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Wer hat den Tatort "Vermisst" gesehen?

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Nein habe ich nicht gesehen und interessiert mich auch nicht.
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Ja, habe ich gesehen. War aber grottenschlecht!
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Nemo
Beiträge: 1995
Registriert: 09.10.2008, 18:04

Tatort "Verschleppt"

Beitrag von Nemo »

Hat jemand den gestrigen "Tatort" auf ARD gesehen?

http://mediathek.daserste.de/sendungen_ ... erschleppt

So heisst es in einer Kritik von "Welt online":
"Verschleppt" ist ein Film, der den Schrecken der Fälle Kampusch und Fritzl albtraumhaft bebildert. Er zeigt die Hilflosigkeit und Verzweiflung von Ermittlern, Verwandten und Medizinern angesichts des stummen Leidens der Mädchen. Auch wenn kaum physische Gewalt gezeigt wird - nur einmal attackiert ein Vater den verdächtigen Pädophilen ungeschickt mit einem Messer - verfolgen einen die surrealen Bilder.
Sehenwert und bemerkend war, dass einerseits durchaus differenziert zwischen Kindesmissbrauch und Pädophilie unterschieden wird. Die Darstellung des pädophilen Verdächtigen Andi Mollet (Thomas Bastkowski) und seines Psychologen Dr. Vogeler (Andreas Anke) hat sich aber wiederum holzschnittartig aller Klischees bedient, und muss als weiteren Beleg herhalten, dass hier mit etwas mehr Mühe und Sorgfalt mehr drin gewesen wäre.

Fazit: Ein durchaus sehenswerter "Tatort", wobei allerdings neben etlichen Ungereimheiten, die ziemlich unlogisch angelegt waren, auch ziemlich viel Potential verschenkt worden ist. Aus dem Stoff hätte man wirklich wesentlich mehr machen können!
In der Jugend studiert man Erwachsene, um klug zu werden.
Im späteren Leben studiert man Kinder, um glücklich zu werden.

(Peter Rosegger)
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dex
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Registriert: 10.07.2011, 17:23
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Re: Tatort "Verschleppt"

Beitrag von dex »

Genau. Käp'n Nemo war schneller. Hab mir schon Undifferenzierteres über Pädophile anhören müssen. Und das zur besten Sendezeit. Hier zwei Ausschnitte in Dialogform daraus:

Tatort, “Verschleppt”. Erstausstrahlung 22.01.2012.

Doktor Vogler Gutachter Mollets, eines unter Tatverdacht stehenden Kernpädophilen.
Kappl, Deininger: Hauptkommissare.


Rahmenhandlung:

Ein lange zurückliegender Entführungsfall wird wieder neu aufgerollt, nachdem eine als Kind entführte junge Frau tot und eine zweite, ebenfalls lange vermisste Frau, völlig verstört aufgefunden werrden.

Ort: Kommissariat.

Dr. Vogler berät die Kommissare Kappl und Deininger über das psychologische Profil des Täters. Vogler geht davon aus, dass der von ihm betreute Kernpädophile Andi Mollet, der von Kappl und Deininger verdächtigt wird, diesem Täterprofil nicht entsprechen kann:


Vogler: “...und ich halte ihn im Übrigen nicht für einen Kernpädophilen”.

Deininger: (zynisch) “Wahrscheinlich wollte er nur das beste für die Mädchen”.

Vogler: “Nicht jeder Kindesmissbrauch ist sexuell motiviert und nicht jeder Pädophile wird automatisch zum Täter, Herr Deininger”.

Deinigner: (wehrt mit den Händen angewidert ab).

Vogler: (aufgebracht) “Aber das ist für die meisten schon zu viel. Da steigen sie aus.(Den wütenden Mob imitierend:) Am besten alle kastrieren, die perversen Kinderschänder.”

Deininger: “Wie hätten sie's denn gerne? Soll man alle Pädos frei rumlaufen lassen, kostenlos Zugang zu Kinderpornoseiten schaffen? He? Wo hört's denn auf”?

