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Kore
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Re: Tochter totgeschlagen: Nur 3 Jahre Haft!

Beitrag von Kore »

@cartello

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, meine Mutter war-ist eine psychische und körperlich gewalttätige Frau gewesen, als Kind habe ich sie gedeckt, geschwiegen--aber über viele Jahre hinweg hat sich eine extreme Wut in mir angestaut, die erst mit ca. 18 aus mir heraus explodiert ist,da fing ich an mich massivst zu wehren, es gab Momente da habe ich sie in meinen Gedanken in der Tat erstochen, Affektgedanken die Gott sei dank nicht Realität geworden sind..

Der Kreislauf Opfer und Täter werden liegt einfach immer sehr nah und hinterlässt Generationen von familieren psychischen Leichen, vorallem wenn man keine Hilfe erfährt, diesem Kreislauf zu entkommen.
Cartello
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Re: Tochter totgeschlagen: Nur 3 Jahre Haft!

Beitrag von Cartello »

Ja, ich kenne solche Kreisläufe schon. Sehr traurig so etwas.
Das hängt damit zusammen, dass man ab einem bestimmten Punkt beim Erwachsenwerden versucht seine Kindheit in den gesamtgesellschaftlichen Kontext einzufügen, zu deuten und anzupassen um seine eigene Identität endgültig zu festigen, was dann später auch bestimmt wie man mit seinen eigenen Kindern umgehen würde usw.
Das kann dann je nachdem, was in der Kindheit passierte, ein unangenehmer Prozess sein.

Allerdings darf man nicht alle möglichen Fehlentwicklungen eines Heranwachsenden mit diesem Konfliktfeld begründet sehen und versuchen darin zu bohren. Oft gibt es Zusammenhänge, die nichts mit dem Erlebten zu tun haben. Wenn man nun neue Entwicklungen immer mit alten Kindheitserfahrungen begründet sieht, kann man den fatalen Kardinalfehler während einer Therapie begehen, möglicherweise temporäre psychischen Beschwerden für immer an die eigene Identität zu koppeln, wobei dies hätte gar nicht geschehen müssen, wenn man so etwas nicht in der Aufarbeitung unwiederbringlich verknüpft hätte.

Dies leider geschieht in vielen ehrenamtlichen Therapieplätzen für sexuell Missbrauchte. Es ist tatsächlich nicht so, dass sexueller Missbrauch in allen Fällen (wie immer gesagt) zu irreparablen für immer bestehenden psychischen Störungen führt.
Allein die Suggestion dieses Postualts ist so gefährlich, dass sich ein temporäres Leiden in einer therapeutischen Aufarbeitung lebenslang an sich koppeln lassen lässt.
Mangels psychologischer Kenntnisse in vielen Therapiestühlen, ist eine Therapie oft so gefährlich wie russisches Roulette. Jeder hat da seine eigene Methode der Auf-oder Abarbeitung des Leidens, da blickt man kaum mehr durch. So schwierig wie die Behandlung psychischer Leiden ist, umso einfacher ist die Projektion von Hass auf Täter. Verständlich allerdings weit von einer ertragbaren Lösung entfernt, die auch wirklich hilft und dem Seelenheil beitragen kann. Hass ist es auf jedenfall nicht
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Kore
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Re: Tochter totgeschlagen: Nur 3 Jahre Haft!

Beitrag von Kore »

Dies leider geschieht in vielen ehrenamtlichen Therapieplätzen für sexuell Missbrauchte. Es ist tatsächlich nicht so, dass sexueller Missbrauch in allen Fällen (wie immer gesagt) zu irreparablen für immer bestehenden psychischen Störungen führt
Hi Cartello,

das ist mir schon bewußt :wink: , hängt natürlich auch immer vom Grad und Zeitraum des Missbrauchs ab..nur komplett unverarbeitet und ohne Hilfe, kann sich das tatsächlich ein Leben lang auf verschiedensten Ebenen bemerkbar machen.

