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Re: Kinder lieben heute nur noch virtuell

Verfasst: 22.05.2012, 20:42
von Sakura
Berüchtigt sind auch inzwischen diese Facebook-Parties, wo jemand seine Freunde Zum Geburtstag einlädt und die 250 Gäste zu randalieren anfangen, weil sie nichts zu Essen und trinken kriegen. Da musste schon öfters die Polizei einschreiten, weil die Gastgeber sich in einer verwüsteten Bude wiederfanden.
Mir kann keiner erzählen, dass die Gastgeber auch nur 10% der Gäste jemals zuvor gesehen hatten.
Das illustriert sehr schön die Qualität von Facebook-Freundschaften.

Sakura

Edit: Nur noch 25,22 pro Aktie. bei der cash-burn-rate hätte Zuckerberg mit seinen Dollarnoten besser ein Heizkraftwerk gefüttert. :mrgreen:

Re: Kinder lieben heute nur noch virtuell

Verfasst: 22.05.2012, 20:55
von Perma
Sakura hat geschrieben:Nur noch 25,22 pro Aktie.
Immer noch mindestens 25,22 zuviel.

Re: Kinder lieben heute nur noch virtuell

Verfasst: 22.05.2012, 22:09
von Sakura
Perma hat geschrieben:Immer noch mindestens 25,22 zuviel.
Nur geduld.
Im NASDAQ hat die Aktie soeben ihr Tagestief erreicht. Das bedeutet, dass es in der Franfurter Börse morgen früh wieder so eine schöne Treppenstufe nach unten gbit.
Die Aktionäre stehen jetzt schon schwitzend vor den Toren Schlange, um ihr Klopapier zu verkaufen.
Und das Ganze trotz massiver Manipullereien und Stützungskäufe!

Sakura

Re: Kinder lieben heute nur noch virtuell

Verfasst: 22.05.2012, 22:41
von Smaragd aus Oz
[color=#FF0000]Sakura[/color] hat geschrieben:Im NASDAQ hat die Aktie soeben ihr Tagestief erreicht.
Kuhl.
Kannst Du unten im GLF irgendeine Flash-App mit Echtzeitkursanzeige installieren?

Aktueller Bericht zur Gesichtsbuchakazie:

http://www.spiegel.de/wirtschaft/untern ... 34513.html


Zurück zum - eigentlichen? - Topic:

[color=#FF0000]Sakura[/color] hat geschrieben:Berüchtigt sind auch inzwischen diese Facebook-Parties
Richtig, das kommt auch noch hinzu.
Das Phänomen ist der Flash-Mops [sic!]. Das kann eine "Geburtstagsfeier" sein, eine Kissenschlacht auf dem Marktplatz - oder ein Lynch-Mops wie in Emden.

Was man mit Wirkung für Afrika gefeiert hat, kann sich in befriedeten Regionen wie Europa rasch zum Brandbeschleuniger entwickeln. Grenzen hat das GB nicht, und Informationen verbreiten sich dort ungehemmt schnell. Wenn man dort einmal einem gezielten Angriff durch Netz-Terroristen ausgesetzt ist, dann kann das böse enden - schlimmstenfalls mit dem Lynch-Mops vor der Haustür.
Hinzu kommt neben der Schnelligkeit und Grenzenlosigkeit: Man selbst kann nichts dagegen tun. Man ist total hilflos. Natürlich könnte man die Gesichtsbuchadmins anschreiben und beantragen, dass die intervenieren sollen. Jo, dann ist es schon zu spät oder auf Grund der Masse nicht mehr eindämmbar. Man kann einen Sozial-Terroranschlag dort nicht stoppen. Das ist also wie ein GAU - ein Sozial-GAU.


Auch dazu wieder ein Beispiel aus Spiegel.de:

http://www.spiegel.de/panorama/gesellsc ... 29002.html

Worum geht's? Nun, ein Stalker hat einer Profisportlerin (Ariane Friedrich), die hauptberuflich Polizistin ist, per Mehl Genitalfotos zugeschickt. Daraufhin hat die Tussi Name und Wohnort des Mannes bei Gesichtsbuch veröffentlicht.

Das ist eine neue Form von Selbstjustiz: Diese Frau ist selbst Polizistin, doch anstatt zur Polizei zu gehen, muss sie diesem Mann - der vielleicht nur oder zumindest unbedingt geistige Hilfe bräuchte - mit dem virtuellen Hammer auf den Kopf schlagen.
Das ist verachtenswert. (Das Stichwort mit F lasse ich jetzt mal weg, da es ein anderes Topic ist.)

