Ich weiß nicht genau, warum sie den vergangenen Mord noch eingebaut haben. Vielleicht war der sonst zu harmlos? Keine Ahnung.
Denn die weitere Botschaft, die der Film ansonsten noch vermitteln wollte, ist:
Selbst, wenn
der Pädo (eig. ja Hebe... aber zur Einfachheit ab hier Pädo) Keller nicht übergriffig wird, tatsächlich in das Kind irgendwie verliebt ist und oberflächlich gesehen versucht dem Mädchen größtenteils zu helfen und ihr persönlich nichts Böses tun will, richtet er dennoch Schaden an.
Anscheinend, so wollen der Regisseur und die Drehbuchautoren hier vermitteln, sind die sexuellen Interessen eines Pädophilen hier
immer im Weg und nie kompatibel mit dem Kindeswohl.
Er verhindert einen Übergriff nicht rechtzeitig zur eigenen Befriedigung.
Anstatt das Bildmaterial zu vernichten, kopiert er es für eigene Zwecke.
Wir können hier förmlich
zusehen, wie er versucht sein Handeln wegzurationalisieren, auch wenn das im Film schlecht darzustellen ist. Er kann sie nach dem Übergriff trösten und Bindung stärken. Von seinem "Interesse" an dem Bildmaterial kriegt sie sowieso nichts mit, also sei das OK.
Er agiert im Schatten, passiv und ist
vermeintlich harmlos. Aber die Filmdarstellung beweist das Gegenteil. Das war die prinzipielle Aussage.
Eine weitere negative Schablone eines pädophilen Menschen. Wir haben ja nichts anderes erwartet.
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Ein weiteres entscheidendes Element ist seine "Tarnung". Das knüpft an Karremanns "am hellichten Tag" an.
Er hat eine Familie. Seine Tochter behandelt er tatsächlich als Tochter und nicht als Sexualobjekt.
Er ist "funktionierend" in seinem Beruf mit Kindern und fällt nicht sonderlich auf, eher positiv.
Er hat auch Sex mit erwachsenen Frauen.
Und das streut mal wieder schön Misstrauen gegenüber kinderlieben Männern und zwar wie ein Bombenteppich. Man sollte alles und jeden in Betracht ziehen. Nichts ist unmöglich, keiner ist ausgenommen.
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Dann ist da noch der übereifrige Polizist Witt, der Missbrauchstäter gleich umbringen möchte und gleichzeitig noch einen guten Riecher hat für "Perverse".
Er vernachlässigt dafür seine anderen persönlichen Kontakte und selbst nach der temporären Suspendierung, ermittelt er auf eigene Faust weiter.
Dabei wirkt er nicht komplett selbstlos, sondern ist getrieben von eigenem Interesse.
Nur woraus das besteht, ist eher spekulativ.
Warum hat er so ein gutes Gespür für solche Taten? Warum konnte er sich so gut in Kellers Chat-Text hineinversetzen und dort eine romantisierte Affinität zu dem Mädchen entdecken, welches andere Polizisten abgewunken haben als ein freundliches Gespräch?
Er kannte sich auch mit dem pädophilen Symbolismus (Alice im Wunderland) aus.
Ist ein bisschen her, dass ich den Film jetzt gesehen habe. Aber wie war das mit der Kollegin? Hat er sie immer zum Italiener oder so eingeladen? Und dann wirkte seine Einladung auch immer eher kollegial, während die Polizei-Kollegin so wirkte, als würde sie sich mehr davon versprechen. Hmm. Erinnere ich mich nicht mehr so gut.
Theorien? Vielleicht ist er selbst ein bisschen perv, aber richtet den Hass, den er gegen sich selbst hat, dann lieber auf andere wie Keller.
Deswegen wirkt er wohl so radikal mit mehr Hass auf Täter als mit Mitleid auf die Opfer. Das könnte sein Verhalten so ein bisschen erklären.
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Und zu Sara muss man nicht mehr viel sagen. Sie ist ein Mädchen, das von ihrer Peer-Group abgehängt und als Mauerblümchen belächelt wird. Sie leidet unter dem Druck die scheinbar vorgegebenen Schönheits-Ideale nicht erfüllen zu können.
Sie sieht diese allerdings als zwingende Vorraussetzung für erste romantische Erfahrungen.
Jede Art von Zuwendung, die in diese Richtung geht, sieht sie sofort als wertvollen Glückstreffer, der ihr nicht entgehen darf.
Hier hat man wieder einen sehr klischeeähnlichen Opfertyp abgedeckt, in einer pubertären Krise, schwach, leicht manipulierbar.
Wahrscheinlich ganz einfach deswegen, weil man damit mehr Mitleid und Dramaturgie erzeugen kann.
Der wahrscheinlich häufiger vorkommende "Opfertyp" - Selbstbewusst, unabhängig, abenteuerlustig, mutig - wird in solchen Filmen absolut selten dargestellt.
Dabei kommen genau diese häufiger in sexuelle Situationen, weil die sich das trauen und weil die nicht auf Autoritäten hören, die davor warnen, verbieten oder in irgendeiner Form hindernd wirken.