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Creasy
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Re: Harmlosigkeit und Sex

Beitrag von Creasy »

Ovid hat geschrieben:Menschen machen allgemein auch schlechte sexuelle Erfahrungen. Das ist ein totaler Allgemeinplatz. Menschen machen auch in anderen Lebensbezügen schlechte Erfahrungen.
Das ist ziemlich trivial, vor allem wenn du später von Vergewaltigung, Belästigung und emotionaler Erpressung schreibst.
Ovid hat geschrieben:Oder sagst du damit im Prinzip: Diese Doktorspiele, wenn sie genauso zwischen Erwachsenen und Kindern passieren würden, wären dann nicht schädlich nach deinem Modell?
Nein. Du hast als Erwachsener immer sehr viel mehr Wissen und Erfahrungen über Sexualität als Kinder. Daher kann man das als Erwachsener auch gar nicht mehr so spielen wie Kinder, mit nicht sexualisierter anatomischer Neugier etc. Erwachsene erleben Doktorspiele anders als Kinder, selbst wenn sie nur bei den kindlichen Spielen mitmachen, ohne eigene Ideen und Wissen einzubringen. Das gilt natürlich vor allem für Pädos. Daher kann das Kind sich als Erwachsener (zurecht) ausgenutzt und verraten fühlen.
Ovid hat geschrieben:Ein weiterer Punkt: In einer kriminalisierten Umgebung sind die Vorraussetzungen positive Erfahrungen zu machen allgemein schlechter. Geheimhaltung, Ambivalenzen und Erwachsene, die in so einer Umgebung Kinder einem solchen Risiko aussetzen, könnte man entweder eine instabile Persönlichkeit vorwerfen oder variierende Formen von Rücksichtlosigkeit.
Alles keine guten Vorraussetzungen für eine positive Erfahrungen, aber auch kein ultimatives Hindernis.
Man müsste nur im Hinterkopf behalten, dass der Kontext sexueller Kontakte in dieser Umgebung eben auch die Konsequenzen des Ganzen in eine negative Richtung lenkt, als es in einem legalisierten Szenario der Fall wäre.
Jetzt ist es also doch wieder so, dass sexuelle Handlungen zwischen Erwachsenen und Kindern in unserer Gesellschaft schädlich sind, wenngleich du die Ursache in der Gesellschaft selbst siehst. Aber du solltest dich mal entscheiden, ob du es in unserer Gesellschaft für schädigend oder harmlos und für moralisch akzeptabel oder falsch hälst. Dieses Zitat spricht gegen die Harmlosigkeit, an anderer Stelle behauptest du wieder das Gegenteil.
Ovid hat geschrieben:Die Stichprobe ist also nicht repräsentativ. Sie spricht eben die Population mit den meisten adverse affects an. Also entweder diejenigen, die ihr Opfertum stark mit heutigen Problemen verbinden (wie z.B. Einstiegsbeispiel Frank) oder diejenigen, die eben klassiche Gewalterfahrungen gemacht haben.
Viele versprechen sich durch so eine Anzeige von der Abteilung "Department of Psychology", auch Antworten auf Fragen, Hilfe, Beistand, Erklärungen.
Jemand, der von dieser Erfahrung unbeeindruckt ist, es eher als Bagatelle sieht, sich nicht als "Opfer" fühlt und auch gar nichts mit Psychologen zu tun haben will in der Richtung - kann ja nur unangenehm sein, die reden da mit schlimmsten Gewaltopfern. Was soll man denn da? - wird eben eher nicht dahingehen.
Clancy hat in einer überregionalen Zeitung (Boston Globe) nach "sexual abuse victims" gesucht. Von Gewaltopfern steht da nichts und das man in einer Umfrage niemanden erreicht, der gar nicht an psychologischen Umfragen teilnehmen will ist bei jeder Umfrage so. Du kannst dich jetzt am Opferbegriff aufhängen, allerdings zitierst du ja selbst die Stelle, dass sich viele Leute gemeldet haben, die sich gar nicht als Opfer gefühlt haben. Ob es jetzt eine (weit größere) Gruppe gegeben hat, die ihre sexuellen Kindheitserfahrungen immer noch positiv sehen und sich gerade deshalb nicht gemeldet haben, ist reine Spekulation. Es ist aber unglaublich unwahrscheinlich, dass nur 1% aller Menschen ihre gewaltlosen sexuellen Kindheitserfahrungen negativ bewertet und die 200 Teilnehmer zufällig alle aus dieser 1%-Gruppe kommen. Für mein moralisches Argument gegen die Harmlosigkeit von Sex zwischen Kindern und Erwachsenen reicht es, dass diese Gruppe nicht so klein ist, dass man sie vernachlässigen kann. Beim russischen Roulette ist ja auch nur eine Kugel in sechs Kammern.
Ovid hat geschrieben:Aber sie findet am Ende ja selbst heraus, dass sich viele Opfer eben nicht als klassische Opfer sehen oder überhaupt als das.
Klar, das klassische Opfer ist das Opfer, dem schwere bis schwerste Gewalt, Drohungen und Schmerzen zugefügt wurden. Da passt der Freund, der dem Kind Aufmerksamkeit und Anerkennung schenkt und dafür Petting und Oralsex will nicht rein.
Ovid hat geschrieben:An einer anderen Stelle fragt sich Clancy - zu Recht - auch: Was schadet denn jetzt eigentlich?
Die Stelle danach hast du wirklich schlecht zitiert. Clancy schmeißt da verschiedene mögliche Erklärungen in den Raum, bevor sie ihre eigene etabliert. Man sollte Zitate nicht außerhalb ihres Kontextes analysieren.
Ovid hat geschrieben:Auf einmal geht es überhaupt nicht mehr um den Schaden und die Ursachen, sondern um das Argument: Informed Consent.
Informed Consent ist Teil des Schadensarguments von Clancy. Beim informed consent geht es darum, dass Kinder nicht das Wissen und nicht die kognitiven Möglichkeiten haben, Sex zuzustimmen. Gerade dadurch entsteht ja die Rekonzeptualisierung, gerade dadurch werden sie als Erwachsene ihre kindlichen Sexualerfahrungen immer anders beurteilen. Bei Clancy ist informed consent nicht einfach per se ein Argument gegen Sex zwischen Kindern und Erwachsenen (auch wenn sie das im Fazit ausführt), sondern Teil der Erklärung des Schadensmechanismus. Was das Consent-Argument übrigens sehr aufwertet, alleine halte ich es nämlich für ziemlich schwach.
Ovid hat geschrieben:Es ist doch auch total bemerkenswert, dass erst vor 5 Jahren die große "Erleuchtung" kommt von wegen: "Oh ja ups. Das mit den ganzen sexuellen Handlungen bei Kindern eigentlich nicht traumatisch".
Das liegt ja einfach daran, dass bisher vor allem Missbrauch mit Gewalt, Drohungen und Schmerzen untersucht wurden. Gewaltloser Missbrauch wurde schlichtweg übersehen oder für nicht existent erklärt. Clancy erklärt das im dritten Kapitel recht gut, warum das so war und ist. Das Wissenschaftler oft blind für Tatsachen sind, die ihrer Theorie widersprechen, ist auch nichts Neues (lies mal Thomas Kuhn).
Ovid hat geschrieben:Rind et. al. zeigen ja auch immer wieder: "Ach ja ups. Alle möglichen Studien zeigen in unseren Metaanalysen eine schwache Korrelation". (Dazu mehr im 3. Beitrag)
Du willst deinen dritten Beitrag wirklich auf die Rind-Studien aufbauen? Und ich dachte, da käme was interessantes...
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Mitleser
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Re: Harmlosigkeit und Sex

