GLF

[kafka]

Ich unterhielt mich gerade mit ein paar brasilianischen BLs. Deren Angaben zufolge soll das Schutzalter in Brasilien auf zwölf Jahre gesenkt werden. Das ganze geschehe bald im Zuge einer größeren Strafrechtsreform. Sie konnten mir jedoch keine nicht-portugiesisch-sprachigen Quellen bieten. Also hier erstmal nur dies:

http://g1.globo.com/brasil/noticia/2012 ... osta-para-
mudar-estupro-na-lei-chama-coisa-pelo-nome-diz-relator.html

A proposta também diminui a idade do que hoje é considerado o vulnerável, para fins de punição por crimes sexuais, de 14 anos para 12 anos de idade. A comissão levou em conta o Estatuto da Criança e do Adolescente, segundo o qual criança é a pessoa até 12 anos de idade incompletos, e adolescente, entre 12 e 18 anos de idade.
Levantamento do G1 junto a decisões de segunda instância dos tribunais de justiça do país mostra que juízes e desembargadores estão insatisfeitos com a Lei 12.015 que, em 2009, tornou crime todo ato de cunho sexual com menores de 14, mesmo com o consentimento da vítima.
“Estamos concordando em parte com essa crítica e reduzindo a idade de consentimento para 12 anos”, afirma o relator. “O problema atual é a idade. Eu particularmente concordo com os 14 anos, mas a comissão entendeu que o limite deve ser de 12. A intenção foi compatibilizar com o Estatuto da Criança e do Adolescente”, explica.

Google Überstzer:

Der Vorschlag senkt auch das Alter, was jetzt als gefährdet, zum Zwecke der Bestrafung für Sexualverbrechen, im Alter von 14 bis 12 Jahre alt. Der Ausschuss berücksichtigte das Statut von Kindern und Jugendlichen, nach dem Kind ist eine Person unter 12 Jahren unvollständig und Jugendlichen zwischen 12 und 18 Jahre alt.
Survey of G1 mit den Beschlüssen von Rechtsbehelfen Gerichten im Land zeigt, dass Richter und Richter mit dem Gesetz 12.015 unzufrieden sind, im Jahr 2009, wurde ein Verbrechen jede Handlung sexueller Natur mit Kindern unter 14 Jahren, auch mit Zustimmung des Opfers.
"Wir stimmen zum Teil mit dieser Kritik und die Verringerung der Volljährigkeit auf 12 Jahre", sagte der Reporter. "Das aktuelle Problem ist das Alter. Ich besonders bin mit den 14 Jahren, aber das Komitee festgestellt, dass die Grenze sollte 12 sein. Die Absicht war, mit dem Statut von Kindern und Jugendlichen in Einklang zu bringen ", erklärt er.

Weiß da jemand mehr? So ganz traue ich der Sache noch nicht.

[kafka]

Ich habe in einem brasilianischen Chan nachgefragt und es hat sich halbwegs aufgeklärt:

The judges and magistrates are unsatisfied with the current law about rape and children (<14) because it doesn't make a distinction between oral/vaginal/anal intercourse and other sexual acts. It also doesn't make a distinction between consensual and non-consensual sex. They're all "carnal conjunction" and deserve the same punishment: 8-15 years of jail.

There's also a conflict between the Penal Code (Código Penal) and the Child and Adolescent Statute (Estatuto da Criança e do Adolescente) on the definitions of "child" and "adolescent". The first defines "child" as everyone under the age of 14, the second defines "adolescent" as everyone between the age of 12 and 18.

The new law will make a distinction between "rape" (oral/vaginal/anal intercourse with someone under the age of 12, punishment: 8-12 years of jail) and "molestation" (other sexual acts with someone under the age of 12, punishment: 4-8 years of jail). They also will reform the Penal Code by reducing the age of consent from 14 to 12 (which is the main issue ATM).

It's a proposal/project, not yet a law. The article says that it will be discussed in the Senate on june.

I'm not brazilian, but I doubt that it will be approved.

Es ist also bloß ein Gesetzesvorschlag, der wahrscheinlich auch nicht durchkommen wird, da die reaktionären, christlichen Mächte im Land dies verhindern werden. Auch scheint die Gesellschaft noch nicht bereit für einen solchen Schritt. Immerhin wird das ganze aber im kommenden Juni im Senat diskutiert. Immerhin.

[Ovid]

Es scheint in Brasilien schon ein wenig anders zuzugehen.
Dieser Artikel [1] beispielsweise liest sich schon ein wenig anders, als wenn er hier in Deutschland passiert wäre.

