Klischee hin oder her, aber es entspricht tatsächlich der Realität, ich habe das selbst schon oft genug hier in der Nachbarschaft erlebt: Die rauchende Mutter, die lieber Farmsville spielt, als mit ihren Kindern ins Schwimmbad oder zum Eisessen zu gehen, die große Schwester, die lieber mit ihren Freundinnen in Whatsapp schreibt als mit ihrer kleinen Schwester zu spielen, der Vater, der nach Feierabend nur an Bier und Fernsehen interessiert ist (wenn er denn überhaupt da ist, es gibt ja auch genügend alleinerziehende Mütter) usw. usf. Gut, nicht jedes Detail mag auf jede Familie zutreffen, und was nun wirklich auf Iris' Familie zutrifft, wissen wir nicht, aber so sieht der Alltag in vielen deutschen Familien tatsächlich aus.
Und klar, wenn vom Monatseinkommen gerade mal genügend für die laufenden Ausgaben übrigbleibt, dann sind Ferien am Meer oder Ausflüge am Wochenende utopisch, und es reicht nicht einmal fürs Schwimmbad. Wobei das nicht am Geld an sich liegt, sondern wie es ausgegeben wird. So schlecht hat es Iris ja nicht; sie hat ein Kaninchen, ein Hund gehört auch noch zur Familie, jeder hat einen PC, vielleicht nicht das tollste Modell, aber ganz umsonst gibt's die ja auch nicht. Es wäre sicher nicht so schwer, auf die eine oder andere Sache zu verzichten (allen voran natürlich auf die Zigaretten, wobei das dem Anschein nach sparsam selbstgedrehte waren, die dann wohl keine 360 EUR im Monat kosten
), aber leider können viele Leute nicht gut mit Geld umgehen.
Leider ist der Alltag dieser Kinder recht trist, und wenn die Mutter schon von sich aus sagt, dass sie kein gutes Vorbild für ihre Tochter sein mag, sondern nur ein "guter Kumpel", dann finde ich das sehr traurig. Niemand erwartet eine "perfekte" Mutter, die alles für einen tut, aber es tut weh, zu sehen, wie Iris nach der Verabschiedung von der Grundschule in Tränen ausbricht und sich dann auch noch dumme Kommentare anhören muss. Wäre ich ihr Papa, hätte ich sie umarmt und sie zum Eisessen eingeladen, auch wenn das ein paar Euro meines sauer verdienten Geldes kostet. Es ist doch auch nicht so schwer, seinen Kindern stets ein offenes Ohr zu schenken, auch wenn einen die vorgelesene Geschichte nicht besonders interessiert.
Gut fühle ich mich beim Anschauen von so einem Bericht leider nicht, aber selbst wenn man so eine Familie kennt, kann man nur wenig tun, um die Situation zu ändern, denn daran haben die Eltern offenbar kein großes Interesse. Es ist ja nicht so, dass sie nicht für ihre Kinder sorgen, aber oft fehlt einfach die Liebe und Herzlichkeit, und man hat den Eindruck, dass die Kinder bisweilen als störend betrachtet werden und dann eben vor Fernseher, PC und Co. geparkt werden, bzw. dass sich die Eltern selbst davor parken, um ihrem eigenen grauen Alltag zu entfliehen.
Auch meine Eltern hatten nie viel Geld, und wir sind auch nicht oft in Urlaub gefahren, aber wir haben doch viel miteinander unternommen. Dafür gab's dann eben auch keinen Fernseher im Kinderzimmer, da half alles Betteln nichts, es gab keine Haustiere (ok, da hatten wir auch kein großes Interesse daran), und auch sonst war meine Mutter bei vielen Sachen eisern. Dafür ist aber z. B. mein Vater mal "einfach so" mit mir losgezogen, um ein neues Fahrrad zu kaufen, sowas gab's ansonsten natürlich nur zu Weihnachten oder zum Geburtstag. Das sind eben Dinge, für die man als Kind seinen Eltern ein Leben lang dankbar sein kann.
P. S.: Und ja, Iris ist wirklich total süß.