Auf Netzpolitikorg gab es dazu einen Artikel. 05.10.2023 um 05:19 Uhr - Gastbeitrag, Nicola*
Einige Tage nach der Durchsuchung fragte das Stuttgarter Landeskriminalamt erneut nach Passwörtern, da sie die Daten von rund 40 der beschlagnahmten Asservate nicht einmal kopieren konnten, darunter auch die des MacBooks. Sollten wir uns weigern, die Passwörter herauszugeben, drohte das LKA mit Kontaktaufnahme zu unseren Arbeitgeber:innen. Am nächsten Tag wurde einem ebenfalls beschuldigten Kollegen und mir gekündigt, wir waren beide in der Probezeit.
Das LKA drohte damit, die Geräte, deren Daten sie nicht kopieren konnten, zu zerstören. Nicht als Rachemaßnahme, sondern weil die Zerstörung eine unvermeidliche Folge des Ausbaus der internen SSD-Festplatte ist. Denn die Polizei wollte unbedingt eine Kopie der Daten, um diese anschließend per Brute Force zu entschlüsseln. Doch damit wären die Ermittelnden keinen Schritt weiter gekommen, sie hätten lediglich das sündhaft teure Gerät für immer unbrauchbar gemacht.
Um die Zerstörung zu verhindern, schickte mein Anwalt der Karlsruher Staatsanwaltschaft einen Link zu einer Apple-Support-Seite, die Informationen zu FileVault enthält, wie Apple seine Festplattenverschlüsselung nennt. Dort konnte der ermittelnde Staatsanwalt sich über Folgendes informieren:
Ohne gültige Anmeldeinformationen oder einen kryptografischen Wiederherstellungsschlüssel bleibt das interne APFS-Volume verschlüsselt und vor unbefugtem Zugriff geschützt, selbst wenn das physische Speichergerät entfernt und an einen anderen Computer angeschlossen wird.
Mit der Realität konfrontiert, musste das baden-württembergische LKA eingestehen, dass die Zerstörungspläne im Fall des MacBooks mit Sicherheit erfolglos bleiben würden. Somit stellte der Ausbau der SSD keine Ermittlungsmaßnahme dar, denn eine solche muss wenigstens eine minimale Aussicht auf Erfolg haben. Daraufhin wurde der Mac verschlüsselt und unkopiert Ende September herausgegeben.
Alle anderen Computer und Datenträger lagern weiterhin beim LKA.