von Gast87 » 29.01.2022, 11:23
Projektionen der eigenen Gefühle und Wünsche in ein Kind. Fatal. Kinder wissen gar nicht worum es geht, können es nicht einordnen, fühlen es so nicht und können häufig auch nicht rechtzeitig "nein" sagen, weil sie den liebevollen Erwachsenen nicht enttäuschen wollen.
Verliebtheit, immer mehr aufeinander bezogen sein, Kuscheln, Intimitäten... die eine Perspektive.
Aufmerksamkeit, Wertschätzung, Liebe, schöne Erlebnisse, Unsicherheit, Verwirrung, Scham die andere.
Anbahnung, emotionaler Missbrauch, sexueller Übergriff... so ist es für die andere Seite, wenn der Mensch, der das Kind war, dann erwachsen ist.
Informed consent - gibt es nicht mit Kindern.
Die Wahrnehmungsverzerrung bedeutet nicht, dass jemand nicht wahrnimmt was er fühlt, sondern dass er nicht wahrnimmt, dass das Gegenüber etwas anderes fühlt. Eine andere Art von Liebe.
Ein paar Beispiele... von der Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs:
"Keiner hatte Zeit für mich 7-jährigen. In unserer Straße war ein kleines Fotogeschäft. Irgendjemand kam auf die Idee, ich könnte in diesem Fotogeschäft Hausaufgabenhilfe bekommen. Ich war damals ein aufgewecktes Kerlchen und dachte: Finde ich cool. Und der Typ war auch ganz nett, bei dem gab es immer Kakao und etwas Leckeres zu essen. Der hat mir das Gefühl gegeben, ich wäre ein bisschen wichtig, denn ich konnte mithelfen: Mal seinen Dachboden aufräumen und vielleicht Staub wischen.
Die Grundschule ging damals nur bis mittags. Zu Hause war keiner. Also bin ich in den Fotoladen. In der Mittagspause wurde die Tür zugeschlossen und der Vorhang zugemacht. Da fingen dann langsam diese Anbahnungen an. Zuerst wurden Fotos gesichtet und geprüft. Da waren manchmal auch freizügigere Fotos dabei von Eheleuten. Und die lagen plötzlich offen rum. Er fragte: „Willst du mal gucken, wie findest du denn das?“ Ich: „Bäh, lass mich in Ruhe damit.“ Er: „Ach, das ist aber ganz schön.“ Und so fing dieser ganz langsame, schleichende Prozess an.
Letztendlich hat er mich in eine gewisse Form von Abhängigkeit gebracht. Am Anfang nicht mit Druck, sondern mit „Liebe“. Es gab kleine Geschenke, so hat er mein Selbstwertgefühl aufgebaut. Eines Tages sagte er, dass er mich auch mal fotografieren könnte. Fand ich erst mal toll. Wir haben ein paar Fotos gemacht, dann nur noch in der Badehose und schließlich auch Nacktfotos. Da fing es das erste Mal an mit Streicheln. Mein Problem war, ich wusste überhaupt nicht, was der da macht. Ich dachte: Das gibt es, das muss jetzt einfach so sein, das gehört dazu. (...) "
"Ich hatte in den 70er‐Jahren ein mehrere Jahre andauerndes sexuelles „Verhältnis“ zu meinem Kunstlehrer. Er war ein cooler Typ, Weltenbummler, Werklehrer, 32 Jahre alt und ich knapp 14 Jahre. Eines Tages fragte er mich nach dem Unterricht, ob ich ihn mal nachmittags besuchen wolle. Ich war erstaunt, neugierig, geschmeichelt, wusste aber auch, dass das nicht in Ordnung ist, und fragte nach dem Grund. Er wolle mir etwas zeigen, war seine Antwort. Aber er betonte, dass ICH es wirklich selbst entscheiden dürfe, ich könne ENTWEDER kommen ODER nicht. Es gab zwei Codeworte: „Oder“ heißt Ja, „Entweder“ heißt Nein. Ich solle mir ein paar Tage Zeit mit der Antwort lassen. Da begann für mich aus heutiger Sicht bereits der psychische Missbrauch.
Ich bin mit dem Fahrrad hingefahren, er wohnte im Nachbardorf, es wurde ein etwas verwirrender Nachmittag. Er sagte, er habe sich in mich verliebt, wisse aber, dass das nicht ginge, er wolle mich einfach nur mal im Arm halten. Weiter ist an diesem Nachmittag nichts passiert. Also fuhr ich immer wieder hin, irgendwann kam es dann zum Missbrauch. Ich wollte das nicht und wollte es doch. Ich war sehr ambivalent, es war ja irgendwie schmeichelhaft und dennoch fühlte ich mich nicht frei in meiner Entscheidung. (...)"
