DAS WEISSE BAND - Eine deutsche Kindergeschichte
Verfasst: 21.10.2009, 17:54
Grossartige Fotografie - beklemmende Handlung - Michael Hanekes Meisterwerk kommt in die Kinos
DAS WEISSE BAND - Eine deutsche Kindergeschichte
<<"Das weiße Band", das in Cannes die Goldene Palme gewann und jetzt in die Kinos kommt, handelt von einem strengen protestantischen Pfarrer in einem (fiktiven) norddeutschen Dorf der Jahre 1913/14. Ein Pfarrer, der seiner Tochter ein weißes Band ins Haar und seinem Sohn ein nämliches um den Hals bindet als Zeichen der Tugend und Unschuld, die sie längst verloren haben, auch wenn er sie in sie hineingebläut hat.
Parallele und Kontrast zugleich. Hier zieht sich eine direkte Linie zu anderen Haneke-Filmen: zu "Bennys Video", in dem ein Schüler grundlos ein Mädchen mit einem Bolzenschussgerät tötet, zu "Funny Games", in dem zwei Jugendliche Wochenendurlauber zu Tode martern, und zu "Caché", in dem ein Mann anonyme Drohvideos erhält.
Im "Weißen Band" betreibt Haneke nun erstmals offen Ursachenforschung. Und zeigt die Spirale der Gewalt vor allem als Zyklus der Erziehung. Gewalt erscheint hier als ein Akt der Reife, des Erwachsenwerdens. Noch erdulden die Kinder die Strafen, die ihnen zuteil werden. Aber sie strafen schon selbst.
Das Grauen, das sich hier vermittelt, schlägt sich weniger in direkten Gewalttaten nieder. Im Gegenteil: Von manchen berichtet der Erzähler nur aus dem Off, und wenn der Pfarrer seinen Sohn züchtigt, hört man nur das Surren der Gerte hinter der geschlossenen Tür. Das Grauen überträgt sich mehr durch die klinisch-aseptischen Schwarzweißbilder (die hier erstmals digital gedreht wurden). Und durch die Stille, ja das regelrechte Verstummen dieses Films.
Die Erwachsenen sind eine einzige Wand des Schweigens. Sie unterdrücken selbst ihre Liebsten auf mannigfaltige Weise, bis hin zum angedeuteten Inzest. Sie verdrängen die "Unfälle", wie sie sie nennen, scheinen die Täter gar nicht auffinden zu wollen. Und als der Lehrer seinen Verdacht äußert, wird dieser vom Pfarrer entrüstet im Keim erstickt.
Keine Miene und kein Lachen
Aber auch die Kinder verstummen. Ein einziges Mal ist ein Kinderlachen zu vernehmen, signifikanterweise dann, wenn man sieht, dass sich ein Erwachsener erhängt hat. Ansonsten sieht man nur ihre teils verschreckten, teils versteinerten Gesichter.
Und so sehr sich die erwachsenen, die bekannten Schauspieler hier auch bemühen, Ulrich Tukur als Baron, Josef Bierbichler als Verwalter, Susanne Lothar als Hebamme und ganz besonders Burkhart Klaußner als perfider Pfarrer - die eigentlichen Stars dieses Films sind die hervorragend gecasteten Kinder. "Eine deutsche Kindergeschichte" heißt denn auch der Untertitel dieses Films. >>
Quelle:
http://www.welt.de/kultur/article484300 ... ation.html
Offizielle Filmseite:
http://www.dasweisseband.x-verleih.de/
DAS WEISSE BAND - Eine deutsche Kindergeschichte
<<"Das weiße Band", das in Cannes die Goldene Palme gewann und jetzt in die Kinos kommt, handelt von einem strengen protestantischen Pfarrer in einem (fiktiven) norddeutschen Dorf der Jahre 1913/14. Ein Pfarrer, der seiner Tochter ein weißes Band ins Haar und seinem Sohn ein nämliches um den Hals bindet als Zeichen der Tugend und Unschuld, die sie längst verloren haben, auch wenn er sie in sie hineingebläut hat.
Parallele und Kontrast zugleich. Hier zieht sich eine direkte Linie zu anderen Haneke-Filmen: zu "Bennys Video", in dem ein Schüler grundlos ein Mädchen mit einem Bolzenschussgerät tötet, zu "Funny Games", in dem zwei Jugendliche Wochenendurlauber zu Tode martern, und zu "Caché", in dem ein Mann anonyme Drohvideos erhält.
Im "Weißen Band" betreibt Haneke nun erstmals offen Ursachenforschung. Und zeigt die Spirale der Gewalt vor allem als Zyklus der Erziehung. Gewalt erscheint hier als ein Akt der Reife, des Erwachsenwerdens. Noch erdulden die Kinder die Strafen, die ihnen zuteil werden. Aber sie strafen schon selbst.
Das Grauen, das sich hier vermittelt, schlägt sich weniger in direkten Gewalttaten nieder. Im Gegenteil: Von manchen berichtet der Erzähler nur aus dem Off, und wenn der Pfarrer seinen Sohn züchtigt, hört man nur das Surren der Gerte hinter der geschlossenen Tür. Das Grauen überträgt sich mehr durch die klinisch-aseptischen Schwarzweißbilder (die hier erstmals digital gedreht wurden). Und durch die Stille, ja das regelrechte Verstummen dieses Films.
Die Erwachsenen sind eine einzige Wand des Schweigens. Sie unterdrücken selbst ihre Liebsten auf mannigfaltige Weise, bis hin zum angedeuteten Inzest. Sie verdrängen die "Unfälle", wie sie sie nennen, scheinen die Täter gar nicht auffinden zu wollen. Und als der Lehrer seinen Verdacht äußert, wird dieser vom Pfarrer entrüstet im Keim erstickt.
Keine Miene und kein Lachen
Aber auch die Kinder verstummen. Ein einziges Mal ist ein Kinderlachen zu vernehmen, signifikanterweise dann, wenn man sieht, dass sich ein Erwachsener erhängt hat. Ansonsten sieht man nur ihre teils verschreckten, teils versteinerten Gesichter.
Und so sehr sich die erwachsenen, die bekannten Schauspieler hier auch bemühen, Ulrich Tukur als Baron, Josef Bierbichler als Verwalter, Susanne Lothar als Hebamme und ganz besonders Burkhart Klaußner als perfider Pfarrer - die eigentlichen Stars dieses Films sind die hervorragend gecasteten Kinder. "Eine deutsche Kindergeschichte" heißt denn auch der Untertitel dieses Films. >>
Quelle:
http://www.welt.de/kultur/article484300 ... ation.html
Offizielle Filmseite:
http://www.dasweisseband.x-verleih.de/