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Nemo
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Männer als Erzieher

Beitrag von Nemo »

„Mit meinem Gehalt als Erzieher kann ich keine Familie ernähren“

Zwölf Kolleginnen hat Lars Mörbitz, der als einziger Mann in Vechelde hauptberuflich Kinder umsorgt

Lars Mörbitz ist Erzieher. Im Kindergarten Köchinger Straße in Vechelde arbeitet der 26-jährige als einziger Mann in der Gemeinde in diesem vermeintlichen Frauenberuf.

Dieser Mann hat die Ruhe weg. Man könnte sogar sagen, er ist etwas still. Zumindest, wenn er mit der Presse spricht. Lars Mörbitz ist Erzieher, auf keinen Fall Kindergärtner, und in diesem Beruf der einzige Mann in der Gemeinde Vechelde. Über diese Sonderrolle soll er heute ein wenig erzählen, während vor der Tür des Besprechungsraumes kleine Kinder sich in ihre Schuhe zwängen. 13.30 Uhr, das heißt im Kindergarten Feierabend.

„Mit meiner Ausbildung begonnen habe ich 2001“, sagt Mörbitz. „Ich wusste nach der zehnten Klasse nicht, was ich machen sollte - da meinte meine Mutter, ich könne doch ganz gut mit Kindern.“ So sei er in den Job hineingerutscht.

Mörbitz sieht aus, wie junge Männer in dem Alter halt aussehen: Jeans, T-Shirt, die Haare mit viel Gel wie ein Brett zurückgegelt. Hatte man etwas anderes erwartet?

„Natürlich bekomme ich immer wieder blöde Sprüche gedrückt“, meint er. „Aber da muss man drüber stehen.“ Für ihn ist es sein Beruf, ganz normal eben. „Für die Kinder ist es vielleicht etwas anders, allein durch meine Stimme und mein etwas anderes Auftreten.“ Seine zwölf Kolleginnen seien sicher mütterlicher zu den Kindern, während er eher als Kumpel wahrgenommen werde. „Aber letztendlich ist das eher eine Typ- als eine Geschlechterfrage.“
Ein wenig Klischee wird dann doch bedient: Denn Mörbitz arbeitet in der Baugruppe. „Dort spielen wir Konstruktionsspiele, es gibt einen Autoteppich und so“, sagt er. „Aber ich bastle auch mit den Kindern, und wickel die Kleinsten.“ Natürlich. Schließlich gehört das zum Beruf dazu und die Rolle des Exoten wird ihm eher von draußen aufgedrängt.

„Ich fände es schon gut, wenn es mehr Männer in dem Bereich gäbe“, meint Mörbitz. Die Aufgabe, sich als Mann hauptberuflich um Kinder zu kümmern, sieht er dabei gar nicht als das größte Hindernis an. Das Geld sei da viel entscheidender. „Mit meinem Gehalt kann ich keine Familie ernähren“, sagt er. Ein Problem, das selbstverständlich auch seine Kolleginnen beträfe. „Aber von mir als Mann wird halt einfach erwartet, dass ich meiner Freundin die Kinokarte zahle.“

Einen anderen Beruf will er dennoch nicht machen. „Ich mag die Arbeit mit den Kindern und zu sehen, wie aus den Pampersrockern in drei Jahren Rabauken werden.“ Eigene Kinder hat er noch nicht, kann er sich aber durchaus vorstellen. Wäre nicht das Geldproblem.



Quelle: Von Juliane Weber in den Peiner Nachrichten, Ausgabe vom Samstag, 26. September 2009


Dieser Lars Mörbitz hat schon Recht, wenn er meint es solle ruhig mehr Männer in diesem Beruf geben. Erzieher und Erzieherinnen erfüllen eine wichtige Aufgabe in unserer Gesellschaft und leisten somit wertvolle Arbeit. Für Kinder ist es sehr wichtig, auch männliche Personen vor allem als Orientierungs- und Leitbild in der Erziehung zu haben. In vielen Familien hat der Vater in seiner Rolle als Ernährer der Familie viel zu wenig Zeit für seine Kinder, um diese Funktion voll zu erfüllen. Auch gibt es immer mehr Familien mit einem allein erziehenden Elternteil und das sind meist die Mütter. Somit bleibt es nicht aus, dass das Erwachsenenbild bei Kindern immer noch sehr einseitig von weiblichen Personen geprägt wird.

