Durch die Löschung von K13 ist einiges unserer Identität verloren gegangen, die man für Historiker hätte aufheben müssen.
https://girlloverforum.net/archiv/glf/index.php funktioniert seit Jahren nicht mehr.
Viele private Blogs wie von Ovid oder Monte sind nicht mehr. Zu Schneeflockes Blog findet man keinen Link. Für immer verloren.
Das GLF2 wird nur von einem Dienst in Wiesbaden zuverlässig gebackupt, dieser arbeitet nicht mit Historikern zusammen.
Irgendwann wird die Geschichte nicht mehr von uns geschrieben, sondern nur noch über uns und es gibt keine Belege mehr dafür, dass es auch anders gewesen sein könnte. Von A wie Aschersleben bis Z wie Zungenkuss (oder war es eine Gurke?). Der eine Tag in Aschersleben existiert durch die Löschung bei Telepolis im kollektiven Gedächtnis des Internets nicht mehr so deutlich. Im Internet Archive findet man beide Artikel von Twister / Bettina Hammer immerhin noch, obwohl auch das Internet Archive stark angegriffen wird und in letzter Zeit nicht immer erreichbar war.
Die Hammers haben sich leider zurück gezogen und ich gehe nicht davon aus, dass sie sich melden werden.Qualitätsoffensive: Telepolis überprüft historische Artikel
Telepolis nimmt alte Texte unter die Lupe. Beiträge von vor 2021 vorerst nicht mehr abrufbar. Aber: Viele Archivperlen werden neu erscheinen.
Wer seit dieser Woche ältere Texte von Telepolis aufruft, erhält mitunter einen einheitlichen Hinweis: "Dieser Text wird von der Heise Medien GmbH & Co. KG nicht mehr zur Verfügung gestellt." Dort wird auch auf das redaktionelle Leitbild und die fortlaufenden Darstellungen der redaktionellen Arbeit verwiesen.
Frei zugängig bleiben alle Beiträge seit Anfang 2021. Der Grund: Diese Texte werden von der aktuellen Chefredaktion verantwortet und entsprechen den journalistischen Ansprüchen, die wir im redaktionellen Leitbild im Jahr 2022 festgeschrieben haben.
Kurz: Telepolis setzt auf Transparenz und Glaubwürdigkeit durch inhaltliche Korrektheit, gewissenhafte Recherche, Fehlerkorrektur, Kennzeichnung von Nachricht/Meinung und Werbung sowie Offenlegung von Eigentümerschaft, Finanzierung und möglichen Interessenkonflikten.
Informationen über Autoren werden zur Verfügung gestellt. Für Telepolis sind Transparenz und Glaubwürdigkeit die Eckpfeiler einer verantwortungsvollen Berichterstattung. Wir achten verstärkt darauf, dass Gastautoren über ihre jeweiligen Fachgebiete schreiben.
Diesen Weg werden wir mit alten und neuen Autoren konsequent weitergehen – mit Erfolg: In den vergangenen Jahren konnten wir das Redaktionsteam um kompetente Kollegen erweitern und erfahrene Kollegen für neue Projekte wie unseren Podcast gewinnen; die Kooperationen mit renommierten Medien im In- und Ausland wurden und werden ausgebaut. Das Bewertungsportal NewsGuard stuft unsere Arbeit mit der vollen Punktzahl als "sehr glaubwürdig" ein: Telepolis erfülle alle Standards der Glaubwürdigkeit und Transparenz.
Ältere Texte haben wir Anfang Dezember 2024 zunächst aus dem Archiv genommen, da wir für deren Qualität nicht pauschal garantieren können. Was uns sehr wichtig ist: Die Deindizierung ist keinesfalls ein Misstrauensvotum gegen frühere Autoren und damalige Beiträge heutiger Autoren. Wir mussten aber einsehen, dass es keine realistische Möglichkeit gibt, die enorme Menge von Artikeln aus gut 25 Jahren hinreichend zu prüfen.