Psychische Störungen sind ja ein weites Feld, ich nenne das oft lieber seelische Schäden mit psychischen, sexuellen,sozialen Folgestörungen.

Und man unterscheidet in der Psychotherapie schon auch wirklichen sexuellen Missbrauch im Gegensatz zu dem was der § schon als MIssbrauch bezeichnet.

Wenn ein 14 Jähriger nach § sexuellen MIssbrauch begeht, in dem er mit seiner noch 13 Jährigen Freundin sexuelle freiwillige Handlungen teilt, dann ist das für die Psychotherapie kein Thema :roll:


Genauso kann es passieren, das Täter verurteilt werden und das Missbrauchsopfer nie einen Therapeuten zur Therapie zu Gesicht bekommt, denn Richter und Anwälte, sind keine Therapeuten , sondern handeln nur nach dem Gesetz.

lg Kore
Cartello
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Re: Tochter totgeschlagen: Nur 3 Jahre Haft!

Beitrag von Cartello »

Kore hat geschrieben: das ist mir schon bewußt :wink: , hängt natürlich auch immer vom Grad und Zeitraum des Missbrauchs ab..nur komplett unverarbeitet und ohne Hilfe, kann sich das tatsächlich ein Leben lang auf verschiedensten Ebenen bemerkbar machen.
Ich verstehe was du meinst. Ich kenne sehr viele verschiedene Fälle von Missbrauch und weiß mittlerweile, dass eine kritische Unterscheidung aller möglichen Arten und der Umgang mit diesen existenziell wichtig für das Wohlhaben des Kindes ist.

Abgesehen mal von den Fällen, bei denen die Kinder in der operativen Gegenwart schon traumaähnliche Erfahrungen durch sexuell-imperativen Kontakt mit Erwachsenen haben, gibt es auch Fälle (meistens eher kleinere Kinder) bei denen Dinge passieren, die die Kinder nicht verstehen, also auf sexueller Ebene. Sie nehmen die Situation total neutral wahr (Wie den nackten Vater in der Badewanne oder mit der Mutter zusammen beim umziehen), wogegen wir Erwachsene da schon viel mehr Deutungen haben und moralisch verurteilen würden.
Viele gehen nicht vorsichtig genug mit der erlebten Wahrheit solcher missbrauchten Kinder um.
Falsch wäre es dem Kind nun suggestiv die Deutung der "Schrecklichkeit" des Erlebten zuzuschieben in Therapien beispielsweise oder allgemein in der Reflektion dieses Geschenisses.
Denn beim Zurückblicken auf diese Taten im Erwachsenenalter muss die Deutung ähnlich neutral bleiben. Zwar eine moralische Missbilligung der Tat per se, allerdings die eigene operative Wahrheit behaltend nichts Schreckliches an sich erlebt zu haben, denn alles andere würde die erlebte "Wahrheit" umschreiben und erst zum Schaden werden.
Solche Fälle werden durch Sekundärviktimisierungen erst zu irreparablen Schäden, meiner Ansicht nach.
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Kore
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Re: Tochter totgeschlagen: Nur 3 Jahre Haft!

Beitrag von Kore »

Falsch wäre es dem Kind nun suggestiv die Deutung der "Schrecklichkeit" des Erlebten zuzuschieben in Therapien beispielsweise oder allgemein in der Reflektion dieses Geschenisses.
Ja das wäre falsch...in einer Kindlichen Therapie sollte einem Kind nicht die Schrecklichkeit des Geschehens untergeschoben werden, das sollte gar nicht zur Debatte stehen, weil es in der Therapie ja nicht darum geht, an dem Geschehen festzuhalten oder gar an dem Täter, es sollte um das Kind gehen, das Verarbeiten,die Heilung, Stärkung des Selbstwertes....die Last des Geschehens, sofern bewußt erlebt, sollte genommen werden!

