Cocolinth hat geschrieben:
Allgemein ja. Wie JEDE Setzung. Also auch Deine. (Gemeinplatz-Alarm!)
Ich kann mich ja eben nicht Recht für eine Setzung entscheiden, weil es für mich keine eindeutige Angelegenheit ist.
Du versprichst, oder suggerierst zumindest, in deiner gesetzten Ansicht Eindeutigkeit und allein das bestreite ich durch ein paar Überlegungen.
Cocolinth hat geschrieben:
Da ist die Befruchtung als Grenze zur Menschwerdung weiterhin KONKURRENZLOS. Zweiter Platz: die Entbindung.
Naja, wenn wir bloß von Zeitpunkten ausgehen, die in ihrer Anschauung simpel und leicht zu begreifen sind (Entbindung, Befruchtung), dann habe ich zum Beispiel noch weitere Stadien anzubieten (keine spezielle Reihenfolge):
Der erste Herzschlag, Geschlechtsdetermination, Festlegung auf eventuelle eineiige Zwillinge (Mehrlinge), vollständig angelegte Organe, erste auditive und visuelle Wahrnehmung, die Möglichkeit Schmerz zu empfinden. Gibt sicher noch mehr anschauliche Stadien.
Als konkurrenzlos würde ich das sicher nicht bezeichnen.
Cocolinth hat geschrieben:
Alles andere zwischen Befruchtung und Geburt: Das sind, wie sich ja auch hier bereits gezeigt hat, wirklich bloß Dartpfeile. Mit Augenbinde geworfen.
Schöner Metapher. Warum befreist du aber deine Setzung auf die Befruchtung von dieser Kritik?
Cocolinth hat geschrieben:
Das widerspricht ja nun mal den wissenschaftlichen Fakten (wie Du sie dargelegt hast), dass es erst ein paar Tage nach Befruchtung zur Einteilung in Ein- und Mehrlinge komme.
Bis dahin kann man im Zweifel für den Angeklagten von nur einem Menschen ausgehen, der da ggf. getötet wird.
Ob eine befruchtete Eizelle sich überhaupt einnistet (Nidation) ist bis dahin übrigens auch noch nicht klar (in Deutschland ist "Abtreibung" vor der Nidation juristisch kein Schwangerschaftsabbruch). Ich habe zwar keine Statistik zur Hand, aber ich glaube es ist sogar unter 50%.
Der Normalfall ist also sogar, dass die befruchtete Eizelle es nicht schafft.
Aber Moment? Woher rührt nun meine Formulierung "nicht schafft"? Es ist ein völlig natürlicher wertneutraler Vorgang, dass entweder nun die Entwicklung weiter geht oder nicht.
Und, wenn man sich zu Gunsten einer wertneutralen Betrachtung der Kausalkette nun einfach mal die bloß anschauliche Betrachtung des räumlich zusammengefügten Spermiums und der Eizelle als Zygote entfernt, dann kehrt sich die Frage in: Wieviel muss man denn tun um das "schon vorhandene Leben" (je nach Deutung) zu gewährleisten?
Wann ist es Tötung und wann ist es bloß Verhinderung von Leben?
Also: Welches Maß an Festgelegtheit für potentielle zukünftige Menschen muss den gewährleistet sein, damit man davon sprechen kann, dass man hier einen Mord begeht? Wir haben gesehen, dass es sehr viele verschiedene Stadien an Festgelegtheit und Wahrscheinlichkeiten für das Fortschreiten der Entwicklung gibt und gebe deinen Vorwurf an dich zurück: Die befruchtete Eizelle zu wählen, ist ein ebenso arbiträrer Dartwurf, wie du es von anderen Stadien behauptet hast, je mehr man eben darüber weiß.
Kondome verhindern leben, die Senkung der Nidations-Wahrscheinlichkeit ebenso, oder eben Abtreibungsmaßnahmen (nach deutschem Recht).
Wann dieses Leben schon "existiert" und man dann von Töten statt verhindern spricht, bleibt eines jeden Dartwurf überlassen.
Cocolinth hat geschrieben:
Wie kann es denn bitte einerlei sein, ob Du nun EINEN, vielleicht auch ZWEI oder DREI Menschen tötest... oder jedoch GAR KEINEN!???
Keine Ahnung. Das steht da ja nicht. Der Unterschied zwischen 0 und 1 und 1 und 2 ist auch gleich. Nämlich, jeweils 1.
Gleichwohl sind sowohl 0, 1 und 2 voneinander unterschiedlich. Deswegen sagte ich ja: Du kannst immer noch nicht von mindestens einem Menschen sprechen.