In einigen dieser alten Beiträge ließen sich mögliche Urheberrechtsverletzungen nicht ausschließen. Auch wenn der Umgang mit urheberrechtlich geschütztem Material in der Frühzeit des Internets lockerer war, sind Verlag und Redaktion unabhängig vom Alter dieses Contents auch heute noch von Abmahnungen bedroht. Zudem waren Bilder nie barrierefrei und damit nicht für alle Leser zugänglich. Das waren auch Gründe, das Archiv aus der Zeit vor 2021 zunächst offline zu nehmen.
Wie geht es nun weiter? Wir werden die alten Inhalte systematisch und so schnell wie möglich sichten und – soweit sie noch einen Mehrwert bieten – nach unseren Qualitätskriterien bewerten und überarbeiten. Essays und Fachaufsätze haben dabei Vorrang, tagesaktuelle Texte aus der Vergangenheit nicht. Schrittweise sollen die vielen Perlen aus dem Archiv wieder zugänglich gemacht werden – wie bisher kostenlos und ohne Zugangsbeschränkung.
Das hat aus unserer Sicht mehrere Vorteile: Die wiederveröffentlichten Artikel erscheinen prominenter auf der Seite, werden neuen Lesern vorgestellt und sind in aktualisierter Form leichter zu finden. In der fast 30-jährigen Geschichte von Telepolis haben viele herausragende Autoren zur Berichterstattung beigetragen.
Neben dem bekannten Science-Fiction-Autor Stanislaw Lem haben weitere Persönlichkeiten bei uns publiziert oder waren Gegenstand der Berichterstattung:
Cory Doctorow, ein kanadisch-britischer Science-Fiction-Autor und Journalist, der für seine Beiträge zu digitalen Rechten und Internetfreiheit bekannt ist. Bruce Sterling, US-amerikanischer Science-Fiction-Autor, gilt als Mitbegründer der Cyberpunk-Bewegung. Jaron Lanier, Informatiker, Komponist und Autor, bekannt für seine kritische Haltung gegenüber sozialen Medien und seine Pionierarbeit im Bereich der virtuellen Realität. Evgeny Morozov, belarussischer Schriftsteller und Forscher, der sich intensiv mit den sozialen und politischen Auswirkungen von Technologie auseinandersetzt.
Hinzu kommen Namen wie Mark Amerika, Autor; Douglas Rushkoff, Medientheoretiker und Autor; Michael Goldhaber, bekannt für Theorie der Aufmerksamkeitsökonomie; Martin Pawley, Architekturtheoretiker; Christoph Butterwegge, Armutsforscher; Christian Hacke, Politikwissenschaftler; Margot Käßmann, Theologin; Antje Vollmer, Politikerin.
Diese und viele andere Autoren haben durch ihre Perspektiven zur Vielfalt und Einzigartigkeit der Berichterstattung von Telepolis beigetragen.
Freuen Sie sich also darauf, diese Inhalte demnächst überarbeitet und in neuer Aufmachung bei Telepolis wiederzufinden.
Wenn Sie Autor von Telepolis sind und Fragen haben, wenden Sie sich bitte an archivtp@heise
Wer kann speichert sich den Artikel offline oder druckt ihn aus. Macht sich gut bei der nächsten HD, wenn die nur nach digitalen Beweisen suchen.
Bondage im Kinderbett oder: Wie man einen Skandal erzeugt
10. Mai 2014 Twister (Bettina Hammer)
Teil 1: Von Kinderbetten und konspirativem Verhalten
"Polizei hebt Pädophilen-Netzwerk aus", lauten die derzeitigen Schlagzeilen. Doch der Skandal um das "Pädophilen-Netzwerk" ist ein Skandal in ganz anderer Hinsicht.
Vor Beginn der Auseinandersetzung mit dem derzeitigen "Schlag gegen ein Pädophilen-Netzwerk" sei noch einmal darauf hingewiesen, dass Pädophile (wie andere Menschen auch) Straftaten begehen können - doch ihre bloße Neigung ist nicht strafbar und muss nicht zwangsläufig zu Straftaten führen. Diese Einleitung ist mittlerweile wichtig geworden, da in vielen Köpfen die Ansicht herrscht, dass Pädophilie automatisch Straftaten begehen und Kinder sexueller Gewalt aussetzen.
