Pädophiler erzählt: "Ich würde alles dafür tun, nicht pädophil zu sein"
Verfasst: 29.03.2021, 22:26
Als Thomas das erste Mal zur Therapie kommt, denkt er noch, „es“ würde vielleicht einfach wieder weggehen. Die Fantasien würden verschwinden. Junge Mädchen, teils noch Kinder - seit nunmehr fast drei Jahren kreisen die Gedanken an sie in seinem Kopf. Doch schon am Anfang sagen ihm die Therapeuten, dass er sich keine allzu große Hoffnung machen solle. Dass „das“ eben nicht mehr einfach so weggehe. Er müsse lernen, damit zu leben. Lernen, einen der stärksten Triebe des Menschen zu unterdrücken. Den Sexualtrieb.
Thomas’ Geschichte beginnt Ende 2016. Vielleicht auch schon früher, gemerkt habe er vorher jedenfalls nichts. Dann sind da Fantasien mit einem jungen Mädchen, 13 Jahre alt, aus einer Wohngruppe. Thomas ist gelernter Erzieher und betreut die Jugendlichen, die dort leben. Erst spielt er die Gedanken herunter, denkt, er bilde sich das bloß ein, das könne doch gar nicht sein. Abends im Bett stellt er sich vor, wie das Mädchen in seinem Arm liegt, wie sie sich küssen, sich berühren. Am Telefon macht er eine kurze Pause. Dann sagt er: „Mir war klar, dass das falsch ist.“
Bei Thomas gingen die Gedanken nicht weg. Nicht in sechs Monaten, nicht später. Dem Mädchen in seinen Fantasien folgen andere Jugendliche. Bald schon kommen Kinder dazu. Der Erzieher merkt, wie er bei der Arbeit mit ihnen seine sexuelle Erregung verstecken muss, die Situation nicht mehr richtig unter Kontrolle hat. Thomas weiß, dass er Hilfe braucht, und wendet sich an das Präventionsnetzwerk in Bamberg. Vor dem ersten Gespräch, sagt er, sei er „aufgeregt wie sonst was“ gewesen. Wer will schon über etwas reden, worüber man mit niemandem reden möchte. Worüber Thomas bis heute mit niemandem außer den Therapeuten und der Reporterin gesprochen hat.
Auch als er betont, er habe sich bisher keine Missbrauchsabbildungen von Kindern im Internet angeschaut. „Ich habe mir Zeichnungen angeschaut, hauptsächlich japanische Sachen.“ Auch wenn dabei keine echten Kinder zu sehen gewesen seien, habe er sich dabei schlecht gefühlt.
Quelle: https://www.augsburger-allgemeine.de/bayern/Paedophiler-erzaehlt-Ich-wuerde-alles-dafuer-tun-nicht-paedophil-zu-sein-id59327481.htmlAnfang 2020 steht für Thomas der Entschluss fest, nicht mehr mit Kindern arbeiten zu können. Als Schutz für die Kinder und für ihn selbst. Bei seinem alten Arbeitgeber schiebt er Gründe für den Jobwechsel vor. Dass er pädophil ist, erwähnt er nicht.