Vogler: (mit Nachdruck): Sie suchen einen antisozialen Gewalttäter mit sadistischen Neigungen. Einen Ersatzhandlungstäter, der auf diese Mädchen zurückgegriffen hat, weil sie für ihn leichter verfügbar sind als Erwachsene, Mädchen, die übrigens klar aus dem vorpubertären Schema eines klassischen Pädophilen herausfallen. Begreifen sie das”?

(…)

Deininger: geht wutentrbrannt ab.

(…)

Ort: Kommissariat. Etwas später.

Kappl: “Zum Zeitpunkt der Entführung passten alle drei Mädchen in Mollets Schema. Und meine Haltung zur Heilbarkeit von Pädophilie ist ziemlich eindeutig, Herr Doktor Vogler”.

Vogler: (senkt den Kopf): “Meine auch. Sie ist nicht heilbar. Aber Pädophile können lernen, Verantwortung für ihre sexuelle Neigung zu übernehmen. Ihr nicht nachzugeben. Ähnlich wie ein Trinker für immer Trinker ist, und dennoch trocken bleiben kann.

Kappl: (verdreht die Augen).

Vogler: “Auf Wiedersehen, Herr Kappl”. (Sich zum weggehen anschickend).

Kappl: “He! Eine Sache noch! Warum setzen sie sich so für Mollet ein”?

Vogler: “Weil die Mehrzahl sexuellen Kindesmissbrauchs von nicht-pädophilen Tätern begangen wird. Aber das wussten sie bestimmt auch schon”.

Kappl: (geht, missmutig und neuer Aspekte belehrt, ab).


Im Folgenden stellt sich heraus, dass der Pädophile Mollet, auf den sich die Kommissare zuerst eingeschossen haben, und der von Kommissar Kappl während des Verhörs misshandelt wird, mit den entführten Mädchen nichts zu tun hat.
Aktuelle Torchat:

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"Melancholia is gonna pass right in front of us.
And it's gonna be the most beautiful sight ever."


Lars von Trier
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Khenu Baal
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Wohnort: Sachsen-Anhalt

Re: Tatort "Verschleppt"

Beitrag von Khenu Baal »

Auf die von "dex" wiedergegebenen Dialoge (THX! Hat mich motiviert, mir das anzuschauen.) wurde ich bereits Minuten nach der Erstausstrahlung hingewiesen. Und darauf, mir die Konserve auf Wunsch jederzeit reinziehen zu können. Sie erinnerten mich beim Lesen sofort an einen Dialog aus einem anderen Tatort: "Verdammt". Auch dort wurden so einem Psycho-Heini ein paar halbwegs brauchbare Äußerungen in den Mund gelegt. Natürlich schaumgebremst, wie es sich gehört. Positiv daran ist eigentlich nur, daß überhaupt mal angedeutet wird, wie die Mengenverhältnisse der Täteranteile bei SKM tatsächlich aussehen.

Im Großen und Ganzen kann ich mich dem aus meiner Sicht noch etwas zu positiven Eindruck anschließen, den "Nemo" zusammenfaßte. Eine vollkommen krude Story mit vielen Ecken und Kanten. In sich so unlogisch wie die Tatsache, ein Exhi könne bei so ner Geschichte Tatverdächtiger Nummer 1 sein. Na ja, das Produkt soll unterhalten und das tut es ja auch. Es ist in diesem Zusammenhang interessant, wie sehr die Menschen von Geschichten á la Kampusch oder Fritzl inspiriert werden, dabei aber stets einen - real nicht gegebenen - Bezug zur Pädophilie herstellen müssen.
Jimmy
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Registriert: 18.12.2011, 22:29

Re: Tatort "Verschleppt"

Beitrag von Jimmy »

mmh, also ich hab den Tatort nicht gesehen. Bin aber überrascht das Pädos dort nicht als Monster dargestellt werden, sondern ein bissel auf die Realität eingegangen wird. Und das in einer Sendung, die doch von Millionen Menschen gesehen wird. Wenn davon nur 10 000 zum Umdenken und Nachdenken angeregt werden währe das schon sehr schön.
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