Filme, DVDs, Videos, die für GLs interessant sind.
Benutzeravatar
Bruno
Beiträge: 699
Registriert: 08.10.2008, 20:27
AoA: (5)8-10(12)
Wohnort: Derzeit kein aktives Forumsmitglied

Alice in den Städten - Eine postmoderne Lolita?

Beitrag von Bruno »

Alice in den Städten - Eine postmoderne Lolita?

"Alice in den Städten" ist ein Film von Wim Wenders aus dem Jahr 1973. Der Streifen hat - insbesondere für GLs - mit der entzückenden 9-jährigen Yella Rottländer einerseits freilich einen ausgesprochen hohen Schauwert, ist darüber hinaus wohl aber auch aufgrund seiner ausführlichen Thematisierung der Beziehung eines erwachsenen Mannes zu einem ihm fremden kleinen Mädchen von besonderem Interesse.

Wer den Film und seinen Inhalt nicht kennt, den kann ich dankenswerterweise auf die Filmliste des GLF verweisen (http://www.girlloverforum.net/forum/vie ... 263#p36263), sodass ich mir hier eine Inhaltsangabe (und entsprechende Bildimpressionen) sparen kann. Mir geht es hier vielmehr um die Herausarbeitung von meiner Meinung nach signifikanten Bezügen zu anderen (GL-)"Klassikern", die sich mir während der Filmansicht und -reflexion aufgedrängt haben.

Zum einen besteht natürlich der Bezug zu Lewis Carroll, nicht nur im Namen des Mädchens "Alice", sondern auch durch die offensichtliche Hemmung der (sprachlich-kommunikativen) "Realitätserfassung" des Protagonisten, die sich u.a. in seiner Fotografier-Manie äußert und eine gesellschaftliche Außenseiterrolle bedingt. Zum anderen besteht nicht zuletzt durch das Roadmovie-Element ein deutlicher Bezug zur modern-pervertierten Alice-Figur "Lolita".

Interessant ist aber nun vor allem, dass sich das Lolita-Motiv im inhaltlichen Kern in "Alice in den Städten" vielfach nahezu ins Gegenteil gespiegelt wieder findet. Es fängt schon damit an, dass Nabokovs "moderne" Lolita-Geschichte in der Neuen Welt spielt, während Wim Wenders "postmoderne" Geschichte in der Alten Welt (die durch Rückkehr erreicht wird) beheimatet ist. Humbert verbringt seine Auto-Odyssee mit einem jugendlichen, pubertären Mädchen, das er sexuell begehrt und gezielt zu seinem Besitz gemacht hat. Wim Wenders Protagonist Philipp Winter verbringt seine Auto-Odyssee hingegen mit einem fremden kindlichen kleinen Mädchen, zu dem er eine menschliche Beziehung aufbaut, nachdem er unbeabsichtigt dessen einzige Bezugsperson geworden ist. Humbert flüchtet mit Lolita vor der Polizei, sie verlässt ihn aber, als sich eine Gelegenheit bietet, um sich aus seinen Zwängen zu befreien. Winter sucht mit Alice die Polizei auf, um sie in deren Obhut zu übergeben, Alice kehrt aber von selbst zu Winter zurück. Humbert erlebt durch den Kontakt mit Lolita seinen menschlichen Nieder- und Untergang, während Winter durch den Kontakt mit Alice eine menschliche Reifung erfährt. Der kriminell gewordene Humbert stirbt im Gefängnis, während der "sprachgehemmte" Winter am Ende der Geschichte - so die Andeutung - nun die realistische Vision hat, seine eigene "Geschichte" als kommunikative Basis mit der Außenwelt formulieren zu können.

Die modern-pervertierte Alice-Figur "Lolita" kehrt durch "Postmodernisierung" auf anderen Wegen quasi wieder zu ihrem Ursprung zurück: zu der "klassisch-romantisch" fundierten Alice-Figur Lewis Carrolls.

Ist es einigermaßen nachvollziehbar, was ich meine? Wer kennt den Film und hat Lust, dazu etwas zu sagen? Oder wer kennt ihn nicht und hat trotzdem Lust?
Kommentare sind immer gerne gesehen! :wink:
Benutzeravatar
rambler
Beiträge: 533
Registriert: 31.08.2009, 09:00

Re: Alice in den Städten - Eine postmoderne Lolita?

