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kafka
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Re: Operation Zucker

Beitrag von kafka »

Ovid hat geschrieben:Der Informant der Polizei - anscheinend auch Pädo - heißt btw. Ronny. Ich schmunzelte.
Höhö.
Ovid hat geschrieben:Als Spielfilm wohl in Ordnung, wenn auch sehr unangenehm zu schauen.
Als Aufklärungsfilm(?) ziemlich daneben.
Ist das wirklich in Ordnung? Soweit ich weiß, war das ja eine Produktion, die die ARD selber in Auftrag gegeben hat. Sollte ein öffentlich-rechtlicher Sender bei einem solchen brisanten Thema nicht höhrern Ansprüchen gerecht werden müssen, als einfach für gute Unterhaltung zu sorgen?

In dem Film fand schlicht und weg null Differenzierung statt. Es gab das Gute und das Böse, das Schwarze und das Weiße - Grau war nur in Form des Informanten vorhanden, der aber wohl nur installiert wurde, da er als Vorantreiber der Handlung Drehbuch-immanent war.

Letztenendes ist dieses Aufrechterhalten von einfachen Feindbildern ja nicht nur für Pädos unglücklich, sondern eben auch für die Opfer von Kinderprostitution. Wenn sich in Filmen so auf Klischees beschränkt wird, dann entstehen auch immer Scheklappen, die die Öffentlichekit andere Sachen übersehen lässt.

Und die Glorifizierung von Selbstjustiz könnten die auch mal lassen.


Noch ganz interessant:

http://www.stern.de/kultur/tv/ard-film- ... 55810.html
Rund 200.000 Pädophile soll es in Deutschland geben. Doch längst nicht nur diese vergehen sich an den Wehrlosesten der Wehrlosen, wie die Münchner Produzentin Gabriela Sperl ("Die Flucht") bei der Präsentation des Films sagte. "Nach unseren Recherchen geht das bis in die höchsten Managerebenen: Ganz normale Führungskräfte benutzen die Kinder, um ihre eigene Ohnmacht innerhalb ihres beruflichen Machtsystems zu kompensieren", erklärte Sperl.
Hä? Ist "Manager" nun der neue Antisprech für "Ersatztäter"? :? :P
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Jean Valjean
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Re: Operation Zucker

Beitrag von Jean Valjean »

Führungskräfte vs. Ohnmacht innerhalb ihres beruflichen Machtsystems
das ist doch ein widerspruch in sich :?
"Wer die Sicherheit der Freiheit vorzieht, wird immer in der Unfreiheit landen – und damit in der schlimmsten Unsicherheit, die dem Menschen widerfahren kann."

Roland Baader
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kafka
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Re: Operation Zucker

Beitrag von kafka »

Küchenpsychologie der untersten Schublade.
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Ovid
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Re: Operation Zucker

Beitrag von Ovid »

kafka hat geschrieben: Ist das wirklich in Ordnung? Soweit ich weiß, war das ja eine Produktion, die die ARD selber in Auftrag gegeben hat. Sollte ein öffentlich-rechtlicher Sender bei einem solchen brisanten Thema nicht höhrern Ansprüchen gerecht werden müssen, als einfach für gute Unterhaltung zu sorgen?
Ja. Allerdings hat dieser Einwand ja nichts mit dem Spielfilm-Charakter des Films zu tun, oder?
Es mag einen Horror-Film geben, der zur Folge hat, dass Menschen durch eine Massenpanik totgetrampelt werden. Und das kann ja trotzdem ein verdammt guter Horror-Film gewesen sein. :lol:

Der Spielfilm war als solcher, rein inhaltlich, dramaturgisch gedacht, in Ordnung, kein Burner, teilweise ziemlich unangenehm wegen den Szenen mit Fee, aber sonst? Die Übereinstimmung mit der Realität sehe ich hier nicht als Kriterium. Sonst würde Science-Fiction oder Fantasy-Filme ja auch untern Teppich fallen.

Deswegen fügte ich ja extra hinzu:
Als Aufklärungsfilm(?) ziemlich daneben. Und da schließe ich mich komplett deinen Ausführungen an. Ich hätte anderen Filmen ja keinen Aufklärungscharakter hinzugedichtet, aber hier war es wohl so intendiert und deswegen meine Beurteilung aus dieser Perspektive: "ziemlich daneben"
Fetzer
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Re: Operation Zucker

Beitrag von Fetzer »

Meinst den Siff hinter der Sockelleiste, oder war es noch nicht so doll kafka?
Also ich hab Töpfe und Schüsseln unten in den Küchenschubladen.
Ich wünschte mir die von Ovid angesprochene Werbung bei solch dramatischen Ausstrahlungen, jedoch mit dieser extremen Lautstärke die unregulierbar ist. So dass das Konsumervolk zwischenzeitlich aufschreckt. Wie einst bei den privaten. Auch wenn damit noch nicht die richtigen Empfangssinne angesprochen werden.

