Dark Angel hat geschrieben:Wieso nur wusste ich, dass du mir in keinem Punkt zustimmen wirst!
Aber so schnell geb ich mich ja nicht geschlagen.
Na sooo unterschiedlich denken wir ja nicht. Ich habe halt einen gewissen Erfahrungsvorsprung, der mir meinen Idealismus nur leider schon geraubt hat.
Der Deine sei Dir gegönnt, geniesse ihn, solange Du ihn noch hast!
Die Frage ist nur, ob sich daran nicht was ändern kann, was ich nicht so pauschal ablehnen will.
Ich will Dir da nicht widersprechen, weil es müssig wäre. Jeder hat seinen Erfahrungshorizont. Meiner sagt mir, dass es eine schöne Illusion ist, denn ich habe zu viel gesehen, als dass ich noch an "das gute im Menschen" glauben möcht.
Dabei kann ich mich natürlich nur auf Erfahrungen in meinem Umfeld berufen und die sprechen größtenteils eine andere Sprache. Klar kann ich als Mutter, die ihre Kinder nur im Kindergarten abliefert und wieder holt, nicht hinter die Kulissen schauen, aber wenn ich mehrmals den Praktikanten alleine mit Kindern aufs Klo gehen sehe, während alle anderen im Garten sind, muss ich davon ausgehen, dass es ihm nicht untersagt wurde.
Du siehst nur einen sehr kleinen Ausschnitt (nicht dass ich was gegen kleine Ausschnitte hätte

), wieviele Einrichtungen kennst Du, und über wieviele Jahre hast Du diese erleben dürfen?
Dem gegenüber stehen 20 Jahre Erfahrung in einer Vielzahl von Einrichtungen, mit machen davon ich über viele Jahre zu tun hatte, und gewisse Veränderungen immer und immer wieder beobachten durfte. Außerdem sind mir mittlerweile ne ganze Menge männlicher Kollegen bekannt, die genau von den gleichen Beobachtungen, Erfahrungen und Problemen berichten.
Ebenso habe ich nie irgendwelche bedenken von anderen Müttern gehört, obwohl es ein übliches Bild war, dass eins oder mehrere Kinder bei ihm auf dem Schoß sitzen.
Weil man solche Bedenken aller Erfahrung nach nicht gleich an die große Glocke hängt. Meiner Erfahrung nach sind Mütter, die eine entsprechende Angst bei sich spüren, sehr am hadern mit sich selbst, ob sie nicht vielleicht doch überreagieren, ob sie vielleicht doch zu viel hinein interpretieren, was meist dazu führt, dass sie ihre Zweifel für sich behalten. Nur die Zweifel bleiben doch.
Es benötigt aber nur eine Einzige, die diese Hürde überwindet, und das Thema öffentlich macht, und Du wirst sehen, wie schnell alle in den selben Chor mit einstimmen (ja, ich hatte auch so einen Verdacht, er kam mir auch schon immer etwas komisch vor, besser wir trennen uns von ihm, weil man weiss ja nie, und sicher ist sicher).
Es ist höchst unwahrscheinlich, dass in einem solchen Fall die Mehrheit der Eltern hinter dem beschuldigten Erzieher steht! Warum ich mir da so sicher bin? Erfahrung...
Ob ich instinktiv nur mit den vernünftigen Müttern Kontakt habe und deswegen die hysterischen nicht mitbekommen habe, sei mal dahin gestellt.
Naja, siehe oben
Ebenso ist meine Erfahrung, dass es mehr Männer sind die die Ausbildung machen, natürlich nur auf eine Stadt begrenzt und gibt keinen Einblick in die Gesamtsituation und wie viele von denen es dann wirklich durchziehen, kann ich natürlich nicht sagen.
Dass das Dein subjektiver Eindruck ist, mag sein, und der sei Dir unbenommen.
Mein subjektiver Eindruck ist, dass es in etwas die gleiche Anzahl an männlichen Aspiranten sein dürfte wie vor einigen Jahren. Aber belastbare Zahlen haben weder Du noch ich.
Aber Fakt ist, dass einem Erzieherstellen im Moment nachgeworfen werden, weil die Leute einfach fehlen und ich glaube nicht dass eine Einrichtung da lange überlegt, wenn sich ein Mann bewirbt, hauptsache jemand sitzt auf der Stelle.
