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Sairen
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Registriert: 08.10.2008, 19:19

Re: Hysterie oder Missverständnis?

Beitrag von Sairen »

Ich frage mich schon seit langem:
Ist eine Hysterie in bestimmter Hinsicht vlt. sogar zweckmäßig, in der Art, dass ohne die Hysterie viele Untaten unentdeckt bleiben würden, und der Preis dafür nunmal ist, dass dann solche Schlappen wie hier passieren.

Oder gibt es, also existiert die Möglichkeit, dass es einen sensibleren Umgang in dieser Thematik mit ähnlicher "Erfolgsrate" gibt. Oder müsste man mit einer höheren Dunkelziffer einbüßen? Selbst dann könnte man sich zusätzlich fragen, ob das bessere Klima dann aufgrund der Verhältnismäßigkeit ein "paar" unentdeckte Taten aufwiegt.

Schwer zu knacken diese Nuss.
Da kann man sich ja genauso gut fragen:
"Sind die Geld-unterschlagenden und in anderen Gebieten betrügenden Juden mehr geworden, weil man sie nicht mehr so streng bewacht?"
Die Antwort lautet: Nein, sie sind sogar weniger geworden.

Ich benenne an dem Punkt einfach mal die selbsterfüllende Prophezeihung.
Und hier kann ich eigentlich, wie auch schon in dem anderen Thread, Newton zitieren: Auf jede Kraft wirkt eine Gegenkraft, umso höher diese Kraft, umso höher ihre Gegenkraft.
Umso mehr man gegen Verbrechen tut, bzw. umso mehr die breite Menge diese Kraft verspürt, umso mehr wirkt sie dagegen.
Von daher ist eine Hysterie in jedem Fall kontraproduktiv.


Aber nochmal zu dem Fall:
Ich stelle mir das ungefähr so vor:
Autist greift den Arm des Mädchen --> Frau sieht es und alarmiert die Polizei!
(Es dauert im Durchschnitt 5 Minuten, bis die Polizei da ist)
0:05 Mädchen fordert Autist dazu auf, ihren Arm loszulassen
0:07 Autist geht drauf ein, geht
0:13 Kind geht wieder in die Kita rein
0:15 Nach einigem Träumen macht sich Autist weiter auf seinen Weg
1:21 Autist kommt in der Bäckerei an, zwei Leute stehen vor ihm an
1:42 Mädchen langweilt sich in der Kita und spielt deshalb heimlich mit ihrem coolen Handy, das ja eigentlich früher der Mama gehört hat, rum
2:04 Autist kommt in der Bäckerei dran
2:38 Nach einigem Überlegen verlässt er mit einer Marzipan-Schnitte und zwei Wasserweck den Bäckersladen.
3:59 Autist kommt an seine naheliegende Wohnung und schließt auf
4:21 Das Mädchen spielt inzwischen mit wesentlich jüngeren Kindern, um die Zeit zu überbrücken, bis sie endlich nach Hause kann.
4:56 Der Autist schmiert sich Mettwurst auf seinen Wasserweck.
5:00 Der Polizist kommt am Tatort an.
5:24 Der Autist hat sein Mettbrötchen aufgegessen und glotzt einige Löcher in die Luft
5:43 Der Polizist bricht die Tür des Autisten auf und nimmt den Mann wegen Verdachts auf Kindesmissbrauch fest.
See you on a dark night
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Ovid
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Registriert: 09.10.2008, 20:26

Re: Hysterie oder Missverständnis?

Beitrag von Ovid »

Sairen hat geschrieben: Da kann man sich ja genauso gut fragen:
"Sind die Geld-unterschlagenden und in anderen Gebieten betrügenden Juden mehr geworden, weil man sie nicht mehr so streng bewacht?"
Die Antwort lautet: Nein, sie sind sogar weniger geworden.
Nö. Ich weiss auch gerade nicht, warum du Juden und Betrug als Beispiel nimmst. Das passt nicht ganz.

Also, noch einmal mein Gleichnis, und dafür nehmen wir "Fälle von Missbrauch, die Sairen persönlich als strafwürdig sieht" und nennen sie A-Fälle.

Es gilt jetzt immer noch die Frage: Eine Hysterie, also eine Hypersensibilität mit vielen "false Positives", müsste doch theoretisch auch mehr A-Fälle aufdecken.
Sairen hat geschrieben: Ich benenne an dem Punkt einfach mal die selbsterfüllende Prophezeihung.
Da kann ich nur teilweise zustimmen. Zwar erfüllen sich konstruierte Missbräuche (die gar nicht existieren), und erzeugen somit Sekundärschäden.
Aber eine Hypersensibilität schreckt Täter allgemein eher ab, aus Angst die Taten nicht geheimhalten zu können.
Sairen hat geschrieben: Und hier kann ich eigentlich, wie auch schon in dem anderen Thread, Newton zitieren: Auf jede Kraft wirkt eine Gegenkraft, umso höher diese Kraft, umso höher ihre Gegenkraft.
Umso mehr man gegen Verbrechen tut, bzw. umso mehr die breite Menge diese Kraft verspürt, umso mehr wirkt sie dagegen.
Von daher ist eine Hysterie in jedem Fall kontraproduktiv.
Gut. Hysterie sagt man ja auch genau dann, wenn es zu "krass" wird. Es wird viele geben, die würden es nicht Hysterie nennen, sondern reine gesellschaftliche Vorsicht und Verantwortung. Soviel zum analytischen.

Nun aber zu deiner Gegenkraftsthese. Ich kann sie zwar nicht vollständig falsifizieren, genausowenig, wie du sie beweisen kannst.
Aber ich habe ein sehr starkes Indiz, was gegen deine These spricht:
Die Hysterie steigt und nach der Kriminalstatistik sinken die Missbrauchsfälle bei MEHR Anzeigen.

Wo ist da die steigende Gegenkraft?

Allein die steigende Anzahl der falschen Verdächtigungen sind alarmierend und die damit verbundenen Sekundärschäden. Das wäre schon einmal ein Argument gegen die Hysterie.

Es bleibt trotzdem noch die Frage offen: Ohne Hysterie, mehr unentdeckte Missbrauchsfälle?
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