Ich glaube dieser Thread braucht ein bisschen Perspektive.
Ist ja schön, wenn man sich so sehr über Begriffe echauffieren kann und extrem getriggert wird. Aber wir dürfen hier nicht aus den Augen verlieren, was wir eig. vor uns haben.
Ich wiederhole und übersetze gerne noch einmal, was ein Artikel aus dem Quellenverzeichnis geschrieben hat
ohne das Wort willig zu verwenden. (so nett bin ich.

)
Flood, Michael, 2009 hat geschrieben: children and young people may deliberately seek
sexually explicit materials, whether online or offline, often with
motivations similar to those among adults.
Kinder und junge Menschen mögen
absichtlich sexuell explizites Material online oder offline aufsuchen, oftmals
mit ähnlichen Intentionen wie Erwachsene.
In Ordnung so?
Und was anderes noch:
Ich glaube auch viele sehen gerade den (Literatur-)Wald vor lauter Bäumen nicht und welcher Ton so eine Studie überhaupt anschlägt. Cocolinth mag das leicht fallen, aber das gilt ja nicht für alle.
(Expectation kann mir gerne bei der Übersetzung helfen, wenn ihm Begriffe nicht gefallen.)
Cocolinth hat mit Absicht (denke ich mal)
The American College of Pediatricians zitiert, weil man damit im Prinzip
Belege aus dem Munde des Gegners nimmt und wenig Angriffsfläche hinterlässt. Wenn sogar jemand mit einem völlig anderen Wertesystem Zugeständnisse macht, die die eigene Position stützt - wie kann man da noch falsch liegen?
Was meine ich damit? The American College of Pediatricians - Die sind ein ultrakonservativer amerikanischer Haufen der (zum Beispiel):
- Sex vor der Ehe ablehnt
- nur das heteronormative Bild einer Familie zwischen Mann und Frau akzeptiert
Siehe hier:
https://www.acpeds.org/about-us
Recognizes the fundamental mother-father family unit, within the context of marriage, to be the optimal setting for the development and nurturing of children and pledges to promote this unit.
[...]
Recognizes the physical and emotional benefits of sexual abstinence until marriage and pledges to promote this behavior as the ideal for adolescence.
Und jetzt kommt ja der Knaller.
Selbst
die geben zu, dass Kinder (ab 10) Pornographie konsumieren und selbst danach suchen. (Kann man ja auch kaum leugnen)
Das ist natürlich doof. Weil Sex und Pornographie und so... alles ekelhaft. Das geht als gutbürgerliche gesunde heterosexuelle Mama-Papa Vorzeigefamilie gar nicht.
Unter dieser Perspektive muss man jetzt die Studie lesen. Natürlich sind wir auch voreingenommen, deswegen gehen wir einfach so vor.
Wir lesen eine Aussage und schauen dann
womit diese Aussage gerechtfertigt wird.
Consumption of pornography is associated with many negative emotional, psychological, and physical health outcomes.
Pornographie-Konsum ist mit
vielen schlechten Auswirkungen für die emotionale, psychische und physische Gesundheit verbunden.
Das ist erst einmal so schwammig dahingestellt.
Mit welchen denn genau? Davon verraten sie uns nur ein paar. Von wegen:
Super schlimm! Das ist so viel. Wir zählen mal ein paar davon auf!
These include increased rates of depression, anxiety, acting out and violent behavior, younger age of sexual debut, sexual promiscuity, increased risk of teen pregnancy, and a distorted view of relationships between men and women.
Gehen wir doch mal alles durch.
1) Increased rates of depression and anxiety
Das finden wir im Text hier wieder:
These children can suffer all of the symptoms of anxiety and depression. They may become obsessed with acting out adult sexual acts that they have seen, and this can be very disruptive and disturbing to the child’s peers who witness or are victimized by this behavior. Children under twelve years old who have viewed pornography are statistically more likely to sexually assault their peers.17
Ok. Da steht jetzt eine
17 als Quellenangabe. Wir wollen jetzt natürlich wissen wer das herausgefunden hat, wie das herausgefunden wurde und was genau.
[16] Manning, Jill. The Impact of Internet Pornography on Marriage and the Family: A Review of the Research. Sexual Addiction and Compulsivity 2006, 13:131-165.
[17] Ibid.
Titel der Arbeit: Der Einfluss von Pornographie auf
Ehe und Familie. (merkt ihr was für ein Ton die Studie hat?)
Die Arbeit geht eigentlich die meiste Zeit völlig am Thema vorbei und konzentriert sich eher auf kaputte Familienverhältnisse, Eheprobleme, Kindesvernachlässigung - und Pornokonsum der Erwachsenen und versucht da irgendwie einen bösen Schuh draus zu machen.
