Dass Pädophile durch eine Therapie darauf verzichten, ihre sexuellen Wünsche zu realisieren, gehört eher zu den seltenen Glücksfällen. Ein solcher kann eintreten, wenn der Patient über eine hohe Moralität verfügt, sozial gehalten ist und sein sexuelles Verlangen keinen suchtartigen Verlauf genommen hat. Den Ausschlag geben also die Persönlichkeit und die sonstigen Lebensumstände des Pädosexuellen.
http://www.zeit.de/2010/20/Interview-Sigusch?page=1Sie zeigen die Stärke und Moralität, von denen gerade die Rede war. Doch sie leben auf eine Weise, die tragisch genannt werden muss. Denn sie verzichten auf das, was ihnen am liebsten im Leben ist. Pädophilie heißt ja, dieser Mensch fühlt sich nur wohl, fühlt sich nur geborgen, wenn seine mehr oder weniger unbewusste Sehnsucht nach der eigenen als verloren erlebten Kindheit durch das kindliche Leben mit Kindern erfüllt wird. Ich möchte an dieser Stelle betonen, wie vielfältig die Erscheinungsformen von Pädosexualität und Pädophilie sind. Sie reichen von der bewundernswerten sexuellen Abstinenz über die ungenitale Liebe und Fürsorge, die einem Kind gut tut, bis hin zur Fetischisierung des kindlichen Körpers ohne weitere Ansprüche an die kindliche Person und, wenngleich sehr selten, bis hin zur Vergewaltigung eines wehrlosen Kindes.
(Die kindliche Sexualität nennt der Sexualwissenschaftler Sigusch einen "dunklen Kontinent")