Wie denn? Was es nun wird, ist eine Sache von Wahrscheinlichkeiten.
Du argumentierst ja: Es ist mindestens
ein Mensch, außer es passiert ein Unfall und die befruchtete Eizelle stirbt.
Warum kann man nicht im selben Maße sagen: Es ist
kein Mensch, außer man hat Glück und sie erreicht ein weiteres Stadium (bspw. Nidation).
Wovon machst du das nun abhängig?
Man kann ja auch andersherum hergehen und mit
allen medizinischen Mitteln versuchen die Nidationswahrscheinlichkeit über das normale Maß zu heben, weil man ja dann schon menschliches existentes Leben mit allen Rechten vor sich hat und damit de facto auch das Recht auf lebensrettende Maßnahmen!
Also:
Jede Frau direkt nach jedem Sex ab ins Krankenhaus und 24-Stunden Überwachung! Es geht um Leben und Tod!
Außer natürlich man gesteht befruchteten Eizellen doch noch nicht alle Rechte zu?! Solange man abwägt, tut man das ja genau nicht.
Cocolinth hat geschrieben:
DAS trifft natürlich zu. Helau, Prinz Non-Sequitur!
Davon redete ich ja auch gutem Grund (siehe oben).
Cocolinth hat geschrieben:
obwohl sie NACHWEISLICH das erste ist, was von dem betreffenden Individuum/-en in die objektiv messbare physische Realität tritt
Nö. Getrennt sind das Spermium und Eizelle ja auch schon, nur räumlich und zeitlich getrennt. In der Kausalkette zur Menschwerdung sehe ich keinen Grund z.B. die erfolgreiche Befruchtung von einer erfolgreichen Nidation zu unterscheiden, noch sehe ich irgendein glasklares Kriterium dafür, bei welchem Stadium man wann von einer ersten messbaren physischen Realität jedes potentiellen Individuums oder mehrerer potentieller Individuen sprechen können soll.
Cocolinth hat geschrieben:
und rein opportunistisch[/u] (Stichwort: soziale Bequemlichkeit).
Trifft eher nicht so auf mich zu. Ich habe keinen Sex und, dass schwangere Frauen Kinder in jedem Fall austragen, kommt mir als Pädophilen ja zu Gute.
Ich wäre als Entscheidungsträger in persona also tatsächlich pro-life.
Also ich mache mir es ja alles andere als bequem mit meiner
Unentschlossenheit, weil ich damit ja prinzipiell über die Rechte und Pflichten anderer Menschen richte und nicht bloß über die von mir.
Es wäre ja sehr einfach, wenn es nur mich betreffen würde, dann würde ich mich für das Leben entscheiden, nichts einfacher als das.
Cocolinth hat geschrieben:
Na, weil es dann keine Abtreibung ist. Und nach Abtreibung hattest Du doch gefragt, oder nicht?
Naja doch? Die Entnahme auch von noch lebenden Embryonen nennt man... Abtreibung.
Aber ist ja egal, sematische Lappalie.
Cocolinth hat geschrieben:
... um Deine Position zu bekräftigen, dass eine Mutter bis zu Zeitpunkt Z den Fötus/Embryo töten dürfen soll.
Ja, Zeitpunkt Z, also mir noch unbekannt. Die Verhinderung von Einnistung als Tötung zu bezeichnen empfinde ich ja zumindest als zu früh; darüber hinaus bin ich nicht festgelegt.
Cocolinth hat geschrieben:
Oder hast Du diese Position inzwischen aufgegeben und machst es Dir wieder mal auf dem Gemeinplatz des Skeptizismus bequem?
Also ist es bequemer die Angelegenheit weiter zu erörtern als sich final und ohne Vorbehalte festgelegt zu haben?
Finde es nicht sehr bequem oder leicht. Kannst es ja mal probieren?
Cocolinth hat geschrieben:
Das behauptest Du so schlicht.
Dabei ist das doch haargenauso gesetzt wie alles andere Gesetzte auch.
Wer A sagt, muss auch B sagen.

Stimmt. Aber zumindest steht das aber nicht in Disput. Neugeborene zu töten, wird gesellschaftlich nahezu einstimmig als unmoralisch und inhuman abgelehnt.
Also wozu diskutieren, wenn wir uns hier schon einig sind?
Cocolinth hat geschrieben:
Klar ist jedoch: In der (Patt-)Situation, dass ein Menschenleben gegen ein anderes steht, liegt für mich die einzige mögliche Zulässigkeit von Abtreibung. Das geht dann in Richtung Notwehrprinzip.
Warum opferst du da nicht die Mutter? Sie hatte ja zumindest schon eine Weile die Chance ein Leben zu leben.