"Die sexuellen Übergriffe haben ganz langsam angefangen. Heute weiß ich, dass dies häufig so ist. Erst mal nur ein bisschen Raufereien und so liebevoll rumkabbeln. Und dann auch mal dabei irgendwelche Stellen berühren, wo man vielleicht nicht unbedingt berührt werden möchte. Aber ich habe mir damals überhaupt nichts dabei gedacht. Irgendwann kam das Thema Fotografieren ins Spiel: „Kann ich mal, wenn du da so mit freiem Oberkörper stehst, kann ich mal ein Foto von dir machen an der Werkbank? Oh, das ist total cool, wie das aussieht.“ Ich fand das dann toll. Oh ja, der fotografiert mich. Ich habe gar nicht geschnallt, wie langsam die Grenzüberschreitungen stattgefunden haben, als er dann auch im Freibad fotografieren wollte. Zu diesen Freizeitaktivitäten war ich immer mit ihm allein. Das hat mir das Gefühl gegeben: Ich bin was Besonderes. Es war ganz ausgeklügelt, dieses System. Manchmal sind wir an Wildbadestellen gegangen, wo es FKK gab. Dann kam von ihm: „Du kannst dich doch auch nackt machen, brauchst dich nicht schämen. Guck mal, die liegen doch alle nackt.“ Und dann hat er mich so fotografiert. Das wurde immer normaler für mich: Na da ist ja gar nichts dabei, wenn er mich nackt sieht.
Die ersten wirklichen Übergriffe mit Oralverkehr haben mich schon total aus dem Konzept gebracht. Ich habe mich gefragt, ob das so sein soll, was da gerade abläuft. Aber zu dem Zeitpunkt war das Verhältnis bereits sehr vertraut und ich dachte, auf der einen Seite tut er mir Gutes, und dann sind da Sachen, die ich machen muss, die ich nicht so gerne mache. Das lernt man als Kind eh, auch in der Schule.(...)"
Projektionen der eigenen Gefühle und Wünsche in ein Kind. Fatal. Kinder wissen gar nicht worum es geht, können es nicht einordnen, fühlen es so nicht und können häufig auch nicht rechtzeitig "nein" sagen, weil sie den liebevollen Erwachsenen nicht enttäuschen wollen.
Verliebtheit, immer mehr aufeinander bezogen sein, Kuscheln, Intimitäten... die eine Perspektive.
Aufmerksamkeit, Wertschätzung, Liebe, schöne Erlebnisse, Unsicherheit, Verwirrung, Scham die andere.
Anbahnung, emotionaler Missbrauch, sexueller Übergriff... so ist es für die andere Seite, wenn der Mensch, der das Kind war, dann erwachsen ist.
Informed consent - gibt es nicht mit Kindern.
Die Wahrnehmungsverzerrung bedeutet nicht, dass jemand nicht wahrnimmt was er fühlt, sondern dass er nicht wahrnimmt, dass das Gegenüber etwas anderes fühlt. Eine andere Art von Liebe.
Ein paar Beispiele... von der Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs:
"Keiner hatte Zeit für mich 7-jährigen. In unserer Straße war ein kleines Fotogeschäft. Irgendjemand kam auf die Idee, ich könnte in diesem Fotogeschäft Hausaufgabenhilfe bekommen. Ich war damals ein aufgewecktes Kerlchen und dachte: Finde ich cool. Und der Typ war auch ganz nett, bei dem gab es immer Kakao und etwas Leckeres zu essen. Der hat mir das Gefühl gegeben, ich wäre ein bisschen wichtig, denn ich konnte mithelfen: Mal seinen Dachboden aufräumen und vielleicht Staub wischen.
Die Grundschule ging damals nur bis mittags. Zu Hause war keiner. Also bin ich in den Fotoladen. In der Mittagspause wurde die Tür zugeschlossen und der Vorhang zugemacht. Da fingen dann langsam diese Anbahnungen an. Zuerst wurden Fotos gesichtet und geprüft. Da waren manchmal auch freizügigere Fotos dabei von Eheleuten. Und die lagen plötzlich offen rum. Er fragte: „Willst du mal gucken, wie findest du denn das?“ Ich: „Bäh, lass mich in Ruhe damit.“ Er: „Ach, das ist aber ganz schön.“ Und so fing dieser ganz langsame, schleichende Prozess an.
