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Tropi
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Gedanken zu ADHS

Beitrag von Tropi »

Sagt mir ruhig, wenn ich hier Scheiße erzähle:

Seit Anbeginn der Menschheit belästigt uns die Natur mit allerlei Plagen. In der Anfangszeit der Menschheit war die Natur selbst unser größter Feind, aber auch unser Lebensheil. Denn soviel uns die Natur an Nahrungsmittel geboten hat, soviel ärgerte sie uns auch mit Blitze, Unwetter, Tiere, die uns auch als Nahrungsmittel ansahen, giftige Pflanzen, Steinschläge und was weiß ich nicht noch alles. Aber der Mensch wurde durch diese harte Schule gestählt und erfindungsreich.

Zur Zeit, da Jesus auf der Erde wandelte und seine Wunder vollbrachte, war es die Lepra, die eine Menge Menschen dahin raffte. Später, im Mittelalter grassierte die Pest unter allen Schichten der Menschheit und allen Gegenden der Erde, in dehnen man glaubte, zivilisiert zu sein. Zu Kriegszeiten litten viele unter der Cholera. Nun in der Neuzeit versucht die Natur uns mit Aids und dem Krebs zu dezimieren. Doch der Mensch wehrt sich mit mehr oder weniger Erfolg. Ja er kommt zuweilen der Natur sogar zuvor, indem er selbst Krankheiten erfindet.

Burn out oder Ads und Adhs sind, meiner Meinung nach, erfundene Krankheiten, deren Diagnostiken mehr und mehr zunehmen. Sicher sind sie nicht so Tod-bringend wie die zuvor genannten Seuchen. Eigentlich sind sie für mich nur Alibi-Krankheiten, um einerseits eine Menge Geld zu scheffeln, andererseits um aus dem täglichen Alltagstrott auszubrechen.
Bedenken wir, daß es in den fünfziger und sechziger Jahren diese Krankheiten noch gar nicht gab, müssen wir uns doch fragen, welchen Umstand wir diese neuen Erfindungen verdanken.

In den fünfziger Jahren, als es noch keine PC´s und Handys gab, gingen die Kinder nach der Schule raus, an die Luft, um zu toben. Wenn die mit der untergehenden Sonne nach Hause kamen, waren sie ausgepowert und zu Recht müde. Ein bisschen Abendessen, vielleicht noch ein paar Schulaufgaben, die man am Nachmittag angesichts der Verlockungen draußen, einfach hat liegengelassen, oder wer konnte sah sich noch das Intermezzo-Programm an und viel dann todmüde ins Bett. Am nächsten Tag war man wieder fit für Schule und weiteren Abenteuer. Aber weit aus wichtiger war, daß den Kindern in der Schule und im Elternhaus klare Grenzen gesteckt wurden, von Erwachsenen, dehnen man mit Respekt begegnete. ( Gut, teilweise war es kein Respekt, sondern Angst vor Schläge). Aber selbst bei Erwachsenen, bei dehnen man sicher sein konnte, keine Prügel zu beziehen, waren Kinder respektvoll. Ich meine jetzt nicht Respekt im negativen Sinn, sondern Respekt als Anerkennung. Wenn meine Oma mir was gesagt hat, hab ich mich nicht umgedreht, sie stehen gelassen und gedacht: „Was für ´ne Schlampe“.

Wie lange müssen junge Menschen heute für ein Lehramt studieren? Ich weiß es nicht, aber sie lernen dort bestimmt nicht, wie man gewaltlos und doch respektvoll Wissen vermitteln kann. Kaum ein Schüler nimmt noch einen Lehrer ernst, zumal sie selbst in der Familie den Respekt vor Vater, Mutter, Oma, Opa und großem Bruder verloren haben. Kaum ein Kind weiß heute sinnvoll mit seiner Freizeit, sofern ihm diese noch zugestanden wird, umzugehen. In der Schule müssen die Kinder Stundenlang auf dem Hintern sitzen, möglicherweise vom Sportunterricht per Attest befreit, zuhause dann stundenlang am PC und wenn sie abends ins Bett gehen sollten, wird lieber noch ein zwei Stunden Fern gesehen. Der Körper wird nicht mehr ausgepowert, man wird unruhig und nervös.

