Re: Verständnis


[ Baumstark-Rettungsforum ]


Geschrieben von Muli am 03. März 2001 09:24:37:

Als Antwort auf: Verständnis geschrieben von Sakura am 02. März 2001 18:29:44:

Hallo Sakura,

ich krieg ne Kriese. Mein Posting ist weg. Ich hatte dir an dieser Stelle bis heute morgen um 1/2 2 eine Antwort geschrieben und sie ist nicht mehr da.

Ich machs noch mal in Superkurzfassung:

>Ja, in diesem Zusammenhang sehe ich tatsächlich in der Ursachenforschung auch den Versuch einer im Ganzen negativen Bewertung der Pädophilie.

Verständnis meinerseits für diese Betrachtungsweise.
>..Wie sollen wir also ein Defizit beschreiben? Wir erkennen es doch NUR durch die willkürlich als negativ bewerteten Folgen wie z.B. eine nicht der Fortpflanzung dienende sexuelle Orientierung. Ich halte es also für einen logischen Zirkelschluss, wenn man hinter einer "negativen" Eigenschaft ein Defizit in der Kindheit sieht. Gefährlich wird es da, wo man diese angenommenen Ursachen später bei anderen Kindern durch eine entsprechend modifizierte Erziehung/Sozialisation zu vermeiden versucht.

Zirkelschluß in der Tat unzulässig. Sicher wird man ihn trotzdem nicht immer vermeiden können.

>>Vermutlich liegt hier also ein gigantisches Verständigungsproblem vor.
>Könnte sein, aber so fürchterlich gigantisch ist das auch nicht: Ich habe immer noch nicht verdaut, dass du, Korinna, vorschlägst, Kinder so zu erziehen, dass aus ihnen keine Pädos werden (können). Und hier wird doch ganz deutlich, dass du diese Eigenschaft als eine zu vermeidende negativ bewertest. Das habe ich schon richtig verstanden.

Ich habe betont, daß ich den Vorschlag NICHT gemacht habe und das pädagogische Verhindern von Pädophilie auch nicht zu meinen Zielen gehört. Ich kann Korinnas Intentionen aber verstehen, denn ich habe auch mal so gedacht.

>...Das würde nach deiner Logik bedeuten, dass erst am Ende einer Kausalkette eine Aussage über gute oder schlechte Erziehung möglich ist.

Zumindest in der Pädagigik ist ja praktisch sogar der Fall. Ob eine Erziehung und ihre Millionen Einzelfunktionen gut war kann man 20 Jahre später beurteilen.

>Siehst du jetzt, warum ich mich gegen Bewertungen und sogar gegen die Etikettierung eines Phänomens als defizitär sträube?

Durchaus. Verstanden und akzeptiert.

>Noch was zum Schluss: Die Lebensverhältnisse in den Industrieländern haben sich in den letzten Generationen radikal verändert. Die gesamte Erziehung und Sozialisation ist heute eine andere als um 1900. Ist das defizitär oder nicht? Ich wage hier mal eine Behauptung, mit allem Vorbehalt und offen für Korrekturen: Es sind doch gerade die Industrieländer ohne Kontinuität zu ihrer eigenen Vergangenheit, in denen Pädophilie auftritt. Vieles ist bequemer geworden, einiges aber auch gefährlicher - ein sicherer Leitfaden für den Umgang mit der eigenen Existenz ist nicht mehr vorhanden. Was früher lebenswichtig für eine stabile Bevölkerungsstruktur war, ist heute ein Haufen abgeschmackter Banalitäten: Religion wird zu Fundamentalismus, Heterosexualität zu brutaler Sentimentalität, Liebe zu gegenseitiger Ausbeutung. Nur die Worthülsen haben überdauert und man kann sicher sein, dass das was draufsteht, NICHT drin ist.

Dieser Satz verdient eine Menge Applaus!!!

>Aber der Hang zu einer Partnerschaft, einer sexuellen wohlgemerkt, in der auch die anderen emotionalen Bedürfnisse eines Erwchsenen aufgehoben sind, steckt in Jedem drin. Er kann in einer vollkommen umgekrempelten Umgebung, in der nichts mehr seine frühere Bedeutung hat, nur in einer völlig veränderten Weise ausgelebt werden.
>Ich will/kann nicht Liebe vortäuschen durch die Imitation einer bürgerlichen Existenz, wie es die anderen tun - und damit meist kläglich scheitern, wie die Scheidungsquoten eindrucksvoll belegen, auch nicht auf die mechanische Nachäffung von Pornos in einer Swinger-Existenz reduzieren, sondern ich suche den _früheren_Inhalt_ des leeren Wortes dort, wo es die meisten eben nicht tun.

Das ist tatsächlich ein sehr interessanter Gedanke, der sich auch mit den Erkenntnissen der Studien, die auf der letzten AHS-Tagung vorgestellt wurden decken würde (Stichwort Sexualität als Näheerlebnis). Allerdings würde ich da mal entgegenwerfen, daß ich "Kuschelsex" (ich reduziers mal auf ein Schlagwort...hab dich durchaus richtig verstanden) auch mit ner Frau haben. Cool. Aber der Gedanke ist sehr interessant und verdient es, näher betrachtet zu werden.

Liebe Grüße und ein schönes WE

Andreas




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