Was passierte auf diese Veröffentlichung hin? Nun, etwas leise Empörung hier und dort, der Spiegel schreibt darüber. 700 Gesichtsbuch-Vakuumgehirne drücken jedoch "Gefällt mir". Das sagt viel über die dortige Nutzerschaft aus.


Dieses Beispiel ist noch harmlos. Man braucht nicht viel Fantasie, um sich folgenden Fall vorzustellen:
Die Eltern regt es auf, dass der Nachbar zu viel und zu nah mit der Tochter spielt. Am nächsten Tag steht dazu etwas auf Gesichtsbuch. Das Umfeld, das dort natürlich auch vernetzt ist, liest es. Bäng. Der Kerl kann Personenschutz beantragen.
Man kann gar nicht so schnell denken, so schnell wie so etwas passieren kann. Ich denke mit Graus an die traurigen Beispiele von Madicken oder Ovid, bei denen irgendwelche Eltern hysterisch waren. Es hätte dort noch schlimmer änden können. Nämlich mit Privat-Rache auf GB und dem Sozial-GAU.



Wir haben also bisher drei wesentliche Probleme herausgearbeitet:
- Sozialinkontinenz
- Sucht
- terroristischer Sozial-GAU

Re: Kinder lieben heute nur noch virtuell

Verfasst: 22.05.2012, 23:23
von Gelöscht_10
Sakura hat geschrieben:Im NASDAQ hat die Aktie soeben ihr Tagestief erreicht. Das bedeutet, dass es in der Franfurter Börse morgen früh wieder so eine schöne Treppenstufe nach unten gbit.
Muss nicht sein. Dann eher wird es schlicht ein Gap geben - wenn überhaupt (der Docht der Tageskerze von Heute kommt ja unten fast an den Schlusskurs bei der NASDAQ ran). Schließlich wird außerbörslich auch Nachts (hier v.a. über Lang & Schwarz und Tradegate) gehandelt. Der Eröffnungskurs wird niedriger sein. Das Handelsvolumen (bzgl. Fratzenbuch) an den deutschen Börsen ist sehr gering, dadurch kann es sicherlich zu stärkeren Ausschlägen kommen. Aber schaut man sich die Intraday-Charts an, dann sieht man dass erst richtig Momentum reinkommt, wenn die NASDAQ eröffnet - bis dahin pendelte die FB-Aktie um den Eröffnungskurs und auch die Schwankungen auf Zeitebene von Stunden oder Minuten sind vor Eröffnung der NASDAQ sehr gering (gut zu sehen in der Candlestick-Darstellung).

Ich tippte übrigens auf einen Kurs, der sich zwischen 4 und 11 USD einpegeln wird (was in etwa zwischen dem fairen inneren Wert und realistischer Erwartungshaltung liegt). Nur das Zeitfenster war (ist) - wie bei IPO's immer - schwer absehbar. Wird aber kommen. Kaufen jedenfalls würde ich FB nicht und wenn dann vlt. unter etwa 2 - 2,50 USD / Aktie. Dafür bin ich schließlich zu sehr [Benjamin] Graham-Anhänger :D.

lg kim

Re: Kinder lieben heute nur noch virtuell

Verfasst: 23.05.2012, 09:37
von kafka
Smaragd aus Oz hat geschrieben:
Hm, das trifft sicherlich auf einen Teil der Nutzer zu. Ich denke jedoch, dass ein nicht verschwindend geringer Nutzerteil das Gesichtsbuch genau umgekehrt nutzt: Weil sie realsozial verarmt sind, leben sie im Gesichtsbuch und suchen sich dort ihren Lebenssinn.
Wieso sollten sie sich aber gerade im Gesichtsbuch eine Ersatzwelt schaffen? Es ist doch gerade dieses eine Forum, welches wie kein anderes auf der realsozialen Welt aufbaut. Viel eher geeignet sind stattdessen Foren ähnlich dem GLF.
Smaragd aus Oz hat geschrieben:
Sicherlich kann ich nicht definieren, dass sich diese Menschen in einem intakten Realleben besser fühlen würden. Aber aus empirischen Beobachtungen kann ich die Behauptung aufstellen, dass aus meiner Sicht die Sozialreduktion hinab auf Gesichtsbuch kein lebenswerter Zustand ist.
Das wird von Mensch zu Mensch verschieden sein; doch denke ich, dass es Menschen geben kann, die glücklich sind und gleichzeitig einen Großteil ihrer sozialen Kontakte über das Internet pflegen.
Smaragd aus Oz hat geschrieben:
Denn an dieser Stelle kommt noch ein Aspekt hinzu, den wir bisher außer acht ließen: Die Sucht.
Dass es nicht wenig Menschen gibt, die gesichtsbuchsüchtig sind, ist nicht mein Gespinst, sondern ein Fakt.
Diese Personen wird es geben, auch wenn ich immmer noch glaube sie eher in der Nutzerschaft anderer Foren suchen zu müssen.
Doch auch hier stört mich eines: Menschen, die gerne auf GB sind, sind süchtig; Menschen, die gerne soziale Kontakte im echten Leben ausleben sind einfach bloß kommunikativ und extrovertiert. Es ist diese unterschiedliche Wertung, die ahnen lässt, dass vieles in dieser Debatte immer noch auf einer Aversion dem Internet allgemein basiert.
Smaragd aus Oz hat geschrieben:
Ersten: Datenschutz (erklärt sich von selbst)
GB kann auch nur das auswerten, was man mit ihnen teilt. Gesunden Menschenverstand vorausgesetzt sollte das kein Problem sein, aber dies gilt ja eh für alle Internetangebote.
Smaragd aus Oz hat geschrieben:
Zweitens: Hype:
Wenn alle in eine Richtung rennen, dann gehe ich in die andere.

