Janusz war ein polnischer Kinderarzt, Kinderbuchautor, Pädagoge. Sein wohl größter Lebensinhalt war allerdings das Dom Sierot, ein Waisenhaus für jüdische Kinder in Warschau. Als er die Möglichkeit bekam, dieses Waisenhaus nach seinen Vorstellungen zu leiten, gab er den Arztberuf dafür auf. Soviel nur zur ganz groben Einordnung. Es gibt zwei Aspekte, die vielleicht auf eine pädophile Neigung hinweisen könnten, in jedem Fall aber bemerkenswert sind.
Zum einen ist da die außerordentliche Hingabe, mit der Janusz sich um Kinder kümmerte. Viele könnten leicht behaupten, dass sie für bestimmte Menschen ihr Leben geben würden; aber Janusz tat es tatsächlich. Als die Kinder seines Waisenhauses 1942 in ein KZ deportiert werden sollten, da bestand Janusz darauf, sie zu begleiten. Dass das seinen Tod bedeuten würde, soll ihm bekannt gewesen sein. Ein Augenzeuge berichtete: "Für jenen Morgen war die ‚Evakuierung‘ des jüdischen Waisenhauses, dessen Leiter Janusz Korczak war, befohlen worden; er selbst hatte die Möglichkeit, sich zu retten, und nur mit Mühe brachte er die Deutschen dazu, daß sie ihm erlaubten, die Kinder zu begleiten. Lange Jahre seines Lebens hatte er mit Kindern verbracht und auch jetzt, auf dem letzten Weg, wollte er sie nicht allein lassen."
Zum anderen sind da seine pädagogischen Schriften, allen voran wohl das Werk "Wie man ein Kind lieben soll". Hier soll zunächst ein Zitat für sich sprechen:
Das erste Recht bedarf wohl einer Erklärung, ich liefer an der Stelle mal die von Wikipedia:Janusz Korczak hat geschrieben:Ich fordere die Magna Charta Libertatis, als ein Grundgesetz für das Kind. Vielleicht gibt es noch andere – aber diese drei Grundrechte habe ich herausgefunden:
1. Das Recht des Kindes auf seinen eigenen Tod
2. Das Recht des Kindes auf den heutigen Tag
3. Das Recht des Kindes, so zu sein, wie es ist.
Und nochmal ein sehr schönes Zitat von Janusz:Wikipedia hat geschrieben:Das auf den ersten Blick sehr befremdlich scheinende Recht des Kindes auf seinen eigenen Tod wird erst verständlicher, wenn man es als Kritik gegen eine von Angst beherrschte Erziehungsatmosphäre liest. Korczak kritisiert eine Erziehung, die durch Überversorgung und Dauerbehütung das Kind davon zurückhält selbstständige Erfahrungen zu machen: „Du musst eben den Mut aufbringen, ein bisschen Angst um sein Leben auf dich zu nehmen“. Dabei verbindet er zwei verknüpfte Forderungen: Die Erwachsenen müssen sich vor unnötiger Bevormundung, Drohungspraktiken und Misstrauen fernhalten und dem Kind Handlungsfähigkeit zugestehen, indem das Kind Entscheidungswille und Verantwortung übernehmen kann.
Ja... möchte man als Girllover oder auch Boylover da nicht sofort unterschreiben? Und ist das nicht letztendlich auch einer der großen Konflikte, die wir immer wieder beobachten können? Also: Dass wir dafür plädieren, die Kinder als Kinder ernstzunehmen - während sie von "Normalos" allzu oft nur als zukünftige Erwachsene betrachtet werden, wodurch ihr jetziges, kindliches Sein und Empfinden entsprechend geringschätzt und für weniger wichtig erklärt wird? Stichwort informed consent, wobei man das natürlich auch in zahlreichen anderen Bereichen sehen kann.Janusz Korczak hat geschrieben:Um der Zukunft willen wird gering geachtet, was es, das Kind, heute erfreut, traurig macht, in Erstaunen bringt, ärgert und interessiert. Für dieses Morgen, das es weder versteht noch zu verstehen braucht, betrügt man es um viele Lebensjahre.
Ich werde mich noch weiter einlesen, wenn ich mal mehr Zeit habe. Bis dahin gerne eure Gedanken zu Janusz Korczak oder den von ihm formulierten Kinderrechten.