Beitrag von rambler »

Bruno hat geschrieben:...ausführlichen Thematisierung der Beziehung eines erwachsenen Mannes zu einem ihm fremden kleinen Mädchen von besonderem Interesse.
"Thematisierung der Beziehung"... "würg"...

...signifikanten Bezügen zu anderen (GL-)"Klassikern", die sich mir während der Filmansicht und -reflexion aufgedrängt haben.
Hust... Möglich. Aber NIEMALS zu Lolita. Anlehnungen sind in 1. Linie formaler Natur - Wim Wenders Versuch, den von ihm verehrten amerikanischen Film, v.a. den Western und den Road Movie (beides amerikanische Eigenschöpfungen) in Europa, als Europäer, zu drehen (mit low budget).
Zum einen besteht natürlich der Bezug zu Lewis Carroll, nicht nur im Namen des Mädchens "Alice", sondern auch durch die offensichtliche Hemmung der (sprachlich-kommunikativen) "Realitätserfassung" des Protagonisten, die sich u.a. in seiner Fotografier-Manie äußert und eine gesellschaftliche Außenseiterrolle bedingt. Zum anderen besteht nicht zuletzt durch das Roadmovie-Element ein deutlicher Bezug zur modern-pervertierten Alice-Figur "Lolita".


Bitte, bring nicht gleich ALLES durcheinander.
Und versuche in Zukunft zwei Dinge auseinanderzuhalten:

a) Bezüge aufzuzeigen, Parallelen, Analogien, Varianten, Gegensätze,
b) alles mit allem durcheinander zu bringen.
Philipp Winter verbringt seine Auto-Odyssee hingegen mit einem fremden kindlichen kleinen Mädchen, zu dem er eine menschliche Beziehung aufbaut, nachdem er unbeabsichtigt dessen einzige Bezugsperson geworden ist.
Wim Wenders ist nicht Sozialarbeiter.

Die modern-pervertierte Alice-Figur "Lolita" kehrt durch "Postmodernisierung" auf anderen Wegen quasi wieder zu ihrem Ursprung zurück: zu der "klassisch-romantisch" fundierten Alice-Figur Lewis Carrolls.


Bitte nicht! Es schmerzt... :mrgreen:
Benutzeravatar
Bruno
Beiträge: 699
Registriert: 08.10.2008, 20:27
AoA: (5)8-10(12)
Wohnort: Derzeit kein aktives Forumsmitglied

Re: Alice in den Städten - Eine postmoderne Lolita?

Beitrag von Bruno »

@rambler:

Zunächst einmal vorweg: Es freut mich sehr, dass nach über 100 Aufrufen dieser Seite nun doch auch einmal etwas kommentiert wurde. Ich hatte schon fast gefürchtet, dass die "Sprachlosigkeit" des Protagonisten auf die Forenuser in diesem Thread übergegriffen hat. :wink:

Und nun konkret: Ich habe hier auf knappem Raum versucht, in prägnanter Weise meine Gedanken als GL zu dem Film "Alice in den Städten" auszudrücken. So habe ich es auch dargestellt. Dass ich versucht habe, meine Gedanken auf Fakten abzustützen, heißt freilich nicht, dass mir nicht bewusst ist, dass es auch zahlreiche andere Sichtweisen zu dem Film geben kann. Leider hast du deine etwaigen eigenen (GL-)Gedanken bzw. konkreten Assoziationen zu dem Film - sofern vorhanden - jedoch gar nicht kundgetan.

Deine recht salopp dargebrachten Einwände gegenüber meiner Darstellung erschließen sich mir im Übrigen wenig. Natürlich wird im Film eine Erwachsenen-Kind Beziehung thematisiert und es gibt hier in Verbindung mit dem Roadmovie-Element - gerade für den GL - meiner Meinung nach sehr wohl eine ziemlich offensichtliche Parallele zu "Lolita". Dass Philipp Winter ungewollt zur Bezugsperson des Kindes wird, erscheint ebenso offensichtlich, und was das damit zu tun haben soll, dass Wim Wenders kein "Sozialarbeiter" ist, erschließt sich mir nicht. Und es wäre auch schön, wenn du begründen könntest, warum dich gerade mein fettgedruckter Schlusssatz so besonders schmerzt.