Und drittens: Gründe eins und zwei kombiniert - es geht mir ums Prinzip!
Irrationale Argumente. :?
Smaragd aus Oz hat geschrieben:Das musst Du nicht. Denn:
[color=#000000]Felicitas[/color] hat geschrieben:Trotzdem auch mal interessant etwas von einem intelligenten Facebooksympathisanten zu hören.
Dem schließe ich mich gerne an. :herz:
Danke, euch beiden. Mir gefällt es auch gut.
Luna hat geschrieben:Das virtuelle Leben ist viel besser als das richtige...
Das ist deine Meinung, die du gerne vertreten darfst, aber bitte sei tolerant den Menschen gegenüber, die ein virtuelles Leben vorziehen.
Perma hat geschrieben:
Luna hat geschrieben:Das virtuelle Leben ist viel besser als das richtige...
Nein, weil es kein Leben ist.
Quatsch. Es ist genauso Teil des Lebens wie alles andere.
Tropi hat geschrieben:So ein Schwachsinn. Schau dir mal die Freundesliste eines Prominenten an. Glaubst du wirklich, daß der 80% davon persönlich kennt? In deinem persönlichen Umfeld mag das ja wohl noch passen, aber für die Masse trifft das eben nicht meht zu.
So ein Schwachsinn. Du argumentierst mit einem Prominenten, wenn du etwas für die Masse der Facebooknutzer beweisen willst. Extrembeispiele helfen hier nicht.

Langsam bekomme ich das Gefühl, dass viele von euch sich ein Urteil über diese Freundesstrukturen bilden wollen, ohne selbst bei Facebook angemeldet zu sein. Das kann wirklich nur schiefgehen - glaubt mir.
Sakura hat geschrieben:Berüchtigt sind auch inzwischen diese Facebook-Parties, wo jemand seine Freunde Zum Geburtstag einlädt und die 250 Gäste zu randalieren anfangen, weil sie nichts zu Essen und trinken kriegen. Da musste schon öfters die Polizei einschreiten, weil die Gastgeber sich in einer verwüsteten Bude wiederfanden.
Mir kann keiner erzählen, dass die Gastgeber auch nur 10% der Gäste jemals zuvor gesehen hatten.
Das illustriert sehr schön die Qualität von Facebook-Freundschaften.
Nein tut es nicht, das ist absolute Bullenscheiße. Das passiert vielleicht einem von zehn Millionen Nutzern und auch dann sind es keineswegs Facebookfreunde, die die Party stürmen, sondern ganz und gar Fremde.
Solche Parties entstehen, wenn jemand die Veranstaltung auf Facebook für jedermann zugänglich macht, dann erfährt jeder von Ort und Zeit - nicht wie eigentlich vorgesehen nur die Facebookfreunde. So erst entstehen die Massen; die Leute, die dort auftauchen sind keineswegs mit dem/der Veranstalter/in bei Facebook befreundet. Das ist eine ganz andere Problematik.
Smaragd aus Oz hat geschrieben:Man kann einen Sozial-Terroranschlag dort nicht stoppen. Das ist also wie ein GAU - ein Sozial-GAU.
Das ist Geschmackssache. Mir gefällt es, dass die Gesellschaft agil und aktiv bleibt; nicht umsonst haben wir in Deutschland das Widerstandsrecht in Art. 20 Abs. 4 GG festgelegt.