In den Medienberichten, die sich mit dem Polizeieinsatz in Aschersleben befassen, ist von einem Schlag gegen "die Führungsspitze eines Pädophilenrings" die Rede - und auch die sonstigen in den Berichten auftauchenden "Informationen" sind verstörend. Das Setzen des Wortes "Informationen" in Gänsefüßchen ist hier jedoch berechtigt und soll im folgenden erläutert werden.
Zunächst jedoch die Fakten:
11 Forennutzer des "Girl Lover Forum" (GLF) hatten sich zu einem persönlichen Treffen verabredet, dabei war auch die 5-jährige Nichte einer der Personen. Ein 54jähriger Mann aus Aschersleben hatte zu dem Treffen persönlich eingeladen. Ein solches Treffen findet jährlich anlässlich des "Alice Day" statt. Am Samstag, dem 3. Mai, an dem die Polizei einschritt, waren alle 11 Personen anwesend. Ziel des Polizeieinsatzes war die Identitätsfeststellung der anwesenden Personen sowie eine erkennungsdienstliche Behandlung. Die Personen wurden den gesamten Tag über durch die Polizei beobachtet, wobei es zu keinen Straftaten bzw. deren Versuch kam.
Die Gruppe suchte erst einen Kinderflohmarkt auf, fuhr dann zum Zoo nach Aschersleben und verweilte dort. Ein geplanter Grillnachmittag oder Grillabend wurde nicht durchgeführt, stattdessen blieb die Gruppe länger im Zoo, besuchte dort das Dschungelcafé und ließ die 5jährige Nichte auf dem dortigen Kinderspielplatz spielen. Da der Grillabend als Möglichkeit zum Zugriff durch die Strafverfolger nicht mehr zur Verfügung stand, wurde stattdessen ein Zugriff bei der Abreise vom Zoo initiiert. Alle 11 Personen wurden festgenommen, das 5jährige Kind wurde dem Jugendamt und später dem Vater übergeben. Der RTL-Journalist, der der Polizei den Tipp gab, das es zu dem Treffen kommen würde, war mit versteckter Kamera bei dem Treffen dabei, wie RTL mitteilte.
Nach den erfolgten polizeilichen Maßnahmen wurden alle festgenommenen Personen freigelassen, zwischenzeitlich wurden "freiwillige Durchsuchungen" sowie erkennungsdienstliche Behandlungen durchgeführt, Datenträger wurden konfisziert.
Konspirativ agierende Pädophile
Das "Pädophilen-Netzwerk wird von Seiten der zuständigen Strafverfolger in ihrer Pressekonferenz als "konspirativ" bezeichnet. Die dort teilnehmenden Personen würden sich bemühen, ihre Identität nicht preiszugeben und weiterhin sogar angeben, auf welche Altersgruppen bei Kindern sich die sexuelle Neigung bezieht.
Tatsächlich steckt hinter dem "Netzwerk" die seit Jahren bestehende Seite "Girl Lover Forum", in der sich Pädophile und Nichtpädophile austauschen. Bei Registrierung gibt der Pädophile an, auf Mädchen welchen Alters sich die Neigung konzentriert. Das konspirative Verhalten besteht im wesentlichen darin, dass die Pädophilen pseudonym agieren und ihre Identität nicht preisgeben, es besteht jedoch auch ein offener Bereich, der Gästen die Möglichkeit bietet, zu lesen und zu schreiben. Würde die Nutzung eines Forums unter Pseudonym bereits als konspirativ angesehen werden, so wäre jedes Forum, in dem die Nutzer derart agieren (somit auch die Foren auf Heise.de) als konspirativer Treffpunkt anzusehen. In diesem Fall ist klar, dass hier erneut der Gedanke, dass bereits das Nutzen von Pseudonymen als konspirativ angesehen wird, als Mittel zur Verschleierung von Planung oder Durchführung von Straftaten gedeutet wird. Dies kommt der Forderung nach Realnamen und einer überprüfbaren Identifizierung von Internetnutzern entgegen, die immer wieder erhoben wird.
