GLF

[Sakura]

Hallo zusammen,

hier ein interessanter Artikel aus der konservativen Presse:

https://www.welt.de/vermischtes/article246172886/Kita-Raum-sollte-sexuelle-Spiele-ermoeglichen-Jugendamt-stoppt-Plaene.html

Darin geht es um einen speziellen Raum in einer Kindertagesstätte, in der die Kleinen es miteinander treiben können dürfen sollen.

Unter anderem lautet eine Regel aus dem der Zeitung vorliegenden Brief: „Jedes Kind entscheidet selber, ob und mit wem es körperliche und sexuelle Spiele spielen will.“

Aber bevor jetzt die ganzen Pädos aus dem Gebüsch springen: Dieser Raum soll verboten werden.
Was meint ihr dazu?
Ich meine folgendes:

Es ist richtig, diesen Raum zu verbieten! Dieses Feature unterstellt, dass die Kinder nicht fähig wären, eigene Freiräume ohne autoritäres, paternalistisches Erlauben zu finden. Aber genau das ist das wichtigste. Wenn alles schon vorher von Erwachsenen durchdacht ist, kann man das Ganze knicken. Das wusste ich schon mit 5 Jahren.

Außerdem missachtet es die Grenzen, die möglicherweise von den Eltern gesetzt werden. Was bisher im Verborgenen geschah, wird jetzt unter Trompetenstößen offiziell gefördert, und das kann zu einer Entfremdung entweder zur Tagesstätte oder den Eltern führen.
Hier wird ein immer noch bestehendes kulturelles Tabu gebrochen, das unterschiedliche Menschen unterschiedlich handhaben, und die Unterschiede sind in Einrichtungen, wo Kinder auch von außerhalb Europas herkommen, besonders groß und sollten nicht schon ganz früh problematisiert werden.

Was hier als besonders problemlos beworben wird, ist in Wirklichkeit ein Brennpunkt, der völlig unnötig angezündet wird.
Zudem haben die "ewigen Werte" Europas nur eine kurze Halbwertszeit: Heute ist es Mode, seine Sexualität jedem unter die Nase zu halten, und bald beginnt mit dem Erstarken der Rechten eine Phase, wo das Gegenteil genauso unangenehm ist. Und die Kinder, dann junge Erwachsene, müssen sich lebenslang fragen: "Hab ich früher was Falsches gemacht?"

Dieser Körpererkundungsraum möge fürderhin dazu dienen, den paternalistischen Erzieherinnen mal richtig Schmerzen zuzufügen!

Sakura

[Queerx]

Ich halte das auch für ein Problem, weil es ein hochsensibles Thema ist was jetzt quasi von Oben offiziell bearbeitet wird und den Eltern aufgedrückt wird.

Wir haben früher auch selbst unsere eigenen "Räume" gesucht und gefunden ohne, dass da von der Kita ein Raum gestellt wurde. Hin und wieder haben uns aber die Betreuerinnen gefunden und die Versammlung aufgelöst.
Und Räume abseits der Kita gab es auch noch.

[Horizonzero]

Da ich hin uns wieder in KiGa arbeite habe ich solche Kuschelzonen bereits in verschiedenen Kindergärten gesehen, bin auf die Kindergärten gespannt die das haben ob die es entfernen wenn da dieses Verbot kommt. Im übrigen scheint mir das Erzieher die wenigsten Probleme mit nakten Kindern haben, einzig die Wickelräume sind nicht einsichtig - bzw, Türe zu wenn besetzt.

[naylee]

Der springende Punkt ist für mich der Hype um den sogenannten und sehr sperrig formulierten Körper-Erkundungsraum.

Ist Sexualität zwischen Kindern nicht etwas völlig normales und sollte auch als solches betrachtet werden? Da stelle ich mir die Frage, ob es nicht einfacher wäre im pädagogischen Alltag Spiele unter Kindern ungezwungen zuzulassen. Ob es nicht einfacher wäre, wenn Eltern die sexuell konnotierten Spiele ihrer Kinder mit weniger Argwohn betrachten und die Missbrauchs-Brille absetzen würden.

Benötigt es dafür einen Raum, der für die Erwachsenen beschriftet ist mit "Körper-Erkundungsraum" und für die Kinder bebildert mit zwei sich in die Hose fassenden Kindern?

Es kommt immer auf die gelebten Werte an, nicht auf die Darstellung derselben.

Zu meiner Kinderzeit war Selbstbefriedigung quasi als Missetat geahndet, man hatte sich einfach nicht zwischen den Beinen rumzufummeln, sowas macht man nicht. Alles Käse. Wenn also Veränderung stattfinden soll, dann muss diese im Kopf beginnen und nicht auf dem Reißbrett der Architekten.

Sexualität unter Kindern drückt sich durch Neugier aus, durch Anfassen, angucken, kichern und unverhohlene Fragen. Aber auch durch kleine Zärtlichkeiten, Küsschen, gehaltene Händchen...

[Kentaru]

Also ich finde die ganze Diskussion so schlimm. Da wird Kindliche-Neugier für das andere Geschlecht schon fasst mit Missbrauch gleich gesetzt. Ich habe den Beitrag im Fokus gelesen und gerade die Kommentare habe mich mehr als schockiert. Denn nicht nur das man sich sehr darüber entrüstet hat, dass es so etwas geben soll. Nein am Ende hat man uns wieder die Schuld gegeben, den so etwas kann doch nur von einem Pädophilen kommen. Das macht einen einfach nur Fassungslos. Am Ende muss ich wirklich sagen:
Gott sei dank bin ich jetzt nicht Kind, damals dürfte ich mit meiner Sandkastenliebe Kuscheln und Sie dürfte mich Küssen und mit mir Kuscheln und keinem hat es gestört. Ganz im Gegenteil, alle fanden es Süß. Denn wir waren ein kleines Liebespaar und es hat uns wohl kaum geschadet.