Beitrag von Mitleser »

Creasy hat geschrieben:
Ovid hat geschrieben:Oder sagst du damit im Prinzip: Diese Doktorspiele, wenn sie genauso zwischen Erwachsenen und Kindern passieren würden, wären dann nicht schädlich nach deinem Modell?
Nein. Du hast als Erwachsener immer sehr viel mehr Wissen und Erfahrungen über Sexualität als Kinder. Daher kann man das als Erwachsener auch gar nicht mehr so spielen wie Kinder, mit nicht sexualisierter anatomischer Neugier etc. Erwachsene erleben Doktorspiele anders als Kinder, selbst wenn sie nur bei den kindlichen Spielen mitmachen, ohne eigene Ideen und Wissen einzubringen. Das gilt natürlich vor allem für Pädos. Daher kann das Kind sich als Erwachsener (zurecht) ausgenutzt und verraten fühlen.
Wenn ich mir Denkers Bericht so anschaue, dann stimmt das doch gerade nicht! Er schreibt, dass er mit einer gleichaltrigen Freundin "Doktorspiele" gemacht hat, aus reiner Neugier, ohne konkretes Wissen, was die Sexualität angeht, und trotzdem erinnerte er sich immer gerne an diese Zusammentreffen, wohingegen seine damalige Freundin ihn heute dafür hasst, weil sie sich missbraucht fühlt. Ich stimme Dir durchaus zu, dass Erwachsene solche "Doktorspiele" von Erwachsenen anders erlebt werden als von Kindern, eben weil es ein Wissens- und Machtgefälle gibt, aber genau das ist ja offenbar nicht für den Schaden verantwortlich, wenn Denkers Freundin sich von einem gleichaltrigen Freund ausgenutzt fühlt. Wie erklärst Du Dir diese Diskrepanz?
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Ovid
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Re: Harmlosigkeit und Sex

Beitrag von Ovid »

Creasy hat geschrieben: Das ist ziemlich trivial, vor allem wenn du später von Vergewaltigung, Belästigung und emotionaler Erpressung schreibst.
Nicht nur. Es geht doch um zwei Komponenten:

1 - Nur, weil es Vergewaltigung gibt, wäre es absurd Sex ganz zu verbieten oder zu behaupten Sex allgemein würde irgendwie risikobehaftet oder schädlich in dem Sinne sein - weil es Vergewaltigung gibt. Non sequitur.

2 - Menschen machen auch schlechte sexuelle Erfahrungen. Aber das schließt ja die prinzipielle Möglichkeit nicht aus, dass man auch gute Erfahrungen machen kann - oder eben, dass man aus schlechten Erfahrungen lernt um auch gute Erfahrungen zu machen. Noch, sagt dies aus, dass schlechte Erfahrungen prinzipiell schädlich oder intolerabel sind.
Creasy hat geschrieben: Nein. Du hast als Erwachsener immer sehr viel mehr Wissen und Erfahrungen über Sexualität als Kinder. [...]
Warum können Kinder und Erwachsene in sonst allen Lebensbezügen positive asymmetrische Erfahrungen machen und bei Sex ist das ausgeschlossen bzw. führt es zu Schaden?
Creasy hat geschrieben: Jetzt ist es also doch wieder so, dass sexuelle Handlungen zwischen Erwachsenen und Kindern in unserer Gesellschaft schädlich sind,[...] Aber du solltest dich mal entscheiden,
Sekundärschäden habe ich nie geleugnet.
Es ist aber so, dass Schäden allgemein überbewertet werden. Also selbst, diese, die iatrogen erzeugt wurden.

Du tust so als würden sich beide Behauptungen ausschließen. Tun sie nicht.
Creasy hat geschrieben: Clancy hat in einer überregionalen Zeitung (Boston Globe) nach "sexual abuse victims" gesucht.
Ich habe sie genau zitiert. Da steht "Were you sexually abused as a child?".
Und nicht jedes Missbrauchsopfer nach klinischer Definition sieht sich selbst als Opfer.
Creasy hat geschrieben: Von Gewaltopfern steht da nichts
Besonders in den USA wird aber auch Gewalt mit CSA in Verbindung gebracht - oder nicht? Besonders in den Medien, besonders beim herrschenden Traumaparadigma.
Creasy hat geschrieben: und das man in einer Umfrage niemanden erreicht, der gar nicht an psychologischen Umfragen teilnehmen will ist bei jeder Umfrage so.
Nicht alles sind Umfragen, die in dieser Weise rekrutieren. Clancys ist und bleibt eine qualitative Studie.
Creasy hat geschrieben: Du kannst dich jetzt am Opferbegriff aufhängen, allerdings zitierst du ja selbst die Stelle, dass sich viele Leute gemeldet haben, die sich gar nicht als Opfer gefühlt haben.
Das habe ich auch erklärt: Das sind diejenigen, die ihre vergangene sexuelle Erfahrungen für ihr jetziges maladjustment verantwortlich machen.
Die fühlen sich eher angesprochen mit jemandem zu reden und sich davon auch vlt. Antworten, Beistand, Hilfe versprechen an der Teilnahme. "Call Susan". :wink:
Creasy hat geschrieben:Beim russischen Roulette ist ja auch nur eine Kugel in sechs Kammern.
Nein! Wir fragen uns doch was zu den Schäden führt.

Für Homosexuelle kann man teilweise ähnliches maladjustment zeigen oder für Transsexuelle noch mehr.
Verbieten? Weil ist ja russisches Roulette.
Wir wollen den Ursachen auf den Grund gehen! (Um bestenfalls Schäden zu mitigieren)
Creasy hat geschrieben: Klar, das klassische Opfer ist das Opfer, dem schwere bis schwerste Gewalt, Drohungen und Schmerzen zugefügt wurden. Da passt der Freund, der dem Kind Aufmerksamkeit und Anerkennung schenkt und dafür Petting und Oralsex will nicht rein.
Und deshalb fühlen sich viele auch nicht angesprochen.
Creasy hat geschrieben: Die Stelle danach hast du wirklich schlecht zitiert. Clancy schmeißt da verschiedene mögliche Erklärungen in den Raum, bevor sie ihre eigene etabliert. Man sollte Zitate nicht außerhalb ihres Kontextes analysieren.
Sie sagt doch am Ende: "There are numerous ways to understand
how and why sexual abuse damages victims.
"

Sie hält diese Fragestellungen als für gültig.