Dazu kommt, daß in Klassen mit mehr als dreißig Schüler der einzelne Schüler in der Masse untergeht. Die Eltern gehen möglicherweise beide arbeiten. Wie soll ein junger Mensch sich so selber finden, wie sich individuell wahr nehmen? Er wird immer nur einer von vielen sein, sein Ego wird nur schwer bestätigt werden. Das sind meiner Meinung nach die besten Voraussetzungen für ADHS. Der junge Körper rebelliert gegen die Zustände, mit dehnen er konfrontiert wird. Die Zustände sind aber so eingefahren, daß man sie, ohne soziale Abstriche, nicht so einfach ändern könnte.

Aber es gibt ja die Rettung durch Psychopharmaka. So zahlen die Eltern ihren kleinen Obolus, um sich ihrer sozialen Umwelt besser anpassen zu können, denn zweimal im Jahr Mallorca muss doch heute einfach sein. Das Kind wird mit Medikamenten gesellschaftsfähig gehalten. Nebenwirkungen? Ach Quatsch, die stehen sogar auf den Beipackzettel für Kopfschmerztabletten, also gar nicht erst lesen. Das ist doch nur pro forma aufgeführt. Das hat doch nicht zu sagen. Nur das Ergebnis zählt. Lehrer, Eltern und Umfeld sind zufrieden, freuen sich über dieses leise und unauffällige, wenn auch ein wenig lethargisch wirkende Kind, weil sich keiner den Kopf darüber macht, daß das Kind vollgestopft mit Chemie ist.

Nein ehrlich, mir ist ein zappeliges Kind, welches von mir Aufmerksamkeit einfordert, um vieles lieber, als ein fast scheintotes, mit Medikamenten ruhig gestelltes Kind, das nicht mehr fähig ist, sich selbst und seine Umwelt im richtigen Blickwinkel seines eigentlich eigenartigen Ego´s wahr zu nehmen.

meine zuweilen seltsamen Gedankensprünge möge man mir nachsichtig und großherzig verzeihen :?
Zuerst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du.
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Bird of Hermes
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Re: Gedanken zu ADHS

Beitrag von Bird of Hermes »

Ich hab mal ein interessantes gespräch mitterfolgt.

Also da war die Tante eines Jungen der mit adhs diagnostiziert wurde, von mereren ärzten.

Ja er hatte konzentraionschwierigkeiten etc.

Einigezeit auch auf ritalin, genützt hatt es scheinbar nicht viel.


Jedenfalls hatt ihn die Tante mal "gezwungen" am abend Rad zu fahren für ne woche lang und n wenig dampf abzulassen.
Lustigerweise war das vermeintliche adhs weg XP

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Adhs existiert, ich habe schon einige leute kennengelernt die darunter litten aber meiner meinung nach wird es sehr oft fehldiagnostiziert
Zuletzt geändert von Bird of Hermes am 27.02.2014, 20:57, insgesamt 1-mal geändert.
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Horizonzero
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Re: Gedanken zu ADHS

Beitrag von Horizonzero »

Das mein Lieber ist alles andere als Mist - genau so ist es nämlich, sowohl was die Krankheiten angeht, als die überwiegend Technik freie Kindheit in der Natur -
ich zb. konnte noch nach Lust und Laune in den Wald laufen und mir da Abenteuer erspielen. Technik - Fluch und Freude der heutigen Jugend.

Es wird auch früher die Probleme gegeben haben, die heute mit den modernen Stempeln der Psychologie benannt werden- nur ist man da völlig anders mit umgegangen, betroffene Kinder waren dann eben der Zappelphillip und bedurften mehr Aufmerksamkeit. ("Dank" Pillen heut nicht mehr so intensiv)
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Khenu Baal
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Re: Gedanken zu ADHS

Beitrag von Khenu Baal »

Tropi hat geschrieben:Nein ehrlich, mir ist ein zappeliges Kind, welches von mir Aufmerksamkeit einfordert, um vieles lieber, als ein fast scheintotes, mit Medikamenten ruhig gestelltes Kind...
Kann ich 1:1 unterschreiben, auch wenn's inzwischen schon auf die Knochen geht mit so 'nem nimmermüden Wuselchen.