Unverständlich :shock:
"Psychoanalyse ist die Geisteskrankheit, für deren Heilung sie sich hält"

_____________________________________________Karl Kraus 1899
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kafka
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Re: Operation Zucker

Beitrag von kafka »

Ovid hat geschrieben:Es mag einen Horror-Film geben, der zur Folge hat, dass Menschen durch eine Massenpanik totgetrampelt werden. Und das kann ja trotzdem ein verdammt guter Horror-Film gewesen sein. :lol:
Interessante Frage. Spitzen wir es etwas zu:

Geschieht eine Massenpanik, ist ja noch nicht gesagt, dass das auch von Anfang an von den Filmemachern so kalkuliert war. Was ist aber, wenn der Film von Anfang an darauf ausgerichtet ist, eine solche Massenpanik entstehen zu lassen? Ist er dann noch gut? Kann "Jud Süß" ein guter Unterhaltungsfilm sein?

Ist jetzt natürlich Haarspalterei, aber ich würde sagen, dass "Opration Zucker" als Spielfilm nicht "in Ordnung" ist. Ich würde sagen, dass er handwerklich gut gemacht ist, aber eben kein guter Spielfilm ist, da er unkritisch undifferenzierte Feindbilder erschafft. Bloß weil es ein Spielfilm ist, sollte man ihn nicht von moralischen und politischen Maßstäben befreien.
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Ovid
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Re: Operation Zucker

Beitrag von Ovid »

kafka hat geschrieben: sollte man ihn nicht von moralischen und politischen Maßstäben befreien.
Das tue ich ja nicht. Aber ich kann mehrere Kriterien jeweils getrennt betrachten.
Den dramaturgischen Spielfilmcharakter auf der einen Seite, mit der künstlerischen Freiheit wirklich alles darzustellen und auf der anderen Seite den Charakter eines Aufklärungsfilms, die Wirkungsweise der Rezeption. Das sind für mich getrennte Dinge.

Selbst, wenn für den Film Menschen getötet würden, berührt das nicht die Beurteilung des Spielfilmcharakters für mich. Natürlich würde ich mich von diesem Film völlig distanzieren und könnte ihn nicht guten Gewissens konsumieren. Aber theoretisch könnte ich den Film trotzdem gucken und am Ende sagen, es sei für sich genommen ein guter Film gewesen.

Ich finde man kann diese Betrachtungsweisen schon trennen. Muss man natürlich nicht, wenn einem das nicht wichtig ist.
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Horizonzero
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Re: Operation Zucker

Beitrag von Horizonzero »

Ich hab mir beide Enden angetan - der unterschied ist eine Länge von ca. 3 Minuten,
und lässt die weitere Entwicklung relativ offen,- abgesehen davon das sie wieder in Hände der Typen da gerät ....
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Sakura
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Re: Operation Zucker

Beitrag von Sakura »

Ovid hat geschrieben:Die Übereinstimmung mit der Realität sehe ich hier nicht als Kriterium. Sonst würde Science-Fiction oder Fantasy-Filme ja auch untern Teppich fallen.
Diese Einlassung ist mal wieder völliger Blödsinn.
SciFi und Fantasy sind klar als solche zu erkennen. Man behauptet dort nicht, die Realität abzubilden, allenfalls in interpretationsbedürftigen Gleichnissen, wenn es einigermaßen anspruchsvoll sein soll.

Das hier zitierte Machwerk ist jedoch nichts von beiden, obwohl es die reale Welt ebensowenig abbildet. Es behauptet aber, genau das zu tun, um künftige staatliche Repression zu rechtfertigen.
Damit ist es eine

*fotzokratische Propagandalüge*

und nichts weiter. Als solche erdacht, konzipiert und umgesetzt. Was an filmischer Qualität darin sein mag, ist einzig und allein dem Endzweck der Lüge unterworfen und hat keine selbstständige ästhetische Berechtigung. Insofern ist es ebenso infam wie "Jud Süß", weil es evtl. filmische Qualitäten haben könnte, die darauf hinwirken dass die propagandistische Vergiftung des sozialen Klimas der brd gelingt.

