@kafka: Gerne.

Natürlich sind solche Rollenverteilungen zu einem gewissen Grad auch soziale Konstrukte, aber unser Sozialleben ist ja nicht einfach so vom Himmel gefallen, sondern hat sich im Laufe der Entwicklung des Menschen immer wieder neu ausgeprägt. Schaut man einmal ins Tierreich, ist es eben meist das Weibchen, welches für das Aufziehen der Nachkommenschaft verantwortlich ist, und zumindest bei Säugetieren ist das bedingt durch die Fähigkeit, Muttermilch zu geben, definitiv biologisch festgelegt. Klar, es gibt auch Gegenbeispiele, wie etwa bei den Königspinguinen, aber das sind ja keine Säugetiere.
Die männlichen Exemplare kümmern sich je nach Art entweder überhaupt nicht um den Nachwuchs oder helfen auch mal gleichberechtigt mit, wobei es keineswegs selbstverständlich ist, dass sie auch die Führungsrolle übernehmen, im Gegenteil, bei vielen dieser geselligen Tierarten herrscht sogar ein ausgeprägtes Matriarchat vor. Von daher halte ich weder vom üblichen Macho-Gehabe etwas, noch vom radikalen Feminismus, der die Männer am liebsten gleich ausrotten würde, um's mal überspitzt zu formulieren.
Aber wir Menschen haben uns eben aus Jägern und Sammlern entwickelt, und da die Evolution den Frauen eben das Gebären und Aufziehen der Säuglinge zugedacht hat, fiel den aus diesem Grund nicht so beweglichen Müttern eher der Part des Sammlers als der des Jägers zu. Zwar kann ich mir durchaus vorstellen, dass es bereits in der Steinzeit mutige und kämpferische Frauen gab, die lieber mit auf die Jagd gingen, aber ich denke, die Rollen dürften schon recht klar verteilt gewesen sein.
Es mag vielleicht das eine oder andere Naturvolk auf der Erde geben, welches nicht dieser "klassischen" Rollenverteilung folgt, aber zumindest bei den mir bekannten Beispielen findet sich diese Arbeitsteilung durchweg, und so wundert es mich nicht, dass sich unser Sozialleben auf dieser Basis entwickelt hat. Dass es auch negative Ausprägung wie die Unterdrückung des "schwachen Geschlechts" (ich finde den Ausdruck doof, aber die Befürworter ziehen ja gerade aus dem Begriff "schwach" ihre Berechtigung) gab und immer noch gibt, ist unbestritten, aber zumindest theoretisch herrscht heutzutage ja Gleichberechtigung.
Wenn ich z. B. an meine Cousine denke, dann würde ich sie als sehr feminin bezeichnen, mochte schon immer rosa, und trotzdem hat sie in ihrer Kindheit gerne mit den LEGO-Sachen von ihrem Bruder studiert, und heute hat sie einen wissenschaftlichen Beruf ergriffen. Ihre Schwester ist weitaus burschikoser, trägt die Haare kurz und "steht ihren Mann" (auch so ein doofer Begriff, den ich deshalb bewusst in Anführungszeichen setze), aber hat einen typischen "Frauenberuf" erlernt, und war als Kind eher an Puppen interessiert. Macht rosa also nun dumm? Sicherlich nicht, genauso wenig wie Puppenspielen dumm macht.
Die Beispiele sollen aufzeigen, dass soziale Rollen keineswegs absolut festgelegt sind, aber die Beobachtung zeigt doch zumindest, dass eben die meisten Mädchen gerne einmal Prinzessin sind, und die meisten Jungs gerne einmal Rennfahrer. Es gibt auch Jungs, die gerne mit Puppen spielen, und manche Mädchen sind liebend gerne Piratin. Ich bin jedenfalls dafür, dass Kinder ihre Geschlechtsunterschiede ausleben können, und wenn die Evolution sich dahingehend ausgewirkt hat, dass Mädchen eher soziale und "häusliche" Kompetenzen entwickeln, während Jungs sich für technische Dinge interessieren und das Kämpferische herauskehren, dann kann ich daran nichts negatives finden.
Wie gesagt, ich mag weder Machos noch Feministinnen, weil beide einen radikalen Standpunkt einnehmen und es an Toleranz mangeln lassen. Leider sind meine Erfahrungen mit Kindern begrenzt, und so kann ich nicht abschätzen, inwieweit die Anerziehung von sozialen Rollen bereits im Säuglingsalter von ihren Eltern umgesetzt wird, aber selbst bei den Kleinsten beobachte ich schon gewisse Unterschiede, und die kleinen Mädchen fühlen sich in ihrer Prinzessinnenrolle sichtlich wohl, genauso wie die kleinen Jungs mit Begeisterung Fußball spielen oder was auch immer.
Kinder suchen immer jemanden, mit dem sie sich identifizieren können, und sie legen im Spiel Rollen für sich und andere fest. Ich habe z. B. schon mehrfach beim "Vater, Mutter, Kind"-Spiel versucht, die Mama oder das Kind zu sein, aber das wurde immer kategorisch ausgeschlossen, wohingegen ich problemlos Papa, König oder Prinz sein konnte.

Interessanterweise hat eine kleine Maus, welche leider ohne Papa aufwachsen muss, mal zu mir gesagt, ich sei "wie eine zweite Mama" zu ihr, was vor dem Hintergrund, dass sie gar nicht weiß, wie es ist, einen Papa zu haben, durchaus verständlich ist. Im Spiel bekomme ich aber trotzdem immer eine männliche Rolle zugewiesen, egal wie sehr ich mich um einen Rollentausch bemühe...