Dazu kommt noch, dass das gesellschaftliche Rollenverständnis Männer für diese Aufgabe immer noch nicht voll akzeptiert. In vielen Bereichen begegnet man diesen nicht selbstverständlich, sondern werden sogar noch misstrauisch beäugt, wenn diese sich intensiv mit Kindern beschäftigen. Es würden sich bestimmt viel mehr Männer mit Leidenschaft dieser Aufgabe widmen, wenn es nicht das größte dafür Hindernis gäbe, nämlich die schlechte Bezahlung.

Hier sollte sich dringend etwas ändern, damit hierfür bessere Voraussetzungen geschaffen werden und gängige Vorurteile noch mehr abgebaut werden.
In der Jugend studiert man Erwachsene, um klug zu werden.
Im späteren Leben studiert man Kinder, um glücklich zu werden.

(Peter Rosegger)
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gelöscht_06
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Re: Männer als Erzieher

Beitrag von gelöscht_06 »

Solche Meldungen klingen ja wie Musik in meinen Ohren, doch zeitgleich prallen hier zwei Welten aufeinander...

Da sagt die eine Seite...
Ja, wir brauchen unbedingt Männer in diesem Beruf, denn das kommt selten vor

Und die andere Seite sagt...
Tut mir leid, ich kann ihnen nicht helfen, aber haben sie schonmal darüber nachgedacht sich selbstständig zu machen?
Oder...
Tut mir leid, sie besitzen keine Qualifikation für diesen Beruf und somit kann ich sie nicht einstellen
Oder...
Der Personalschlüssel erlaubt es uns nicht weitere Leute ein zu stellen, auch wenn sie ein Mann sind und wir gerne wollten
Oder...
Sie sind leider nicht qualifiziert genug für diesen Beruf
Oder...
Leider sind in diesem Jahr alle Lehrplätze schon vergeben
usw.

Die "Ausreden" Männer nicht in diesen Job zu lassen, sind mir jedenfalls geläufig. Ich versuche seit etwa 3 Jahren für diesen Job zu kämpfen, jedoch absolut vergeblich. Der "Kampf" begann bereits vor meinen Comming-In, doch geändert hat sich rein garnichts. Überall wo ich aufschlage, stoße ich auf Absagen und selbst beim Amt ist man total überfordert, weil eine Qualifizierung zum Erzieher staatlich anerkannt werden muss.

Aber das.... das ist ja nicht interessant... Alles ist ok in dieser Welt...
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Herr Pastor
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Re: Männer als Erzieher

Beitrag von Herr Pastor »

Humbert02 hat geschrieben:„Ich fände es schon gut, wenn es mehr Männer in dem Bereich gäbe“, meint Mörbitz. Die Aufgabe, sich als Mann hauptberuflich um Kinder zu kümmern, sieht er dabei gar nicht als das größte Hindernis an. Das Geld sei da viel entscheidender. „Mit meinem Gehalt kann ich keine Familie ernähren“, sagt er.
Was verdient ein Erzieher denn? Wirklich weniger als Berufstätige in vergleichbar qualifizierten Berufen? Im ÖD wird auch viel rumgejammert.
Ein Problem, das selbstverständlich auch seine Kolleginnen beträfe. „Aber von mir als Mann wird halt einfach erwartet, dass ich meiner Freundin die Kinokarte zahle.“
Wenn der Mann mit seiner Denke im letzten Jahrhundert stehengeblieben ist muss dafür ja nicht unbedingt der Steuerzahler herhalten...
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rambler
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Re: Männer als Erzieher

Beitrag von rambler »

Also worüber möchte dieser Stammtisch hier denn nun gerne diskutieren?

A) Ueber die Löhne der Erzieher/innen auf Kiga-Stufe?
B) Oder über Nutzen, Erwünschtheit usw. von männlichen Erziehern auf dieser Stufe?

Dass die Löhne für KindergärtnerInnen nicht die besten sind, und typisch für einen faktischen Frauenberuf, ist bekannt. Die Abhilfe ist aus drei Gründen schwierig:

1. Die Löhne im gesamten Erziehungs- und Bildungsbereich sind skaliert. Sie korrelieren mit der Stellung der jeweiligen Ebene in der Bildungshierarchie. das geht weiter oben so weiter. Ein Grundschullehrer verdient weniger als ein Lehrer auf Sekundarstufe, dieser weniger als einer auf Hochschulebene.

Dieses Prinzip umzuwerfen dürfte aus versch. Gründen sehr schwierig sein.
Ein Argument dagegen lautet, dass auch die Anforderungen, gemessen an der Ausbildungszeit, tiefer sind als auf höherer Stufe. Die Investition für den Bewerber um diesen Posten ist geringer, also auch das, was rausschaut.