Zitier doch ihre Erklärung? Ich kenne ihre Arbeit ja nicht auswendig.
Creasy hat geschrieben: Bei Clancy ist informed consent nicht einfach per se ein Argument gegen Sex zwischen Kindern und Erwachsenen (auch wenn sie das im Fazit ausführt), sondern Teil der Erklärung des Schadensmechanismus.
Das kann ja sein. Dann habe ich das beim Lesen ihrer Arbeit übersehen. Kannst du mir das zitieren? Seitenangabe?
Daran bin ich ja interessiert. In dem Interview hat sie das nämlich auch nicht herausgerückt, obwohl das ziemlich gut gepasst hätte.
Creasy hat geschrieben: Das liegt ja einfach daran, dass bisher vor allem Missbrauch mit Gewalt, Drohungen und Schmerzen untersucht wurden. Gewaltloser Missbrauch wurde schlichtweg übersehen oder für nicht existent erklärt. Clancy erklärt das im dritten Kapitel recht gut, warum das so war und ist. Das Wissenschaftler oft blind für Tatsachen sind, die ihrer Theorie widersprechen, ist auch nichts Neues (lies mal Thomas Kuhn).
Ja, ach? Dann ist es auch prinzipiell möglich, dass man schadlose und risikolose Sexualität zwischen Kindern und Erwachsenen bisher übersehen hat.
Man merkt also so ein bisschen wie die Wissenschaft in der Viktimologie einer aufgebauten Narrative folgt.
Clancys "Revolution" blieb ja größtenteils auch sehr unbeachtet.
Creasy hat geschrieben: Du willst deinen dritten Beitrag wirklich auf die Rind-Studien aufbauen? Und ich dachte, da käme was interessantes...
Was für Rind-Studien? Die haben Meta-Analysen geschrieben, ähnlich wie Ulrich, Wisniewski und Co. das getan haben (und ähnliches gefunden haben).
Da ist eine Riesen Zusammenstellung aller möglichen Studien und Kalkulationen von Effekten.
Darunter auch eine neuere Metaanalyse von 2007 über national samples.

Da ich einfach mal davon ausgehe, dass du dich damit nicht beschäftigt hast, wollte ich die Erkenntnisse mal freundlicherweise aufbereiten.
Oder lieber Ohren zuhalten? :wink:
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Forum-Geist
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Re: Harmlosigkeit und Sex

Beitrag von Forum-Geist »

Sag mal wie schaffst du es neben deinem normalen Leben noch so lang und viel zu schreiben?
Hast du ein kleines Mädchen dem du Nachlilfe gibst, und tippt sie deine Texte?
Welcher Verstand oder Sinn ist ihnen denn zu eigen?
Sie verlassen sich auf die Volkssänger und nehmen die Masse zum Lehrer.
Denn sie wissen nicht, dass die meisten schlecht, wenige aber gut sind.

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Re: Harmlosigkeit und Sex

Beitrag von Mitleser »

Das ist doch nicht viel Text, die Hälfte davon ist eh zitiert. ;) Manche Leute investieren die vorhandene Zeit halt lieber in so eine Diskussion, anstatt im Kindergarten ständig in den Spiele- und Musikhör-Threads zu posten. Ist ja kein Beinbruch, wenn man sich so seine Zeit vertreibt, jeder wie er mag, aber ich glaube nicht, dass Ovid da viel mehr Zeit investiert als andere GLF-User, die regelmäßig hier sind. Außerdem ist es sehr hilfreich, wenn man das 10-Finger-System beherrscht. :D
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Re: Harmlosigkeit und Sex

Beitrag von Creasy »

Ovid hat geschrieben:Warum können Kinder und Erwachsene in sonst allen Lebensbezügen positive asymmetrische Erfahrungen machen und bei Sex ist das ausgeschlossen bzw. führt es zu Schaden?
Kinder dürfen auch keinen Alkohol trinken, beim Glücksspiel mitmachen oder größere Geschäfte abschließen. Auch da bewahrt sie der Gesetzgeber von negativen Erfahrungen, die sie noch nicht überblicken, verstehen und abschätzen können.
Ovid hat geschrieben:Das kann ja sein. Dann habe ich das beim Lesen ihrer Arbeit übersehen. Kannst du mir das zitieren? Seitenangabe?
Daran bin ich ja interessiert. In dem Interview hat sie das nämlich auch nicht herausgerückt, obwohl das ziemlich gut gepasst hätte.
Das nimmt sogar einen ziemlich großen Teil ihres Arguments ein. Auf Seite 65-74 im englischen Buch analysiert sie ausführlich die kognitiven Grenzen von Kindern in Bezug auf Sex und schlussfolgert daraus unter anderem, dass Kinder keinen legalen Consent geben können. Auf Seite 119-122 kommt sie darauf zurück und argumentiert dafür, dass Rekonzepualisierung gerade deshalb auftritt, weil Kinder Sex noch nicht verstehen können (keine kognitiven Möglichkeiten dazu haben, keinen informed consent geben können).
Ovid hat geschrieben:Was für Rind-Studien? Die haben Meta-Analysen geschrieben, ähnlich wie Ulrich, Wisniewski und Co. das getan haben (und ähnliches gefunden haben).
Da ist eine Riesen Zusammenstellung aller möglichen Studien und Kalkulationen von Effekten.
Darunter auch eine neuere Metaanalyse von 2007 über national samples.
Ich kenne die Rind-Analysen, habe jetzt aber nicht jede Kritik und Gegenkritik gelesen. Das füllt ja auch ganze Bücher. Zumindest wurde ihnen vorgeworfen, methodisch unsauber zu arbeiten, den Missbrauchs-Begriff nicht gut zu definieren und auch sexuelle Erfahrungen unter Peers sowie zwischen Teenagern und Erwachsenen mit in die Analyse aufzunehmen. Das der Anteil von Gewalt oder die Familiensituation den späteren Schaden beeinflussen, ist ziemlich unstrittig. Aber als Beweis, dass gewaltloser Sex zwischen Kindern und Erwachsenen harmlos ist, taugt es nicht wirklich.
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Denker
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Re: Harmlosigkeit und Sex

Beitrag von Denker »

Hallo Creasy,

mal abgesehen von Deinen und Ovids Ausführungen, interessiert es mich wirklich, wie du über die Frage von Mitleser denkst. (auch deshalb, weil ich mich selbst nach den Ursachen frage...)
Mitleser hat geschrieben:
Creasy hat geschrieben:...
Du hast als Erwachsener immer sehr viel mehr Wissen und Erfahrungen über Sexualität als Kinder.
...
Daher kann das Kind sich als Erwachsener (zurecht) ausgenutzt und verraten fühlen.
Wenn ich mir Denkers Bericht so anschaue, dann stimmt das doch gerade nicht! Er schreibt, dass er mit einer gleichaltrigen Freundin "Doktorspiele" gemacht hat, aus reiner Neugier, ohne konkretes Wissen, was die Sexualität angeht, und trotzdem erinnerte er sich immer gerne an diese Zusammentreffen, wohingegen seine damalige Freundin ihn heute dafür hasst, weil sie sich missbraucht fühlt.
...Wissens- und Machtgefälle ...
..., aber genau das ist ja offenbar nicht für den Schaden verantwortlich, wenn Denkers Freundin sich von einem gleichaltrigen Freund ausgenutzt fühlt. Wie erklärst Du Dir diese Diskrepanz?
Gruß
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Ovid
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Re: Harmlosigkeit und Sex

Beitrag von Ovid »

Creasy hat geschrieben: Kinder dürfen auch keinen Alkohol trinken, beim Glücksspiel mitmachen oder größere Geschäfte abschließen. Auch da bewahrt sie der Gesetzgeber von negativen Erfahrungen, die sie noch nicht überblicken, verstehen und abschätzen können.
Ich möchte dich noch einmal auf den Zirkel hinweisen. :wink:
Zuerst sagst du: Du hast als Erwachsener immer mehr Erfahrung beim Sex - das erzeugt das Problem.
Ich kontere: Es gibt aber auch andere Lebensbezüge, die erlaubt sind, und wo der Erwachsene einen größeren Erfahrungshorizont hat.

