Der Journalist Kolle war der wichtigste Vorkämpfer der sexuellen Aufklärung, die ab Mitte der 60er-Jahre den Kirchen die Vorherrschaft über Fragen der Sexualmoral streitig machte. Seine Filme sahen 140 Millionen Menschen in aller Welt.
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Oswalt Kolle
Oswalt Kolle war ein Menschenfreund, der sich eine Zivilisation der Zärtlichkeit wünschte. Wer abschätzen will, was Kolle geleistet hat, müsse sich die Zeit seines Wirkens vor Augen führen. Es war eine Zeit, in der weibliche Lust als Sünde, Homosexualität als ekelhafte Perversion und Jungfräulichkeit als heilig betrachtet wurden. Solche Vorstellungen, die heute fast nur noch in streng muslimischen Milieus vorherrschen, gehörten damals zum Programm der großen Volkskirchen, die für die geistige Orientierung in Politik, Schule, Fernsehen und Familie zuständig waren.
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So wurden die Deutschen aufgeklärt
Kolle - ein Leben für Liebe und Sex
Foto: WDR In "Kolle - ein Leben für Liebe und Sex" wurde der Regisseur 2001 selbst zum Film-Thema.
"Dein Mann - das unbekannte Wesen"
Foto: pa/akg-images
Damals ein Skandal: Vor 40 Jahren startete Oswalt Kolle seine Aufklärungsfilm-Reihe.
"Zum Beispiel Ehebruch"
Foto: pa/akg-images Der vierte Film hieß "Zum Beispiel: Ehebruch" (1969). Hier eine Szene mit Kathrin Kretschmer und Dieter Kaiser.
"Dein Mann - das unbekannte Wesen"
Foto: pa/akg-images Auch der Nachfolger "Dein Mann, das unbekannte Wesen" (1970) thematisierte Alltagsprobleme...
"Dein Mann - das unbekannte Wesen"
Foto: pa/akg-images ... und gab wertvolle Tipps zur Verbesserung des ehelichen Sex-Lebens.
Oswalt Kolle und Ruth Gassmann
Foto: pa / dpa Seinen ersten Aufklärungsfilm präsentierte Oswalt Kolle, hier mit Ruth Gassmann, am 23. Mai 1969 nach einem Bad während der Internationalen Filmfestspiele in Cannes.
Oswalt Kolle entkrampfte diese körperfeindliche Kultur. Er war der große Popularisierer, der die akademische Sprache der Psychologen und Sexualwissenschaftler verständlich machte. Bei ihm lernten die Deutschen, dass man über Sexualität reden kann. Als er die Leserinnen der Zeitschrift „Neue Revue“ aufforderte, über ihre Sexualität zu schreiben, erreichten ihn nicht 80 oder 100 wie er erwartet hatte, sondern 10.000 Briefe, viele davon sechs bis sieben Seiten lang.
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Die damals rebellierenden Studenten verachteten ihn als Retter der bürgerlichen Ehe und propagierten eine „sexuelle Revolution“. Doch Kolle wollte die Menschen nicht umerziehen, sondern ihnen Ängste nehmen. „Wenn man etwas verändern will,“ schrieb er, „muss das vorsichtig geschehen.“
Seine Wahlheimat war Holland, ein Land dessen Liberalität und Toleranz er schätzte. Die deutsche Staatsbürgerschaft gab er zurück. Im Jahr 2000 bekam er von der Deutschen Gesellschaft für Sozialwissenschaftliche Sexualforschung die Magnus-Hirschfeld-Medaille. Die offiziellen Stellen der Republik hatten nie eine Ehrung für ihn übrig.

Man ich hoffe man zeigt noch mal alle sein Filme gerade "Dein Kind das unbekannte Wesen" aber bitte Uncut.