Re: Kinder lieben heute nur noch virtuell

Verfasst: 23.05.2012, 11:47
von Gelöscht_10
kimberly hat geschrieben:ein Gap - wenn überhaupt [..] Der Eröffnungskurs wird niedriger sein. [..] bis dahin pendelte die FB-Aktie um den Eröffnungskurs und auch die Schwankungen auf Zeitebene von Stunden oder Minuten sind vor Eröffnung der NASDAQ sehr gering
Wie erwartet also Heute das selbe Bild. Und die Kurslücke wurde auch geschlossen :P

(XETRA, Quelle: Ariva.de)
Bild

Spannend wird's wieder heute Nachmittag *freu*.

lg kim .. hört nu wieder auf mit spammen

Re: Kinder lieben heute nur noch virtuell

Verfasst: 23.05.2012, 12:04
von Smaragd aus Oz
[color=#000000]kimberly[/color] hat geschrieben:Ich tippte übrigens auf einen Kurs, der sich zwischen 4 und 11 USD einpegeln wird
Das kann hinkommen.

Aber selbst bei 2 Dollar würde ich nicht kaufen. Denn das wäre so, als würde ein Pazifist Rheinmetall kaufen, um sich zu bereichern.



Jetzt gibt es übrigens die ersten Klagen:

http://www.spiegel.de/wirtschaft/untern ... 34614.html

Zwar nicht gegen die Zuckerberge, aber immerhin geht's rund. :lol:

[color=#000000]kafka[/color] hat geschrieben:Wieso sollten sie sich aber gerade im Gesichtsbuch eine Ersatzwelt schaffen? Es ist doch gerade dieses eine Forum, welches wie kein anderes auf der realsozialen Welt aufbaut.
Hm. Mit Deinem zweiten Satz hast Du schon die Antwort gegeben. :wink: Je mehr Menschen in diesem Netzwerk sind und je mehr Funktionen es gibt, desto mehr fühlt man sich wie in der richtigen Welt.
[color=#000000]kafka[/color] hat geschrieben:Das wird von Mensch zu Mensch verschieden sein
Dem widerspreche ich nicht. Ich schrieb ja auch von Empirie. Es kann und es wird auch Menschen geben, für die das toll und von Vorteil ist. Es gibt Menschen, die Nutzen das Buch ganz "gesund", und es gibt die Süchtigen. Unter den Süchtigen wird es welche geben, die ohne Gesichtsbuch völlig tot wären - aber auch solche, die sich dadurch die Möglichkeit einer besseren Existenz zerstören.

Dein Kontrapunkt: GB=süchtig vs. Realleben=bloß kommunikativ spiegelt daher nicht das wieder, was Du an meiner Ansicht zu widerlegen versuchst.

[color=#000000]kafka[/color] hat geschrieben:GB kann auch nur das auswerten, was man mit ihnen teilt.
Und die Leute teilen ordentlich.

Deine Aussage ist übrigens objektiv nicht ganz richtig. GB wertet sogar Daten aus, die man nicht teilt. Das habe ich sogar am eigenen Leib gespürt:

Irgendein Fricke, der mich kennt und bei GB angemeldet ist, hat irgendwo ins Adressbuch bei GB meine E-Mehl-Adresse reingeschrieben. Plötzlich bekam ich automatische Freundschafts- oder GB-Einladungen zugeschickt.
Die haben meinen Namen und meine E-Adresse, ohne dass ich das wollte. Zwar gibt es die Möglichkeit, dass man das löschen kann, dazu muss man jedoch seine E-Mehl-Adresse in eine Eingabemaske eingeben. Was dann passiert, wurde in der Presse schon ausgeschlachtet: Durch Deine Eingabe löschst Du nicht Deine Spur auf GB, sondern im Gegenteil: Damit sie wissen, dass sie nichts mehr von Dir wissen, speichern sie Dich.

[color=#000000]kafka[/color] hat geschrieben:Irrationale Argumente.
Argument Nr. 2 würde ich nicht als irrational bezeichnen. Ich sehe das eher als eine Lebenseinstellung ein, die auf rationalen Überlegungen beruht.

Dass Nr. 3 jenseits des Argumentierbaren ist, gestand ich ja zu.

[color=#000000]Tropi[/color] hat geschrieben:Schau dir mal die Freundesliste eines Prominenten an. Glaubst du wirklich, daß der 80% davon persönlich kennt?
Den gegenseitigen Schwachsinnsvorwurf finde ich für etwas überzogen. Sicherlich kann man das Promi-Profil nicht mit dem "normalen" User vergleichen.