Sakura
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Ovid
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Re: Operation Zucker

Beitrag von Ovid »

Sakura hat geschrieben: SciFi und Fantasy sind klar als solche zu erkennen.
Das alles spielt in meiner Beurteilung überhaupt keine Rolle. Science-Fiction ist nicht deswegen unterhaltsam, weil man erkennen kann, dass es irreal ist.
Die Kompetenz des Zuschauers die Übereinstimmung mit Realität zu durchdringen geht auch nicht in die Berwertung ein.

Wenn ich den Spielfilmcharaker bewerte, dann bewerte ich die Erzählung und den dramaturgischen Inhalt und die Unterhaltung, die es auslöst. Nirgends betrachte ich die Außenwelt oder Wirkung. Weder betrachte ich die Intentionen der Macher, noch die aufgestellten Tatsachenbehauptungen.

Hat es jetzt hoffentlich jeder verstanden? :shock:

Zu der Außenwirkung und den Anspruch einer Aufklärung habe ich mich doch bereits ausgelassen.
Der Film kann als Spielfilm also trotzdem in Ordnung sein und auf der anderen Seite gleichzeitig eine fotzokratische Propagandalüge.

Wo widerspricht sich das?
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gelöscht_23
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Re: Operation Zucker

Beitrag von gelöscht_23 »

Zitat von Ovid
Dann noch einmal die Sache mit den Pädophilen. Es nervt. Keiner kriegt das auf die Reihe. Menschen, die Kinder als Sexpuppen benutzen und sie körperlich schwer misshandeln? Dann der Arzt im Krankenhaus mit der Bemerkung: "In DE leben 200.000 Pädophile" - ergibt den Eindruck alle seien sie genau so wie dargestellt.


Genau das kotzt mich auch an. Auch an anderer Stellen im Film wird suggeriert, dass es sich bei den Pädophilen um einen monolithischen Block handelt, dass die Pädophilen (welche angeblich quer über gesellschaftliche Schichtgrenzen hinweg "vernetzt" seien* ) alle so sind wie im Film dargestellt. Das ist völliger Quatsch - so kommt der Mob zu seinem Feinbild, und wenn es tatsächlich höchste Ebenen geben sollte, die derart Dreck am Stecken haben, wie im Film angedeutet, dann würde denen weiterhin nix geschehen, da ja durch solche Filme höchstens die Hysterie des Pöpels zunimmt.

*wohl um solchen Aktivitäten nachzugehen wie die Film-Monster :roll:
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kafka
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Re: Operation Zucker

Beitrag von kafka »

Ovid hat geschrieben:Der Film kann als Spielfilm also trotzdem in Ordnung sein und auf der anderen Seite gleichzeitig eine fotzokratische Propagandalüge.
Okay, klären wir doch einmal, was diese "als"-Formulierung überhaupt aussagt.

Nehmen wir einmal an, mein Mobiltelefon fiele ins Wasser und ließe sich danach nicht mehr einschalten. Die Rolle als Kommunikationsgerät könnte es somit nicht mehr ausfüllen, aber ich kann es immer noch als Briefbeschwerer benutzen. Als Briefbeschwerer wäre das Handy also noch in Ordnung, als Briefbeschwerer gibt es nichts an ihm auszusetzen, als Briefbeschwerer erfüllt es seinen Zweck.

Sagst du nun aus, dass "Operation Zucker" als Spielfilm in Ordnung ist, dann sagst du meinem Empfinden nach aus, dass er seine Aufgabe in dieser Rolle erfüllt. Damit beschränkst du den Zweck des Spielfilms aber auf die bloße Unterhaltung, und befreist ihn von anderen Aufgaben. Ihn von diesen anderen Aufgaben zu befreien, widerspricht aber den Ansprüchen, die ich an die Kunst stelle.

Deshalb empfinde ich deine oben stehende Aussage als widersprüchlich.
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Ovid
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Re: Operation Zucker

Beitrag von Ovid »

kafka hat geschrieben: Nehmen wir einmal an, mein Mobiltelefon fiele ins Wasser und ließe sich danach nicht mehr einschalten. Die Rolle als Kommunikationsgerät könnte es somit nicht mehr ausfüllen, aber ich kann es immer noch als Briefbeschwerer benutzen. Als Briefbeschwerer wäre das Handy also noch in Ordnung, als Briefbeschwerer gibt es nichts an ihm auszusetzen, als Briefbeschwerer erfüllt es seinen Zweck.
Exakt. Man beachte: Welche Zwecke das Handy erfüllen soll, bestimmt stets der Benutzer des Handys und nicht etwa der Hersteller.
Wobei es so scheint, als ob dein Beispiel eher ein ad absurdum Argument sein sollte. Sollte es das?