BTW: Auch ich halte diese "Krankheiten" für Erfindungen resp. Umschreibungen von etwas, das es schon immer gab. Also ausgelaugte Erwachsene und Jungs, die sich halt wie Jungs verhalten meine ich. Kenne auch ein paar Jungs persönlich, die in Kliniken gesteckt und/oder medikamentiert wurden - mehr als nur unschön, was die einem so erzählen, sobald sie Vertrauen gefaßt haben.
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Sakura
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Re: Gedanken zu ADHS

Beitrag von Sakura »

Tropi hat geschrieben:Sagt mir ruhig, wenn ich hier Scheiße erzähle:
Ruhig.
:wegrenn:

Sorry, es klingt so richtig schön, aber es stimmt nicht. Es ist das Gegenteil von richtig, es ist die mittelalterliche Sehnsucht nach dem Paradies von vorgestern, das nie existierte, Zeichen eines Ungenügens an der Gegenwart.
Aber der Mensch wurde durch diese harte Schule gestählt und erfindungsreich.
Rrrichtick!
Gelobt sei, was hart macht. Stillgestanden!
Nee, im Ernst: Nie war der Mensch so verweichlicht wie heute, nie war die Überlebensquote höher und nie waren Menschen so reich und gut versorgt, selbst in den ärmsten Hungerländern der heutigen Welt!
Zur Zeit, da Jesus [...]


Wer?
Nun in der Neuzeit versucht die Natur uns mit Aids und dem Krebs zu dezimieren.

Das gabs auch früher schon. Nur wurden die meisten nicht so alt, dass sie ihren ersten ordentlichen Krebs noch erlebten.
Burn out oder Ads und Adhs sind, meiner Meinung nach, erfundene Krankheiten, deren Diagnostiken mehr und mehr zunehmen.
Das ist endlich mal richtig.
Dazu gesellen sich viele andere Psychozipperlein, die erfunden sind und deren Inhaber mal ein paar Tage was Zielgerichtetes tun, Verantwortung für sich selbst übernehmen müssen, um sie gleich wieder los zu sein.
In den fünfziger Jahren, als es noch keine PC´s und Handys gab, [...]
Au Mann, sorry, der Schmarren macht mir Zahnschmerzen!
In den 50er bis 70er war der Leistunggsdruck eher noch größer als heute, viel größer sogar. Die Gewalt gegen leistungsunwillige oder -fähige Schüler /innen war massiv und allgegenwärtig.
Aber weit aus wichtiger war [...] waren Kinder respektvoll.
Und Frauen auch. Wie es sich gehört. :twisted:
Aber es gibt ja die Rettung durch Psychopharmaka.


Ichsachmal: Bei dem Uniformitätsdruck und Leistungszwang der 50er bis 70er hätte man diese Psychopharmaka noch häufiger eingesetzt als heute, wenn es sie gegeben hätte.

Der Rest ist Elternbashing. Ja, wir unverstandenen Pervs sind doch die besseren Kinderversteher *seufz*

Sakura
:wegrenn:

Cool bleiben und nicht persönlich nehmen: Ich hab auch grade mal ziemich viel Zeit
"Destiny is always revised. Anytime, everywhere." (Siddhartha)
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Ovid
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Re: Gedanken zu ADHS

Beitrag von Ovid »

Naja, was heißt eigentlich erfunden? Jede Krankheit wird irgendwann mal definiert und ist somit irgendwie auch erfunden. Man kann immer die Sinnhaftigkeit einer Defintion anzweifeln.

Der Verwirrungsfaktor liegt wohl darin, dass die Ursache für AD(H)S allerdings vorwiegend soziogen ist, also versursacht durch unsere moderne wohlstandshabende sesshafte Gesellschaftsstruktur, die für einige Menschen mit bestimmten genetische Veranlagungen problematisch ist.

Deswegen ist es nur fair anstatt von irgendwelchen Tabletten die Lebensweise der betroffenen Kinder einfach aktiver zu gestalten.

Und in einigen hundertausend Jahren räumt die Evolution dieses Problem dann auch aus dem Weg. :lol:
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Amiga
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Re: Gedanken zu ADHS

Beitrag von Amiga »

Raus mit den Kids in die Natur,am besten in Begleitung von uns ! Kinder brauchen keinen Pillen sondern nur Geborgenheit,Liebe und Gefühl Ernst genommen und anerkannt zu werden !
Scheiß RTL !
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Jean Valjean
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Re: Gedanken zu ADHS

Beitrag von Jean Valjean »

So true....
"Wer die Sicherheit der Freiheit vorzieht, wird immer in der Unfreiheit landen – und damit in der schlimmsten Unsicherheit, die dem Menschen widerfahren kann."

