http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpoli ... 31,00.html
02.10.2009
Australien
Wie Cybercops Kinderporno-Konsumenten jagen
Die australische Polizei setzt eine Spezial-Software ein, um Konsumenten und Anbieter von Kinderpornografie zu schnappen. Die Ermittler rechnen für die nächste Zeit mit Hunderten von Verhaftungen. Die Fahnder überwachen Filesharing-Netzwerke, die von den Pädophilen benutzt werden.
Victoria - Die australischen Kinderporno-Fahnder benutzen eine Software, die in den USA entwickelt wurde. Im Grunde setzen sie damit auf eine ähnliche Methode wie die Musikindustrie, die in Peer-to-Peer-Netzwerken (P2P) nach illegal getauschten Songs fahnden lässt: Bestimmte Files werden verfolgt, wer sie herunterlädt oder zum Download anbietet, kann über seine IP-Adresse identifiziert werden.
Die Kinderpornografie-Fahnder arbeiten dabei gewissermaßen mit Ködern: Sie identifizieren kinderpornografische Abbildungen, die man aus früheren Ermittlungsverfahren bereits kennt, und verfolgen diese dann in den P2P-Netzwerken. Wer sich an einer solchen Tauschbörse beteiligt, legt dabei zwangsläufig seine IP-Adresse offen - es ist also nachzuverfolgen, wer welche Datei anbietet und wer sie herunterlädt. Man könne auf diese Weise, so die australische Zeitung "The Age", "Inhalte und Bilder auf Computern identifizieren, ohne dafür einen richterlichen Durchsuchungsbeschluss zu benötigen oder Razzien durchzuführen".
P2P-Netzwerke, die etwa auf der Bittorrent-Technik basieren (siehe Kasten in der linken Spalte), erlauben es unter Umständen, auf die als öffentlich markierten Ordner auf den Rechnern der Netzwerk-Teilnehmer direkt auch von außen zuzugreifen.
"Kontakttäter" sollen besonders kenntlich gemacht werden
Im australischen Brisbane gibt es eine auf die Jagd nach kriminellen Pädophilen spezialisierte Polizeitruppe namens "Taskforce Argos", die seit Monaten eine Spezialsoftware einsetzt, die derartige Netzwerkrecherchen möglich macht. Man habe, sagte Detective Sergeant Peter Ravlich "The Age", schon vierzig Verdächtige verhaftet, seit man im März begonnen habe, die Software einzusetzen. Man habe "zehntausende Bilder" beschlagnahmt.
Die Software mit dem Namen "Operation Fairplay" stellt dem Bericht zufolge sofort eine Verbindung zwischen den IP-Adressen und einer Karten-Ansicht her. Laut "The Age" ist auf der entsprechenden Karte "Melbourne voller roter Punkte", die alle verdächtige Computer markieren. Das System soll auch in der Lage sein, die Verdächtigen in eine Rangfolge zu bringen - damit die Polizei sich auf jene konzentrieren kann, die tatsächlich selbst Kinder missbrauchen. Solche sogenannten Kontakttäter könne man oft anhand des auf ihren Rechnern gespeicherten Materials identifizieren, sagte Glen Davies von der Polizei in Victoria dem "Sydney Morning Herald". Die oberste Priorität der Beamten sei es, potentielle Opfer zu retten.
Das deutsche Filtergesetz hilft gegen solche Netze nicht
Die Software wird auch in anderen Ländern eingesetzt, darunter England, Frankreich und Schweden, sowie, allen voran, die USA. Allein im US-Staat Virginia hätten Fahnder mit Hilfe des Systems im Verlauf von 30 Monaten über 20.000 Rechner identifiziert, auf denen kinderpornografisches Material zu finden war, berichtete die "Washington Post" im Frühjahr 2008. "CNet News" zufolge hatten US-Ermittler im Jahr 2008 landesweit bereits 600.000 Rechner mit entsprechenden Dateien identifiziert - viel mehr als die dortigen Polizeibehörden tatsächlich untersuchen könnten.
Die Polizeibehörden, die "Operation Fairplay" nutzen, tauschen laut "The Age" auch untereinander Informationen aus. Dass diese Methode so effektiv ist, zeigt nicht zuletzt eines: Kriminelle Pädophile tauschen Kinderpornografie in der Regel über solche informellen, anfangs schwer zu überwachenden Netzwerke.
Frage:
Man kann wohl auch via Tor in P2P-Netzwerke einsteigen, nehme ich an. Dann ist der Teilnehmer wohl nicht identifizierbar.