Jetzt weichst du aus und beziehst dich auf risikobehaftete Handlungen und Sex wäre vergleichbar.
Aber, dass Sex vergleichbar ist, war doch von dir zu zeigen. Zirkel. :wink:

Hätten sexuelle Aktivitäten, die Kinder auch zwischen sich ausüben, auch Risiken, dann kann doch ein Erwachsener seinen ganzen Erfahrungsschatz mobilisieren um die sexuellen Aktivitäten harmlos zu gestalten.

Der Erwachsene kann in deinen Analogien mit dem Kind auch Geschäfte für das Kind abschließen (z.B. ein Sparbuch eröffnen), es einmal vom Bier nippen lassen oder Lose kaufen um einen Teddybären zu gewinnen. :wink:
Creasy hat geschrieben: Auf Seite 119-122 kommt sie darauf zurück und argumentiert dafür, dass Rekonzepualisierung gerade deshalb auftritt, weil Kinder Sex noch nicht verstehen können (keine kognitiven Möglichkeiten dazu haben, keinen informed consent geben können).
Ah danke.
Ich vermutete aber schon, dass es die selbe Diskussion über Wertübernahme ist, die Finkelhor ja auch schon angestoßen hat.
It depended on the individual victims, on how old they
were when abused, what educational and life experiences
had taught them about sex, and what kinds of
cues had triggered their thinking about what had happened
and recognizing it as abuse
.
Dann redet sie über Betrayal - betrogen fühlt man sich dann natürlich, wenn die Werte, die das Kind vom Erwachsenen übermittelt bekommt, mit denen der Gesellschaft in Konflikt tritt.
The abuse is intentional on the part of perpetrators. Someone the child knew violated
social norms
. Although the perpetrator may have an explanation—he was lonely, his wife would not sleep with him, he was drunk, and so forth—in almost all cases he is still very aware that what he is doing is wrong.
Ergo: Was wäre denn, wenn eben keine sozialen Normen verletzt würden?
Das war genau der Punkt im Interview, den Clancy ausweichend beantwortete (siehe letzter Beitrag).
Creasy hat geschrieben: Ich kenne die Rind-Analysen, habe jetzt aber nicht jede Kritik und Gegenkritik gelesen.
Ach ja: Keine Angst, wir schauen uns noch 4-5 weitere Meta-Analysen an. Mit ähnlichen Ergebnissen. :wink:
Creasy hat geschrieben: Zumindest wurde ihnen vorgeworfen, methodisch unsauber zu arbeiten, den Missbrauchs-Begriff nicht gut zu definieren und auch sexuelle Erfahrungen unter Peers sowie zwischen Teenagern und Erwachsenen mit in die Analyse aufzunehmen.
Womit viele nicht einverstanden waren, war der Teil indem Rind et. al auch "willingness" als eine Form von consent beschrieben und "reactions" von Jungen und Mädchen aus manchen Studien mit aufgenommen haben und mit adverse effects korrellierten.
Das Problem waren vor allem auch die mageren Daten, die sie dazu hatten und ob man damit noch valide Aussagen machen kann. Die reactions wurden z.B. oft erst im Erwachsenenalter erfragt.
Wenn einem dieser Teil nicht gefällt, gut, dann lässt man ihn raus und nimmt nur die effect sizes, die man für gültig hält. Viel Kritik der 1997er Metaanalyse wurde übrigens auch 1998 bereinigt und 2001 nach Dallam et al. noch einmal verteidigt.
Hillberg et al. haben jedenfalls beide Meta-Analysen von Rind et al. in ihr systematic review aufgenommen und auch relativ hoch gescored.

Dazu jedenfalls noch mehr später.
Creasy hat geschrieben: Das der Anteil von Gewalt oder die Familiensituation den späteren Schaden beeinflussen, ist ziemlich unstrittig. Aber als Beweis, dass gewaltloser Sex zwischen Kindern und Erwachsenen harmlos ist, taugt es nicht wirklich.
Von Beweisen kann man so oder so nicht sprechen. Dazu bräuchte man randomized controled trials - das steht ja schon mal außer Frage.
Aber wenn wir genügend Qualitätsbedingungen zusammen haben, können wir zumindest causal inference ableiten. Ähnliche quality of evidence haben wir bisher ja auch bei Rauchen und Lungenkrebs.
Es ist nur eine Frage der Zeit (und ein weiterer mutiger Wissenschaftler), bis wir ähnliches bei CSA haben.
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Annika
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Re: Harmlosigkeit und Sex

Beitrag von Annika »

nun, wenn Deine Angebetete dir ein eindeutiges Zeichen gibt - und Du wie von der Tarantel gestochen an ihrer Hose ziehst, und dabei natürlich den Sofatisch umstößt. Worauf dann die Katze aufgescheucht und mit ihrem Schwanz den Stecker zieht und sie im Dunkeln laut aufschreit. Und dann stehen die Eltern in der Tür ...
Dumm fickt gut. Noch Fragen ??
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Ovid
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Re: Harmlosigkeit und Sex

Beitrag von Ovid »

Wir gucken mal wie schlimm sich nicht-sexuelle Misshandlung auf Kinder auswirkt.

Eine ganz gute Meta-Analyse dazu gibt es von Norman et. al.

"The Long-Term Health Consequences of Child Physical Abuse, Emotional Abuse, and Neglect: A Systematic Review and Meta-Analysis (2012)"
http://journals.plos.org/plosmedicine/a ... ed.1001349

Man merkt, dass es in diesem Gebiet sehr viele Studien gibt und auch ziemlich gute.
A systematic review was conducted using the Medline, EMBASE, and PsycINFO electronic databases up to 26 June 2012. Published cohort, cross-sectional, and case-control studies that examined non-sexual child maltreatment as a risk factor for loss of health were included. All meta-analyses were based on quality-effects models. Out of 285 articles assessed for eligibility, 124 studies satisfied the pre-determined inclusion criteria for meta-analysis.
Leider berechnet die Studie keine effect sizes mit dem klassichen .r Korrelationskoeffizienten, sondern nimmt die klassiche odds ratio, die man eher aus Medikamenten-Studien kennt.

Aber das ist nicht so schlimm. Kurz erklärt: Die odds ratio vergleicht zwei Gruppen A und B und zeigt an wie wahrscheinlich man von dem gemessenen Effekt betroffen ist, wenn man in A ist im Verhältnis zu der Wahrscheinlichkeit, dass man betroffen ist, wenn man in Gruppe B ist.

Jetzt ein Beispiel aus der Studie:
For example, emotionally abused individuals had a three-fold higher risk of developing a depressive disorder than non-abused individuals (an odds ratio [OR] of 3.06).
Wer also emotional missbraucht wurde, bei dem war es drei mal wahrscheinlicher später eine Depression zu entwickeln, als in der Kontrollgruppe.