Vor allem auch dieser Teil:

Um Spott und anzüglichen Bemerkungen zu entgehen, hat die Familie des Mädchens den kleinen Ort mittlerweile verlassen.

Merkwürdig oder? In Deutschland wäre um das Mädchen ein Opfer- und Therapiekult betrieben worden.
In Brasilien wird es verspottet... eigentlich auch nicht wirklich besser; zumindest aber etwas realisitischer.

Oder auch die Einsicht:

Von “meinem kleinen Jungen” und “unschuldigen Kindern” ist die Rede, von “die wissen doch davon [gemeint ist Sex] noch gar nichts” und grosser Ahnungslosigkeit wird gesprochen. Doch dies ist vermutlich reines Wunschdenken der Erwachsenen.

Was hier in den Medien wohl niemand machen würde: Die Inhalte des Videos werden beschrieben und nicht bloß umschrieben als Missbrauch.

Denn nach Medienberichten macht das Video eines deutlich: Liebe und Zärtlichkeit sind darauf nicht zu finden, es gleicht unbeholfenen Turnübungen, es wird gekichert und gelacht. Dumme Kommentare sind zu hören wie Anfeuerungsrufe zu “Höchstleistungen”.

Sicherlich, es war wohl mehr Spiel als ein Liebesakt unter Jugendlichen.
Allerdings gibt es unter Erwachsenen ja auch ähnliche Pendants - und auch ist es keinesfalls etwas Schlechtes?! Solange eben "gelacht und gekichert" wird.

Hier wird sehr deutlich, dass es dann schlecht wurde als:
- das Video "geleaked" wurde
- jeder davon wusste
- darüber groß berichterstattet wurde
- Die Beiteiligten Spott dafür ernteten

Also vollständig äußere Faktoren - nichts anderes.

Danach kommen allerdings wieder die üblichen Bemerkungen zu einer "sexualisierten Jugend".
Das neuemodische Wort für Verdorbenheit der Jugend und Sünde. Ähnlich wie Intelligent Design das neue Wort für Kreationismus ist.

Trotzdem zieht der Artikel noch erstaunliche Fazit.

Die Fakten stehen fest: Jungen und Mädchen in Brasilien haben immer früher einvernehmliche sexuelle Kontakte mit Partnern in ihrer Altersgruppe, teilweise schon vor oder zu Beginn der Pubertät. Ob Sex vor der Kamera, Gangbang-Treffen oder Kuschelsex nach der Schule: nicht immer sind sexueller Missbrauch oder sexuelle Ausbeutung dafür verantwortlich. Daher könnte man fast behaupten, dass der eigentliche Skandal an der vorliegenden Geschichte ist der Skandal ist, der nun daraus gemacht wurde. Denn die wichtigste Frage ist zwar nicht unbedingt geklärt, lässt sich aber vermutlich leicht beantworten: Was wäre am besagten Tag im besagten Zimmer ohne Handykamera passiert?

[1] http://brasilienmagazin.net/panorama/57 ... -maedchen/

[kafka]

Es scheint in Brasilien schon ein wenig anders zuzugehen.

Ja, das denke ich auch.

Die Brasilianer, mit denen ich gesprochen habe, haben mir zum einen berichtet, dass es in den Favelas nicht ungewöhnlich sei, dass zwölfjährige Mädchen bereits Beziehungen mit deutlich älteren Partenern führen. Gleichzeitig sei es aber sehr ungewöhnlich, seine fünfjährige Schwester auf den Mund zu küssen.

Ob diesen Aussagen einwandfrei zu trauen ist, wage ich aber zu bzweifeln. Immerhin hat ihre Versicherung der Senkung des Schutzalters sich auch schon als falsch herausgestellt.

[Smaragd aus Oz]

Daher könnte man fast behaupten, dass der eigentliche Skandal an der vorliegenden Geschichte ist der Skandal ist, der nun daraus gemacht wurde. Denn die wichtigste Frage ist zwar nicht unbedingt geklärt, lässt sich aber vermutlich leicht beantworten: Was wäre am besagten Tag im besagten Zimmer ohne Handykamera passiert?

Diese Aussage ist missglückt. Denn sie beschreibt zwei verschiedene Dinge, die hier zufällig kausal füreinander waren.

Dass man einen Skandal aus der Sex-Geschichte macht, mag ein Skandal sein.
Aber den wirklichen Skandal sehe ich nicht darin, dass man einen Skandal daraus gemacht hat. Sollen die sich dort über den flotten Fick das Maul zerreißen, wie sie wollen.