2. Die Arbeitszeit im normalen Kiga ist sehr viel geringer als auf höherer Stufe.

3. wegen 2.) eignet sich dieser Beruf gut als Frauenberuf. Er ist mit der einstmals klassischen und heute noch in weiten Bevölkerungsteilen als wünschenswert erachteten Frauenkarriere gut zu vereinbaren. Viele Kindergärtnerinnen sehen in ihrem Beruf eine vorübergehende Tätigkeit, nämlich bis zur Heirat (was ja noch vorkommt). Zusätzlich liebäugeln dann doch viele mit der Möglichkeit, nach der Heirat und der eigenen Kleinkinder-Aufzieh-Phase (die ja bekanntlich die Mutter zu 100% braucht...) dann doch wieder in den Beruf einsteigen zu können, weil er so etwas wie ein 100%-Teilzeitberuf ist.

Viertens wäre wohl noch zu erwähnen, dass es die öffentliche Hand sehr teuer zu stehen käme, wenn dieser Beruf finanziell besser honoriert würde. Nicht zuletzt deswegen, weil er - als Folge des unter Erziehern ja generell gegebenen Idealismus - eine Kettenreaktion auslösen würde. Der gesamte Tarif des Bildunsgwesens würde dann nämlich in der Folge angehoben werden... da gäbe es kräftige Gewerkschaften, die das verlangen würden.

Und solche Begehren würde D im falschen Moment treffen.

(Erst müsst ihr mal schauen, was jetzt mit euren Opel-Werken geschieht - die von allen Opel-Werken in den 4 Staaten, wo es solche hat, die unrentabelsten sind, weil die Arbeitszeiten zu tief. )
Herr Pastor
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Re: Männer als Erzieher

Beitrag von Herr Pastor »

rambler hat geschrieben:Dass die Löhne für KindergärtnerInnen nicht die besten sind, und typisch für einen faktischen Frauenberuf, ist bekannt.
Sagst du so. Ich habe jetzt mal gegoogelt. Laut Verdi (nach FAZ zitiert) bekommt eine neueingestellte Erzieherin 2240 Euro brutto. Das ist jetzt nicht unbedingt weniger als ein ausgelernter Facharbeiter oder ein Polizist etc. bekommen.

http://www.faz.net/s/RubEC1ACFE1EE274C8 ... ezial.html
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rambler
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Re: Männer als Erzieher

Beitrag von rambler »

Herr Pastor hat geschrieben: Sagst du so. Ich habe jetzt mal gegoogelt. Laut Verdi (nach FAZ zitiert) bekommt eine neueingestellte Erzieherin 2240 Euro brutto. Das ist jetzt nicht unbedingt weniger als ein ausgelernter Facharbeiter oder ein Polizist etc. bekommen.
hm, dann bin ich vllt einer wirksamen Lobby-Arbeit aufgesessen, kann schon sein. Ueber die Löhne in D weiss ich auch nicht wirklich Bescheid. aber in meinem Land herrscht dieselbe Diskussion, und das seit Jahrzehnten.
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gelöscht_06
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Re: Männer als Erzieher

Beitrag von gelöscht_06 »

Immer dieser typische Vergleich zwischen Lehrer und Erzieher... Ich bin begeistert. Wa bitte macht denn ein Erzieher(in) die ganze Zeit mit den Kindern? Nur spielen? Die Anforderung hinsichtlich Bildung und Prüfung sind in den vergangenen Jahren stetig gestiegen so das inzwischen die meisten Fachkräfte durchaus auch sehr komplexe Lernaspekte mit im Programm haben und diese auch erfüllt werden müssen. Was darunter leidet ist die Arbeit am Kind selbst. Unsere Gesellschaft arbeitet gerade also ganz dezent daran, Problemkinder zu fördern, was sich aber erst in Zukunft zeigen wird. Wartet nur ab auf die Schlagzeilen...

Das mit den Arbeitszeiten ist auch eine Lachnummer. Genau wie ein Lehrer muss auch ein Erzieher sich in seiner Freizeit mit der Arbeit auseinandersetzten, um vorbereitet zu sein für die Anforderungen die so gestellt werden und eben auch dafür zu sorgen, dass die Kinder auch noch was anderes machen außer ABC Schützen zu spielen. Des weiteren beschäftigen viele Einrichtungen die Fachkräfte nicht ganztags sondern halbtags oder noch weniger. Das ist logischer weise preiswerter eine von zwei Fachkräften in einer Gruppe von etwa 20 Kindern den ganzen Tag zu halten und die andere nur zu den "Stoßzeiten".
Die Arbeit könnte aber für alle beteiligten manchmal einfacher sein, wenn alle Vollzeit da sein würden, zumindest bei denen die es wollen.
Des weiteren gibt es inzwischen auch Einrichtungen die eben um 7 öffnen und um 22 Uhr schließen. Klar arbeitet da niemand den ganzen Tag. Und zu guter letzt hat ein Erzieher ja auch noch weniger Urlaub als so ein Lehrer. Zu dumm das die Urlaubskosten als Lehrer leider höher ausfallen weil man ja nur in den Ferien reisen kann.
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rambler
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Re: Männer als Erzieher