Nehmen wir mal weiterhin Depression als Beispiel. Was erzeugte noch signifikant eine Depression?
Physically abused and neglected individuals also had a higher risk of developing a depressive disorder than non-abused individuals (ORs of 1.54 and 2.11, respectively).
An zweiter Stelle ist Vernachlässigung und erst an dritter Stelle physische Gewalt in Bezug auf Depressionen, jeweils doppelt und eineinhalb so wahrscheinlich mit diesem Hintergrund eine Depression zu entwickeln.

Hier noch eine Übersicht über andere Outcomes:
https://i.imgur.com/Vu29d64.png

Die Autoren geben auch zu Bedenken, dass man auf co-founders achten muss.
The relationship between abuse and neglect in childhood and subsequent health effects is complex. Although childhood abuse and neglect does result in adverse health outcomes, these outcomes are not independent of broader socioeconomic contexts. Lifestyle factors, access to health care, and neighbourhood characteristics may act as mediators between child abuse and neglect and long-term health consequences. Exposure to child maltreatment often co-occurs within the context of other family dysfunction, social deprivation, and other environmental stressors that are also associated with mental disorders. Child maltreatment may be a marker of other family problems that together lead to the development of mental disorders. In addition, findings from many studies do not take into account the likely contribution of hereditary influences on the predisposition to mental disorders. Children of depressed parents may be at greater risk of depression through both exposure to maltreatment by their parents and genetic predisposition Hence, some of the effect of child abuse and neglect on mental disorders may still be explained by confounding. However, the effect of abuse on mental disorders remained significant in the majority of studies included in these meta-analyses after controlling for these co-occurring factors.
Da sei noch hinzugefügt: Man kann auch nur die konfundierenden Variablen kontrollieren, die man kennt.

Bezüglich keiner Kausalität-Analyse geben die Autoren folgendes zu Bedenken:
In summary, there was robust evidence of significant associations between exposure to non-sexual child maltreatment and increased likelihood of a range of mental disorders, suicide attempts, drug use, STIs, and risky sexual behaviour. An increase in the likelihood of alcohol problem use was not consistently seen. There is weak to limited evidence suggesting a relationship between non-sexual child maltreatment and certain physical disorders and risk factors (Table 8), but more research is required to confirm these relationships.
Hier noch eine Tabelle über strength of evidence bezüglich wie sicher man sich über die Kausalität ist.
https://i.imgur.com/uUlwPaf.png

Ungeachtet dessen, dass natürlich - wie fast immer - eine Prise Skepsis und Gewissheitseinbußen zu bedenken sind, sieht die Datenlage ziemlich solide aus: Kinder, die verschiedene Formen von non-sexual maltreatment durchlebt haben, haben später mit höherer Wahrscheinlichkeit adverse outcomes im Erwachsenenalter.

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Aber was gibt es noch? Was und vor allem wie gut können noch andere Faktoren in der Kindheit spätere health effects erklären? Oder andersherum gesagt: Wie gut kann man vorraussagen, dass ein Kind später bestimmte Probleme im Erwachsenenalter bekommt, wenn man in der Kindheit bestimmte Faktoren misst?

Wie wäre es mit: elterlicher Zurückweisung?
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1 ... x/abstract

Zunächst einmal: "Khaleque and Rohner (2002):Perceived Parental Acceptance-Rejection and Psychological Adjustment: A Meta-Analysis of Cross-Cultural and Intracultural Studies"

Wieder eine Metaanalyse, diesmal von 43 Studien, die folgendes untersuchen:
In the context of PARTheory, this perspective asserts that humans
have
developed over the course of behavior-genetic coevolution the enduring biologically based
Parental Acceptance and Adjustment emotional need for positive response from the
people most important to them
. According to the theory, this need in childhood is for parental affection,
care, comfort, support, nurturance, or simply love (acceptance)
. The need becomes more
differentiated and complex for adults, to include the wish or yearning (recognized or unrecognized)
for positive regard from people with whom one has an affectional bond of attachment (Rohner, 2001a).
PARTheory also postulates that when this need for positive response is unmet by significant
others, humans have the phylogenetically acquired tendency to develop a specific set of socioemotional
and cognitive dispositions
specified in personality subtheory (Rohner, 1999a).
Gefragt wurden Kinder und Erwachsene darüber wie akzeptiert und aufgehoben sie sich von ihrern Eltern fühlen/fühlten.

Diesmal geht es um Effektstärken in r.
https://en.wikipedia.org/wiki/Effect_si ... oefficient

Also: 0,1 ist ein kleiner Zusammenhang (small effect), 0,3 moderate und 0,5 ist large.

Hier eine Tabelle der outcomes:
Bild

Wie man sieht sind die Effekte fast durchgehend large:
The mean weighted effect sizes across the full range of sociocultural and ethnic groups studied were r 5 .51 for children
and r 5 .46 for adults.
Die Autoren kommen zu dem Ergebnis, dass:
These results lend strong support to PARTheory’s assertion that increases in perceived acceptance-
rejection are universally associated (among both children and adults) with increases in psychological
maladjustment.
Aber natürlich auch mit den jeweiligen Reservationen, dass es sich um keine longitudinal studies handelt, also die befragte Kohorte nicht verfolgt wird um psychological adjustment in einem Follow-Up erneut zu befragen.
Auch handelt es sich hier um perceived rejection. Dagegen gab es aber auch einige Studien, die auch externe Befragungen (Lehrer, Sozialarbeiter) und andere psychologische Measurements durchgeführt haben, welches mit PARTTheory korreliert.

Wir haben also in vielerlei Hinsicht eine ähnliche Situation zu sexuellen Missbrauchsstudien: Die Befragung der Inzidenz von sexuellem Missbrauch im Kindesalter und jetziges adjustment.
Es gibt allerdings noch einen Unterschied in der Phänomenlologie: Wenn Kinder befragt wurden, dann gab es keinen Interventionseffekt - also das adjustment von befragten Kindern war vorher genauso gut bzw. schlecht wie nachher. Klar: Es gibt auch keine wirklichen Interventionsmoment, anders als bei kriminalisierten und oftmals jahrelang geheimgehaltenem sexuellen Missbrauch.

Die Effektstärken, die man bei sexuellem Missbrauch findet, verrate ich noch nicht. :)
Bevor ich im dritten Beitrag zu den effect-sizes von CSA kommen, noch eine kleine Überleitung.

Ney et al. (1994) haben sich die schlimmsten Kombinationen verschiedener Formen von child abuse angeguckt. Anstatt in einer Studie nur einzeln bestimmte Formen von abuse einzeln zu messen und herauszurechnen, war die Fragestellung: In welchen Kombinationen tritt eigentlich child abuse so auf? Und welche Kombination (kann ja auch etwas einzelnes sein) war für Kinder im Endeffekt am schädlichsten?

https://www.researchgate.net/publicatio ... nd_neglect

Zunächst einmal fand man heraus, dass weniger als 5% aller Formen von child abuse allein auftraten. Es waren also quasi fast immer Kombinationen verschiedener arten von Missbrauch/Misshandlung.