Weiterhin soll angemerkt werden, dass es nicht verboten ist, sich "konspirativ zu verhalten". Bedenkt man, dass ein Treffen von 11 Nutzern des GLF, die sich teilweise als pädophil bezeichnen, nun zu 11 vorübergehenden Verhaftungen führte (ohne dass trotz sorgfältiger Beobachtung in irgendeiner Form eine versuchte Straftat festgestellt wurde bzw. der Hinweis darauf vorhanden war), ist eine gewisse Vorsicht in Bezug auf die Preisgabe von Realnamen etc. nicht nur verständlich, sondern auch anzuraten.
Der Kern der Gruppe
festgenommen wurden (ohne dass es Haftbefehle gab oder seitens der Polizei davon ausgegangen wurde, dass es zu Straftaten kommen würde, wie sie selbst auf der Pressekonferenz mitteilt) werden als Kern der Gruppe angesehen. Diese Ansicht stützt sich darauf, dass sie persönlich zu dem Treffen eingeladen worden sind.
Nun ergeben sich in Foren immer wieder auch enge Kontakte von Personen untereinander, die auch zu persönlichen Treffen führen können. Vor etlichen Jahren trafen sich beispielsweise etwa zehn Leute, die sich aus dem Heise-Forum kannten, um ein Wochenende lang gemeinsam zu essen, zu trinken, zu reden. Dennoch ist diese Gruppe nicht als "Kern des Heiseforums" anzusehen, es hat sich lediglich durch das Forum ergeben, dass ein persönliches Treffen initiiert und durchgeführt wurde. Dass solche Treffen oft nur eine bestimmte Anzahl von Nutzern betreffen ist nicht ungewöhnlich, da ein gemeinsames Interesse (oder wie im GLF eine gemeinsame Neigung) nicht automatisch auch zu einer starken Sympathie führen muss. Dass es sich bei den elf Personen um den "Kern der Gruppe" handelt, ist insofern eine vage Vermutung ohne Basis.
Fesselspiele im Kinderbett
Die Polizei, die hier durch einen Tipp eines RTL-Journalisten eingebunden wurde und unter Einsatz von immerhin 140 Beamten gegen 11 Personen einschritt (die Zahl 140 umfasst die insgesamt eingebundenen Personen bei der Strafverfolgung, bei der Verhaftung der Pädophilen waren weniger beteiligt), sah die Gefährlichkeit der sich treffenden Pädophilen gegeben. Dies wurde unter anderem dadurch untermauert, dass in dem betreffenden Forum sogar darüber debattiert worden war, "wie man ein stabiles Kinderbett aufbauen sollte, falls man irgendwelche Fesselpraktiken durchspielen möchte". Auf diesen Punkt bezog sich Holger Hermann, Leiter der Zentralen Kriminalitätsbekämpfung, in der Pressekonferenz ausdrücklich.
In den Köpfen der Leser der Medienberichte dürfte dies ausreichen, um sich den sabbernden, geilen Pädo vorzustellen, der vorhat, Kinder für seine sexuellen Bondagepraktiken zu missbrauchen und sich dafür sogar noch Tipps holt. Es ist daher wenig verwunderlich, dass diese "Information" schockiert. Die Polizei erhielt diese "Information" am 25.4., am sogenannten "Alice Day" (an dem Lewis Carroll erstmals auf jene Alice traf, der das Buch "Alice im Wunderland" gewidmet ist). Erst am 2. Mai erfolgte der Zugriff, es war insofern genug Zeit um die "Information" zu überprüfen.
Was steckt also dahinter?
Am 2.2.2010, also vor über vier Jahren, schreibt ein Gast im offenen Forum des Girl Lover Forum (GLF). Er fragte danach, ob Sex im Kinderbett erlaubt sei. Diese dümmlich-provokante Frage wurde größtenteils sarkastisch beantwortet., mit Kommentaren wie "im Prinzip ja, aber besser nehmen größeres Bett, hat man mehr Platz zum Spielen". Ein Forennutzer zitierte die Regeln, die bei der Anschaffung eines Kinderbettes zu beachten seien und welche im Verbraucherinformationssystem Bayern zu finden sind. Bei diesen Anschaffungsregeln/-tipps findet sich auch ein Hinweis zum Thema Spielzeug:
Vermeiden Sie deshalb lose Bänder! Schnüre dürfen höchstens 22 cm freie Länge haben und müssen mindestens 1.5 mm dick sein. Kordeln, Bänder oder Knöpfe dürfen nirgendwo hängen bleiben können.