Ziel ist es ja frei davon zu werden, sofern man überhaupt gänzlich frei davon werden kann...aber zumindest sollte eine innere Neutralität entstehen und der subjektive Schmerz sich auflösen können in der Zukunft.

Solange die subjektive eigene Wut, Scham, Ohnmacht über das Geschehen noch präsent ist, nicht zur Ruhe gekommen ist, ist eigentlich klar erkenntlich, dass es nicht verarbeitet ist.

Bei Kleinkindern herrscht ja das Phänomen des Verdrängens ,Vergessens....auf unbewußte Art, die Dinge werden aus natürlichem Selbstschutz ins Unbewußte geschoben.....oft merkt man das Kindern nur an Verhaltensveränderungen an,formulieren können sie zum Teil gar nicht, was Ihnen passiert ist.

Die Folge kann aber sein, dass sich viele Jahre später das Unterbewußtsein meldet, indem plötzlich Bilder, Erinenrungen hochkommen oder es wirkt nachwievor und steuert unbewußt, man ist sich gar nicht klar darüber warum und weshalb man sich so fühlt...da kann natürlich regressiv wirkend eine Therapie zur Auflösung schon hilfreich sein.
Aber auch da nicht, indem man das Geschehen hervorhebt und an der Dimension festhält.. um etwas loslassen, verstehen zu können,muß man es erst mal noch mal anschauen können und seine verdrängten Gefühle zulassen, Raum geben.

Die Fehlsteuerungen sind ja meistens die, das man SELBST sich falsch fühlt, das Selbst in eine fehlgesteuerte Dynamik fällt, die eigentlich völlig frei von Schuld ist, man aber selbst enorme Schuldgefühle mit sich trägt.....es geht also immer um das Selbst, dem geholfen und das geheilt werden soll.


lg Kore
Cartello
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Re: Tochter totgeschlagen: Nur 3 Jahre Haft!

Beitrag von Cartello »

Kore hat geschrieben: Bei Kleinkindern herrscht ja das Phänomen des Verdrängens ,Vergessens....auf unbewußte Art, die Dinge werden aus natürlichem Selbstschutz ins Unbewußte geschoben.....oft merkt man das Kindern nur an Verhaltensveränderungen an,formulieren können sie zum Teil gar nicht, was Ihnen passiert ist.
Das gibt es dann auch noch, ja. Aber das gibt es auch bei Autounfällen, wo die Eltern sterben usw.
Das meine ich damit aber nicht. Ich meine Fälle bei denen Kinder einfach schlicht neutral zu sexuellen Handlungen stehen und nichts verstehen, beispielsweise bei exhibitionistischen Handlungen einer Person, die sie schon lange kennen. In den wenigsten Fällen, also wenn die Person keine Form der seelischen oder körperlichen Gewalt anwendet, erlebt das Kind solche Vorfälle als traumatisch. Warum auch? Ebensowenig sollte es traumatisiert werden, wenn es nackt mit Vater in der Badewanne badet.
Trotzdem Missbrauch, ohne Frage. Aber tatsächlich einer dieser Fälle bei denen kein Schaden entstehen muss.
Diese Fälle muss man auch gesondert behandeln, und das wird nicht getan.
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Kore
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Re: Tochter totgeschlagen: Nur 3 Jahre Haft!

Beitrag von Kore »

Wie bitte, ähm mit dem Vater in der Badewanne baden siehst du als Missbrauch an :shock: ..oder hab ich da was falsch verstanden?
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Sakura
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Re: Tochter totgeschlagen: Nur 3 Jahre Haft!