Roland Baader
Kumatora
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Re: Gedanken zu ADHS

Beitrag von Kumatora »

Ich hab auch mal gelesen, dass der Entdecker von ADHS auf dem Totenbett gestanden haben soll, dass er die Krankheit nur erfunden hat.

@Tropi
Viele Psychokrankheiten würde ich als erfunden bezeichnen. Es sind meist nur Krankheiten, weil sich die Leute dadurch zu "abnormal" verhalten. (wie auch bei Pädophilie)

Ich kann dir beim Großteil deines Textes zustimmen, andererseits ist mein kleiner Bruder auch sehr viel am PC und hat keinerlei Probleme.
Tox-ID:
94006767FAD643D52F72CC96F0444FD5D8EBBDB11BEE462DF76C329F74FB055BFDE5039D64A3
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gelöscht_23
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Re: Gedanken zu ADHS

Beitrag von gelöscht_23 »

Sakura ahat geschrieben:
Nie war der Mensch so verweichlicht wie heute,


Das stimmt. Sicherlich ist AD(H)S, wie auch Ovid schon angemerkt hat, zu teil soziogen, teils ist das Syndroms AD(H)S aber auch der Tatsache geschuldet, dass die Kinder heutzutage nicht mehr richtig müde werden, da harte körperliche Anstrengung und Spielen / Toben an der frischen Luft heutzutage out sind.

Ein dritter Aspekt, der gleichsam in Tropis Text anklingt, spukte mir auch schon durch den Geist - dass das, was manchmal als Gezappel von Kindern bezeichnet wird, oft eher Verhaltensmuster sind, die sich durch einen Mangel an Respekt generell den Mitmenschen gegenüber charakterisieren lassen, sodass mithin das daraufhin heutzutage verabreichte Ritalin sogar als Surrogat für die körperliche Züchtigung von dereinst betrachtet werden kann.
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Re: Gedanken zu ADHS

Beitrag von asgl »

Interessant ist doch, dass ADHS überwiegend bei Jungs diagnostiziert wird und diese bzw. die Eltern erst auf Initiative der GrundschullehrerInnen zum Psych geschickt wurden. Kleine Mädchen sind ja auch viel lieber und sagen viel öfter, was Frau LEErerin hören will.

Ich hab zu DDR-Zeiten mit vielen Kindern zu tun gehabt und nicht einmal irgendwas von ADHS gehört. Und Kindern, die es schwer in der Schule hatten, wurden auch nicht in "Lernbehinderten"-Schulen geschickt.



Liebe Grüße
asGL
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Ovid
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Re: Gedanken zu ADHS

Beitrag von Ovid »

suliko hat geschrieben: teils ist das Syndroms AD(H)S aber auch der Tatsache geschuldet, dass die Kinder heutzutage nicht mehr richtig müde werden, da harte körperliche Anstrengung und Spielen / Toben an der frischen Luft heutzutage out sind.
asgl hat geschrieben:Interessant ist doch, dass ADHS überwiegend bei Jungs diagnostiziert wird und diese bzw. die Eltern erst auf Initiative der GrundschullehrerInnen zum Psych geschickt wurden. Kleine Mädchen sind ja auch viel lieber und sagen viel öfter, was Frau LEErerin hören will.
Auch das ist übrigens soziogen.
Bei Involvierung der Ärzte: zusätzlich iatrogen, wenn diese das Problem verschlimmern.

Zum Vergleich: Viele Missbrauchssymptome sind auch soziogen und iatrogen.

