder, die von der Schönheit des Lebens zeugen wie von seiner Vergänglichkeit. Da sich der körperliche Alterungsprozess nicht aufhalten lasse, könne man ihn nur mit Phantasie konterkarieren, äußert Knipp verständnisvoll, denn womit, fragt Knipp, solle man sich sonst "an der anderen Grenze des Lebens trösten dürfen"?

http://www.perlentaucher.de/buch/19644.html
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