Bezüglich deines Einwandes, dass ich "alles mit allem durcheinander brächte", möchte ich darauf hinweisen, dass ich hier keine wissenschaftliche Arbeit geschrieben habe, sondern - wie oben bereits gesagt - versucht habe, auf knappem Raum in prägnanter Weise meine (GL-)Gedanken zu dem Film abgestützt auf einschlägige Fakten in nachvollziehbarer Weise zu illustrieren.
Dennoch: Danke für deinen (bislang einzigen) Kommentar.

:arrow: Weitere Kommentare bitte..... :wink:
Benutzeravatar
cortejador
Beiträge: 5442
Registriert: 25.11.2008, 00:53
Wohnort: in der Vorstufe zum Paradies

Re: Alice in den Städten - Eine postmoderne Lolita?

Beitrag von cortejador »

Bruno hat geschrieben:(...)möchte ich darauf hinweisen, dass ich hier keine wissenschaftliche Arbeit geschrieben habe(...)
aber das ist das Problem, was ich habe. Denn genauso klingt es ständig. Wenn du deine GL-Gedanken formulierst, oder illustrierst, klingt es eigentlich nur rein wissenschaftlich. Vielleicht haben andere auch dieses Problem, und deswegen bleiben die Antworten manchmal aus.
Den Film habe ich noch nicht gesehen, aber werde es bei Gelegenheit nachholen.
Benutzeravatar
dreamer
Beiträge: 121
Registriert: 11.10.2008, 17:17

Re: Alice in den Städten - Eine postmoderne Lolita?

Beitrag von dreamer »

I love it :D
Benutzeravatar
cortejador
Beiträge: 5442
Registriert: 25.11.2008, 00:53
Wohnort: in der Vorstufe zum Paradies

Re: Alice in den Städten - Eine postmoderne Lolita?

Beitrag von cortejador »

dreamer hat geschrieben:I love it :D
Was?
Benutzeravatar
Arrowhead
Beiträge: 890
Registriert: 28.09.2019, 18:37
AoA: 5-12

Re: Alice in den Städten - Eine postmoderne Lolita?

Beitrag von Arrowhead »

Tipp: Der Film lief letzte Woche im rbb. In der Mediathek online kann man ihn immer noch gucken.
Benutzeravatar
Namielle
Beiträge: 990
Registriert: 29.09.2020, 17:54
AoA: 3-12
Wohnort: Kinderparadies

Re: Alice in den Städten - Eine postmoderne Lolita?

Beitrag von Namielle »

Die Blu-ray gibt es auch für 5 Euro: https://www.amazon.de/Alice-St%C3%A4dten-Blu-ray-R%C3%BCdiger-Vogler/dp/B01M4L2NIW

Ich denke, da kann man nicht viel falsch machen. Der Film und die Beschreibung von Bruno klingt auch sehr interessant. Das werde ich mir dann demnächst mal anschauen.

Eigentlich braucht man sich nur meine Filmsammlung anzugucken, um zu sehen, dass ich pädophil bin. :D
Ich liebe kleine Mädchen so wie es ihnen lieb ist.
Benutzeravatar
Leni
Beiträge: 1741
Registriert: 02.02.2021, 08:00

Re: Alice in den Städten - Eine postmoderne Lolita?

Beitrag von Leni »

Hier isser:

https://www.ardmediathek.de/video/film-im-rbb/alice-in-den-staedten/rbb-fernsehen/Y3JpZDovL3JiYi1vbmxpbmUuZGUvZmlsbXplaXQvMjAyMS0wOC0xOVQyMzo1NTowMF84ZmJkNTc0OC0xMDc0LTQxMTUtOGQ1OS03Y2U4NDk0NzNlNDgvYWxpY2UtaW4tZGVuLXN0YWVkdGVu/

Und DANKE Bruno für die super gute Beschreibung, ohne die ich mir den Film vielleicht garnicht angeschaut hätte!