Wie immer muss man natürlich vorsichtig sein für wie Gewiss man die Ergebnisse halten kann. Oftmals geben solche Studien trotzdem ganz gute eine Richtung an, in der man weiterforschen kann. prima-facie eben.
These data come from a long-term research project that followed 167 children and adoles- cents from 7 to 18 years of age. Eleven children were selected from a private psychiatry practice, 107 from the Arbutus Society Adolescent Unit in Victoria, British Columbia, 23 from the Calgary Young Offenders Centre, and 26 from a Victoria high school. Each child was interviewed, or, if older, asked to complete the Child Experience Questionnaire himself. The answers involved checking the appropriate selection on a list, or drawing a mark across a 9cm Visual Analog Scale (VAS), for example: My enjoyment of living is: very low/very high
Stichprobe also nicht sehr groß repräsentativ (ein Großteil klinisch), es handelt sich auch um self-reports von Kindern/Jugendlichen (Zur zeit als Kind/Jugendlicher)
Die Stärke: Direkter Vergleich aller vorkommenden maltreatements bei den selben Kinder/Jugendlichen.

Die schlimmsten Kombinationen sind:
Ranked according to the average correlation, and beginning with the most devastating combination, verbal abuse appears seven times in the top 10, physical neglect six times, physical abuse five times, emotional neglect five times, sexual abuse once.
Sexueller Missbrauch kommt in den Top-10 der schlimmsten maltreatments nur ein mal vor.

Bemerkenswert ist auch folgende Beobachtung:
Among the first 10 combinations of abuse and neglect, ranked as correlated with the child’s view of his/her future, 9 had a combination of abuse and neglect. This plus other data yet to be published seem to indicate that a combination of neglect and various forms of abuse makes the child particularly vulnerable. We have found that there is a significant association between the extent of abuse and whether the neglect occurred before or at approximately the same time or later than the abuse. It appears that children who are first neglected are more vulnerable to being abused. Metaphorically speaking, children who are starving will eat anything, even if it’s garbage off the street. They are hungry for affection, but only look for it in those who have little to offer but more abuse. This might explain why, although sexual abuse does not appear to have a prominent effect on the measures we have used, when in combination with emotional neglect it is significantly harmful.
Heißt: An sich scheint sexueller Missbrauch kaum einen Effekt zu haben - aber in Kombination mit emotionaler Vernachlässigung hat es einen Effekt.
Macht ja auch Sinn: Zusammen mit einem Erwachsenen, der das Kind wie Müll behandelt, kann es nur gefühllosen und rücksichtlosen Sex ergo sexuellen Missbrauch geben, der eben nicht positiv empfunden werden kann. *duh*

Ach ja, noch eine kleine Randnotiz: Bei sexual abuse wurde auch immer "against your will / forced / when you did not want to" gefragt.
Das heißt: Auch in diese Richtung könnte noch ein bias drin sein.

Jetzt kann man natürlich - zu Recht - sagen, dass der Schaden ja erst auch als Erwachsener kommen könnte und Sex (sogar auch gegen den Willen) relativ unschädlich als Kind ist.

Dazu kommen wir dann ab dem nächsten Beitrag.
Creasy
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Re: Harmlosigkeit und Sex

Beitrag von Creasy »

Denker hat geschrieben:Hallo Creasy,

mal abgesehen von Deinen und Ovids Ausführungen, interessiert es mich wirklich, wie du über die Frage von Mitleser denkst. (auch deshalb, weil ich mich selbst nach den Ursachen frage...)
Ich denke, dass deine Freundin sich hier wirklich vom gesellschaftlichen Standard negativ beeinflusst hat. Ich habe ja auch nie bestritten, dass die Gesellschaft einen Einfluss hat. Vermutlich wollte sie sich nicht nachsagen lassen, dass sie als Kind eine Schlampe war und hat es dann lieber so gedeutet, dass du was Schlimmes mit ihr gemacht hast und es deine Schuld war.
Ovid hat geschrieben:Von Beweisen kann man so oder so nicht sprechen. Dazu bräuchte man randomized controled trials - das steht ja schon mal außer Frage.
Aber wenn wir genügend Qualitätsbedingungen zusammen haben, können wir zumindest causal inference ableiten.
Tja, das ist das Problem: Es gibt kein Experimentum Crucis zwischen unseren Überzeugungen. Und es wird auch hart zu finden, denn:
Ovid hat geschrieben:Zunächst einmal fand man heraus, dass weniger als 5% aller Formen von child abuse allein auftraten. Es waren also quasi fast immer Kombinationen verschiedener arten von Missbrauch/Misshandlung.
Du wirst andere Formen von Missbrauch immer höher bewerten als ich.

Im Grunde genommen zeigt deine Analyse die alten Erkenntnisse: Bei Kindern, die von ihrem Vater vergewaltigt werden, läuft auch so einiges im Elternhaus schief. Und Kinder, die vernachlässigt werden, sind besonders gefährdet, auf Kinderverführer und Kindermanipulatoren zu treffen, die ihnen Liebe und Zuneigung vorgaukeln, um Sex zu bekommen.

Man müsste sich eher auf die Fälle konzentrieren, wo Kinder ein gutes Elternhaus hatten und beispielsweise vom Babysitter, Sporttrainer oder Pastor missbraucht wurden. Hier wird es allerdings logischerweise weniger maladjustments geben. Selbst bei schlimmen sexuellen Erlebnissen mit Gewalt, Drohungen und Schmerzen (die wir ja alle als moralisch falsch ansehen) gibt es ja vom Elternhaus emotionalen Rückhalt, der es den Kindern ermöglicht, diese Ereignisse viel besser zu verarbeiten. Die haben eine Chance, ohne Langzeitschäden aus der Sache herauszukommen, was den Übergriff aber natürlich nicht rechtfertigt oder harmloser macht.
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Ovid
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Re: Harmlosigkeit und Sex

Beitrag von Ovid »

Creasy hat geschrieben: Im Grunde genommen zeigt deine Analyse die alten Erkenntnisse: Bei Kindern, die von ihrem Vater vergewaltigt werden, läuft auch so einiges im Elternhaus schief. Und Kinder, die vernachlässigt werden, sind besonders gefährdet, auf Kinderverführer und Kindermanipulatoren zu treffen, die ihnen Liebe und Zuneigung vorgaukeln, um Sex zu bekommen.
Oder anders gesagt: Kinder, die ein schlechtes Elternhaus haben, brechen mehr Normen. Schwänzen die Schule, hauen ab, trinken gar Alkohol, den sie von Älteren bekommen... oder haben auch mal Sex mit anderen (Peers oder Erwachsenen).

Der Witzt ist ja: Die gleichen Schäden findet man ja auch bei Jugendlichen, die einfach früher Sex haben als ihre Peers.

Weil auch früher Sex in den meisten Ländern stigmatisiert wird und die Eltern es verbieten, dass ein junger Casanova mit ihrer Tochter übernachtet oder sie bei ihm.

