http://www.youtube.com/watch?v=qmBzRQwyz_k
Kinostart (Deutschland): 27.05.2010
http://www.imdb.com/title/tt1132607/
Geht wer mit mir rein? )
http://www.schnitt.de/224,3488,01Versailles ist – entgegen der Indizierung des Titels – ein Film über das Leben am Rande. Die ersten Szenen sind dem Überlebenskampf einer jungen Mutter und ihrem Sohn auf den Straßen von Paris gewidmet, die gegen alle Formen der Disziplinierung durch Sozialdienste rebelliert und die letzte Chance einer wirklichen Reintegration ergreifen will. In der Nacht vor ihrem Vorstellungsgespräch trifft sie ausgerechnet auf einen extremen Außenseiter, der sich bereits verabschiedet hat von der »Zivilisation« und in einer Waldhütte ohne Elektrizität lebt. Er ist dort nicht der einzige. Gerade diesem Mann überläßt die hilflose Mutter ihr Kind, für kurze Zeit, wie sie glaubt, doch als sie nach einer ersten Anerkennung in ihrem neuen Metier zurückkehrt, findet sie
nur noch eine heruntergebrannte Hütte vor. Die schwierige Annäherung zwischen dem verwilderten Mann und anmutigen Jungen liefert wunderbare szenische Motive. Um dem Jungen nicht die Chance auf ein normales Leben zu verbauen, kehrt der Mann sogar – zumindest für einen Zeitraum – in die verhaßte Gesellschaft zurück.
Der Franzose Pierre Schoeller situiert das verwilderte und freie Waldleben genau neben dem Prachtschloß Versailles, was eine unglaubliche Filmsequenz ermöglicht: Der verschmutzte und vereinsamte Junge hastet über die unendlich langen Stufenaufgänge hinein in die Luxusgemächer, um Hilfe zu suchen für seinen schwer erkrankten Ersatzvater. Schoellers Film ist ein überzeugendes Plädoyer für ein selbstbestimmtes Leben fern der Mechanismen der Ausbeutung, des endlosen Überlebenskampfes und der sozialen Anerkennung, ein Leben, dessen physische Härten nicht verschwiegen werden. Zur gleichen Zeit liest sich Versailles als Kampfansage an eine Gesellschaft, die ihre sensibelsten und aufrechtesten Teilnehmer ins lebensgefährliche Abseits preßt.
http://www.filmreporter.de/kino/25590;VersaillesInhalt
Das Schloss von Versailles ist eine der weltberühmtesten Barockanlagen. Das Schloss und die gepflegten Gärten ziehen Besucher aus der ganzen Welt an. Die Touristen ahnen nicht, dass in den angrenzenden Wäldern Menschen in unwürdigen Umständen hausen. So auch der junge Damien (Guillaume Depardieu), der sich in einer Holzhütte eingerichtet hat. Er und die vielen anderen Waldbewohner sind den wohlhabenden Bürgern von Versailles ein Dorn im Auge. Sie haben Angst, dass die Touristen verschreckt werden könnten. Als Damien den kleinen Enzo (Max Baissette de Malglaive) bei sich aufnimmt, versucht er den Ausstieg. Für das Wohl des Jungen will er sich wieder in die Gesellschaft eingliedern. Doch das ist nicht so leicht. Auch Enzos leibliche Mutter, die ihr Kind im Wald zurückgelassen hat, will ihr Leben wieder in Griff kriegen, um ihren geliebten Sohn zurückholen zu können.
Kritik
Tatsächlich gibt es in den angrenzenden Wäldern um Versailles Obdachlose, die unter unmenschlichen Umständen hausen. Insgesamt sind es wohl über 900.000 Menschen ohne Obdach im ganzen Land. Die Dunkelziffer dürfte die Million noch übersteigen. Dieser Umstand war der Ausgangspunkt für "Versailles". Regisseur Pierre Schoeller ging es darum, die Ungerechtigkeit in Frankreich aufzuzeigen. "Unser Land ist in einem Zustand der sozialen Disintegration. Ich stellte mir die Frage: Was, wenn Frankreich immer noch eine Gesellschaft sozialer Klassen und Privilegien ist?", so Schoeller in einem Statement. Für die Hauptrolle besetzte der Regisseur Guillaume Depardieu, den 2008 tragisch verstorbenen Sohn von Gérard Depardieu. "Versailles" erhielt 2008 den Preis der französischen Filmkritik für den besten Debütfilm, Etoile d'Or. Im selben Jahr wurde das Drama in derselben Kategorie für den César nominiert. Auch Dépardieu erhielt posthum eine César-Nominierung in der Kategorie bester Hauptdarsteller.