Mitleser hat geschrieben:Die Sache ist ja die, dass man eine bestimmte Temperatur sehr wohl messen und genau definieren kann, weil sie physikalischen Gesichtspunkten unterworfen ist.
Es geht aber um das
Skalieren.
Welche Skala ist "richtig"?
Mitleser hat geschrieben:
Aber schon, wenn man eine Temperatur an bestimmten Beobachtungen ableiten will (Wasser gefriert bei 0°C und kocht bei 100°C), funktioniert das nur, wenn bestimmte Rahmenbedingungen erfüllt sind ("normaler" Luftdruck auf Meereshöhe usw.).
Das ist doch irrelevant. Dann legt man die Rahmenbedingungen eben für die Definition auch mit fest.
Das berührt die Frage aber nicht: Die Frage ist doch: WARUM ÜBERHAUPT WASSER? Und warum genau frieren und sieden, warum beim 0 und 100? Diese Auswahl ist nützlich für bestimmte Anwendungszwecke, für andere eher nicht so sehr.
Natürlich berührt das die Messung selbst nicht. Die ist immer gleich. Die Frage ist nur
welchen Namen man bestimmten Messwerten gibt und warum.
Mitleser hat geschrieben:
Den Beginn der Pubertät kann man ja ebenfalls nur aus bestimmten Merkmalen ableiten (z. B. Wachsen von Schamhaar, Brustentwicklung oder was auch immer), welche aber ne nach Rahmenbedingung eben durchaus verschieden sein können (jedes Kind erreicht diese Phase zu einem anderen Alter).
Auch hier trifft man eine Auswahl an Merkmalen, wie du schön aufgezählt hast.
Aber was nennt man jetzt ein Merkmal der Pubertät und was nicht? Wenn man sagt etwas sei Definitionssache, dann meint man genau das:
Das Treffen einer Auswahl. Welche Auswahl "richtig" ist, kann man nicht messen. Theoretisch könnte man Pubertät auch zu dem Zeitpunkt ansetzen an dem das Kind sich ein
lila Telefon kauft. Nur ist das erstens nicht besonders sinnvoll und zweitens von der groben gebräuchlichen und unscharfen Wortbedeutung weit entfernt.
Mitleser hat geschrieben: und jede Definition kann letztendlich nur einen Durchschnittswert
Äh ne? Es ist ja nicht so, dass es da draußen eine universell gültige "Pubertät" gibt und wir nähern uns mit versch. Definitionen an der Wahrheit dieser Pubertät an (die eine ist richtiger als die andere?!).
Wir haben Pubertät erst definiert und streiten uns einfach nur um die Kernmerkmale, die für dafür ein notwendiges Kriterium sein sollen.
Zunächst einigten sich Menschen im alltäglichen Leben auf eine grobe Vorstellung und nennen grobe Merkmale, was nun als pubertär galt und was nicht. Man gab diesem Phänomen aus dem Leben einen Namen. Da reichte es auch, wenn man sich uneinig war oder es keine scharfe Grenze gab.
In wissenschaftlichen Disziplinen möchte man aber oftmals scharf umgrenzte Kriterien haben um sie auch genau messen, bestimmen und auch zahlenmäßig quantifizieren können. Und umso genauer eine Definition sein muss, desto schwieriger wird es sich für Schwellenwerte in den Definitionen zu entscheiden.
keksi trifft es hier doch ganz gut:
wie kann man unter solchen umständen zu einem eindeutigen ergebnis bezüglich der frage kommen, ob die pubertät immer früher einsetzt oder nicht?
Genau so ist es. Ist das eine richtig und das andere falsch? Nein. Je nach Einsatzzweck benutzt man eben die eine oder andere Definition.
Natürlich ergeben sich Inkompatibilitäten, wenn man diese Definitionen vergleichen möchte.
Das ist aber kein spezielles Problem der Pubertätsforschung, sondern, dass zieht sich durch
alle wissenschaftlichen Disziplinen, wo man es ständig mit etlichen Definitionen zu tun hat.
Ja auch bei Pädophilie, bei Kindesmissbrauch, bei Kinderpornographie,...
you name it!
Von daher verstehe ich die Verwunderung nicht ganz.