LG Leni
Du allein warst mein Beschützer, Inhalt meines Lebens.
Du warst mir ein Freund und Vater. Ich liebe dich.
:herz:
Benutzeravatar
Leni
Beiträge: 1741
Registriert: 02.02.2021, 08:00

Re: Alice in den Städten - Eine postmoderne Lolita?

Beitrag von Leni »

wieso zieht der Link die Seite so breit? sorry :cry:
Du allein warst mein Beschützer, Inhalt meines Lebens.
Du warst mir ein Freund und Vater. Ich liebe dich.
:herz:
Benutzeravatar
weixi2
Beiträge: 226
Registriert: 15.10.2019, 21:30
AoA: 12

Re: Alice in den Städten - Eine postmoderne Lolita?

Beitrag von weixi2 »

Arrowhead hat geschrieben: 24.08.2021, 19:17 Tipp: Der Film lief letzte Woche im rbb. In der Mediathek online kann man ihn immer noch gucken.
danke, hab ihn mir gestern abend (und heute mittag den rest) angeschaut. einfach in der ard mediathek auf "rbb" gehen und dann erscheint er schon. allerdings glaub ist heute der 26.08.2021 der letzte tag an dem man ihn schauen kann, also schnellllll :)

kann recht gut nachvollziehen was du schreibst Bruno. mich schmerzt der film ein bisschen, weil der mann eben kein girllover ist, das merkt man sehr deutlich wie lieblos er manchmal doch ist. aber gut, nicht jeder kann so sein wie wir :wegrenn:
Benutzeravatar
Leni
Beiträge: 1741
Registriert: 02.02.2021, 08:00

Re: Alice in den Städten - Eine postmoderne Lolita?

Beitrag von Leni »

WOW ab 40.00 der NY Flughafen voller Pan American Flieger, ein Traum!!! :herz:

Traum meiner Kindheit

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/df/Pan_Am_A300_and_A310.jpg

Die 747

https://de.wikipedia.org/wiki/Pan_American_World_Airways#/media/Datei:Pan_Am_Boeing_747-121_Clipper_Spark_of_the_Ocean.jpg

RIP :cry:

But never forget :herz:
Du allein warst mein Beschützer, Inhalt meines Lebens.
Du warst mir ein Freund und Vater. Ich liebe dich.
:herz:
Benutzeravatar
Mitleser
Beiträge: 4858
Registriert: 28.01.2011, 17:45
AoA: 2-12

Re: Alice in den Städten - Eine postmoderne Lolita?

Beitrag von Mitleser »

Danke für den Link, Leni, ich habe den Film gestern Abend gleich noch geschaut. Unglaublich, dass der schon fast 50 Jahre alt ist, das waren wirklich noch andere Zeiten. Bei den PanAm-Flugzeugen hatte ich auch nostalgische Gefühle.

Und die Alice ist (bzw. war) ja super knuffig, mit Stupsnase und total süßem Gesicht. Und als sie im Hotel in Wuppertal geweint hat und Philip sie angeschrien hat, bin ich innerlich zusammengezuckt, ich hätte sie sofort in den Arm genommen und getröstet. :herz:
Benutzeravatar
Leni
Beiträge: 1741
Registriert: 02.02.2021, 08:00

Re: Alice in den Städten - Eine postmoderne Lolita?

Beitrag von Leni »

schon süss, wenn sie beschliessen, durch Wuppertal zu fahren und sich alle Häuser anschauen, bis sie das Haus auf dem Foto erkennen.

Aber es ist deutlich zu spüren, dass die Kleine ganz selbstbewusst den Mann steuert. :P
Du allein warst mein Beschützer, Inhalt meines Lebens.
Du warst mir ein Freund und Vater. Ich liebe dich.
:herz:
Benutzeravatar
LeGo
Beiträge: 928
Registriert: 06.11.2017, 00:49
AoA: 5-12

Re: Alice in den Städten - Eine postmoderne Lolita?

Beitrag von LeGo »

ist der film jetzt schon nicht mehr verfügbar? Ich kriege es nicht hin, kenne mich aber mit diesen GEZ-Mediatheken auch nicht aus.
Tox: B5FB47EC6D3FBB67A486B166F87896380F31E917C6128A811A5C2221683C396430233CC89094
TeleGuard: HQEDAW29D
Antworten