Stelle dir eine leere Küche vor.
Stelle dir vor alle Zutaten zum Backen eines Kuchens stehen bereit.
Stelle dir keine roten Kirschen vor!
Und jetzt versuche ein Leben lang auf Torte zu verzichten, Kirschen erlaubt.
Zugegeben sonst ist das Interview ganz gut.Der Sonntag: Versuchen viele, sich mit sogenannten Kinderpornos zu "begnügen"?
Marc Graf: Ja. Aber wir sagen klar: Diese Filme haben nichts mit Pornografie zu tun, es sind Missbrauchsdarstellungen. Außerdem erhöht der Konsum von Pornografie die Wahrscheinlichkeit eines Missbrauchs. Stellen Sie sich vor, Sie haben eine Schwarzwäldertorte und würden so gern ein Stück essen, wollen aber verzichten. Nun sind Sie allein zu Hause und statt Ihrer Lust nachzugeben, schauen Sie im Internet Filme, wie man Schwarzwäldertorte herstellt, wie andere genüsslich Schwarzwäldertorte essen...
Der Sonntag: Kaum einer wird so tief verabscheut wie der Pädophile. Betroffene berichten, dass sogar Ärzte die Behandlung ablehnen.
Die Stigmatisierung ist extrem. Es ist ein gesellschaftlicher Abwehrmechanismus: Man lenkt von eigenen Unzulänglichkeiten ab, indem man auf jene zeigt, die vermeintlich noch schlimmer sind. Das ist traurig. Denn niemand kann für seine Veranlagung etwas. Aber: Man ist verantwortlich, wie man mit seiner Veranlagung umgeht. Jeder Pädophile, der Hilfe sucht, verdient Respekt. Ich kenne viele Patienten, die den Mut gefasst haben, sich einem Therapeuten anzuvertrauen, und zurückgewiesen wurden: Ich habe Kinder, ich kann Sie nicht behandeln, sagen die Therapeuten. Wer das zwei, drei Mal erlebt hat, der gibt auf.