Die Kriterien an einen Spielfilm sind längst nicht so klar und eindeutig. Wieder liegt diese Entscheidung bei dem Zuschauer. Er ist ja schlussendlich der Konsument und transformiert die Erfahrung nach seinem Eindruck. Der Macher kann zwar einen bestimmten Zweck verfolgen wollen, aber warum sollte das für den Zuschauer relevant sein?
Meistens weiß ich davon ja auch gar nichts, wenn ich einen Spielfilm sehe. Was wollte Christopher Nolan mit Inception? Ich habe keinen Plan. Habe mich diesbezüglich auch nicht informiert. Selbst, wenn ich es wüsste, wäre es mir wahrscheinlich egal, weil der Film für mich unterhaltende Bedeutung hat.

In diesem Fall hat Operation Zucker für mich noch eine zusätzliche Bedeutung als Aufklärungsfilm.
Das macht aber nicht alle anderen Bedeutungen obsolet? Warum auch?

kafka hat geschrieben: Sagst du nun aus, dass "Operation Zucker" als Spielfilm in Ordnung ist, dann sagst du meinem Empfinden nach aus, dass er seine Aufgabe in dieser Rolle erfüllt.
Die Rolle des Films bestimmt jeweils der Betrachter. Und für mich erfüllt der Film äußerlich zwei Funktionen. Den Spielfilm-Charakter (mit der Namensgebung musst du nicht einverstanden sein), welcher besteht aus Drmaturgie, Atmosphäre, Handlung, schauspielerische Leistung und den daraus entstehenden Unterhaltungsfaktor.
Und den Charakter eines Films zur Aufklärung. Diese Funktion des Films fand ich nicht erfüllt und ging daneben.

Nun können ja jetzt für dich speziell die Funktionen des Films unzertrennbar miteinander verbunden sein. Aus deiner Sicht lassen sich die Dramaturgie, Handlung, Unterhaltungswert nicht von der Absicht des Machers des Films trennen und du bewertest den Film jeweils immer als Konglomerat von beidem.
Das kannst du ja gerne tun. Das macht aber mein Vorgehen den Film nach verschiedenen Kriterien zu bewerten ja nicht unbeding falsch, oder?
kafka hat geschrieben: Damit beschränkst du den Zweck des Spielfilms aber auf die bloße Unterhaltung, und befreist ihn von anderen Aufgaben.
Nein. Ich bewerte die Kriterien jeweils getrennt. Das ist auch nicht sonderlich unüblich.
Ich bin mir sicher, dass du bei vielen anderen solchen Filmen, den Aufklärungscharakter übersiehst, weil es dich nicht so berührt, wie bei diesem Thema.
Dieser ist bei diesem Film einfach nur besonders stark und kontrovers. In anderen Filmen übersiehst du den Charakter, die Botschaften und Intentionen der Macher sicher auch komplett und gehst nur nach Unterhaltung.
kafka hat geschrieben: Ihn von diesen anderen Aufgaben zu befreien, widerspricht aber den Ansprüchen, die ich an die Kunst stelle.
Hervorhebung von mir. :wink:
Außerdem: Kannst du Kunst nicht auch aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten?

Wenn ein Werk einen Anspruch von dir nicht erfüllt, scheitert es dann automatisch an allen anderen Ansprüchen?
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kafka
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Re: Operation Zucker

Beitrag von kafka »

Ovid hat geschrieben:Wobei es so scheint, als ob dein Beispiel eher ein ad absurdum Argument sein sollte. Sollte es das?
Nee. :?
Ovid hat geschrieben:Wenn ein Werk einen Anspruch von dir nicht erfüllt, scheitert es dann automatisch an allen anderen Ansprüchen?
Ovid hat geschrieben:Das macht aber mein Vorgehen den Film nach verschiedenen Kriterien zu bewerten ja nicht unbeding falsch, oder?
Ovid hat geschrieben:Das macht aber nicht alle anderen Bedeutungen obsolet? Warum auch?
Das habe ich nie behauptet. Wenn ich aber eine allgemeine Aussage über den Film in seiner Ganzheit treffen möchte, dann ist es doch natürlich, dass ich ihn vorher von allen Winkeln aus betrachte und alles, was ich entdecke in meine Entscheidung einfließen lasse. Spezielle Elemente des Films können mir natürlich trotzdem noch gefallen, aber dies drücke ich dann auch in eine Aussage, die sich ausdrücklich auf diese Elemente des Films beschränkt.
Ovid hat geschrieben:Die Rolle des Films bestimmt jeweils der Betrachter. Und für mich erfüllt der Film äußerlich zwei Funktionen. Den Spielfilm-Charakter (mit der Namensgebung musst du nicht einverstanden sein), welcher besteht aus Drmaturgie, Atmosphäre, Handlung, schauspielerische Leistung und den daraus entstehenden Unterhaltungsfaktor.
Und den Charakter eines Films zur Aufklärung. Diese Funktion des Films fand ich nicht erfüllt und ging daneben.