Trotzdem wird es auch bei einigen Normalusern das Phänomen des Freundefischen geben. Ich kenne das Phänomen aus einem anderen Netzwerk, in dem ich vor Jahren mal für ein paar Wochen aktiv war. Dort gab es die Tendenz, dass man seine Freundesliste mit Hinz und Kunz aufgebläht hat, damit man als Jemand galt. Dass das bei GB gar nicht der Fall sein soll, halte ich für ein Märchen.

[color=#000000]kafka[/color] hat geschrieben:Solche Parties entstehen, wenn jemand die Veranstaltung auf Facebook für jedermann zugänglich macht, dann erfährt jeder von Ort und Zeit - nicht wie eigentlich vorgesehen nur die Facebookfreunde. So erst entstehen die Massen
Das beweist wunderbar exemplarisch, welches Missbrauchspotential in GB steckt, um hysterische Wellen auszulösen oder jemanden fertig zu machen:
[color=#000000]kafka[/color] hat geschrieben:nicht umsonst haben wir in Deutschland das Widerstandsrecht in Art. 20 Abs. 4 GG festgelegt.
Öhm, den Art. 20 IV GG hier heran zu ziehen halte ich für einen groben Missgriff.

Die Norm kodifiziert (jedoch völlig falsch) meinen oben genannten Gedanken, dass es keine Diktaturen geben kann, sondern jedes Volk - sofern sich der pouvoir constituant manifestiert - seine Herrschaft selbst bestimmen kann.
Falsch in seiner Konsequenz ist der Art. 20 IV GG deshalb, weil der pouvoir constituant, der die freiheitlich-demokratische Grundordnung beseitigen will, eigentlich verfassungswidrig wäre - obwohl er verfassungsbegründend ist.

Aber das war nur ein Exkurs. Ein Missgriff sehe ich deshalb, weil diese Flash-Möpse nichts mit der Verteidigung unserer f-d Grundordnung zu tun haben.
Im Gegenteil: Was im emdener Fall passiert ist und was diese sportlicherische Polizistin gemacht haben, verstößt gerade gegen die Gedanken unserer f-d Grundordnung und gegen unser Gemeinwesen.

Re: Kinder lieben heute nur noch virtuell

Verfasst: 23.05.2012, 13:49
von kafka
Smaragd aus Oz hat geschrieben:Hm. Mit Deinem zweiten Satz hast Du schon die Antwort gegeben. :wink: Je mehr Menschen in diesem Netzwerk sind und je mehr Funktionen es gibt, desto mehr fühlt man sich wie in der richtigen Welt.
Einerseits ja, andererseits nein. Schau dir zum Beispiel mal die 'Habbo'-Welt an; dort wird sogar versucht die echte Welt nachzubauen, gleiches gilt für Online-Rollenspiele und Second Life.

Mein Einwand war auch eigentlich auf etwas anderes gemünzt: Wenn sich Menschen irgendwo anmelden, dann wollen viele auch irgendwann andere Mitglieder übertrumpfen; sei es durch das gesammelte Geld, die Freunde, das Level oder die Beitragszahl.
Bei Facebook ist diese Währung zweifelsohne Zeugnisse realer sozialer Kontakte. Nun ist es für Menschen, die im analogen Leben am Rand stehen aber verständlicherweise ungemein schwerer jeden Montag abgefahrene Partyphotos vom Freitagabend hochzuladen. Deshalb denke ich nicht, dass Facwebook für diese Menschen zur Falle werden kann.
Smaragd aus Oz hat geschrieben:Trotzdem wird es auch bei einigen Normalusern das Phänomen des Freundefischen geben.
Bei einigen Usern ist dies tatsächlich der Fall, doch ist dieser Trend - zumindest in meiner Generation - schon wieder rückläufig. Fast alle haben ihre Freundesanzahl wieder unter 500 gedrückt. Auch interessant zum Thema:

http://webzweinull.hans-bredow-institut ... r-freunde/
Ein Forscherteam der Michigan State University hat nun eine Untersuchung darüber vorgelegt, inwieweit die Anzahl der Freunde einen Einfluss auf die wahrgenommene Popularität bzw. Attraktivität hat. Dazu haben sie ein Experiment durchgeführt, in dem Versuchspersonen ein fiktives Profil der Plattform “facebook” vorgelegt bekamen – die Anzahl der Freunde dieser fiktiven Person variierte aber zwischen 102 und 902 Freunden. Die Versuchspersonen sollten u.a. angeben, für wie attraktiv und für wie extrovertiert sie diese fiktive Person halten. Das Ergebnis: Der Zusammenhang zwischen Freundesanzahl und wahrgenommer Attraktivität ist umgekehrt U-förmig: Am attraktivsten wurde das Profil mit 302 Freunden eingeschätzt, wohingegen weniger, aber auch mehr Freunde die Attraktivität senkten. Die Extrovertiertheit der fiktiven Person wird bei 502 Freunden am höchsten eingeschätzt.
Smaragd aus Oz hat geschrieben:Und die Leute teilen ordentlich.
Smaragd aus Oz hat geschrieben:Das beweist wunderbar exemplarisch, welches Missbrauchspotential in GB steckt, um hysterische Wellen auszulösen oder jemanden fertig zu machen:
Aufklärung würde hier vielem vorbeugen. Aufklären ist immer besser als verbieten.
Smaragd aus Oz hat geschrieben:Aber das war nur ein Exkurs. Ein Missgriff sehe ich deshalb, weil diese Flash-Möpse nichts mit der Verteidigung unserer f-d Grundordnung zu tun haben.
Im Gegenteil: Was im emdener Fall passiert ist und was diese sportlicherische Polizistin gemacht haben, verstößt gerade gegen die Gedanken unserer f-d Grundordnung und gegen unser Gemeinwesen.
Gut, der Artikel 20 war ein schlechtes Beispiel, weil er nur dem Schutze der f-d Grundordnung dient. Viel eher wollte ich darauf hinweisen, dass das Volk mal wieder aus seinem Tiefschlaf geweckt werden sollte - das Volk hat Macht auch fern von jeden Wahlen, das sollte es erkennen.
Wenn du dich nur auf das Missbrauchspotential und Emden konzentrierst, dann traust du dem Volk zu wenig zu und versuchst es im Endeffekt - teilweise - zu entmündigen.

Flash-Mobs können gut dem Bürger verständlich machen, was Demokratie bedeutet: Er ist das Volk! Das Volk herrscht!
Stelle ich mich nun mt 1000 anderen Menschen auf die größte Kreuzung einer Stadt, dann stockt der Verkehr. Dann müssen selbst die Reichsten warten, dann muss selbst der Klügste, der Größte, der Mächtigste warten: Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will!

Diese Erkenntnis sollte wieder einer der Grundpfeiler unseres Demokratieverständnisses werden.

Re: Kinder lieben heute nur noch virtuell

Verfasst: 23.05.2012, 14:30
von Smaragd aus Oz
[color=#000000]kafka[/color] hat geschrieben:Stelle ich mich nun mt 1000 anderen Menschen auf die größte Kreuzung einer Stadt, dann stockt der Verkehr. Dann müssen selbst die Reichsten warten, dann muss selbst der Klügste, der Größte, der Mächtigste warten: Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will!
Hm... das wirkt auf mich eher wie das Konzept von Anonymuss - unterstellt, für die Versammlung auf der Kreuzung gab es keine Erlaubnis und auch keinen Grund für Spontandings:
Dann ist sie nämlich rechtswidrig. Und 1000 Menschen sind noch nicht der pouvoir dingsbums, der die Rechtsordnung außer Kraft setzen kann.

Dabei rottet sich eine Minderheit zusammen, um es einer noch kleineren Minderheit (die pöhsen Reichen und Mächtigen) auf unerlaubte Weise mal so richtig zu zeigen, weil ihr Minderheitenwille etwas anderes als richtig empfindet. Wie bei Anonymuss.

Warum sollen 1000 (wahrscheinlich Linksideologen) Leute das Recht haben, dem Reichen mal die Kreuzung zu versperren? Der Reiche nimmt auch nur seine Rechte wahr, die ihm vom demokratischen Rechtstaat gewährt werden.

Und warum soll die Mutter mit ihrer 5-jährigen Tochter auf dem Rücksitz auch unter der versperrten Kreuzung leiden?

Ich sehe nicht, wie unter diesem Aspekt die Flash-Möpse eine Verwirklichung von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sein sollen.

Am attraktivsten wurde das Profil mit 302 Freunden eingeschätzt
Selbst diese Zahl halte ich für aberwitzig.

Wenn das stimmt, dann sollte man sich mal fragen, welche Bedeutung man dem Wort "Freund" beimisst.

Sei doch mal ehrlich: Wer hat im Realleben wirklich 302 (!) Freunde?? Das wären ja über zehn Schulklassen. :shock:
Ich bin mir nicht mal sicher, ob ich 302 Bekannte (im engeren Sinne) hätte, geschweige denn dass ich mit denen befreundet bin. :|

Für mich sind Freunde der engste Vertrauenskreis; eine zweistellige Anzahl halte ich schon für utopisch.
Selbst wenn man den Freundesbegriff weit zieht, was ich durchaus verständlich fände, würde man nie auf eine so absurd hohe Zahl kommen.

