Ovid hat geschrieben:Würde eine Gesellschaft ohne Pflichten funktionieren, wäre ich sehr daran interessiert.
Sehe das aber als sehr zweifelhaft an.
Es muss jedenfalls ein Verhältnis zwischen dem geben, was man gibt, und dem, was man bekommt.
Aber es ist doch gerade die Freiwilligkeit, die allein das durchsetzen kann. Auf dem Markt kriegt man nichts ohne selbst was zu geben. Es ist der Staat, der nehmen kann ohne zu geben.
Zum Beispiel: Das Kind braucht eine Spritze, sonst wird es sterben. Zwang oder nicht?
Nur in den seltensten Fällen. Schließlich wollen Kinder normalerweise nicht sterben.
Auch das Kind, was einfach so auf die Straße rennt, und deswegen unbedingt festgehalten werden muss, existiert mehr in der Phantasie. Mein Sohnemann hatte zwar mit drei eine Phase, in der er, wann immer er eine Ampel auf dem Weg sah, sofort in Richtung Straße losrannte. Aber nur, um zu zeigen, dass er sich schon auskannte, und natürlich bei Rot ganz alleine anhielt.
(Hab ihn trotzdem gebeten, das zu lassen, weil ich zwar weiß, dass er schon so klug ist, aber die Autofahrer eben nicht, und die dann einen mächtigen Schreck kriegen könnten. Hat er eingesehen.)
Wäre ich nicht zur Schule gegangen könnte ich jetzt nicht mit dir schreiben, ich könnte auch keine Bücher lesen um meine Neugier zu stilllen.
Ich schon. Lesen habe ich alleine gelernt, außerhalb der Schule. Wenn die Eltern kein Geheimnis aus der Bedeutung der Buchstaben machen, geht das ohne Probleme. Schreiben habe ich zwar in der Schule gelernt. Die dort gelernte Handschrift war allerdings so miserabel, dass ich später, völlig freiwillung und schulunabhängig, das einfach noch mal neu gelernt habe. Das Schreiben an der Tastatur (10 Finger blind in mehreren Sprachen) ist reine Eigeninitiative.
"Ich habe nie zugelassen, dass die Schule meine Bildung stört." - Mark Twain (I have never let my schooling interfere with my education.)
Viele Analphabeten bereuen es die Schule geschmissen zu haben.
In Deutschland sind formale Abschlüsse wichtiger als vermutlich irgendwo sonst in der Welt. Das stellt wohl den größten Teil dieses Problems dar. Ansonsten hat man nämlich eine einfache Möglichkeit: Sich selbst weiterzubilden.
Zum erfolgreichen wissenschaftlichen Arbeiten braucht man allerdings nicht mal ein Studium - ich bin zwar studiert, aber nicht in dem Fach, in dem ich wissenschaftliche Arbeiten publiziert habe.
Wenn ich Kinder so gefragt habe, dann hing es am meisten von zwei Dingen ab, wie sehr die Schule Spaß macht:
- Von den Lehrern
- Von den Klassenkameraden
Ja und, das liegt einfach daran, dass die Schule selbst von den Kindern als etwas sowieso Vorgeschriebenes gar nicht in Frage gestellt wird.
Das Wichtigste ist also der soziale Aspekt und, wenn der stimmt, dann lässt sich auch gut lernen und die Lehrpläne wurden übrigens immer mehr geöffnet und gelockert, dass viele Lehrer auch die Freiheit haben mal die Schüler zu fragen, welches Thema sie den mal als Nächstes behandeln wollen.
Ja, die Lebensbedingungen im Knast werden auch immer mehr gelockert. Wenn der soziale Aspekt im Knast stimmt, lässt es sich dort auch gut leben. Im Jufo schreibt derzeit einer aus einem Knast heraus. Allerdings nicht in D, hier hat man noch was gegen Internet im Knast.