Vor diesen Passus setzte der Forennutzer den durch einen Smiley gekennzeichneten Kommentar: "Bei Bondage besonders zu beachten". Und nach einem weiteren Kommentar war das Thema dann auch erledigt. Vier Jahre später sollten diese süffisanten Kommentare auf eine Frage eines Gastes dann der Beleg für die Gefährlichkeit der sich treffenden Pädophilen sein.
Der Lockvogel im Zoo
Für die Strafverfolgung war es wichtig, die Pädophilen lange zu beobachten, unter anderem auch deshalb, weil einer der Anwesenden seine minderjährige Nichte bei sich hatte. Diese, so ist es in den Berichten zu lesen, sollte auf einem Kinderspielplatz, auf einem Kinderflohmarkt sowie im Zoo als Lockvogel dazu dienen, in Kontakt mit anderen Kindern zu kommen:
Den Angaben zufolge sollen die Mitglieder der Organisation sogar eigene Kinder eingesetzt haben, um Kontakte zu späteren Opfern herzustellen.
(Quelle: LVZ)
Tatsächlich hatten die zehn Männer und eine Frau neben einem gemeinsamen Grillen auch ein Kaffeetrinken sowie Besuche eines Kinderflohmarktes sowie des Zoos geplant. Gemeinsam mit dem minderjährigen Kind waren sie im Zoo im sogenannten "Dschungelcafe" bei Kaffee und Kuchen eingekehrt und hatten die 5jährige Nichte eines der Teilnehmer am nebengelegenen Kinderspielplatz spielen lassen. Für die Vermutung, dass sowohl der Besuch des Kinderflohmarktes und des Dschungelcafés mit der 5jährigen Nichte nur stattfanden um Kontakte zu anderen Kindern anzubahnen, gab die Polizei keinerlei Begründung ab. Auch die durchgehende Beobachtung der Treffenteilnehmer hatte, wie Herrmann auf der PK sagte, keinerlei Anlass dazu gegeben, einzuschreiten, was letztendlich der Lockvogelthese widerspricht. Es macht den Anschein, als wäre diese These lediglich der Polizei unterbreitet worden, um das Ganze ein wenig "aufzupeppen" und die Dringlichkeit, ähnlich wie bei dem Kinderbettkommentar, zu unterstreichen.
Dass Menschen, die mit einem 5jährigen Kind unterwegs sind, auch mit anderen Eltern in Kontakt kommen, ist nicht verwunderlich, doch die Angst vor dem hinter dem Busch lauernden Pädo, der sich die Kinder schnappt wie der schwarze Mann, ist allgegenwärtig. Die Menschen in Aschersleben sind jedenfalls entsetzt und verängstigt, das Dschungelcafé ist verwaist, wie die FAZ vermeldet.
In dem Artikel wird die Begegnung mit einer Mutter geschildert:
Ihrer Tochter hat sie Verhaltensregeln eingeschärft: 'Man darf nicht mit Fremden reden und die Tür nicht aufmachen', sagt das Mädchen prompt. Die Mutter ergänzt: 'Und nicht mitgehen.'
Hier fragt man sich, wieso diese Verhaltensregeln nicht sowieso schon Usus sind, wobei das "nicht mit Fremden reden" ja, sollte die Lockvogelthese Bestand haben, sowieso nur entfernt helfen würde, da darunter ja stets Erwachsene verstanden werden.
