Sascha hat geschrieben:
Ich habe ja schon mehrfach die zivilisierte Alternative staatlicher Kontrolle vorgeschlagen, nämlich eine Marke "staatlich geprüft". Was hast du an dieser Alternative auszusetzen?
Dass sie nicht verbindlich ist, und somit nichts nützt.
Sascha hat geschrieben:
Eine Variante, die ich für wahrscheinlich halte, ist, dass sich dann auch ein paar private Konkurrenten finden. Und wenn die besser sind, werden sie sich durchsetzen.
Besser = billiger.
Billiger = minderwertiger, gefährlicher, wirkungsloser.
Kleiderdiscounter kik ließ nachweislich Kinder im Ausland für ihre billigen Kleider bluten. Hat jemand davon etwas gemerkt?
Ohne Verbindlichkeiten würde auch das problemlos funktionieren. Ich habe mal rumgefragt wieviele von kiks Vergangenheit (oder Gegenwart?) wussten.
Es wusse so gut wie niemand.
Unrecht ist erfolgreich. Selbstverantwortete oder konkurrierende Kontrolle
funktioniert nicht.
Sascha hat geschrieben:
Hat doch damit nichts zu tun. Qualitätssiegel stürzen auf dem Markt ganz schnell ab wenn sich herausstellt, dass Schrott unter dem Siegel verkauft wurde. Wird ja von den Medien und den Konkurrenzsiegeln weit verbreitet.
Die Medien entziehen sich auch immer mehr solcher Kontrollen und würden mit solchen Konzernen eher kollaborativ sein, wenn es nicht Gesetze dafür gäbe.
Sind sie ja gewissermaßen schon. Welcher private Sender würde schon einen Bericht gegen ein Produkt bringen, mit dessen Konzern sie einen Werbevertrag haben?
Private Sender haben zudem nur einen Informationsanteil von 8% (siehe Panorama: Lügenfernsehen)
Dort wo Lüge glaubhaft gemacht wird (scripted Reality) hat ein Vebraucher keine Chance bei der Orientierung. Auch, wenn es schmerzt, um unabhängie Kontrollstukturen, die verbindlich und nicht selbstverantwortet sind, kommt man nicht drumherum.
Sascha hat geschrieben:
Ja klar, ist die harmlosere Alternative im Vergleich zu den Zehntausenden von Toten die die staatliche Verbotsvariante schon gefordert hat.
Unterschriebene Einverständniserklärungen durch Patienten bei Medizin, die noch in der Testphase ist (und sich theoretisch ja noch als gefährlich erweisen könnte) wäre mein Vorschlag, wenn es tatsächlich so ein unerträglicher Zustand ist.
Müsste doch ständig in den Medien sein, dass die Leute da reihenweise in den Krankenhäusern sterben, wenn das so ein dringendes Problem ist.
Sascha hat geschrieben:
Stinkreich = böse, und böse => verbieten erkenne ich dahinter als Logik.
Nein. Ist einfach ein Zusammenhang, der bestehen kann. War keine logische Schlussfolgerung, sondern eher eine Metapher. Ein rücksichtsloser und gieriger Dagobert Duck eben, der nur durch seine drei Enkel moralisch wieder auf die richtige Spur zu bringen ist.
Sascha hat geschrieben:
Ich frage mich aber, was das soll: Falsche Versprechen sind Betrug, und gegen Betrüger wird man sich auch in der Anarchie zu wehren wissen, keine Angst.
Du gehst davon aus, dass die Gemeinheit den Betrug immer aufdecken oder verstehen könne.
Sascha hat geschrieben:
Nochmal, genau wie die Leute in der Marktwirtschaft auf Preise achten, werden sie auf einem freien Markt auf Gütesiegel und Garantien achten.
Dann stellt ein Konzern eben Gütesigel aus, die etwas bunter aussehen als diejenigen vom Staat.
Sascha hat geschrieben:
Garantien sind ja keine Erfindungen des Staates, sondern des Marktes, die der Staat lediglich inzwischen in vielen Fällen zur Pflicht gemacht hat.
Das ist doch nur vernünftig. Produkte sollten verbindlicherweise immer unbedenklich also nicht gesundheitsgefährdend sein.
Warum nicht gleich ein Verbot?
Sascha hat geschrieben:
Nur dass diese Standards vom Markt und nicht von Politikern festgelegt werden, und daher weitaus sinnvoller sein werden.
Das ist doch dasselbe in Grün.
Jeder kann besonders eindrucksvoll seine gutklingenden Standards formulieren und sie hinterrücks dann nicht einhalten.
Kontrollen sind an den Stellen notwendig, an denen der Bürger diese nicht durchführen kann.
Ich bin jedenfalls froh, dass bei Restaurants unabhängige Lebensmittelkontrollen durchgeführt werden um damit eine Mindestqualität zu forcieren.
Sascha hat geschrieben:
Um über Gefährdungen zu entscheiden, nehmen sich die Politiker eher Werbefachleute zurate, Wissenschaftler haben doch bei Politikern nichts zu sagen.
Würde ich nicht so pauschalisieren. Aber klar. Wenn dem so ist, dann ist deine Kritik berechtigt. Die sollen schon sich an kompetente Stellen halten und nicht an Lobbyisten, die den Konzernen nahe stehen.
Sascha hat geschrieben:
Hingegen kann man ohne Wissenschaftler garantiert keine guten Medikamente herstellen. Also Wissenschaftler werden von einem Markt schon gut genug gefördert.
Instrumentalisiert wohl eher.
Sascha hat geschrieben:
Nochmal: Kein Politiker verliert etwas, wenn ein lebensrettendes Element jahrelang als nicht ausreichend getestet verboten wird. Ein Fehler in die andere Richtung könnte ihm jedoch schaden. Also ist die natürliche, geradezu gesetzmäßige Folge, dass so etwas auch passiert, sogar die Regel ist.
Es ist völlig Schnuppe, was einem eigennützigen Politiker gut tun würde, wenn ich dafür argumentiere, dass solche verbindlichen und unabhängigen Kontrollstrukturen der Allgemeinheit dienen.
Sascha hat geschrieben:
Firmen hingegen schaden Fehler in beide Richtungen, sie haben also ein Interesse daran, richtig zu handeln.
Firmen haben ein Interesse daran nach Profit zu handeln.
Sagst du also, dass Profit nur möglich ist, wenn man moralisch korrekt handelt?
kik ist übrigens immer noch erfolgreich, beliebt und billig. Skandale sind sehr einfach wegzustecken. Und wenn sich damit regelmäßig Profit machen lässt, dann wird in deiner Anarchie-Welt auch kein Konzern sich darum scheren alles richtig zu machen.