“Starermittler” oder Selbstdarsteller – Tschüß Herr Vogt
Verfasst: 04.09.2009, 12:24
Oberstaatsanwalt Peter Vogt (Halle) hat seinen privaten und gleichzeitig offiziellen Kampf gegen die Kinderpornographie anscheinend aufgegeben. Medienträchtig wie von ihm gewöhnt, schimpft er, dass es zu wenig Personal gibt, um die vielen Fälle der Kinderpornographie (im Netz) zu bearbeiten und schwenkt die Hilflosigkeitsfahne, gleichzeitig auch Signal dafür, dass “endlich etwas getan werden muss”. Kinderschursel wird es ihm danken, und vielleicht gibt es ja auch ein Abendessen für ihn im Kanzleramt oder so. Etliche “Kinderschützer” wollen sich sicherlich gerne von dem so engagierten Menschen verabschieden, der wie kein anderer die Pedale der medialen Orgel zu bedienen wusste.
Vogt, der solch dramatische Sätze wie “Schon wenn zielgerichtet mit bestimmten Begriffen nach Kinderpornografie gesucht wird, macht man sich strafbar” von sich gab, die natürlich ebenso sinnfrei wie juristisch unhaltbar sind, galt als “harter Hund”, als “Hardliner” und war gerne bereit, im Kampf gegen die Kinderpornographie im Internet sein Anlitz in die begierig wartende Kamera der Medien zu halten.
Dass sich Peter Vogt über zu wenig Personal beschwert, ist keine Überraschung – der (über)eifrige Oberstaatsanwalt führte ja seinen hitzigen Kampf gegen die Kinderpornographie so, dass alle Indizien so manches Mal wie Mikado… pardon, Dominosteine in sich zusammenfielen. Aber das focht ihn nicht an, denn weitere Fälle warteten auf das vogtsche Engagement, und so ist es auch kein Wunder, dass den Medien die Luft für die Follow-Up-Berichterstattung ausging und es nur noch dazu reichte, zum nächsten “größten Kinderpornofall der Welt…Deutschland… Netzgeschichte” zu eilen. Wer hakt schon nach, wenn bereits der “next big fish” an der Angel hängt?
Und so flitzte Herr Vogt von einer medienträchtigen Aktion zur nächsten und beschäftigte so seine unterbesetzte Crew, die, statt sich engagiert um Kinderpornoproduzenten zu kümmern, mit Hausdurchsuchungen, Beschlagnahmungen, Kreditkartenauswertungen und ähnlichem zu tun hatte, was letztendlich dann wieder zu einigen kleinen Fischen führte – für die Ermittlung der Haie war ja auch keine Zeit. Wenn die ach so engmaschigen Kinderpornobekämpfungsnetze auch das letzte Plankton aufnehmen, hat der Wal woanders genug Zeit, sich gütlich zu tun. Aber 1 Wal gegen 1 Milliarde Plankton – medial hat der Wal bereits verloren. Es klingt einfach besser, wenn zigtausende Verdächtige, zigtausende CDs, sonstige Datenträger, Bilder usw. in den Medien auftauchen.
Und falls es einigen zu stressig ist, dass die ganzen Vogtschen Ermittlungen nicht wirklich erfolgreich waren, sorgt Spiegel Online heute für die gezuckerte Schlagsahne auf dem Vogt-Abschiedskuchen, wenn dort gleich die zigtausend Verdächtigen der Operation Marcy zu Tätern werden.
Korrekte Recherche? Aber nicht doch – wer wird denn? Täter, Verdächtige – alles gleich.
Falls es geändert wird, bis 20.13 Uhr las sich der Schluss des Artikels so:
“Bis zu 270 Fälle sind älter als neun Monate
Sachsen-Anhalts Generalstaatsanwalt Jürgen Konrad räumte inzwischen ein, dass allein bei einem von drei zuständigen Staatsanwälten im Land 137 Kinderpornografieverfahren nicht abgeschlossen seien, weil elektronische Beweismittel noch ausgewertet werden müssten. Die ältesten Fälle stammen demnach aus dem Jahr 2005. Einer vorsichtigen Hochrechnung zu Folge seien landesweit bis zu 270 Kinderporno-Fälle älter als neun Monate.
Dieser Zeitraum wird jedoch von den dortigen Gerichten für eine Beweismittelauswertung als angemessen gesehen. Danach müssten die Computer, CDs, Festplatten und USB-Sticks an ihre Besitzer zurückgegeben werden, so Konrad.
Das Problem betreffe aber ebenso Bereiche wie Wirtschafts-, Drogen- und Organisierte Kriminalität sowie den Extremismus – und sei nicht allein ein sachsen-anhaltinisches. “Auch in anderen Ländern gibt es mehr oder weniger große Staus. Das hängt einfach damit zusammen, dass die Datenmengen immer größer und die technischen Möglichkeiten immer ausgefeilter werden”, sagte er. Die Personalentwicklung der Polizei halte damit offenbar nicht Schritt.
Auch die Leiter der drei Polizeidirektionen und des Landeskriminalamtes räumten ein, ja, es gebe offene Fälle. Allerdings wiesen sie die Kritik zurück, dass bei der Polizei unhaltbare Zustände herrschten.