Wenn ich ein Profil sähe mit 40 Freunden, dann würde ich denken: "OK, 40 'Freunde' im weiteren Sinne, hauptsächlich Bekannte, mit denen sich die Person von Zeit zu Zeit mal austauscht."
Das halte ich für normal, und mit dieser Anzahl kann man - unter hohem Zeitaufwand freilich - noch vernünftig Kommunikation betreiben.

Aber wenn ich ein Profil mit über Hundert Freunden sehe, dann sehe ich darin entweder einen Witz oder eine Person, die irgendwelche Neurosen kompensieren muss.
Mit über 100 Freunden kann man auch keine vernünftige Kommunikation mehr treiben, da der Tag für Jedermann nur 24 Stunden dauert. Es ginge vielleicht bei den angesprochenen Leuten, die süchtig sind. Aber Tiefenkommunikation halte ich da nur für schwer möglich.

Die Masse der Freundeseinträge ist also bloß für die Statistik oder zum Profilieren des Accounts, bei denen sich die einzige Kommunikation auf diese "Ich habe gerade eine neue Rolle Klopapier angefangen"-Mitteilungsanzeigen beschränkt.
Welchen Sinn das haben soll, erschließt sich mir nicht. Wer Allerwelt mitteilen will, wann er pupst oder kackt, der sollte lieber bei Big Brother mitmachen und noch Geld damit verdienen. :lol:


Deinen übrigen Punkten kann ich mich überwiegend anschließen.

Re: Kinder lieben heute nur noch virtuell

Verfasst: 23.05.2012, 14:54
von gelöscht_20
:shock:
kafka hat geschrieben:Fast alle haben ihre Freundesanzahl wieder unter 500 gedrückt.
Oh mann, ich finds ja bei 30 guten Kontakten schon schwer auseinander zu halten, wer jetzt wieviel und was weiß. Mit wem ich schon über was geredet habe. Bei wem es noch kein Problem ist mit nem Mädel zu flirten wenn er dabei ist. Was will man mit 500 freunden?
Und wenn ichs jetz auf Freunde reduziere, sehe ich ja sogar sehr arm dagegen aus.

Ich stell mir grade vor, wenn man mit allen 500 freunden täglich 2 sätze wechselt, ist man dann nicht schon 20 stunden beschäftigt? irgendwie muss ich mir das dochmal anschauen. Bin bisher nichtmal auf die Idee gekommen, das das ding so krank sein könnte.
kafka hat geschrieben:Stelle ich mich nun mt 1000 anderen Menschen auf die größte Kreuzung einer Stadt, dann stockt der Verkehr. Dann müssen selbst die Reichsten warten, dann muss selbst der Klügste, der Größte, der Mächtigste warten: Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will!
Wunderbares Politikverständnis. So sollte man für seine Meinung eintreten um auch gehört zu werden. Dafür wär die Vernetzung mit 500 "freunden" wirklich nützlich. Aber für politische Ziele sehe ich da eigentlich eher NGOs und Parteien mit ihren Mailinglisten in der Pflicht. Oder man rüttelt eben die Leute durch Diskusionsforen und Flyer erstmal wach. Klar man wird selten die Masse eines Facebookflashmobs erreichen, dafür aber leute die wenigstens wissen warum sie da sind und die sich nicht nur mitreißen lassen.

Re: Kinder lieben heute nur noch virtuell

Verfasst: 23.05.2012, 15:05
von kafka
Smaragd aus Oz hat geschrieben:Ich sehe nicht, wie unter diesem Aspekt die Flash-Möpse eine Verwirklichung von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sein sollen.
Das Volk sollte seine Grenzen austesten können, ansonsten wird das Bild des unantsastbaren Staates gefördert, welches auf einer abstrakten, gottgleichen Legitimation fußt. Der Staat erfährt seine Legitimation immer noch durch die Menschen und nicht durch helige Ideengebilde, wie parlamentarische Demokratie und Rechtstaatlichkeit.