Beitrag von rambler »

>>> Die Anforderung hinsichtlich Bildung und Prüfung sind in den vergangenen Jahren stetig gestiegen ...

Die Anforderungen sind auch für die Grundschullehrer und alle weiteren gestiegen.

>>Was darunter leidet ist die Arbeit am Kind selbst. Unsere Gesellschaft arbeitet gerade also ganz dezent daran, Problemkinder zu fördern, was sich aber erst in Zukunft zeigen wird.

Bin durchaus der Meinung, dass Kiga-Besuch und sogar - noch früher - KiTa-Besuch, und (nicht nur n Spielgruppennachmittag einmal wöchentlich) der Intergation des Kindes sehr förderlich ist und darum zur Regel werden sollte.

Mein eigener Sohn war ab dem 7. Monat ganztags in der KiTa, je 4 Tage die Woche. Er war und ist das problemloseste Kind weitherum, schulisch sehr erfolgreich (jetzt auf Uni-Eben). Während nebenan der Sohn der Körnlipicker- und Brotmehl-selber-mit-Steinmühle-Mahl-Eltern, der nie TV schauen durfte, und dessen Lehrerin-Mutter "bewusst" zuhause blieb, noch mit 4 in die Hosen schiss und schwarze Zähne hatte, trotz (oderwegen) ständigen Dörrfrüchte-Genusses.

>> Das mit den Arbeitszeiten ist auch eine Lachnummer. Genau wie ein Lehrer muss auch ein Erzieher sich in seiner Freizeit mit der Arbeit auseinandersetzten,

Zweifellos. Aber ich habe einige Jahre mit einer Erstklass-Lehrerin zusammengelebt und deren Zeitbudget mitbekommen. Sicher hat sie auch in den Ferien zu tun gehabt. In den letzten 2 Wochen der Sommerferien war sie nicht mehr zu haben, und wurde sichtlich gestresst. Auch in den anderen Ferien gingen immer wieder Tage mit Vorbereitungsarbeiten dahin. Trotzdem: einige Tage blieben für Vergnügen, und vor allem pflegte ihr normaler Arbeitstag unter dem Semester so nach 5 am Abend langsam auszuklingen.

Sie hatte auch nicht das volle Pensum eines zB 3.- oder 4.-Klasslehrers - und entsprechend weniger Lohn.

>> Die Arbeit könnte aber für alle beteiligten manchmal einfacher sein, wenn alle Vollzeit da sein würden, zumindest bei denen die es wollen.

Es geht jetzt in D vorerst noch darum, das KiTa und auch das Kiga-Angebot flächendeckend zu machen (in einigermassen urbanen Gegenden).
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Nemo
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Re: Männer als Erzieher

Beitrag von Nemo »

Herr Pastor hat geschrieben: Sagst du so. Ich habe jetzt mal gegoogelt. Laut Verdi (nach FAZ zitiert) bekommt eine neueingestellte Erzieherin 2240 Euro brutto. Das ist jetzt nicht unbedingt weniger als ein ausgelernter Facharbeiter oder ein Polizist etc. bekommen.
Das steht auf dem Papier und das ist der Tarif. Aber welche Einrichtung richtet sich schon danach? Das dürften wohl die Wenigsten sein.
Ich kenne z. B. eine Erzieherin, die schon einige Jahre ganztags (!) arbeitet und gerade mal 1.250 € Brutto verdient. Was das Netto unterm Strich ausmacht, kann man sich ja leicht ausrechnen.
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Herr Pastor
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Re: Männer als Erzieher

Beitrag von Herr Pastor »

Humbert02 hat geschrieben:Das steht auf dem Papier und das ist der Tarif. Aber welche Einrichtung richtet sich schon danach? Das dürften wohl die Wenigsten sein.
Ich kenne z. B. eine Erzieherin, die schon einige Jahre ganztags (!) arbeitet und gerade mal 1.250 € Brutto verdient. Was das Netto unterm Strich ausmacht, kann man sich ja leicht ausrechnen.
Das wird dann irgendein privater Träger sein. Das Problem ist in diesem Fall aber nicht die fehlende Akzeptanz des Erzieherberufs, sondern die Lohndumpingmentalität in Deutschland.
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rambler
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Re: Männer als Erzieher

Beitrag von rambler »

Dieser Lohndumpinmentalität steht allerdings auch eine parzielle Lohn-push-Mentalität gegenüber. Kommt nur auf die Branche und den Beruf an, bzw. auf die Gewerkschaft, die da jeweils zur Verfügung steht, bzw. ob sie es tut oder nicht.