Letztendlich hat er mich in eine gewisse Form von Abhängigkeit gebracht. Am Anfang nicht mit Druck, sondern mit „Liebe“. Es gab kleine Geschenke, so hat er mein Selbstwertgefühl aufgebaut. Eines Tages sagte er, dass er mich auch mal fotografieren könnte. Fand ich erst mal toll. Wir haben ein paar Fotos gemacht, dann nur noch in der Badehose und schließlich auch Nacktfotos. Da fing es das erste Mal an mit Streicheln. Mein Problem war, ich wusste überhaupt nicht, was der da macht. Ich dachte: Das gibt es, das muss jetzt einfach so sein, das gehört dazu. (...) "
"Ich hatte in den 70er‐Jahren ein mehrere Jahre andauerndes sexuelles „Verhältnis“ zu meinem Kunstlehrer. Er war ein cooler Typ, Weltenbummler, Werklehrer, 32 Jahre alt und ich knapp 14 Jahre. Eines Tages fragte er mich nach dem Unterricht, ob ich ihn mal nachmittags besuchen wolle. Ich war erstaunt, neugierig, geschmeichelt, wusste aber auch, dass das nicht in Ordnung ist, und fragte nach dem Grund. Er wolle mir etwas zeigen, war seine Antwort. Aber er betonte, dass ICH es wirklich selbst entscheiden dürfe, ich könne ENTWEDER kommen ODER nicht. Es gab zwei Codeworte: „Oder“ heißt Ja, „Entweder“ heißt Nein. Ich solle mir ein paar Tage Zeit mit der Antwort lassen. Da begann für mich aus heutiger Sicht bereits der psychische Missbrauch.
Ich bin mit dem Fahrrad hingefahren, er wohnte im Nachbardorf, es wurde ein etwas verwirrender Nachmittag. Er sagte, er habe sich in mich verliebt, wisse aber, dass das nicht ginge, er wolle mich einfach nur mal im Arm halten. Weiter ist an diesem Nachmittag nichts passiert. Also fuhr ich immer wieder hin, irgendwann kam es dann zum Missbrauch. Ich wollte das nicht und wollte es doch. Ich war sehr ambivalent, es war ja irgendwie schmeichelhaft und dennoch fühlte ich mich nicht frei in meiner Entscheidung. (...)"
"Die sexuellen Übergriffe haben ganz langsam angefangen. Heute weiß ich, dass dies häufig so ist. Erst mal nur ein bisschen Raufereien und so liebevoll rumkabbeln. Und dann auch mal dabei irgendwelche Stellen berühren, wo man vielleicht nicht unbedingt berührt werden möchte. Aber ich habe mir damals überhaupt nichts dabei gedacht. Irgendwann kam das Thema Fotografieren ins Spiel: „Kann ich mal, wenn du da so mit freiem Oberkörper stehst, kann ich mal ein Foto von dir machen an der Werkbank? Oh, das ist total cool, wie das aussieht.“ Ich fand das dann toll. Oh ja, der fotografiert mich. Ich habe gar nicht geschnallt, wie langsam die Grenzüberschreitungen stattgefunden haben, als er dann auch im Freibad fotografieren wollte. Zu diesen Freizeitaktivitäten war ich immer mit ihm allein. Das hat mir das Gefühl gegeben: Ich bin was Besonderes. Es war ganz ausgeklügelt, dieses System. Manchmal sind wir an Wildbadestellen gegangen, wo es FKK gab. Dann kam von ihm: „Du kannst dich doch auch nackt machen, brauchst dich nicht schämen. Guck mal, die liegen doch alle nackt.“ Und dann hat er mich so fotografiert. Das wurde immer normaler für mich: Na da ist ja gar nichts dabei, wenn er mich nackt sieht.
Die ersten wirklichen Übergriffe mit Oralverkehr haben mich schon total aus dem Konzept gebracht. Ich habe mich gefragt, ob das so sein soll, was da gerade abläuft. Aber zu dem Zeitpunkt war das Verhältnis bereits sehr vertraut und ich dachte, auf der einen Seite tut er mir Gutes, und dann sind da Sachen, die ich machen muss, die ich nicht so gerne mache. Das lernt man als Kind eh, auch in der Schule.(...)"