Wenn du diese Ansichten durch Parallelen zu Anonymous und linken Ideologien versuchst zu diskreditieren, dann ist das blöd. Nicht weil Anonymous & co. so unglaublich kühl sind, sondern weil du damit nicht inhaltlich argumentierst und bloß verallgemeinerst.
Smaragd aus Oz hat geschrieben:
Für mich sind Freunde der engste Vertrauenskreis; eine zweistellige Anzahl halte ich schon für utopisch.
Selbst wenn man den Freundesbegriff weit zieht, was ich durchaus verständlich fände, würde man nie auf eine so absurd hohe Zahl kommen.
Och, das sind doch bloß Begrifflichkeiten. Der Facebook-Freundesbegriff ist doch schon lange von dem Freundesbegriff des echten Lebens entkoppelt - zumindest in meiner Generation.
Smaragd aus Oz hat geschrieben:Deinen übrigen Punkten kann ich mich überwiegend anschließen.
Gilt bei mir auch, wenn ich aufhöre zu widersprechen. :)
rakira hat geschrieben:für politische Ziele sehe ich da eigentlich eher NGOs und Parteien mit ihren Mailinglisten in der Pflicht. Oder man rüttelt eben die Leute durch Diskusionsforen und Flyer erstmal wach. Klar man wird selten die Masse eines Facebookflashmobs erreichen, dafür aber leute die wenigstens wissen warum sie da sind und die sich nicht nur mitreißen lassen.
Diese Institutionalisierung bildet aber Hürden, die den Großteil des Volkes von der politischen Partizipation ausschließt. So entsteht eine Kaste der politisch Interessierten, die unter sich bleibt.

Re: Kinder lieben heute nur noch virtuell

Verfasst: 23.05.2012, 15:30
von Smaragd aus Oz
[color=#000000]kafka[/color] hat geschrieben:sondern weil du damit nicht inhaltlich argumentierst
Doch, natürlich. Die Argumente, die den Vergleich begründen, stehen oben in meinem Beitrag, ebenso die Begründung, warum ich das nicht gutheiße.

Darin, dass Onanymous kühl ist, aber Flash-Möpse (irgendetwas) anderes sein sollen, sehe ich kein Argument. :P

[color=#000000]kafka[/color] hat geschrieben:Der Facebook-Freundesbegriff ist doch schon lange von dem Freundesbegriff des echten Lebens entkoppelt
Das mag sein. Das ist die Begrifflichkeit.

Dennoch stellt sich die Frage, was diese Massenbefreundung soll. Das war der Kern meiner obigen Ausführungen und auch Rakiras Gedanken, zu denen ich jetzt aber nichts mehr lese.
:wink:

Re: Kinder lieben heute nur noch virtuell

Verfasst: 23.05.2012, 15:48
von Luna
Sakura hat geschrieben:Berüchtigt sind auch inzwischen diese Facebook-Parties, wo jemand seine Freunde Zum Geburtstag einlädt und die 250 Gäste zu randalieren anfangen, weil sie nichts zu Essen und trinken kriegen.

Normalerweise müsste die Stadt dafür aufkommen und essen und trinken ausgeben...

Re: Kinder lieben heute nur noch virtuell

Verfasst: 23.05.2012, 16:29
von gelöscht_20
ich weiß eigentlich off topic
kafka hat geschrieben:
rakira hat geschrieben:für politische Ziele sehe ich da eigentlich eher NGOs und Parteien mit ihren Mailinglisten in der Pflicht. Oder man rüttelt eben die Leute durch Diskusionsforen und Flyer erstmal wach. Klar man wird selten die Masse eines Facebookflashmobs erreichen, dafür aber leute die wenigstens wissen warum sie da sind und die sich nicht nur mitreißen lassen.
Diese Institutionalisierung bildet aber Hürden, die den Großteil des Volkes von der politischen Partizipation ausschließt. So entsteht eine Kaste der politisch Interessierten, die unter sich bleibt.
Klar tut sie das, aber wenn man politische Ziele verfolgen will, braucht man auch Inhalte die vermittelt werden sollen. Ich kann mir nur schwer vorstellen, das es bei einem Massenevent wie von dir beschrieben, einen Konsens gibt, weswegen man nun dort ist. Zumindest ist das die Erfahrung, die ich bei von mir mit organisierten Demos gemacht habe. Ein großteil der Leute war eher dabei wegen "hey cool Demo" und einige ergänzten das noch mit "bringen wir ma Steine und Mollis mit. Evtl wirds ja ganz witzig." Das sie damit dem Ziel eher geschadet haben, haben diese nicht gesehen.

Für eine Politik der Massen, müsste erstmal an der Aufklärung der Massen gearbeitet werden. Wenn nun aber von vielen kein wirkliches Interesse an den Themen entwickelt wird, bringt leider auch eine demokratie vom Volke aus relativ wenig.

Daher ist die Institutionalisierung erstmal wohl leider noch notwendig. Wünschenswert wäre es aber, so viele wie möglich mit ins Boot zu holen. Nur muss es davor realisierbar sein, dass diese nicht nur zum bashen kommen sondern tatsächlich Interesse an der Sache entwickeln es zu Diskusionen kommt... Politik nur des Spaßes halber kann stark nach hinten losgehen.