Also: Die Leiden sind echt und keinesfalls erfunden, nur über die Ursachen sollte man sich gesellschaftlich schämen, anstatt die Verantwortung von sich zu weisen.
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Jonny
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Re: Gedanken zu ADHS

Beitrag von Jonny »

ADS geht nie weg man hat es ein Leben lang ich bin immer noch stark eingeschränkt und muss bald wieder Tabletten nehmem?
ricochet:jsxji5wy47wudli6

TOX CCE4A341BFEF75377571186F62F54708D261C5324E48A4C6D0B0D72DC60B5038B691F8EDCF91
An alle Pedohasser

https://www.youtube.com/watch?v=09vFKfpyuII
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Waldbär
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Re: Gedanken zu ADHS

Beitrag von Waldbär »

Sakura hat geschrieben:In den 50er bis 70er war der Leistunggsdruck eher noch größer als heute, viel größer sogar. Die Gewalt gegen leistungsunwillige oder -fähige Schüler /innen war massiv und allgegenwärtig.
Vielleicht muss man da die Art von Gewalt unterscheiden. Ich könnte diesen Satz jedenfalls so nicht betätigen. Viele Kinder heute haben in der Schule deutlich mehr zu tun als ich mit der Arbeit. Die Arbeitszeiten sind ähnlich, jedenfalls wenn ich so den typischen 8 bis 9-Stunden-Tag habe. Und dann ist aber nix mit Ruhe, sondern dann muss noch gelernt werden, irgendwelche Ausarbeitungen gemacht und abends dann noch der obligatorische Sportverein. Alle Verantwortung übernehmen irgendwelche Erwachsenen, gleichzeitig wird dem Kind aber immer mehr das Gefühl gegeben, funktionieren zu müssen. Ich kenne eine 13yo Gymnasiastin, die hat laut ihrem Daddy "lernfreie Wochenenden" - so alle paar Monate mal eines. Nebenbei gibts den sozialen Druck, in den Netzwerken zu bestehen. Die erzwungene Gemeinschaft in der Schule wird zum dominierenden Faktor, weil für ausserschulische Freundschaften kaum noch Zeit bleibt. Wenn diese Gemeinschaft für ein Kind der blanke Horror ist, ist es kaum möglich, psychisch unbeschadet da herauszukommen.

In meiner Kindheit war auch ein Lerndruck da, Gewalt? Sicher. In der Grundschule gabs bei mir noch vom Lehrer den Hintern versohlt, mit dem Zeigestock. Dennoch habe ich ihn geschätzt: weil er seine ganze Kraft hineinlegte, uns etwas beizubringen, und uns als Kinder respektierte. Mobbing? Auch. Aber man wusste: die Scheiße ist spätestens um 13:00 Uhr vorbei, und dann fängt das Leben an. Andere Lehrer waren Arschlöcher, aber die meisten hatten sogar Ahnung. Man selbst war näher an der Welt der Erwachsenen und musste Verantwortung für sein Tun übernehmen, aber es wurde einem auch die Freiheit geschenkt, als Kind selbständig agieren zu dürfen. Freunde kamen nicht nur aus der Klassengemeinschaft, sondern waren selbst ausgesucht aus dem Viertel, Verein war zu teuer und man beschäftigte sich eh nach eigenem Interesse.
Ich denke mir öfters, dass ich heute und hier nicht Kind sein möchte. Ich würde das nicht aushalten.
Inzwischen scheint es mir, als finde man die "normalsten" Teens auf der Hauptschule. Priorität: Leben, und vielleicht sogar bewußt so ausgesucht. Nicht immer nur kämpfen müssen, Zeit haben für sich selbst, selbstbestimmt sein und Reserven haben statt ständig am Limit zu rödeln.
-

Ein Argument betreffend ADS wurde noch nicht genannt: die ständige Konditionierung der jungen Gehirne auf Action. Es wird einfach nicht geübt, seine Aufmerksamkeit auf etwas Statisches zu lenken, weil heute alles zappelt und lärmt. Und um bemerkt zu werden, muss es noch mehr zappeln und lärmen. Ist ja auch eingängiger: statt eine schnöde manpage zu lesen, zieht man sich lieber ein "howto"-Video auf YT rein. Geht sogar mir schon so.

Waldbär
Liebst du die Sonne? ©Mima

http://waldbaer.leadhoster.com/
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gelöscht_23
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Re: Gedanken zu ADHS

Beitrag von gelöscht_23 »

Howto-Videos bringen aber eigentlich auch oft mehr als manpages - aber in diesem Punkt:
Es wird einfach nicht geübt, seine Aufmerksamkeit auf etwas Statisches zu lenken
...hast Du schon Recht. Insbesondere das Internet, mit dem ich glücklicherweise noch nicht aufgewachsen bin, stellt eine reizüberflutung ohne Gleichen dar, die mit Sicherheit nicht spurlos an der Psyche vorbeigeht.
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