Morgen in Teil 2: Die offene Menschenverachtung der Polizei
(Twister (Bettina Hammer))
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Lang lebe das GLF2-Backup.Die offene Menschenverachtung der Polizei
11. Mai 2014 Twister (Bettina Hammer)
Bondage im Kinderbett oder: Wie man einen Skandal erzeugt, Teil 2
Zu Teil 1: Bondage im Kinderbett oder: Wie man einen Skandal erzeugt
Wie bereits im ersten Teil aufgeführt, sind die Fakten hinter dem großen Skandal in Aschersleben tatsächlich ein Hinweis auf einen Skandal, wenn auch in anderer Hinsicht als seitens der Medien kolportiert. Während der Skandal dort darin gesehen wird, dass sich die "Führungsspitze eines Pädophilen-Netzwerkes" offen treffen kann, ist der tatsächliche Skandal, dass hier 11 Menschen, bei denen keinerlei Hinweis darauf besteht, dass sie Straftaten begehen werden, durch die Polizei beobachtet und schließlich verhaftet, erkennungsdienstlich behandelt und mit "freiwilligen Durchsuchungen" bedacht werden. Wichtig ist, dass keinerlei Haftbefehle ausgestellt wurden, es gab auch laut Aussage der Strafverfolger selbst keinerlei Hinweis darauf, dass hier Straftaten geplant, versucht bzw. durchgeführt werden sollten. Für den Anfangsverdacht reichten somit die Tatsache, dass 11 Pädophile sich, zusammen mit einem Kind, persönlich treffen sowie die "Informationen" des RTL-Journalisten.
Wie auch im Girl Lover Forum (GLF) angemerkt, ist das Ganze für RTL der Coup schlechthin. Wäre die Polizei nicht eingeschritten, hätte man die demnächst im Fernsehen zu findende "Undercover-Reportage" des Journalisten mit einem "und die Polizei schaut tatenlos zu" garnieren können, so aber ist ein "die Informationen unseres Journalisten führten zu 11 Festnahmen, 1 Kind konnte gerettet werden" der Zuckerguss auf der Undercover-Torte. Was von den Undercover-Ermittlungen zu halten ist, die schon in Bezug auf das "Bondage-Kinderbett" als sensationsheischend entlarvt werden konnten, erinnert an das Format Tatort: Internet, welches ebenfalls die Angst vor dem "überall lauernden Pädophilen, der sich dauernd an Kinder heranmacht" schüren sollte.
Die sollen sich keinen schönen Tag machen
Die Polizei sekundierte hier dem offensichtlichen Geltungsbewusstsein des Journalisten. Sie hat hier nicht nur versäumt, manch "Information" selbst zu überprüfen, anstatt diese papageienhaft zu wiederholen (siehe "Kinderbett und Bondage"), sie offenbart in ihren Verlautbarungen auch eine erschreckende Menschenverachtung gegenüber Pädophilen, die bei den Trägern des Gewaltmonopols nicht anzutreffen sein sollte.
Es ist nichts Neues, dass manchem Menschen der Pädophile, gleichgültig ob er sich jemals strafbar macht, per se schon als solche Gefahr erscheint, dass ihm radikale Maßnahmen bis hin zur Todesstrafe als angemessen erscheinen. Von den Trägern des Gewaltmonopols, die eine besondere Verantwortung tragen, wäre jedoch Besonnenheit und Unvoreingenommenheit zu erwarten. Stattdessen scheut sich die Polizei nicht, den Medien noch quasi mit stolzgeblähter Brust ins Mikrophon zu diktieren, man habe hier nicht nur die Identitäten feststellen, sondern den Teilnehmern des Treffens auch signalisieren wollen, "dass sie bekannt sind". Bekannt ist hier dann eher mit "wir beobachten euch die ganze Zeit" zu übersetzen, was deutlich macht, dass allein die sexuelle Neigung ausreicht, um den Verdacht gegenüber den Personen als angemessen anzusehen.
Doch die Polizei geht noch weiter, wenn sie mitteilt, dass verhindert werden sollte, dass "die traute Runde sich noch einen schönen Tag macht". Dies offenbart, dass laut diesem Strafverfolger, der immerhin der Leiter der Zentrale Kriminalitätsbekämpfung ist, Pädophile am Ende der Nahrungskette stehen - sie sollen sich nicht austauschen, sie sollen sich nicht treffen, sie sollen keinen schönen Tag haben. Wichtig ist erneut, dass es hier um Menschen ging, die in keiner Weise straffällig geworden waren. Allein die Tatsache, dass Pädophile sich treffen, reichte aus, um zu vermuten, dass auch Straftaten geplant oder durchgeführt werden. Und selbst wenn dem nicht so ist, wird die Beobachtung, Verhaftung und erkennungsdienstliche Behandlung noch als Dienst der Prävention und der Abschreckung verkauft, statt auch nur in irgendeiner Form einmal zu überlegen, ob man hier nicht weit über das Ziel hinausgeschossen ist.