Nee, so einfach isses nicht. Natürlich wird eine Stelle nicht explizit für Frauen ausgeschrieben, aber was in der Chefetage geredet wird, und aus welchem Grund der männliche Bewerber die Stelle dann doch nicht bekommt, weiss niemand so genau.
Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass manchmal ein Elternteil, welches Zweifel anmeldet, genügt, damit der Erzieher aus dem Rennen ist.
Zudem gibt es noch die Strategie, eine Stelle einfach wegzukürzen, die länger nicht besetzt werden konnte, den natürlich haben die verbleibenden Erzieherinnen den Betrieb dennoch am Laufen gehalten, was für die Entscheidungsträger als Bestätigung dient, dass es auch ohne die zu besetzende Stelle geht. Somit kann man sie streichen.
Und ungelehrnte Kräfte dürfen sie ja überhaupt nicht einstellen, außer vielleicht in Mittagsbetreuungen.
Im Elterninitiativbereich ist das nicht so unüblich, nicht nur in Mittagsbetreuungen.
Und wenn man sich den Spruch mit den Schleckerdamen ansieht, kann man sich auch gut vorstellen, dass der Weg für solche Quereinsteiger halt eben mal geebnet werden könnte, nur um wieder mal Aktionismus vorzutäuschen (es ist ja Wahlkampf).
Allein dass man eine Ausbildung, die normal 5 Jahre dauert, in einem Jahr berufsbegleitend und ohne den wichtigen praktischen Ausbildungsteil machen kann, und nach bestandener Prüfung einen vollausgebildeten Erzieher gleich gestellt ist, spricht doch Bände.
Könntest Du Dir vorstellen, dass man Leuten erlaubt, sich den Stoff eines Medizinstudiums im Selbststudium draufzuschaffen, und diese dann nach bestandener theoretischer Prüfung auf Patienten loslässt?
Wie heists doch so schön? Was nicht passt, wird passend gemacht. Und wenn man keine Bewerber findet, macht man das System halt passend, sodass auch weniger Qualifizierte ne Chance haben.
Dazu übrigens noch, die Sache mit dem Führungszeugniss ist ja durch das SGB 8 vorgeschrieben
Das SGB 8 gibt es seit 1991, aber die Bestimmung mit dem erweiterten Führungszeugnis ist wesentlich neueren Datums. Ich habe damals niemals irgend ein Führungszeugnis vorlegen müssen. Das gibts erst seit ein paar Jahren, zumindest wird es erst seit ein paar Jahren so gehandhabt.
mit der Begründung, dass man niemanden in diesem Bereich einstellen kann, der eine Vorstrafe wegen Aufsichtspflichtverletzung hat, in wie weit dass der wahre Grund ist und wie weit es ein Vorwand ist, lass ich zur freien Interpretation stehen.
Ne Vorstrafe wegen Aufsichtspflichtsverletzung? Das klingt mir sehr nach vorgeschobenem Argument, denn dafür eine Vorstrafe zu bekommen, dürfte sehr unwahrscheinlich sein, dazu müsste schon Vorsatz nachgewiesen werden. Aber ich bin kein Jurist...
Sollte Dir mal im Laufe Deiner Laufbahn solches vorgeworfen werden, wirst Du schlimmstenfalls eine Abmahnung (oder Kündigung wenns gar nicht anders geht) kassieren.
Achso und meinen Optimismus behalt ich mir da, meine Kinder mögen noch in einem Alter sein, indem die Einflüsse von außen noch nicht so sehr zählen, aber dann muss ich diese Gelegenheit halt nutzen und schneller sein den ersten Samen zu säen, bevor die Einflüsse höhere Gewichtung haben.
Mit solchen Samen ist es wie mit richtigen Pflanzen: Manche sind eben räuberischer, und lassen den anderen Pflänzchen keinen Raum.
Die Samen die Du sähen kannst, werden bestenfalls zarte Blümchen, nur gehen die ein, wenn das wild wuchernde Unkraut alles platt macht und ihnen die Sonne raubt!
Mag sein, dass die Zeit mich da dann eines besseren belehrt, aber deswegen werd ich es nicht von vornherein sein lassen.
Das soll Dir auch keiner nehmen, bringt auch nix, weil man muss seine Erfahrungen selber machen. Vielleicht machst Du ja auch andere nachhaltige Erfahrungen als ich. Ist sogar gut möglich, weil Du ne Frau bist...