Was passiert also? Diejenigen Jugendlichen, die nicht so sehr auf ihre Eltern hören oder, bei denen die Eltern sich auch weniger um ihre Kinder kümmern, sind dann die Stichprobe, die eher Normen brechen: Und zu diesem Normbruch gehört auch Sex.
Und, wenn man soziale Normen bricht, achtet man vlt. auch nicht auf Verhütung... und wenn man darauf nicht achtet wird man eher schwanger, hat nun ein Kind, keine fertige Ausbildung, Depression, Lebenskrise...
Es ist eine Abwärtsspirale.
Siehe z.B.:
Donahue et. al. (2013): Why Does Early Sexual Intercourse Predict Subsequent Maladjustment? Exploring Potential Familial Confounds

Ähnliches findet man aber auch bei homosexuellen Männern. Dieselben Schäden. Aber liegt es am Sex selbst?
Ohne konfundierende Einflüsse korrekt zu exklären, kommt witzigerweise auch raus: Sexueller Missbrauch macht schwul!

Siehe auch die Korrespondenz zwischen Roberts, Koenen, Bailey&Bailey und Rind.

- Roberts, Glymour, Koenen (2013) Does maltreatment in childhood affect sexual orientation in adulthood?
- Roberts, Glymour, Koenen (2014) Considering Alternative Explanations for the Associations Among Childhood Adversity, Childhood Abuse, and Adult Sexual Orientation: Reply to Bailey and Bailey (2013) and Rind (2013)
- Roberts, Glymour, Koenen (2015):Models and better evidence needed to clarify causality: a response to Bailey, Ellingson, and Bailey (2014)

Wenn also ein homosexueller Lebenslauf oder ein jugendlicher/Kennie Lebenslauf mit frühem Sex ähnliche hohe Schadenseffekte hat (manchmal mehr und manchmal weniger, je nach Kontext), müsste man dann diese drei nicht auch verbieten?
Creasy hat geschrieben: Man müsste sich eher auf die Fälle konzentrieren, wo Kinder ein gutes Elternhaus hatten und beispielsweise vom Babysitter, Sporttrainer oder Pastor missbraucht wurden.
Diese Fälle sind in großen Metaanalysen schon drin!
(Nur nicht ungeduldig werden. :lol: )

Man konzentriert sich eben nicht auf Fälle, sondern man bemüht sich um sehr große Stichproben aus allen möglichen sozialen Konstellationen, wo diese eben auch dabei sind.
So funktioniert ja das korrellieren überhaupt. Konfundierer kriegt man ja eben nur, wenn eine dritte Variable auch dafür verantwortlich ist, dass überhaupt CSA stattfindet (oder CSA häufiger zu einem dritten Einfluss führt, der extern erklärt werden kann ). Dazu ja später noch.
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Denker
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Re: Harmlosigkeit und Sex

Beitrag von Denker »

Ovid hat geschrieben:Dazu ja später noch.
Soll das eine Drohung sein? :twisted:
Ovid hat geschrieben:... Aber liegt es am Sex selbst?...
Man kann noch eine und noch eine Metatanalyse und noch eine wissenschaftliche Abhandlung und...
heranziehen, um etwas beweisen zu wollen, was ohnehin schon klar ist.
Oder man kann einfach mal feststellen, dass es eben NICHT möglich ist, den eigentlichen Sex und das Umfeld voneinander zu trennen!
Sex an sich kann sehr erfüllend und lustvoll und bereichernd und... sein, wenn alle Beteiligten es in diesem Moment genauso wollen, wie es stattfindet!
Das ist eine Tatsache.
Genauso ist richtig, dass selbst unter der gerade genannten Voraussetzung die Möglichkeit gegeben ist, dass aus den verschiedenen Gründen das gerade Erlebte selbst unmittelbar danach mit Reue, Zweifel, Unsicherheit, Sorgen, Ängsten usw. betrachtet wird. Sei es aus dem Grund, weil man jetzt wieder klar denken kann und einem seine Partnerin zu Hause einfällt oder, oder oder.
Einflüsse von außen beherrschen unser Denken in JEDER Beziehung - so auch beim Bewerten von bisherigen Erlebnissen. Das ist definitiv NICHT nur auf die Sexualität beschränkt.
Es ist auch klar, dass man IMMER erst hinterher klüger ist als vorher, als einem die entsprechende Erfahrung noch gefehlt hatte...

Es kann also niemand trotz Abspalten à la "wenn es SO wäre, dann..." das Eine losgelöst vom Anderen betrachten. Und es ist auch nicht möglich, grundsätzliche Ursachen festzulegen!
Sex KANN NICHT ohne Berücksichtigung des Umfeldes bewertet werden - weder von den Unbeteiligten noch von den Beteiligten!!!
Creasy hat geschrieben: ... wo Kinder ... missbraucht wurden.
Dieser so "treffend" formulierte Terminus ist die Grundlage des Herangehens unserer Gesellschaft an die Thematik.
Das Gesetz sieht diese Betrachtung vor - also muss ALLES Sexuelle zwischen Erwachsenem und Kind unter diesem Gesichtspunkt gesehen werden!
Ergo: Emotionalität zwischen einem Erwachsenen und einem (nicht verwandten) Kind ist zu verurteilen!
Punkt!
*Sarkasmus aus*

Solange also diese Sichtweise so bleibt (wovon ich ausgehe...), solange sind ALLE Studien darüber, welche Einflüsse ursächlich in Bezug auf welche Folge sind, IMMER subjektiv kompromittiert und somit nichts anderes als eine MEINUNGSÄUßERUNG. - Für JEDE Betrachtungsweise.

Meine Meinung!

Genauso ist es FALSCH anzunehmen, dass:
Creasy hat geschrieben:Bei gewaltlosen sexuellen Handlungen zwischen Erwachsenen und Kindern zeigen fast alle Kinder als Erwachsene psychische Schäden.
...
RICHTIG ist:
Bei allen mit psychischen Schäden in Behandlung befindlichen Erwachsenen werden in der Kindheit gemachte auch gewaltlose sexuelle Handlungen als PLAUSIBELSTE Ursache ANGENOMMEN!
Und wenn man erst mal eine Ursache gefunden hat...

So:
Bitte:
Ovid hat geschrieben:Dazu ja später noch.
Gruß
Denker
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Ovid
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Re: Harmlosigkeit und Sex

Beitrag von Ovid »

Die Fragestellung ist: Wir wollen die Wirkungsgrößen zwischen sexuellen Kontakten in der Kindheit mit Erwachsenen (sexual abuse) mit späteren adult health effects herausfinden.
Wie schädlich ist das?

Bedenken muss man hierbei, dass fast alle Studien leider nicht die rein juristische Definition von sexuellem Missbrauch benutzen, sondern eine klinische. Und dazu gehört oftmals (bei Befragungsstudien zumindest) der Zusatz: "against your will", "when you didn't want to".

Tanja Hillberg et. al. haben 2011 ein ganz gutes systematic review verschiedener Meta-Analysen durchgeführt und diese dabei auch mit Qualitätskriterien bewertet.