Oberstaatsanwalt Vogt hatte gemeinsam mit Fahndern des Landeskriminalamts in den zurückliegenden Jahren mehrere große Ermittlungserfolge im Bereich Kinderpornografie erzielt. Dazu zählte auch die Operation “Marcy”, bei der ein Internetring mit 25.000 Tätern aus 166 Ländern aufflog.”
Laut Spiegel Online wurde der Artikel “mit Material von AFP” verfasst. Kein Kommentar dazu…
Quelle: www.heise.de/tp/blogs/5/144771…
Wir könnten ja ne Online-Aktion starten, damit er bleibt ;)
Liebe Grüße
asGL
Vogt, der solch dramatische Sätze wie “Schon wenn zielgerichtet mit bestimmten Begriffen nach Kinderpornografie gesucht wird, macht man sich strafbar” von sich gab, die natürlich ebenso sinnfrei wie juristisch unhaltbar sind, galt als “harter Hund”, als “Hardliner” und war gerne bereit, im Kampf gegen die Kinderpornographie im Internet sein Anlitz in die begierig wartende Kamera der Medien zu halten.
Dass sich Peter Vogt über zu wenig Personal beschwert, ist keine Überraschung – der (über)eifrige Oberstaatsanwalt führte ja seinen hitzigen Kampf gegen die Kinderpornographie so, dass alle Indizien so manches Mal wie Mikado… pardon, Dominosteine in sich zusammenfielen. Aber das focht ihn nicht an, denn weitere Fälle warteten auf das vogtsche Engagement, und so ist es auch kein Wunder, dass den Medien die Luft für die Follow-Up-Berichterstattung ausging und es nur noch dazu reichte, zum nächsten “größten Kinderpornofall der Welt…Deutschland… Netzgeschichte” zu eilen. Wer hakt schon nach, wenn bereits der “next big fish” an der Angel hängt?
Und so flitzte Herr Vogt von einer medienträchtigen Aktion zur nächsten und beschäftigte so seine unterbesetzte Crew, die, statt sich engagiert um Kinderpornoproduzenten zu kümmern, mit Hausdurchsuchungen, Beschlagnahmungen, Kreditkartenauswertungen und ähnlichem zu tun hatte, was letztendlich dann wieder zu einigen kleinen Fischen führte – für die Ermittlung der Haie war ja auch keine Zeit. Wenn die ach so engmaschigen Kinderpornobekämpfungsnetze auch das letzte Plankton aufnehmen, hat der Wal woanders genug Zeit, sich gütlich zu tun. Aber 1 Wal gegen 1 Milliarde Plankton – medial hat der Wal bereits verloren. Es klingt einfach besser, wenn zigtausende Verdächtige, zigtausende CDs, sonstige Datenträger, Bilder usw. in den Medien auftauchen.
Und falls es einigen zu stressig ist, dass die ganzen Vogtschen Ermittlungen nicht wirklich erfolgreich waren, sorgt Spiegel Online heute für die gezuckerte Schlagsahne auf dem Vogt-Abschiedskuchen, wenn dort gleich die zigtausend Verdächtigen der Operation Marcy zu Tätern werden.
Korrekte Recherche? Aber nicht doch – wer wird denn? Täter, Verdächtige – alles gleich.
Falls es geändert wird, bis 20.13 Uhr las sich der Schluss des Artikels so:
“Bis zu 270 Fälle sind älter als neun Monate
Sachsen-Anhalts Generalstaatsanwalt Jürgen Konrad räumte inzwischen ein, dass allein bei einem von drei zuständigen Staatsanwälten im Land 137 Kinderpornografieverfahren nicht abgeschlossen seien, weil elektronische Beweismittel noch ausgewertet werden müssten. Die ältesten Fälle stammen demnach aus dem Jahr 2005. Einer vorsichtigen Hochrechnung zu Folge seien landesweit bis zu 270 Kinderporno-Fälle älter als neun Monate.
Dieser Zeitraum wird jedoch von den dortigen Gerichten für eine Beweismittelauswertung als angemessen gesehen. Danach müssten die Computer, CDs, Festplatten und USB-Sticks an ihre Besitzer zurückgegeben werden, so Konrad.
Das Problem betreffe aber ebenso Bereiche wie Wirtschafts-, Drogen- und Organisierte Kriminalität sowie den Extremismus – und sei nicht allein ein sachsen-anhaltinisches. “Auch in anderen Ländern gibt es mehr oder weniger große Staus. Das hängt einfach damit zusammen, dass die Datenmengen immer größer und die technischen Möglichkeiten immer ausgefeilter werden”, sagte er. Die Personalentwicklung der Polizei halte damit offenbar nicht Schritt.
Auch die Leiter der drei Polizeidirektionen und des Landeskriminalamtes räumten ein, ja, es gebe offene Fälle. Allerdings wiesen sie die Kritik zurück, dass bei der Polizei unhaltbare Zustände herrschten.
Oberstaatsanwalt Vogt hatte gemeinsam mit Fahndern des Landeskriminalamts in den zurückliegenden Jahren mehrere große Ermittlungserfolge im Bereich Kinderpornografie erzielt. Dazu zählte auch die Operation “Marcy”, bei der ein Internetring mit 25.000 Tätern aus 166 Ländern aufflog.”
Laut Spiegel Online wurde der Artikel “mit Material von AFP” verfasst. Kein Kommentar dazu…
Quelle: www.heise.de/tp/blogs/5/144771…
Wir könnten ja ne Online-Aktion starten, damit er bleibt ;)
Liebe Grüße
asGL