Beitrag von Sakura »

Hallo Kore,

diesen Satz finde ich klasse, daher zitiere ich ihn nochmal:
Die Fehlsteuerungen sind ja meistens die, das man SELBST sich falsch fühlt, das Selbst in eine fehlgesteuerte Dynamik fällt, die eigentlich völlig frei von Schuld ist, man aber selbst enorme Schuldgefühle mit sich trägt.....es geht also immer um das Selbst, dem geholfen und das geheilt werden soll.
Das ist ungefähr, nein, fast genau das, was den Pädos beim Coming-In klar wird, also dem Bewusstwerden und Akzeptieren der eigenen "Besonderheit".
Danke für diese prägnante Zusammenfassung! Das habe ich so auf den Punkt gebracht noch nirgends gelesen.
Ja, ich weiß, dass es Dir um was anderes ging, aber Du hast ohne es zu wissen, hier die Heilung eines Identitätsbruchs beschrieben, oder wenigstens den ersten Schritt dazu.
Wer das geschafft hat, hat Glück gehabt!
Es ist traurig zu erkennen, wie weit jeder Ansatz von Therapie davon entfernt ist. Da gehts nur um das Verteufeln, die Steigerung des Schuldkomplexes bis zur Totalamputation dieses Teils der Persönlichkeit.

Bist Du nicht der Meinung, dass Pädos auch einen Anspruch darauf haben, frei von Schuldkomplexen zu leben?

Sakura
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Cartello
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Re: Tochter totgeschlagen: Nur 3 Jahre Haft!

Beitrag von Cartello »

Kore hat geschrieben:Wie bitte, ähm mit dem Vater in der Badewanne baden siehst du als Missbrauch an :shock: ..oder hab ich da was falsch verstanden?
Nein. ;)
Ich meine nur, dass oftmals kleinere Kinder sexuellen Missbrauch (gewaltlos) ähnlich unspektakulär erleben, wie das gemeinsame Baden mit dem Vater in der Badewanne.
Man darf solchen Vorfällen nicht die Deutung einer Schrecklichkeit nachträglich aufbürden. Aber leider wird dies nicht gemacht, denn die Kinder erleben ja den Gerichtsprozess mit, die Schockiertheit umstehender usw.
Wie geht man adäquat mit solchen Fällen um?
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Kore
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Re: Tochter totgeschlagen: Nur 3 Jahre Haft!

Beitrag von Kore »

@cartello

In der Regel erleben Kinder den Gerichtsprozess nicht aktiv mit, allein schon um nicht noch mehr an Trauma im Kind zu verursachen.

@sakura
Es ist traurig zu erkennen, wie weit jeder Ansatz von Therapie davon entfernt ist. Da gehts nur um das Verteufeln, die Steigerung des Schuldkomplexes bis zur Totalamputation dieses Teils der Persönlichkeit.

ich weiß nicht welches Bild du von Therapie hast, aber eigentlich sollte es bei Therapie keinesfalls um Verteufelung oder gar noch größere Steigerung der Schuldkomplexe gehen, dass man natürlich einen Mörder nicht noch darin bekräftigt und stärkt, seine Fehlsteuerung wie Mord anzuerkennen, liegt ja klar auf der Hand...der Komplex liegt ja dort auch ganz woanders vergraben, äussert sich nur in Form dieser Gewalt

Bist Du nicht der Meinung, dass Pädos auch einen Anspruch darauf haben, frei von Schuldkomplexen zu leben?

Natürlich sollten sie frei von der Schuld sein, sich schuldig für ihre Neigung zu fühlen.. Schuld ist keine Lösung oder Ansatz zur inneren Freiheit--für seine Neigungen kann man im Grunde ja nichts......trotz allem ist es wichtig egal für wen, Verantwortung und Bewußtseon für seine Neigung zu entwickeln,um niemanden mit SEINER Neigung zu schaden.

SM Neigung unter Erwachsenen sind ja quasi legal und trotzdem spielt auch da eine zentrale wichtige Rolle,verantworltlich respektvoll mit seinem Gegenüber umzugehen, denn auch da kann sonst etwas schief laufen und jemand massivst verletzt werden oder gar getötet.

lg Kore
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