Das ist mal wieder ein sehr aufschlussreicher Beitrag.
Schneeschnuppe hat geschrieben:Ein Zehnjähriger, der seinen Lehrer verführt, passt so gar nicht zu den gängigen gesellschaftlichen Dogmen. Prof. Klaus Michael Beier vom Projekt „Kein Täter werden“ behauptete z.B. 2007 in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung allen Ernstes „Kein Kind möchte Sex mit Erwachsenen haben.“ Das ist sachlich schlicht falsch und Wunschdenken, von jemandem, der es eigentlich besser wissen muss, ist es vielleicht sogar bewusste Täuschung. Über Wahrscheinlichkeiten kann ich keine Aussagen treffen aber die denklogische Unmöglichkeit, als die es gerne hingestellt wird, ist es mitnichten.
Schneeschnuppe hat geschrieben:Den Tabu-Status erkennt man auch deutlich an einigen Verbiegungen in der zuletzt zitierten Rezension. Das Kind, das seinen Lehrer verführt, löst dort so viel kognitive Dissonanz aus, dass es auf einmal zum Jugendlichen erklärt wird – weil der sexuelle Wunsch eines Kindes etwas Undenkbares, Unmögliches ist, ganz besonders dann, wenn er sich auf eine erwachsene Person richtet.
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Die Beschreibung eines 10-jährigen als „Jugendlichen“ ist verlogen aber hier wohl eher nicht im böswilligen Sinne einer Täuschungsabsicht, sondern als Ausdruck eines psychologisch bedingten, realitätsverzerrenden Passendmachens zum Weltbild. Es erinnert mich an die Darstellung von 13-jährigen als „junge Männer“ in manchen Boulevardzeitungen, wenn die Kinder ein Verbrechen begangen haben oder die Darstellung von 15/16-jährigen als Kinder, wenn sie Opfer einer Tat geworden sind. Wer den Wunsch nach Sexualität hat, muss – so das falsche, aber dogmatisch für wahr erklärte Bild, das man sich von der Wirklichkeit macht – mindestens Jugendlicher sein. Umgekehrt muss, wer Täter wird, mindestens Jugendlicher, wenn nicht erwachsen sein, denn Täter-sein passt nicht zur Idee kindlicher Unschuld.
Damit ist aber niemandem geholfen. Die Realität stellt uns vor Herausforderungen. Wie gehen wir mit Kindern um, die Täter werden? Wie gehen wir mit Kindern um, die sexuell aktiv sind und die sogar eine Anziehung zu Erwachsenen haben können? Für Herausforderungen, die man partout nicht sehen will, kann man keine angemessenen Lösung finden, die den Situationen und den Menschen gerecht werden.
Es handelt sich um schädliche kognitive Verzerrungen, wenn man aufgrund eines kulturell-dogmatischen Filters nicht erkennt, dass Kinder auch aggressiv und rücksichtslos sein können und in diesem Sinne einem anderen Menschen gegenüber zum Täter werden können (z.B. Schummeln/Lügen/Betrügen; Wegnehmen/Stehlen; Schubsen/Treten/Beißen/Körperverletzung) oder dass sie sexuelle Wesen sind und sich auch Sexualität wünschen können. Wer die Realität leugnet, findet für reale Probleme schlechtere Lösungen.
Quelle:
https://paedoseite.home.blog/2022/04/25/der-zehnjahrige-der-seinen-lehrer-verfuhrte/