[naylee]

Naja... du bist Pädophil. Also scheint es dir ja doch irgendwie geschadet zu haben

[Kentaru]

Naja... du bist Pädophil. Also scheint es dir ja doch irgendwie geschadet zu haben

Also ich finde es eigentlich nicht negativ Pädophil zu sein, ich würde meine Neigung auch für kein Geld der Welt her geben. Ich glaube es gibt keine Neigung die besonders gut oder schlecht ist. Es kommt nur darauf an wie man damit umgeht und ob man es in Kauf nehmen will das jemand schaden nimmt wenn man diese auslebt. Für mich war das ausleben nie eine Lösung, denn dafür liebe ich Kinder viel zu viel und ich will ihnen nicht weh tun. Aber das Problem betrifft daher mehr wie die Gesellschaft mit uns umgeht und über uns herzieht. Das macht mich wirklich fertig, besonders in letzter Zeit.

[Cirilla.of.Cintra]

Ich glaube es gibt keine Neigung die besonders gut oder schlecht ist.

Doch, denke ich schon. Wenn es jemanden Neigung ist, aus dem Leid anderer Menschen Erregung zu gewinnen, ist es für mich eine Störung.

[naylee]

Du meinst den klassischen Soziopathen?

Denn bei Menschen, die sexuelle Lust aus dem Schmerz anderer ziehen, sind die meisten wohl BDSM-Leute, die ebenfalls kein ungewolltes Leid zufügen. Sofern sie reflektiert genug dafür sind.#


@Kentaru: Das war natürlich ironisch gemeint, daher auch die beiden dahinter. Ich würde meine Neigung auch ungerne abgeben wollen, auch wenn es derzeit ungemütlich ist draußen in der Welt: Viel zu viele schöne Momente, die nur mir gehören, da die Masse die kleinen und subtilen Signale zwischen Pädo und Mädchen nicht verstehen kann.

Der Wermutstropfen dabei ist allerdings das Selbstverständnis. Gerne hätte ich viel mehr und viel intensiveren Kontakt zu Kindern, das geht uns wohl allen so.

Manchmal allerdings denke ich, neidisch sein auf die Leichtigkeit gesellschaftlicher Heteronormativität, dann aber fällt mir wieder ein: Buäääh, auf die würde ich sonst vielleicht auch stehen, wenn ich Hetero wäre? Lieber nicht.

[Thomas]

Obwohl es auf den ersten Blick sehr fortschrittlich und förderlich klingt, kleinen Kindern in einem "Körpererkundungsraum" die Entdeckung ihres eigenen Körpers und des Körpers eines anderen zu ermöglichen, sowie ihre eigenen Grenzen und die Grenzen anderer zu erkunden und vor allem zu respektieren, befürchte ich, dass es letztendlich nur eine neue Art ist, kindliche Sexualität zu unterdrücken oder zumindest zu regulieren und dass dadurch, dass es einen bestimmten Kontext bekommt, erneut ein Tabu geschaffen wird, das meiner Meinung nach kein Tabu sein sollte.

Denn wie sollte so etwas in der Praxis aussehen und wie weit dürfen die Kinder im Fummelzimmer gehen? Gibt es Aufsicht oder geschieht dies hinter verschlossenen Türen? Wenn es unter Aufsicht stattfinden soll, scheint es mir, dass dies zu sehr angespannten und krampfhaften Situationen führen könnte. Angenommen, Mats und Femke finden die Geschlechtsorgane des anderen sehr interessant und Mats fragt Femke, ob es okay ist, wenn er mit einem Finger über ihre Klitoris reibt (um zu sehen, wie es sich anfühlt), und Femke sagt, dass es okay ist (weil es so lustig ist), muss man dann als Betreuer*in in diesem Moment eingreifen und sagen, dass das zu weit geht oder sollte man es so weit gehen lassen, wie die Kinder es selbst wollen?

Die Kinder bestimmen selbst, wer mit wem im Fummelzimmer geht, aber wenn es ein Kind in der Klasse gibt, das das nicht möchte, oder wenn zum Beispiel alle Jungen einmal Utes Körper berühren wollen, aber kein einziges Mädchen Bernds oder Achmeds Penis sehen möchte, fördert man auf diese Weise nicht Ausgrenzung?

Kinder lernen, Grenzen zu erkennen und zu setzen, über "gute Berührungen" und "schlechte Berührungen" und darüber, "Ja" sagen zu können und "Nein" sagen zu dürfen, aber wer bestimmt, was gute und schlechte Berührungen sind? Sicherlich das Kind selbst? Das Credo bei diesen Lektionen ist immer: "Du bestimmst, es ist dein Körper", aber bei bestimmten Handlungen oder Handlungen mit bestimmten Personen (Erwachsenen), darf ein Kind nur "Nein" sagen, weil es sich um "unangemessene Handlungen" handelt oder Handlungen, die nicht dem Alter entsprechen würden. Schafft man auf diese Weise bei jungen Kindern nicht eine sehr verkrampfte Haltung gegenüber Sexualität?