Der Film "Operation Zucker" ist ein Spielfilm, der Aufklärungselemente besitzt. Triffst du die Aussage, dass der Film als Spielfilm in Ordnung war, dann beinhaltet dies demzufolge alle Elemente des Films und somit auch die Aufklärungselemente.

Hättest du geschrieben, dass der Film für dich als reiner Unterhaltungslieferant in Ordnung ging, dann hätte ich daran überhaupt nichts auszusetzen, denn dieses Wort beinhaltet für mich nicht die Aufklärungselemente des Films.

In deinem Wortschatz scheint der Spielfilm aber ein Begriff zu sein, der keine Aufklärungselemente besitzten kann und ein reiner Unterhaltungslieferant ist. Damit stimme ich nicht überein. Da für mich der Begriif "Spielfilm" also mehr umfasst als für dich, ist die Aussage, der Film ginge als Spielfilm in Ordnung, eine, die ich über den Film "Operation Zucker" nicht treffen würde.

Letztenendes ist es also - wie so oft - eine Frage des Vokabulars. ;)
Ovid hat geschrieben:In anderen Filmen übersiehst du den Charakter, die Botschaften und Intentionen der Macher sicher auch komplett und gehst nur nach Unterhaltung.

Kann gut sein, ich versuche aber, es zu vermeiden.
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cortejador
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Re: Operation Zucker

Beitrag von cortejador »

Ob der Film gut ist oder nicht - keiner kann oder darf das verneinen wenn er ein Mensch ist.
Denn es geht um ein wichtiges Thema, das alle uns berührt, rund um die Uhr, Tag aus Tag ein.
Und das genügt schon. Dagegen zu widersprechen würde einem schon sämtliches an Menschlichkeit, sämtliche Empathie und alles Gefühl an sich rauben.
Sie sind um uns, sie beherrschen uns, sie sind eine Gefahr für das Menschliche an sich!

200.000 Pädophile gibt es in Deutschland, heißt es in dem Film. Und genau diese Anzahl bedroht uns jede Sekunde 200.000-fach. Menschen, die zu allem fähig sind, die kein Mitleid kennen, sondern nur Leid verursachen bis zu dem Extremsten, Menschen die mitten unter uns sind.

Eigentlich könnten wir stolz auf uns sein! Wir haben vieles erreicht, wir sind viel schrecklicher, und das nachhaltig, als die Nazis es je sein konnten! Wir haben viel erreicht, und wir wachsen, und wachsen, werden grausamer, die Opfer immer jünger, immer brutaler, immer mehr!

So sind wir. Ob der Film gut ist oder nicht - ich glaube eher nicht.
Der Tatort "Abschaum" hat es noch sehr viel spannender thematisiert, und irgendwie auch glaubwürdiger. Diesem Zuckerfilm jedoch fehlt alles, was einen Film ausmacht. Tragik, Tiefe, und auch Spannung. Nachhaltigkeit - sowieso. Es genügt nicht, ein nicht hübsches Kind das traumatisch sich gibt über Stunden anzusehen. Das macht keine Tragik, da ist keine Tiefe, Spannung sowieso nicht.
Völlig überflüssig!

Wie heißt es immer, wenn im Fernsehen wieder mal ein Nest oder ein Ring ausgehoben wurde, wenn die Ermittler das Material sichten: "Immer mehr, immer grausamer, immer jünger". Die Ermittler brauchen psychologische Betreuung. Sie ertragen nicht, was sie seit Jahrzehnten sehen. Immer noch nicht.
In dem Film "Operation Zucker" kotzen immerhin zwei. Die Botschaft kommt an: Die Pädophilen sind mitten unter uns. Sie schrecken vor nichts zurück. Auch vor Kinderseelenmord nicht. Und schnaufen immer schwer, und rauben uns den Atem, der allenfalls die Kotze heraufwürgt.
Nicht anders als so sind die Pädophilen!
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