Für mich der Skandal, dass hier wieder mit Mobiltelefon gefilmt werden musste. Wer diese blöden Geräte erfunden hat, der soll an Krebstumoren zugrunde gehen - aber wer auch noch auf die Idee kam, Kameras in Mobiltelefone einzubauen, der gehört in den Agoniestimulator von Star Treks Paralleluniversum.


Es ist nach meinem Dafürhalten schon schlimm genug, dass hier eine frische Knospe im Sturme entblättert wurde, so ganz ohne Genuss. Es ist schon schlimm genug, dass hier eine heiligkeitliche Tempelgrotte von innen bewohnt wurde, ohne dass die wonnefrische Schönheit mit inniger Andacht gepriesen wurde.

Aber warum muss dann auch noch mit einem Mobiltelefon gefilmt werden?! Haben die Kinder zuviel Spielberg geguckt, dass jetzt jeder kleine Pups auch einen Film drehen will? Zum Kotzen ist das.


Wenn das kulturelle Dings in Brasilien so ist, dann sollen sie frei sein, ihre Gesetze anzupassen. Die konservativen Christen werden wahrscheinlich deshalb gegen den Gesetzesentwurf wettern, weil sie keine offenen Beziehungen zu 12-Jährigen führen, sondern heimlich im Hinterhof die 7-jährige Zwangsprostituierte ficken, so dass ihnen der Gesetzesentwurf keine Vorteile bringt.

[kafka]

Wer diese blöden Geräte erfunden hat, der soll an Krebstumoren zugrunde gehen

Scheiß Satz. Das Lesen schmerzt.

1. Leid ist immer schlecht. Egal wem es widerfährt.
2. Du greifst den Menschen an, der Neues erschaffen hat. Konzentriere dich auf die Menschen, die das Neue missbrauchen.
3. Handys und Handykameras haben der Menschheit auch schon große Dienste erwiesen. Hast du in den letzten Wochen beispielsweise mal die Tagesschau gesehen? Regelmäßig sind Handyvideos zu sehen, die uns die Situation in Syrien hautnah vermitteln.

Du greifst das Wissen an, nicht seinen Missbrauch. Das kann ich nicht nachvollziehen.

[Smaragd aus Oz]

Mir doch Latte. Was kümmert mich der Erfinder oder was kümmert ihn meine Verwünschung.

Das Mobiltelefon macht nicht nur Krebs, es ist der Krebs der Gesellschaft.

Letztens saß ich wieder im Bus, alles fein, sogar ein Mädch war dort - und dann brüllte so eine olle Ungeküsste lauter als ein Presslufthammer in ihr Mobiltelefon und erklärte ihrer Gesprächspartnerin, dass deren Freund ein "scheiß Dreckstück" sei u.s.w.

Am schlimmsten sind die Mobiltelefonisten, die eine Flatrate haben. Ich hoffe immer, dass die Gespräche präzise geführt und dadurch schnellstmöglich beendet sind und wieder Ruhe herrscht, aber die Flatrater reden und reden und es nimmt kein Ende.
Und dann reden die meistens auch noch über solche Banalitäten: Sie reden zehn Minuten darüber, dass der Mobiltelefonist im Zug sitzt. Nur darüber, dass er dort sitzt; nicht mal darüber, wohin oder woher oder warum. Sie reden über nichts.
Diesen Flatrate-ÖPNV-Unterhaltern würde ich das Mobiltelefon am liebsten aus der Hand reißen und sie darauf hinweisen, dass sie ihr Gespräch über Nichts auch zu Hause erledigen könnten, wo sie mit ihrem Gedankenvakuum niemanden belesbigen. Die überall mögliche Flatrate-Redemöglichkeit fördert die Kommunikationsleere.

Mobiltelefonieren in der Öffentlichkeit ist wie Rauchen in der Öffentlichkeit. Ich hoffe, dass da auch noch ein Verbot kommt.

[kafka]

Nenne mir irgendeinen Gebrauchsgegenstand. Mit deiner Logik werde ich es schaffen, dir weißzumachen sein Erfinder sei der Satan höchstselbst.

[Smaragd aus Oz]

Schön. Aber ich wähle mir meine Satansgegenstände selbst aus.

Die Frage, was ich Deiner Meinung nach verteufeln darf oder nicht, hat jetzt auch nichts mehr mit dem ßrätt-Thema zu tun.

[kafka]

Die Frage, was ich Deiner Meinung nach verteufeln darf oder nicht, hat jetzt auch nichts mehr mit dem ßrätt-Thema zu tun.

Du darfst verteufeln, was du willst. Ich darf deine Verteufelungen verteufeln, wie ich will.

Aber ja, du hast Recht - das führt zu nichts mehr.