Es ist bezeichnend, wer mitten in der Rezession drin Lohnerhöhrung durchgesetzt hat, unter Aechzen und Stöhnen der Nation: Die Lokführer. Sicher auch nicht die bestbezahlten, aber auch nicht jene, die am meisten darben müssten.

Es gibt eben nach wie vor Sektoren, in denen die Löhne administriert sind (abnehmend), und welche (zunehmend), in denen sie es nicht sind.

Im tagespolitschen Geschwätz wird diese Tatsache weitgehend übersehen, und werden solche Fragen anhand von Schemata diskutiert, welche sozialpolitischen Grundeinstellungen entnommen sind - also dieses entweder "links", oder dann halt, na ja, "nicht links" - Schema, welches so tut, als ob einem einheitlichen Block von Lohnempfängern ein einheitlicher Block von Ausbeutern gegenüberstehen würde. Dieses Schema ist dem tatsächlichen Geschehen und den Strukturen unangemessen.

Typisch für Frauenberufe war schon immer ein sehr tiefer Organisationsgrad. Und die mercedesfahrenden Gewerkschaftsbosse sind nicht die, die sich für diese Berufe einsetzen würden. Die wissen sehr wohl, dass "Besserstellung" immer auch ihre Verlierer braucht. Wenn alle Arbeitnehmer gleichzeitig "bessergestellt" werden, hat das eine Teuerung und einen Anstieg der Steuern zur Folge, die die finanzielle Besserstellung wegfressen. Mit anderen Worten: die "sozialen" Kämpfe der organisierten Arbeitnehmer sind immer auch Kämpfe UNTER den A.nehmern, gegeneinander.
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Smaragd aus Oz
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Re: Männer als Erzieher

Beitrag von Smaragd aus Oz »

Um für das leidige Thema nicht einen weiteren sinnlosen ßrätt zu eröffnen, setze ich es mal in diesen alten ßrätt.

:arrow:
http://www.spiegel.de/karriere/berufsle ... 70353.html

Hier, lest! Ein ganzes Paket voller Heuchelei, Fotzokratie, Zynismus. Der Hauptgrund, warum sich Männer vor der KiTa-Arbeit fürchten, wird nur in einem Nebensatz im Vorbeigehen geäußert:

[color=#000000]Spiegel.de[/color] hat geschrieben:Seit eh je und sind Kitas fest in Frauenhand. Und das ist auch gut so, sagt das überlieferte Rollenbild: Frauen können eben besser mit Kindern. Das ist gut, sagt auch ein Pauschalverdacht: Wer sich als Mann gern mit kleinen Kindern umgibt, gilt als potentiell pädophil, somit als Risikofaktor. Allermindestens, sagt das Klischee, ist ein Kita-Erzieher doch ein Weichei.
Ansonsten treten in dem Text die üblichen Maul-Helden auf: Alle loben den Mann in der KiTa, es gibt politische Schamlippenbekenntnisse.
Da mag ich am liebsten wieder nur reinschlagen, in irgendjemandes verantwortliche dämliche Fresse.

Die beiden Mädchen auf dem Titelbild sehen nicht unansehnlich aus; das im lila Hemd guckt wie in Ekstase. (Auch Guck in Fotogallerie, zweites Bild)
... Und hab’s Pflücken nicht gemacht.
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Amiga
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Re: Männer als Erzieher

Beitrag von Amiga »

*Smaragd knuddel* Beim Lesen ist es mir auch fast wieder mal hoch gekommen, aber vom Spiegel kann man nichts anderes erwarten. Alle schreien nach mehr Kitas aber anständig bezahlen und den Beruf ein wenig Attraktiver gestalten will keiner. Viele Kitas sind im Grunde Verwahrstellen wo man sein Kind am Morgen abgibt und am späten Abend dann wieder abholt um es dann zu Hause ins Bett zu stecken.

Nebenbei mal kleiner Film zum Thema !!


https://www.youtube.com/watch?v=6xvksheoyBE

[Individuelle ID aus dem Link entfernt. GLF-Mo]
Scheiß RTL !
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