Und jetzt eine kleine Textsuche. Es kommt weder das Wort
anxiety noch das Wort
depression vor.
Das ist ja ärgerlich. Theoretisch bezieht sich die Quellenangabe ja auch nicht auf den ersten Satz - aber der bleibt dann unbequellt.
Vielleicht war das aber auch eine Zusammenfassung und die Quellenangabe davor beschäftigt sich damit?
Die Quellenangabe davor war:
(
Flood, Michael. The Harms of Pornography Exposure Among Children and Young People. Child Abuse Review. 2009 Vol. 18:384-400.
viewtopic.php?p=359323#p359323)
Aber auch hier kommt
depression und
anxiety nicht vor.
Das ist einfach schlechte Arbeit. Ich bin mir sehr sicher man kann sich irgendwo zumindest eine kleine Korrelation zwischen z.B. Depression und Pornographiekonsum aus den Ärmeln schütteln oder sowas. (Auch wenn die kausale Richtung zweifelhaft ist. Macht Pornographiekonsum depressiv oder gucken depressive mehr Pornos?)
Es gibt noch einen Absatz wo z.B. anxiety und depression vorkommt. Hier etwas später:
These perspectives are likely to make it more difficult for young people to form lasting, meaningful relationships with the opposite sex, which will ultimately result in more anxiety, depression, and overall life dissatisfaction.35
Ok. Wir schauen die 35 mal nach.
[35] Michael Leahy, Porn University: What College Students Are Really Saying About Sex on Campus (Chicago: Northfield Publishing, 2009).
Ok sorry... aber das ist einfach nur ein Buch, was man bei Amazon kaufen kann. Keine Studie, keine wissenschaftliche Methodik, kein Peer Review... da unterhält sich jemand mit (einer Auswahl) Studenten darüber wie unglücklich sie sind nicht die tolle Vorzeigefamilie zu haben und keine tiefen romatische Beziehungen (wie aus Film und Fernsehen), sondern nur bedeutungslosen schlimmen Sex.
Also kein Sex vor der Ehe ist gesund, Leute! Sieht man doch!
2) Acting out and violent behaviour
Dazu passt wohl dieser Absatz aus Manning et. al.
Sexual Aggression
[...]
Additionally, Malamuth, Addison, and Koss (2000) found that very frequent
pornography use was associated with much higher rates of sexual
aggression among older adolescent boys and young men already at high risk
for aggressive behavior. High risk factors that were taken into consideration
for this study included impulsivity, hostility toward women, and promiscuity.
Youth who had the same risk levels of aggressive behavior, but who
consumed pornography “somewhat,” “seldom,” or “never” did not show the
same levels of sexual aggression.
Bedeutet: Aggressive Kinder, die aggressiv sind und viel Pornographie gucken, sind auch sexuell aggressiv...
Aber die interessante Frage ist doch: Was ist mit Kindern, die nicht aggressiv, sondern vlt. hohe soziale Anpassung innehaben und Pornographie gucken?
Die Behauptung Pornographie würde aggressiv machen wird hier gar nicht geprüft.
Hier wird nur gezeigt: Kinder,
die ohnehin schon aggressiv sind und sich so verhalten, agieren auch pornographisch aggressiv.
Ja ach....
3) age of sexual debut
Das glaube ich auch so. Pornographie animiert Kinder zum Nachmachen. Aber ist das was schlimmes? Das ist mehr eine Wertfrage.
Und natürlich kommt das auch drauf an ob die sexuelle Praktik harmlos oder körperlich gefährlich ist.
Aber das gilt natürlich auch für allerlei Youtube-Videos, wo z.B. jemand Waschmittel isst oder auf Zügen herumklettert. Also nicht der Bezug zur
Sexualität ist das Problem.
4) sexual promiscuity
Auch hier: Wo ist das Problem? Solange es nicht zu einem Suchtproblem wird, sind mehr sexuelle Aktivitäten nichts Schlimmes. Es ist etwas, was Spaß macht. Also soll man Kinder doch ihre sexuelle Selbstbestimmung lassen.
5) teen pregnancy
Klar. Wer mehr Sex hat, wird auch häufiger schwanger. Aber allgemein haben Amerikaner sich das Problem eher selbst eingebrockt. Sexuelle Aufklärung an den Schulen ist eine Katastrophe und je konservativer, religiöser der Staat (wo Sex weggeschwiegen wird), desto höhere Schwangerschaftsraten findet man in den USA.
Warum macht man es nicht einfach so wie in den Niederlanden? Wenige Teenager-Schwangerschaften bei viel Sexerei. Einfach in der Schule früh anfangen mit der Aufklärung.