Interessantes aus Presse, Rundfunk, Internet.
Antworten
Benutzeravatar
Wolfgang
Beiträge: 45
Registriert: 21.04.2021, 11:48
Wohnort: Hannover
Kontaktdaten:

Auch Sie kennen einen Täter

Beitrag von Wolfgang »

Ein wichtiger Artikel über die Gesetzesverschärfungen bei Kindesmissbrauch. Warum das problematisch ist, welche Motive dahinterstehen und wer davon profitiert. Vorweggenommen sei: Kinder eher nicht.

Auch Sie kennen einen Täter

#gewalt #pädophil #strafen #kinderschutz

Wer Kindern sexualisierte Gewalt antut, gehört hart bestraft, so der Konsens. Doch das ist sogar kontraproduktiv. Stattdessen bräuchte es ein schmerzhaftes Eingeständnis.

Ein Essay von Muri Darida erschien in der ZEIT. Den vollständigen Artikel findest du hier: https://www.zeit.de/gesellschaft/2021-05/sexueller-kindesmissbrauch-gesetzesverschaerfung-schutz-kinder-praevention-sexualisierte-gewalt-oeg
Der Artikel ist kostenpflichitg :!: (findet sich aber auch auf vollständig auf K13 im Forum :herz: )

AUSZUG:

"Wer sich gegen Kinder versündigt, muss mit aller möglichen Härte des Gesetzes bestraft werden."
….
Denn die vielen Fälle im Dunkelfeld werden dabei ignoriert. Dafür gibt es Gründe: das enorme gesellschaftliche Stigma. Und die Vorstellung, dass "normale" Menschen so etwas nicht tun. Dabei ist sexualisierte Gewalt an Kindern ein Massenphänomen, zeigt auch die Autorin Nina Apin in ihrem Buch Der ganz normale Missbrauch: Wie sich sexuelle Gewalt gegen Kinder bekämpfen lässt. Die Vorstellung – oder der Wunsch –, dass es einige wenige, gestörte Individuen seien, die Kindern sexualisierte Gewalt antun, ist maßgeblich für eine Politik, die sich in erster Linie für eine härtere Bestrafung von Täter*innen einsetzt.
….
Härtere Strafen verschärfen unter Umständen sogar die Problematik. Denn gerade weil die Anschuldigung so schwer und die Strafen hart sind, muss auch der Beweisdruck für eine Verurteilung hoch sein. Häufig bleibt sexualisierte Gewalt an Kindern aber unentdeckt oder undokumentiert.
….
Die größte Täter*innen-Gruppe sind keine Pädophilen, sondern sogenannte Ersatzhandlungstäter*innen, also Personen, die sexuelle Beziehungen zu anderen Erwachsenen führen und zusätzlich Gewalt an Kindern ausüben. "Normale Leute" also.
….
Dabei geht es nicht um tatsächliche Macht- und Abhängigkeitsverhältnisse, in denen sich Kinder und Jugendliche zweifelsohne befinden, sondern um eine Abgrenzung normaler, gesunder und ehrenhafter Männer von "den Anderen", die gnadenlos bekämpft werden müssen.
….
Die Erzählung von schwachen und unschuldigen Kindern schützt sie nicht vor Gewalt, sondern nutzt sie als populistisches Mittel, um die "Perversen" als Kontrast zu den "Normalen" zu zeichnen. Der Großteil der betroffenen Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen profitiert keineswegs vom Bild der abnormen Gruseltäter.
...
Das Schicksal der Minderheit ist die Zukunft der Mehrheit.
Antworten