Im GLF wird denn auch zu Recht geschrieben, dass es kaum verwundere, wenn sich Pädophile nur noch verschlüsselt austauschen, Pseudonyme nutzen und extrem vorsichtig sind, wenn es darum geht, die Identität jemandem zu offenbaren. Wem denn auch? In den Foren ist jederzeit davon auszugehen, dass ein sensationsheischender Journalist sich einschleust und einen Polizeieinsatz initiiert oder in anderer Weise ein Forum als "Hort des Bösen" präsentiert oder gar zu Zwangsouting schreitet; Selbsthilfegruppen dürften schnell Anfeindungen ausgesetzt werden und Therapieplätze sind rar. Das Outing gegenüber Nichtpädophilen dürfte ebenso schnell zu Ausgrenzung führen, da selbst harmlose Aktivitäten wie Kaffeetrinken oder der Besuch eines Kinderflohmarktes (auch Pädophile haben Familien, so dass auf Kinderflohmärkten auch schlicht und ergreifend Geschenke gekauft werden können und nicht zwangsläufig "nach dem nächsten Opfer gespäht wird", wie die derzeitigen Medienberichte suggerieren) schon als verdächtig bzw. als Anlass für Anfangsverdacht samt der Folgen bis hin zur Verhaftung führen können.
Die Anzahl der Pädophilen mag, gemessen an der Gesamtbevölkerung, gering erscheinen, dennoch stellt sich die Frage, wie die Gesellschaft mit diesen Menschen umgehen will und inwiefern sie weiter den reißerischen Ansätzen, wie sie sich derzeit in den Medien zu finden, auf den Leim gehen will. Es ist niemandem geholfen, wenn Pädophile nur noch ausgegrenzt werden und ihr Leidensdruck immer stärker zunimmt. Mehr Aufklärung darüber, was Pädophilie ist und was es eben nicht ist, wäre wichtig, wird jedoch von kaum einer Seite aus gewünscht oder gefördert. Wenn die Polizei unwidersprochen sagen darf, dass sie einen Einsatz wie in Aschersleben auch deshalb für gerechtfertigt hält weil sich die Betroffenen so "keinen schönen Tag mehr machen konnten", dann ist dies ein Zeichen dafür, dass Pädophile sich ggf. seitens der Polizei wenig Hilfe erhoffen können, wenn sie aufgrund ihrer Neigung einmal angefeindet oder angegriffen werden.
Dass Herr Hermann am Schluss der Pressekonferenz das 5jährige Mädchen, das vorübergehend dem Jugendamt übergeben wurde, noch als Objekt bezeichnet, verwundert nur noch wenig, spricht er doch vorher bereits davon, dass das Mädchen missbraucht wurde - indem sie zum Treffen mitgenommen wurde, den Kinderflohmarkt besuchte, und im Zoo auf dem Spielplatz spielen durfte. Die nicht belegte "Lockvogelthese" macht das Mädchen kurzerhand zum Missbrauchsopfer.
Bedauerlich ist, dass bei Meldungen wie die über den "Kinderpornoring in Aschersleben" keinerlei Kontrollinstanz mehr funktioniert. Die Berichterstattung über "ausgehobene Pädoringe", "Kinderpornoringe" usw. beschränkt sich auf einen kurzfristigen medialen, oftmals überzogenen Panik-Chor, die leisen Stimmen werden längst nicht mehr vernommen. Selbst das Nachrichtenmagazin, das sich mit einem großen Rechercheteam brüstet, hat sich (zumindest was seine Onlinepräsenz angeht) längst dem Boulevard angebiedert und titelt beispielsweise im Fall Aschersleben sogar von einem Kinderpornoring. (Twister (Bettina Hammer))
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