Hillberg et. al. (2011): Review of Meta-Analyses on the Association Between Child Sexual Abuse and Adult Mental Health Difficulties: A Systematic Approach

Kurz zu Tanja Hillberg:
Tanja Hillberg, MSc has completed her PhD at the University of
Birmingham, UK, looking at the role of childhood maltreatment and
witnessing intimate partner violence on childhood behaviour and mental
health. She has experience working in shelters for abused women
and has given a series of presentations inSwedenon the consequences
for children of experiencing family maltreatment.
Ihr kann man also wirklich keinen Interessenkonflikt derart unterstellen, wie man es bei Rind et. al. gemacht hat, die angeblich (nach Dallam, Ondersma et. al.) nur Kindersex-Propaganda veröffentlicht haben.
Eher gibt es einen umgekehrten Interessenkonflikt, weil sie in der Vergangenheit auch wirklich schlimme Fälle betreute und missbrauchten und geprügelten Frauen und Kindern in Frauenhäusern zur Seite stand.

Aufgenommen in das systematic review wurde auch die Studie von Rind et. al. und ist im Qualitätsscoring ganz vorne mit dabei.
Hier eine Übersicht:

Bild

Auch notiert wurde, dass die Wirkungsgrößen - wie erwartet - bei Meta-Analysen mit klinischen Stichproben höher ausfiel, als bevölkerungsrepräsentative Stichproben.
However, there appeared to be a trend for those including clinical samples
[...] to demonstrate slightly higher effect sizes compared to
those with community populations, such as national [...] or student samples.
Was sind denn nun die Wirkungsgrößen?
This review found a consistent pattern across all seven metaanalyses
of CSA as a nonspecific risk factor that puts a childat greater vulnerability for the development of various types of psychopathology in adulthood with effect sizes ranging from
0.04 to 0.25 (small to moderate).
Ich habe mir da auch nicht irgendeine "gute" systematic review rausgepickt, die mir passt.
Die Autoren merken an, dass ihre Ergebnisse mit früheren reviews übereinstimmt:
This finding is consistent with previous narrative reviews (Bonanno, Noll, Putnam, O’Neill, &
Trickett, 2003; Gladstone et al., 2004; Lang et al., 2004; Nickel
et al., 2004; Putnam, 2003; Romano & De Luca, 2001).
Also: (Ungewollter!) Sexueller Missbrauch in der Kindheit hat maximal einen moderaten Einfluss auf spätere health effects. Die höchsten Werte stammen auch aus nicht-repräsentativen klinischen Studien und diese sind sogar noch weniger als halb so stark als elterliche Zurückweisung aus PART-Theory (siehe oben, Khaleque und Rhoner).

Um sich das mal zu verbildlichen:

Bild
(Quelle: Rind Vortrag, AHS - http://i.imgsafe.org/24b682c.jpg)

Es kommt aber noch ein bisschen dicker. Hillberg et. al. merken extra noch an:
Fossati et al. (1999) evaluated the fail-safe number in their meta-analysis
that estimates the number of studies reporting nonsignificant
results that would be needed to overturn the significant effect
of abuse moderators obtained in their meta-analysis. The
authors concluded that there was a risk of type I error and
subsequently recommended their results only be considered
provisional
. In addition, Rind et al. (1998) found a tendency
toward publication bias
. Therefore, due to methodological limitations
found across reviewed meta-analyses, the impact of
study and abuse characteristics still remains an open question
.
Heißt im Prinzip: Es gab auch noch eine Tendenz (publication bias), dass bestimmte Studien nicht veröffentlicht wurden, weil sich die Hypothesen nicht bestätigten (keinen oder umgekehrten Wirkungszusammenhang).
Wer möchte schon eine Studie veröffentlichen, die zeigt, dass sexueller Missbrauch harmlos ist?

Wie kann man sich diese Zahlen eigentlich noch vorstellen?

Mal eine andere Verbildlichung anhand des Beispiels einer neueren Meta-Analyse von Rind et. al (2007), die 6 landesweite Studien nach ihrer Wirkungsgröße zu späteren health-problems untersucht hat. Oh Wunder - ähnliche Effektgrößen (small).
Rind & Tromovitch (2007):National samples, sexual abuse in childhood, and adjustment in adulthood: a commentary on Najman, Dunne, Purdie, Boyle, and Coxeter (2005).

Wenn man beide Populationen (CSA und NON-CSA) vergleicht. Wie sieht das aus?
Bild
(Quelle: Rind Vortrag, AHS - http://i.imgsafe.org/24b682c.jpg)

Die CSA-Population hat nur leicht mehr Menschen mit psychischen Problemen im Erwachsenenleben (ein Anstieg von ein Prozent).

Es gibt allerdings ja auch Zweifel an der Kausalität dieser Schäden:
Hillberg hat geschrieben:However, as six of the meta-analyses found evidence to suggest heterogeneity,
this finding indicates that there are other factors influencing the relationship between CSA and AMH difficulties.
Also... z.B. so ein Modell, was Rind et. al. z.B. vorgeschlagen haben: Kaputte Familienverhältnisse erzeugen Normbruch, erzeugen frühen "unbeaufsichtigten" Sex aus Vernachlässigungsgründen, früher oder später auch Alkohol/Drogenkonsum, früher Schwangerschaft etc.

Abgesehen von einer Pfad-Analyse, die bessere Erklärungswerte für Family Environment findet, kann man in einer Längsstudie auch einfach verfolgen, was zuerst kommt.
Ageton (1988) verfolgte jahrelang Mädchen im Alter von 11-17 Jahren und fand heraus: Diejenigen Mädchen, die eh schon Probleme mit Familie und Schule hatten, hatten später auch eher ungewollten (bzw. mehr) Sex, konsumierten eher Alkohol und hatten insgesamt auch schlechtere health outcomes.
Das deckt sich auch mit den Ergebnissen von Donahue et. al.(2013) (siehe oben).

Es bietet sich also folgendes Modell an:
Bild
(Quelle: Rind Vortrag, AHS - http://i.imgsafe.org/a1ddd5b.jpg)

Deckungsgleich mit anderen Studien, die andere Verhaltensmuster bezüglich Normbrüchen in Verbindung mit schlechter Familiensituation korrelierten und mit Belegen für kausalen Pfade gefunden haben.

Was spricht noch dafür? Dann wäre da noch die Studie von Wisniewski (1989), (Doktorantin von Heather Ulrich). A path analytic model of the aftereffects of childhood sexual victimization
Zunächst ihre Wirkungsgröße (Sex unter 14 Jahre mit einer 5 Jahre älteren Person): r=0.11 (small), konsistent mit anderen Ergebnissen. Aber zusätzlich fand sie heraus, dass das Erklärungspotenzial von dem Sex an sich verschwindend gering ist.

Rind et. al. beziehen sich unter anderem auf diese Ergebnisse (von Ageton und Wisniewski) und quantifizierten die Erklärungspfade für (CSA-Family Environment-Adult Health Effects).
Das sieht dann so aus:
Bild
(Quelle: Rind Vortrag, AHS - http://i.imgsafe.org/ecc12fd.jpg)

Das, was noch von (meist ungewolltem) Sex als Schadenserklärung zurückbleibt, ist fast weniger als die Wirkungsgröße von Placebo.
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Re: Harmlosigkeit und Sex

Beitrag von Ovid »

Zeigt er bei euch auch nur "Bild" an, anstelle des wirklichen Bildes?

Beim ersten Bild (Vergleich der Meta-Analysen) fehlt leider die URL, also sieht man nur "Bild".
Hier noch einmal die URL:
http://i.imgsafe.org/68721a1.jpg
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